Aufsätze von Peter Singer

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Beitragvon Max » Mi 13. Jun 2007, 11:45

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Beitragvon HF******* » Mi 13. Jun 2007, 12:46

Schön, dass man die Artikel in deutscher Sprache ansehen kann.

Hier denkt er über die Ursache angeborener Ethik nach, übrigens aufgrund eines Beispiels, dass auch in den „Gotteswahn“ aufgenommen wurde.
http://www.project-syndicate.org/commentary/singer21/German

Er meint, man solle derartigen in der Natur verankerten ethischen Intuitionen gegenüber skeptisch sein.
Wir sollten daher selbständig denken und nicht nur auf unsere Intuition hören.
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Beitragvon musikdusche » Mi 13. Jun 2007, 18:14

Das Beispiel ist interessant. Hab ich auch schon irgendwo gelesen, weiß bloß nicht wo.

Kann man irgendwo nachlesen, wie irgendwelche Moralphilosophen dieses Dilemma bewerten/lösen?
Singer geht da ja leider nicht sehr detailliert drauf ein.

Angenommen, jemand würde den Dicken tatsächlich herunterschubsen. Er müsste doch wegen Mordes verurteilt werden, oder nicht?
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Beitragvon HF******* » Mi 13. Jun 2007, 18:41

Vom Gesetzeswortlaut her könnte die Person einem rechtfertigenden Notstand unterliegen: Das greift aber nach herrschender Meinung nicht, weil eine Abwägung Leben gegen Leben nicht stattfinden darf. Nach der Fallbeschreibung scheidet entschuldigender Notstand nach § 35 StGB auch aus, weil es sich nicht um Verwandte oder nahe Angehörige handelt, so dass es nur ein übergesetzlicher Schuldausschluss in Frage kommt (vgl. Dreher Tröndle, StGB Kommentar, 49. A., 1999, § 34, Rn. 10).

Wenn ich Singer richtig verstanden habe, dann hätte er eine rationale Kontrolle der emotionsbedingten Entscheidung gewollt, dass man also möglicherweise in beiden Fällen die Mehrheit der Menschen rettet.
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Beitragvon musikdusche » Mi 13. Jun 2007, 23:53

HFRudolph hat geschrieben:Wenn ich Singer richtig verstanden habe, dann hätte er eine rationale Kontrolle der emotionsbedingten Entscheidung gewollt, dass man also möglicherweise in beiden Fällen die Mehrheit der Menschen rettet.

Meinst du, das Singer den Mord für ethisch gerechtfertigt hält? Ich bin mir da gar nicht so sicher. Argumentiert Singer nicht manchmal auch so, dass es nicht sinnvoll ist, Unbeteiligte zu Opfern, weil wir dann in unserer Gesellschaft ständig Angst davor haben müssten, für irgendetwas den Kopf hinhalten zu müssen? (z.B. könnten ja zwei Zwillingskinder mit Nierenproblemen nur mit genau den Nieren der unbeteiligten Person A überleben. Ist es dann ethisch gerechtfertigt, Person A auszuschlachten? Der radikale Utilitarist würde hier vielleicht ja sagen. Aber als Präferenzutilitarist liegt Singer doch durchaus auch das Interesse der Allgemeinheit am Herzen?!?)
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Beitragvon Kival » Do 14. Jun 2007, 00:36

musikdusche hat geschrieben:Der radikale Utilitarist würde hier vielleicht ja sagen. Aber als Präferenzutilitarist liegt Singer doch durchaus auch das Interesse der Allgemeinheit am Herzen?!?)


Also ich kenne ja Vorwürfe, die Utiltaristen würden für das Gemeinwohl einzelne opfern, dass radikale Utilatirsten aber das Wohl der Allgemeinheit nicht beachten, habe ich bisher noch nicht vernommen. :^^:
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Beitragvon HF******* » Do 14. Jun 2007, 00:38

Musikdusche schrieb:
Meinst du, das Singer den Mord für ethisch gerechtfertigt hält?

Er legt sich in diesem Fall nicht fest, man kann also nur spekulieren. Er meint allerdings, dass die Emotion nicht immer der Weisheit letzter Schluss sein muss. Kann die Verwendung des Verstandes negative Folgen haben? Sollte man in einer solchen Situation etwa eher dem Gefühl als dem Verstand trauen?

