Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon folgsam » So 21. Jun 2009, 23:59

Ich bin aber ehrlich darauf gespannt, was Vollmer dazu sagt. Solange kann der Thread meinetwegen gerne weiterlaufen.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » Mo 22. Jun 2009, 00:00

El Schwalmo hat geschrieben:
jackle hat geschrieben:Die Arbeiten eines Berner Patentamtsmitarbeiter würde man erst gar nicht publizieren.

schau mal, was ein promovierter Patentanwalt namens Wächtershäuser heutzutage publizieren kann.


Wikipedia dazu:
Er machte 1983 die persönliche Bekanntschaft mit dem Philosophen Karl Popper, dessen Empfehlung ihm die Veröffentlichung in Fachzeitschriften ermöglichte.


Klassisches Eigentor also.
Es ist heute für einen Außenstehenden praktisch unmöglich, eine Arbeit zu publizieren, die für das jeweilige Fachgebiet wesentliche Neuerungen beinhaltet, vielleicht sogar einiges in Frage stellt.

Sage ich dem Mersch auch immer, aber leider hört er nicht auf mich. Meines Erachtens sollte er seine Arbeit so nennen:
"Ein systemischer Evolutionsansatz am Beispiel der Eusozialität der südamerikanischen Nacktmulle im 17. Jahrhundert"

Dies wäre dann so klein und beschränkt, dass die Größe des Gutachters zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt wird.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon El Schwalmo » Mo 22. Jun 2009, 05:12

jackle hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben: Mein Argument war: Du hast geprahlt und das ging schief.

Habe ich geprahlt? Ich vertrete hier nur ein Ergebnis, was ein anderer erzielt hat.

ja.

Und das kannst Du ganz einfach erkennen: lies, was Du geschrieben hast, lies, was ich geschrieben habe, und was Du gesnippt hast.

Ich habe freundlicherweise das gesnippt, was kein Argument enthält.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon El Schwalmo » Mo 22. Jun 2009, 05:22

okay, ich habe nicht bedacht, dass Vollmer nicht das Format von Popper hatte, oder Mersch das von Wächtershäuser und beide nicht das von Einstein.

jackle hat geschrieben:Sage ich dem Mersch auch immer, aber leider hört er nicht auf mich. Meines Erachtens sollte er seine Arbeit so nennen:
"Ein systemischer Evolutionsansatz am Beispiel der Eusozialität der südamerikanischen Nacktmulle im 17. Jahrhundert"

Dies wäre dann so klein und beschränkt, dass die Größe des Gutachters zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt wird.

Stimmt. Denn wenn man gleich die Welt retten will, bevor die Theorie anerkannt ist, kommt das nicht so gut.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » Mo 22. Jun 2009, 11:16

El Schwalmo hat geschrieben: Und das kannst Du ganz einfach erkennen: lies, was Du geschrieben hast, lies, was ich geschrieben habe, und was Du gesnippt hast.


Und da wirst du erkennen, dass deine Beiträge ganz wesentlich aus Ignoranz und Arroganz bestanden. Du wusstest nämlich alles schon besser, bevor du dich überhaupt damit auseinandergesetzt hattest, was du ja nicht musst, da du angeblich die einschlägig bekannte Autorität der Evolutionsbiologie bist, die es sich sogar leisten kann, ganze Wissenschaftsdisziplinen wie die Soziobiologie oder Evolutionäre Psychologie als unbedeutend abzutun. Was sollte mir die Meinung von so jemandem geben? Nichts.

Du hast die ganze Zeit nicht versucht, auf sachliche Argumente mit sachlichen Argumenten zu antworten, sondern mit deiner angeblich vorhandenen Sachautorität, die aber nicht gegeben ist. Vielleicht sollten sich das auch andere mal wieder angewöhnen: neugierig zu fragen statt allwissend zu werten.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon El Schwalmo » Mo 22. Jun 2009, 11:18

jackle hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben: Und das kannst Du ganz einfach erkennen: lies, was Du geschrieben hast, lies, was ich geschrieben habe, und was Du gesnippt hast.

