Julia hat geschrieben:Versuchst du hier einen Rekord für die höchste Bullshitdichte aufzustellen? Es ist also Terror und Diktatur, wenn eine Person einen anderen Sprachgebrauch hat als du, weil dieser dich in ein negatives Licht rücken könnte, wenn eine Mehrheit dann zu dem Schluss kommt, dass dieser Sprachgebrauch besser ist und du aber deinen beibehälst?
Du willst mich doch verarschen, oder?
Nun, erst einmal habe ich geschrieben, dass die Bezeichnung 'Terror' eine überspitzte wäre. 'Diktatur' ist noch etwas gemäßigter und meiner Ansicht nach auch angemessen. Deine aufbrausende Reaktion kann ich allerdings nicht ganz nachvollziehen, denn ich glaube, du hast mein Problem im Grundsatz verstanden. Mein Problem ist nicht, dass andere Menschen einen anderen Sprachgebrauch haben als ich. Das Problem besteht darin, dass sich Menschen genötigt sehen, ihre Sprache im Sinne einer
political correctness zurechtzubiegen, obwohl inhaltlich überhaupt keine Veranlassung besteht. Die Begründung dieser Sprachregelung ist die
gefühlte Diskriminierung einer Minderheit (denn längst nicht alle Frauen fühlen sich durch das generische Maskulinum diskriminiert). Mein Standpunkt ist, dass eine Sprachregelung (in diesem Fall) kein geeignetes Mittel ist, um Diskriminierung abzubauen.
Worin der diktatorisch Charakter solcher Sprachregelungen besteht, hatte ich ja schon erläutert. Wäre tatsächlich eine große Mehrheit der Menschen überzeugt, dass ein bestimmter Sprachgebrauch
von der Sache her notwendig wäre und nicht bloß die Überempfindlichkeit einer Minderheit berücksichtigte, könnte ich ihn als gesellschaftlichen Konsens ansehen und mich selbstverständlich anpassen. Wahrscheinlich wäre ich sogar ebenfalls überzeugt, da ja gute Argumente vorlägen.
In unserem Fall ist es aber mitnichten so, dass "
eine Mehrheit zu dem Schluss kommt, dass dieser Sprachgebrauch besser ist", sondern dass die meisten Menschen die geschlechtertrennenden Bezeichnungen bloß deswegen verwenden, weil sie nicht als Antifeministen abgestempelt werden möchten. Aus dem selben Grund sagen die meisten lieber "gehandicapt" statt "behindert" - so setzt man sich gar nicht erst dem Verdacht aus, andere Menschen ausgrenzen zu wollen, obwohl der Begriff "behindert" an sich in keiner Weise diskriminierend ist (es sei denn, man kann sich nicht von nationalsozialistischen, rasseideologien Interpretationen lösen).
Julia hat geschrieben:Wenn im Zusammenhang mit Beförderungen zum Beispiel aufgrund der Formulierung eher Männer genannt werden als Frauen, siehst du darin keine Diskriminierung?
Wie gesagt, sehe ich nicht, dass Formulierungen die Ursache für ungerechte Behandlungen sind. Spontane Assoziationen sind etwas anderes als Beförderungsentscheidungen. Ich will nicht in Abrede stellen, dass es Bevorzugungen bzw. Ungerechtigkeiten bei Einstellungen und Beförderungen gibt. Die Ursachen liegen aber woanders als in der Sprache.
Wenn beispielsweise Menschen mit Migrationshintergrund (Ausländer darf man ja nicht sagen) eine Bewerbung schreiben und ihre nicht-deutsche Herkunft am Foto und am Namen ersichtlich ist, kommt es möglicherweise zu einer Diskriminierung. Die Ursache dafür ist jedoch nicht, dass dem Arbeitgeber das Wort 'Ausländer' statt 'Mensch mit Migrationshintergrund' durch den Kopf spukt.
Die
Einstellung der Menschen muss sich ändern - wie gesagt durch Argumente und Vorbilder. Künstliche und erzwungene Sprachregelungen können meiner Ansicht nach nicht zielführend sein.