So pauschal festlegen würde ich mich nicht, weil der Fall auch nur bein Beispiel ist: Der emotionalen Kontrolle unterliegen wir in jedem Fall, die rationale Kontrolle sollte man zumindest zu Rate ziehen, wenn die Zeit es zulässt. Rein rational kann man zum einen vielleicht gar nicht entscheiden. Bei einer rationalen Entscheidung würde man wohl auch den Informationsgehalt vernachlässigen, den und die evolutionsbewährte Emotion liefert.
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Beitragvon musikdusche » Do 14. Jun 2007, 12:36

Kival hat geschrieben:
musikdusche hat geschrieben:Der radikale Utilitarist würde hier vielleicht ja sagen. Aber als Präferenzutilitarist liegt Singer doch durchaus auch das Interesse der Allgemeinheit am Herzen?!?)


Also ich kenne ja Vorwürfe, die Utiltaristen würden für das Gemeinwohl einzelne opfern, dass radikale Utilatirsten aber das Wohl der Allgemeinheit nicht beachten, habe ich bisher noch nicht vernommen. :^^:

Okay okay... mit meiner Formulierung habe ich mich wohl etwas vergriffen. :hust: hast ja recht.
Was ich meinte ist natürlich, wie man die Folgen einer solchen eingeführten "Unschuldige opfern"-Regel auf die Gesellschaft bewertet, und ob diese Folgen wünschenswert wären oder nicht. Und - vielleicht habe ich hier auch eine falsche Sicht auf die Dinge - mir scheint, dass diese "sekundären Effekte" für radikale Utilitaristen eher eine untergeordnete Rolle spielen.

@Holger
Ja, das Beispiel zeigt schon, dass man seinen Emotionen oft unterlegen ist. Noch toller wäre ein Beispiel, wo die Emotion ganz klar A sagt, die Vernunft jedoch B. Aber vielleicht kann es so ein Beispiel auch gar nicht geben, weil es ggf. unvernünftig erscheinen mag, Emotionen einfach zu ignorieren.
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Beitragvon Max » Do 14. Jun 2007, 14:39

Heute habe ich ein Referat über die Praktische Ethik gehalten.

Hier das Handout: Praktische Ethik

Wie findet ihr es? Ich weiß, einige Teile werde nicht behandelt. Das Referat wäre sonst zu lang geworden.
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Beitragvon HF******* » Do 14. Jun 2007, 16:47

Das Skript hört sich gut an - wobei ich inhaltlich nichts dazu sagen kann, da ich zu wenig Kenntnisse über Singer habe.

Weshalb ist Töten unrecht?
 Weshalb ist es falsch einen Menschen zu töten? - diese Frage sollte man präzisieren; das Wort “Mensch” hat zwei verschiedene Bedeutungen. Erstens meint es die bloße Zugehörigkeit zur Spezies Homo sapiens, die – wie wir gesehen haben – ohne moralische Bedeutung ist. Zweitens meint es “Person” - was Eigenschaften wie Selbstbewusstsein, Bewusstsein über Heute und Morgen, Wünsche und Ziele für die Zukunft impliziert.
 Das Selbstbewusstsein, die Fähigkeit, sich seiner selbst Bewusst zu sein, ist notwendige Bedingung für den Wunsch auf Leben. Es hat keinen Sinn zu sagen, ein Wurm würde wünschen weiterzuleben, weil er sich seiner Existenz, genauso wie der Zukunft nicht bewusst ist.

Weshalb ist es denn nun Unrecht, einen Menschen zu töten? Weil die Tötungsschwelle innerhalb einer Gruppe in der Evolution für unsere Gene von Vorteil war - oder weil die Kosten-Nutzen-Relation eines gesellschaftlichen Zusammenlebens sich ansonsten rapide verschlechtern würde? (Zielargumentation)

Wo bleiben die angeborenen Emotionen, die uns eine durch Auslese entstandene Wertung vornehmen lassen? Gibt es ein Naturrecht, sind Wille oder Emotion ansich ein Grund für eine bestimmte Ethik? Es ist nicht in aller Regel so, dass wir aufgrund unserer Gene und unserer moralisch/ethischen Einstellung/Erziehung sekundenschnell werten, aber die (scheinbaren) Argumente dann später sammeln, um unsere Meinung zu legitimieren? Ist der bloße Wille nicht in der Diskussion manchmal das stäkste Argument?

Fragen über Fragen.
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