Vielleicht sollten sich das auch andere mal wieder angewöhnen: neugierig zu fragen statt allwissend zu werten.

komisch, dass jemand mit einem so dicken Balken vor dem Kopf wie Du nach Splittern suchen muss.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » Mo 22. Jun 2009, 11:48

El Schwalmo hat geschrieben:okay, ich habe nicht bedacht, dass Vollmer nicht das Format von Popper hatte, oder Mersch das von Wächtershäuser und beide nicht das von Einstein.


Auch hier wieder ein Beispiel deiner typischen Faktenverdrehung und auch Arroganz und Ignoranz. In Wikipedia steht, dass Wächtershauser erst durch die persönliche Bekanntschaft und die Empfehlung Poppers seine Arbeiten publizieren konnte. Vermutlich lag also seinen Arbeiten ein Empfehlungsschreiben Poppers bei, vielleicht hat der sogar dort einmal direkt interveniert.

Bei Mersch war es lediglich so, dass einer der beiden Gutachter eben jener Vollmer war, der Mersch nicht kannte und den Mersch nicht kannte, und der eine Veröffentlichung der Arbeit in der pn empfohlen hatte. Die Zeitschrift hat dann aber Mersch geschrieben, die Gutachter hätten eine Veröffentlichung der Arbeit abgelehnt und überhaupt, könne eine Veröffentlichung weder in seinem Interesse noch im Interesse der Zeitschrift liegen (übersetzt: = totaler Müll). Also da gibt es einen allseits anerkannten Wissenschaftler, Mitglied im Herausgeberkreis der pn, Mottospender des Philosophieforums hier, der als offizieller Gutachter die Veröffentlichung der Arbeit empfiehlt, und die Zeitschrift schreibt Mersch zurück, dass eine Veröffentlichung nicht einmal in seinem Interesse liegen könne. Geht man so mit Menschen um? Man stelle sich nur vor, die Arbeit wäre von einem Sensibelchen eingereicht worden, der jahrelang daran gearbeitet hat, Books on Demand und das Internet gäbe es auch noch nicht, und dem hätte man nun offiziell zurückgeschrieben, die Arbeit wäre ein solcher Müll, dass eine Veröffentlichung nicht mal in seinem Interesse liegen könne. Es ist doch denkbar, dass dieser sich daraufhin einen Strick nimmt. Hier liegt eine Menschenverachtung, eine Respektlosigkeit und auch ein Ellenbogendenken vor, gegen die unsere Finanzindustrie ein Waisenknabe ist.

Aber all das interessiert dich nicht. Du bläst genau in das gleiche Horn, unterstellst aufgrund dir nicht bekannter Fakten, dass die Arbeit wohl schlecht gewesen sein müsse.

Würde man so im Privatleben argumentieren? Wenn eine Frau reklamiert, sie sei bei einer Bewerbung angeblich benachteiligt worden, oder sie erhalte weniger Geld als ihre männlichen Kollegen? Wenn sonst jemand offenkundig Unrecht geschehen wurde, er über den Tisch gezogen wurde?

Und damit komme ich noch einmal zum Titel dieses Threads zurück: Ja, der Evolutionsglaube ist eine Religion, weil Wissenschaft mittlerweile ein System ist, was sich durch nichts von Religionsgemeinschaften unterscheidet (die große Ausnahme bleibt sicherlich die Mathematik). Und für diesen Status sorgen nicht nur die Bischöfe der Fachdisziplinen, sondern deren Vasallen auf allen Ebenen. Ziel der Wissenschaften war einmal die Erkenntnis, heute geht es aber primär um die Erlangung von Positionen innerhalb der wissenschaftlichen Machthierarchien. Und wer da von außen kommt und auf keine Machtposition zurückgreifen kann (= Empfehlung eines Bischofs), der wird weggedrückt, und zwar nicht von denen, die oben sind, sondern gleich von den unteren Chargen, die nach oben kommen möchten, und die jahrelang um Anerkennung gekämpft haben und es somit Seiteneinsteigern nicht erlauben, Dinge zu formulieren, die sie sich aufgrund des hohen Konformitätsdrucks niemals erlaubt hätten zu sagen.

