Max hat geschrieben:Geschenkt. Solange Du nicht zeigen kannst, dass ein Satz wahr ist, ist 'Wahrheit' in etwa so nützlich wie die Idee des 'Sittlich Guten'.
Wenn ich mir den Fortschritt der Wissenschaft - das Näherkommen an die Wahrheit -
wie
definierst Du 'das Näherkommen an die Wahrheit'?
Max hat geschrieben:und die hervorragenden Konsequenzen und Möglichkeiten anschaue, welche die Wissenschaft mit sich bringt, muss ich konstatieren, dass diese Vorgehensweise sehr wohl nützlich ist.
Nun sind wir bei 'wahr' vs. 'nützlich'. Nun musst Du nur noch zeigen, dass ein Glaube an einen Gott die Wissenschaft hemmt, dann hast Du ein Argument. Aber Du wirst dann sehen, dass das sehr stark davon abhängt, was man unter 'Gott' versteht, denn viele Wissenschaftler haben kein Problem mit einem 'Gott' und methodisch sauberer Wissenschaft.
Max hat geschrieben:Schau mal in 'The God Delusion', S. 51. Seine Position 6, die er teilt, ist in etwa Agnostizsmus, wenn man bedenkt, was den Unterschied zwischen de facto und 'strong' atheist ausmacht. Wenn das für Dich kein Agnostizismus ist, müssten wir vielleicht erst noch Begriffe klären.
Ich finde diese Prozenttabelle irreführend und nutzlos. Zumal impliziert sie, dass die Aussagen, die man in bezug auf Götter trifft, sich von allen anderen dahingehend unterscheiden, dass sie nicht fehlbar wären und eine Prozentzahl angeben.
Schön, dass wir schon mal so weit ähnliche Auffassungen haben.
Max hat geschrieben:Nun aber zu meiner Terminologie:
Starker Agnostiker: Die Frage nach irgendwelchen Göttern ist grundlegend - für immer - unebantwortbar
Diese Position verrät den Agnostizismus, denn sie macht eine Aussage, die nicht haltbar ist: woher
weiß ich, dass das
immer der Fall sein wird?
Angenommen, der Himmel reißt auf und irgendwelche Götter veranstalten Armaggedon, wird auch ein starker Agnostiker kein Argument mehr haben.
Max hat geschrieben:Schwacher Agnostizismus: Man lässt die Frage offen
Das schon eher.
Max hat geschrieben:Atheistischer Agnostizismus: Die Frage ist unbeantwortbar, deshalb geht man davon aus, dass keine solchen Wesen gibt. (aus Sparsamkeitsgründen)
Warum sollte man sich überhaupt über die Existenz derartiger Wesen Gedanken machen?
Max hat geschrieben:Schwacher Atheismus: So werden wir alle geboren: Man glaubt einfach gar nichts.
Schwer zu beantworten. v Ditfurth sagte mal, so wie die Existenz eines Auges auf die Existenz einer Sonne hinweist, könnte das Denken auf einen Geist hinweisen. Vielleicht glauben Kinder nichts 'positives', aber es könnte durchaus sein, dass es ein Bedürfnis nach 'Religion' gibt. Ob das, wie Dawkins vermutet, nur eine Exaption ist, who knows?
Max hat geschrieben:Starker Atheismus oder Antitheismus: Es gibt keinen Gott.
Starker Atheismus okay, Antitheismus kann man weiter fassen: die Ablehnung des Theismus. Als Agnostiker kann ich problemlos Antitheist sein.
Max hat geschrieben:Dawkins sagt vielleicht, dass er zwischen den beiden letzteren steht, weil er Angst hat als Dogmatiker zu wirken. Aber es ist eine ganz andere Sache, ob das dann auch seine Überzeugung ist. Dawkins geht davon aus, dass es keine Zahnfee gibt - Wieso sollte er bei Göttern anders vorgehen?
Weil sich das Mem 'Zahnfee' ontisch vom Mem 'Gott' unterscheidet?
Vielleicht noch was Allgemeines: selbstverständlich muss man als Nicht-Theist dagegen kämpfen, dass auf der Basis dieses Weltbilds uns Sollen oder Lassen vorgeschrieben wird. Es ist auch nachvollziehbar, dass man dieses Problem an der Wurzel packen sollte, indem man gegen Gott(esbilder) argumentiert. Ich sehe da aber zwei Probleme: auf der einen Seite gibt es viele Menschen mit 'belief in belief'. Denen nimmt man möglicherweise so den Schnuller weg, und es stellt sich die Frage, ob es strategisch so pfiffig ist, sich diese Menschen zu Feinden zu machen. Auf der anderen Seite wird die Diskussion, vor allem mit etwas pfiffigeren Theologen, durchaus schwierig, denn die Fragen, um die es dann geht, sind nicht so trivial, wie viele sie sehen. Ich denke, dass man mit der agnostischen Position nicht feiges 'fence-sitting' betreiben muss, sondern man kann gegen das kämpfen, was einen beeinträchtigt, und muss sich nicht dauernd mit 'tu quoques' herumärgern. Wenn ich die Wahl zwischen 'feige' und 'inkonsistent' habe, bevorzuge ich 'feige'.