Für den Betroffenen ist es letztlich kein Unterschied, ob er ausgeschlossen wird, weil seine Erkenntnisse und Theorien nicht im Einklang mit dem Lehrgebäude der Kirche oder dem der jeweiligen Wissenschaftsdisziplinen stehen.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon El Schwalmo » Mo 22. Jun 2009, 12:19

jackle hat geschrieben:Bei Mersch war es lediglich so, dass einer der beiden Gutachter eben jener Vollmer war, der Mersch nicht kannte und den Mersch nicht kannte, und der eine Veröffentlichung der Arbeit in der pn empfohlen hatte.

aus dem Grund habe ich Vollmer angeschrieben. Es scheint mir sehr merkwürdig, dass sich ein Gutachter 'outet', und dass zudem die Zeitschrift eine andere Tatsachenbehauptung macht.

[ ... ]

jackle hat geschrieben:Aber all das interessiert dich nicht. Du bläst genau in das gleiche Horn, unterstellst aufgrund dir nicht bekannter Fakten, dass die Arbeit wohl schlecht gewesen sein müsse.

Doch, genau das interessiert mich. Wenn Du meine ersten Mails bezüglich Mersch liest, wirst Du merken, dass ich recht vorsichtig war. Je mehr Du so schreibst, wie Du schreibst, desto sicherer werde ich mir, dass Mersch bei weitem nicht das Kaliber hat, das Du ihm unterstellst.

Ich habe mal interessehalber die ersten Seiten seines Buchs bei Google gelesen. Lies die auch mal, Du hättest jede Menge Freude an Details, die Du ihm stolz ankritteln kannst, wie Du das hier mit jedem machst, der ein Splitterchen hat. Du scheinst gar nicht zu merken, wie voll Dein Herz ist, das Dir den Mund überlaufen lässt, aber vermutlich das Gehirn dimmt.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » Mo 22. Jun 2009, 12:48

El Schwalmo hat geschrieben: aus dem Grund habe ich Vollmer angeschrieben. Es scheint mir sehr merkwürdig, dass sich ein Gutachter 'outet', und dass zudem die Zeitschrift eine andere Tatsachenbehauptung macht.


Ich wollte es zunächst auch nicht glauben. Aber die Sache lief wohl so: Mersch schickte dem ihm persönlich unbekannten Vollmer (wie vielen anderen auch) sein Buch zu. Vollmer schrieb wohlwollend zurück. Mersch fragte: "Wo kann ich eine Kurzfassung als wiss. Arbeit einreichen?". Vollmer nannte die PN. Mersch reichte ein und bekam eine arrogante Ablehnung zurück, die auf seine Arbeit kaum einging, sondern sich an Randbemerkungen/Anmerkungen störte. Mersch bat um Zusendung der Gutachten. PN lehnte ab. Mersch schrieb an Vollmer (da er ihm die PN empfohlen hatte), und beklagte sich über den Stil der Zeitschrift. Vollmer outete sich daraufhin als Gutachter seiner Arbeit und schickte ihm sein Gutachten zu. Dieses Schreiben inkl. Gutachten liegt mir vor. Ich erhielt es als email-Weiterleitung direkt von Mersch, da ich selbst skeptisch war.

El Schwalmo hat geschrieben:... desto sicherer werde ich mir, dass Mersch bei weitem nicht das Kaliber hat, das Du ihm unterstellst.


Das kann ich schon selbt beurteilen.

El Schwalmo hat geschrieben:Ich habe mal interessehalber die ersten Seiten seines Buchs bei Google gelesen. Lies die auch mal, Du hättest jede Menge Freude an Details, die Du ihm stolz ankritteln kannst, wie Du das hier mit jedem machst, der ein Splitterchen hat.


Wie bitte? Hier treten Leute mit einer Großmäuligkeit auf, fragen welchen Beruf Mersch habe und er solle sich erst einmal mit 11-Klässler-Mathematik beschäftigen, um dann zu zeigen, dass sie nicht einmal wissen, was Kovarianz ist und wie man ordentlich dividiert. Es geht mir im Buch von Mersch auch nicht um jedes Komma, sondern um die von ihm dargelegte und sehr ausführlich begründete Theorie. Wenn ich deine Kriterien anlegen würde, dann müsste selfish gene gleich nach 5 Seiten in die Tonne wandern.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » Mo 22. Jun 2009, 13:09

El Schwalmo hat geschrieben: Je mehr Du so schreibst, wie Du schreibst, desto sicherer werde ich mir, dass Mersch bei weitem nicht das Kaliber hat, das Du ihm unterstellst.


Das ist in soweit irrelevant, als du m. E. die eigentliche Evolutionstheorie nicht verstanden hast. Du hast mehrfach deutlich gemacht, dass für dich der varitionsbildende Prozess das Wesentliche an Evolution ist (so steht es auch in deinem Artikel). Die Darwinsche Evolutionstheorie stellt aber vor allem dar, wie einmal vorhandene biologische Information erhalten und sukzessive ausgebaut werden kann. Sie ist unauflösbar mit dem Selektionsprinzip verbunden. Du unterliegst genau dem gleichen Fehler wie Joachim Bauer, der sich gleichfalls nur für die Variationsbildung interessiert. Entsprechend schreibt ein Bauer-Jünger in seiner Mersch-Rezension wörtlich:
Die Basisfrage der Evolution ist also, wie überhaupt etwas entsteht, bevor es dann evtl. mehr oder weniger gefallen kann. Diese Basisfrage wird in Peter Merschs Buch ausgeklammert. Eine weiterführend Antwort zu dieser Frage findet sich in Joachim Bauers Das kooperative Gen, wo deutlich gemacht wird, wie und warum die Evolution neue Phänotypen entstehen liess.


Genau das ist nicht die Basisfrage der Evolution. Man könnte sich vorstellen, dass DNA-Modifikationen während der Fortpflanzung auf nahezu unbegrenzte Weise möglich sind, und zwar allein schon durch den Faktor Zufall. Die bekanntesten könnte man systematisch darstellen, aber daneben gäbe es noch weitere, und zwar praktisch beliebig viele. Die Frage bliebe dennoch: Wie entsteht daraus Evolution, und zwar unter der Voraussetzung, dass es sowohl Variationsbildung (Veränderung) als auch Vererbung (Ähnlichkeit) gibt? Darwin hat die Antwort für die Biologie gegeben. Mersch meint nun: Diese Antwort war nicht vollständig. Seiner Meinung nach ist sie speziell für soziale Gemeinschaften, in denen Populationen sehr unterschiedliche Fortpflanzungsstrategien entwickeln können, nicht hinreichend. Mersch äußert folglich Kritik (+ konstruktive Verbesserung) an dem zentralen Prinzip einer Theorie, die als eine der bedeutendsten in der gesamten Geschichte der Menschheit gilt. Und er behauptet, damit dann alle eigendynamischen Evolutionen und nicht nur der Biologie erklären zu können.

Dass Darwins Antwort für soziale Gemeinschaften nicht hinreichend ist, behauptet letztlich auch die Verwandtenselektion. Mersch ist aber über deren Ansatz noch weit hinausgegangen, und hat die Sache vor allem sehr weit abstrahiert.

Natürlich findet er damit kein Gehör bei jemandem, der ohnehin der Auffassung ist, die Selektionstheorie spiele keine wesentliche Rolle. Mersch findet auch bei Bauer kein Gehör. Meines Erachtens liegst du auf der gleichen Linie wie Bauer, und bist damit meilenweit von Darwin und Mersch entfernt. Meines Erachtens ist Mersch 1000x dichter an Darwin dran als du es mit deiner Evolutionsauffassung bist.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » Mo 22. Jun 2009, 14:51

El Schwalmo hat geschrieben: Je mehr Du so schreibst, wie Du schreibst, desto sicherer werde ich mir, dass Mersch bei weitem nicht das Kaliber hat, das Du ihm unterstellst.


Das Schlimme an der Sache ist für mich auch, dass Mersch etwas vorschlägt, was den meisten Menschen absolut vertraut ist, und was sich bestens beobachten lässt.

Es gibt z. B. Unmengen an Männern, die ihr Leben wie folgt gestalten: "Erst einmal versuche ich mich zu etablieren, Erfolg im Beruf zu haben, Geld zu verdienen. Dazu bin ich sogar bereit, in eine Fremde Stadt zu gehen, notfalls dank fehlender Parterin 2x die Woche zu einer Prostituierten, aber definitiv möchte ich keine Familie haben. Erst wenn ich es geschafft habe, werde ich mit der Familiengründung beginnen."

Das war der klassische Weg des Mannes zu den Zeiten des Patriarchats. Viele Männer haben ihn noch immer verinnerlicht. Er führt jedoch heute nicht mehr zum Erfolg. Denn wenn diese Männer dann Karriere gemacht haben, treffen sie auf Frauen (sie wollen ja keine Dummchens heiraten), die ebenfalls beruflich etabliert sind, und die nun nicht mehr bereit sind, ihre Karriere wegen der Kinder aufs Spiel zu setzen (deren Fortpflanzungsinteresse also niedrig ist). Alternativ müsste der Mann die Hälfte der Familienarbeit leisten, aber er hat sich nicht die ganze Zeit so sehr angestrengt, um nun selbst seine Karriere wegen den Kindern aufs Spiel zu setzen. Fazit: Der Kinderwunsch von Männern hat in unserer Gesellschaft mittlerweile einmalig niedrige Werte angenommen und liegt sogar unter dem der Frauen (was biologisch gar nicht sein dürfte). Im Endeffekt ergibt sich daraus ein Fortpflanzungsverhalten, was sich ganz offenkundig im Widerspruch zu den Prinzipien der Darwinschen Evolutionstheorie befindet, wie sich recht leicht begründen lässt.

Strenggenommen könnte man sogar die Zeit bis zur Pubertät als eine bewusste Absenkung des Fortpflanzungsinteresses interpretieren, und zwar damit alle Energien in den Körperaufbau fließen können. Ein Mann, der zunächst eine Karriere anstrebt, tut nichts anderes: Er verwendet seine Energie in erster Linie zur Verbesserung seiner sozialen Position. Erst wenn ihm die gut genug erscheint, denkt er an die Fortpflanzung. Davor hat er ein niedriges Fortpflanzungsinteresse.

Ich bin mir eigentlich ziemlich sicher, dass Ähnliches auch bei vielen tierischen Populationen der Fall ist. Mit anderen Worten: Die Aufteilung der Fitness in einen nach Außen hin gerichteten (ggf. stark genetisch bedingten) Kompetenzteil und ein davon abweichendes (meist stark sozial bedingtes) Reproduktionsinteresse macht zumindest für alle sozialen Gemeinschaften Sinn. Dass dies dagegen für andere Populationen irrelevant ist, glaube ich gerne.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon smalonius » Mo 22. Jun 2009, 15:50

jackle hat geschrieben:Ich begann schon zu frohlocken, hier wolle jemand tatsächlich eine sachliche Diskussion beginnen und habe mir dann wirklich sehr viel Mühe gegeben, sogar Mersch kontaktiert, und dann drei recht ausführliche sehr sachliche Beiträge dazu gepostet. Die kann man alle hier noch nachlesen. Doch was ist darauf gekommen? Genau dieser smalonius machte sich lustig über die Merschsche Antwort, fragte, welcher Beruf er denn habe etc.
Dann entschuldige ich mich bei dir, falls ich deine Grenzen überschritten habe. :ops:

Und füge hinzu, daß deine Toleranzschwelle recht niedrig liegt und du gut im Austeilen, aber nicht im Einstecken bist. (Aber solche Fragen klärt man besser per PM.)

Also noch einmal, diesmal ganz ohne Häme.

jackle hat geschrieben:
smalonius hat geschrieben: Korrelation darf ich auch so schreiben: Fitness ist eine Konstante mal dem Reproduktionsinteresse: f = ke.

Sag mal, wann hattest du dich zuletzt mit Mathematik beschäftigt? Im Kindergarten? Was ist eine Korrelation? Eine Konstante?

Google scheint meiner Meinung zu sein.

http://images.google.com/images?client= ... =en&tab=wi

Wenn Fitness und Reproduktionsinteresse korrelieren, darf ich das als f = ke schreiben. Ich darf auch f und e vertauschen, weil aus der Korrelation alleine kein ursächlicher Zusammenhang ableitbar ist.

Das habe ich in eingesetzt in (lt. Mersch) w = f * e.
Also w = k * e * e.
Damit ist w auf eine einzige andere Variable reduziert. Wir haben nichts Neues gelernt.

Auf deutsch: wenn ich versuche, eine neue Variable einzuführen, darf sie nicht statistisch von einer bereits bekannten abhängen.

Behauptung: Gefahrene PKW-Kilometer in Deutschland hängen ab vom PKW-Bestand in Deutschland und von der Bevölkerung Deutschlands. Nun sind Autobestand und Bevölkerung zwei statistisch abhängige Variablen, also kann ich den PKW-Bestand in Deutschland auch als (geschätzt) 0,7 * Bevölkerung Deutschlands schreiben. Eine Variable wurde eliminiert.

Eine sinnvolle neue Variable wäre die jährliche, persönliche Fahrleistung, weil sie nicht mit der Bevölkerung korreliert. Aber eben diese Korrelation fordert Mersch, und damit haben wir einen Widerspruch. Indirekter Beweis, reductio ad absurdum, in der Fachsprache.

Falls Mersch's Aussage von w = f * e Sinn ergeben sollte, muß er sich davon trennen, daß f und e korrelieren.
Falls er das zugibt, ist seine Intrepretation von f und e einfach als weiteres Paar (z,w) in der Gleichung von Price zu verstehen.

jackle hat geschrieben:
Code: Alles auswählen
f(i) = w(i)/e(i)

Wenn das Reproduktionsinteresse gemäß der genannten Gleichung steigt, dann sinkt die Fitness nur dann, wenn der Fortpflanzungserfolg nicht mitgestiegen ist. Hast du das nicht mitbekommen?

Schon.

Trotzdem: bei einem Kind und null Reproduktionsinteresse wäre meine Fitness damit unendlich.

Und folgende Ausreden kann ich nicht wirklich gelten lassen.

jackle hat geschrieben:Im Übrigen war Mersch sowieso gegen eine solche einfache Multiplikation, wie ich schrieb.

jackle hat geschrieben:Er ist eher der Meinung, dass man die Fitness auf diese Weise nicht errechnen kann, sondern dass dies höchstens etwas für mathematische Modellrechnungen zur Verdeutlichung realer Situationen ist. Fitness steht für ihn allein. Sie ist keine Funktion aus den beiden anderen Variablen.

Da frage ich mich, warum er dann überhaupt mit diesen Formeln ankommt? Wenn die Fitness keine Funktion aus den anderen Variablen ist, dann korreliert auch nichts. Wenn nichts korreliert, hat Mersch sich gerade selbst widerlegt.

jackle hat geschrieben:Die Gleichung von Price ist kein Konkurrenzmodell, sondern eine Gleichung. Die Konkurrenzmodelle lauten Darwinsche Evolutionstheorie und in Erweiterung dazu ( Kin Selection) die Theorie der egoistischen Gene bzw. für Kultur die Memetik.

Kleiner Exkurs in die Wissenschaftsgeschichte: hören wir W. D. Hamilton, den Vater der Kin Selection. (Den Streit um die Urheberschaft über diesen Begriff zwischen ihm und Maynard Smith lasse ich mal aus.)

Hamilton meanwhile had returned from Brazil, and in late July 1969, Price contacted him again. ... In his letter, Price gently explained that Hamilton's formulation of nepotistic altruism did not work quite the way Hamilton thought it did. He generously offered to spare Hamilton the awkwardness of being corrected publicly. "I did want -- in view of your friendly correspondence, because I respected your work, and because everyone makes a mistake now and then -- to publish in a way that would not embarrass you," Price wrote. He left a telephone number and the times he could be reached.

...

Hamilton quickly grasped the significance of Price's covariance equation and soon found himself won over. "I am enchanted with the formula derived in your manuscript," he wrote to Price in December 1969. A month later he'd begun to rethink the issue of group selection. "In its general form, I can see how one might use your formula to investigate group selection,'" he wrote.

http://linguafranca.mirror.theinfo.org/ ... ruist.html
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon Mark » Mo 22. Jun 2009, 15:57

smalonius hat geschrieben:Trotzdem: bei einem Kind und null Reproduktionsinteresse wäre meine Fitness damit unendlich.


Aber aber ! Da kommt doch dann das versteckte unterbewusste Reproduktionsinteresse zum Tragen ! Passiert doch schliesslich nichts zufällig... sondern nur in irgendjemandes Interesse :lachtot:
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon Aeternitas » Mo 22. Jun 2009, 16:13

Wahrscheinlich setzt er hier 2 Prämissen:
1. Reproduktionsinteresse ist im Laufe des Lebens immer konstant
2. Bei Null Reproduktionsinteresse treibt man grundsätzlich hab

Allerdings kann man beide soweit Ich das sehe in die Tonne treten.
1. Abtreibung ist nicht immer möglich
2. Das Interesse an Kindern schwankt und hängt stark von der momentanen Lebenssituation hab.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » Mo 22. Jun 2009, 16:20

smalonius hat geschrieben: Also noch einmal, diesmal ganz ohne Häme. (…)

Google scheint meiner Meinung zu sein.

http://images.google.com/images?client= ... =en&tab=wi

Wenn Fitness und Reproduktionsinteresse korrelieren, darf ich das als f = ke schreiben.


Wenn es sich um eine lineare Korrelation handelt, dann in Annäherung ja. Aber wer sprach denn davon?

smalonius hat geschrieben: Ich darf auch f und e vertauschen, weil aus der Korrelation alleine kein ursächlicher Zusammenhang ableitbar ist.


Nur solltest du dann k durch eine andere Konstante ersetzen.

smalonius hat geschrieben: Das habe ich in eingesetzt in (lt. Mersch) w = f * e.
Also w = k * e * e.
Damit ist w auf eine einzige andere Variable reduziert. Wir haben nichts Neues gelernt.

Auf deutsch: wenn ich versuche, eine neue Variable einzuführen, darf sie nicht statistisch von einer bereits bekannten abhängen.


Mal abgesehen von deinen obigen Defiziten (lineare Korrelation ist nicht die einzige Form der Korrelation) behauptet Mersch ja gar nicht, dass Fitness und Reproduktionsinteresse korrelieren, sondern seine Systemische Evolutionstheorie erhebt es zur Grundvoraussetzung von Evolution, dass das Reproduktionsinteresse nicht (!!!) negativ mit der Fitness korreliert.

Erkennst du deinen Fehler?


smalonius hat geschrieben: Falls Mersch's Aussage von w = f * e Sinn ergeben sollte, muß er sich davon trennen, daß f und e korrelieren.


Bitte meine obigen Anmerkungen lesen. Du bist völlig auf dem Holzweg.

Also erst noch mal schön nachdenken, dann posten.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon Mark » Mo 22. Jun 2009, 16:24

Das "wollen" hat also mit dem "können" rein garnichts (null, keine Korrelation, nada) zu tun ?
Wie will man denn so einen Standpunkt verteidigen ? Das ist doch ein "Himmelfahrtskommando" :lachtot:
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » Mo 22. Jun 2009, 16:27

Aeternitas hat geschrieben:Wahrscheinlich setzt er hier 2 Prämissen:
1. Reproduktionsinteresse ist im Laufe des Lebens immer konstant
2. Bei Null Reproduktionsinteresse treibt man grundsätzlich hab

Allerdings kann man beide soweit Ich das sehe in die Tonne treten.
1. Abtreibung ist nicht immer möglich
2. Das Interesse an Kindern schwankt und hängt stark von der momentanen Lebenssituation hab.


Deshalb steht in seinem Folienvortrag zur Systemischen Evolutionstheorie auch wörtlich
Prinzip Reproduktionsinteresse
Die Individuen besitzen (eventuell unterschiedlich starke und zeitlich schwankende) Reproduktionsinteressen. Die Reproduktionsinteressen korrelieren nicht negativ mit den Kompetenzen der Individuen gegenüber ihrer Umwelt. Aufgrund ihres Reproduktionsinteresses konkurrieren die Individuen um den Zugriff auf die Ressourcen der Umwelt. Die Selektion erfolgtdabei dominant und/oder durch Gefallen-wollen.


Siehe:
Systemische Evolutionstheorie

Hatte ich aber in meinem Posting unmittelbar darüber auch schon erklärt: Männer streben meist erst nach beruflichem Erfolg, bevor sie sich fortpflanzen wollen.

Sorry, aber ihr macht euch ständig Gedanken über einen Sachverhalt, über den jemand anderes ein dickes wiss. Buch geschrieben hat. Diese Diskussionen haben so lange etwas völlig lächerliches an sich, als euer einziges Interesse in Destruktion besteht. Wenn ihr mal ernsthaft Neugier entwickeln würdet, käme vielleicht auch mal eine Erkenntnis zustande. So wirkt das alles ein bisschen sehr arrogant und lächerlich.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » Mo 22. Jun 2009, 16:31

Mark hat geschrieben:Das "wollen" hat also mit dem "können" rein garnichts (null, keine Korrelation, nada) zu tun ?
Wie will man denn so einen Standpunkt verteidigen ? Das ist doch ein "Himmelfahrtskommando" :lachtot:


Wäre das nicht möglich? In menschlichen Gesellschaften besteht sogar eine negative Korrelation zwischen Fitness und Fortpflanzungsinteresse, dagegen ist keine Korrelation noch total harmlos!

Wohlgemerkt, Mersch versteht unter Fitness nicht Fortpflanzungserfolg (was du implizit anzunehmen scheinst). Fitness = Fortpflanzungserfolg macht für ihn aus dem Prinzip der natürlichen Selektion eine Tautologie (was auch die Auffassung vieler anderer inkl. div. Nobelpreisträger ist).

Ich bin weiterhin erstaunt über die gravierenden Defizite in math. Grundkenntnissen im Verhältnis zu den markanten Äußerungen die dennoch erfolgen.
Zuletzt geändert von jackle am Mo 22. Jun 2009, 16:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon Aeternitas » Mo 22. Jun 2009, 16:33

jackle hat geschrieben:Aufgrund ihres Reproduktionsinteresses konkurrieren die Individuen um den Zugriff auf die Ressourcen der Umwelt.


Das halte Ich für völlig Idiotisch, es gibt genug Leute die um Ressourcen kämpfen und keine Kinder wollen.

jackle hat geschrieben:Deshalb steht in seinem Folienvortrag zur Systemischen Evolutionstheorie auch wörtlich


Ich habe habe mich auf die Gleichung bezogen und wenn er diese Gleichung Entwickelt aber nicht diese Prämissen setzt ist die Gleichung einfach Falsch.

(was auch die Auffassung vieler anderer inkl. div. Nobelpreisträger ist).


Argumentum ad populum oder Argumentum ad verecundiam

Darfste dir aussuchen ist aber beides falsch, im übrigen können auch Nobelpreisträger den grössten Blödsinn verzapfen
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Re: Ist der Evolutionsglaube eine Religion?

Beitragvon jackle » Mo 22. Jun 2009, 16:39

Aeternitas hat geschrieben:
jackle hat geschrieben:Aufgrund ihres Reproduktionsinteresses konkurrieren die Individuen um den Zugriff auf die Ressourcen der Umwelt.


Das halte Ich für völlig Idiotisch, es gibt genug Leute die um Ressourcen kämpfen und keine Kinder wollen.


Folienvortrag Seite 6:
Darwin: Populationen vermehren sich exponentiell + bei knappen Ressourcen kommt es zum Kampf ums Dasein => Lebewesen (Individuen) besitzen ein Reproduktionsinteresse(Fortpflanzungs-und Selbsterhaltungsinteresse)


Fragen, nicht poltern! Mersch subsumiert also auch das Selbsterhaltungsinteressse unter das Reproduktionsinteresse. Man muss sich zunächst selbsterhalten, wenn man sich fortpflanzen will.

Aeternitas hat geschrieben:
jackle hat geschrieben:Deshalb steht in seinem Folienvortrag zur Systemischen Evolutionstheorie auch wörtlich


Ich habe habe mich auf die Gleichung bezogen und wenn er diese Gleichung Entwickelt aber nicht diese Prämissen setzt ist die Gleichung einfach Falsch.


Nein, du glaubst einfach, du könntest mal drei Sekunden zuhören und dann lässig das zurückweisen, worüber jemand anderes jahrelang nachgedacht hat. Das wirkt ziemlich arrogant.
Zuletzt geändert von jackle am Mo 22. Jun 2009, 16:46, insgesamt 1-mal geändert.
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