Architektur

Architektur

Beitragvon weissclown » Mo 1. Sep 2008, 16:47

Ja Architektur! Von den ersten bemalten höhlen über die von mir bewunderten buddha-statuen unter anderem von bamyan, die tempelanlagen von angkor-wat bis zur unvollendeten kathedrale von gaudi (den ich echt nicht leiden kann) war religion auch immer motor für unglaubliche schöne und massiv beeindruckende bauwerke. die erde und die menschheitsgeschichte ist voll davon. natürlich sollten diese auch immer himmliche/göttliche macht repräsentieren und den menschen zeigen wie klein sie sind. was denkt ihr? was haben wir? gespannt!

aus domnähe schreibt: weissclown
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Re: Architektur

Beitragvon ganimed » Mo 1. Sep 2008, 20:17

Ich aber sage euch: fürchtet euch nicht. Auch Atheisten sind Menschen. Und Menschen sind mit einer gewissen statistischen Wahrscheinlichkeit fähig, ganz tolle Bauwerke zu entwerfen, oder Kleider, oder irgendwas mit Kunst. Wohlgemerkt, Menschen können das, nicht nur Christen.

Wenn in grauer Vorzeit fast alle Menschen hier vor Ort zufällig auch Christen waren und hauptsächlich von der Kirche Geld und Bauaufträge erhielten, dann ist natürlich klar, dass die daraus entstandene Kunst mehrheitlich auch die Kirche bedient, was Inhalt und Ausrichtung angeht. Aber es gibt ja nun auch zahllose weltliche Errungenschaften, auch aus dem Mittelalter, die von weltlichen Adligen angeleiert wurden, und die ja teilweise auch Beachtliches darstellen.

Natürlich wird ein echter Künstler von dem angetrieben, was ihn bewegt und was er dann auch irgendwie zum Ausdruck bringen will. Was es aber genau ist, was ihn bewegt, der Glaube an einen Gott oder der Ärger über die letzte Heizungsrechnung, ist insgesamt ja wohl völlig egal.

Oder mal anders gefragt: wie viele der heutigen Stararchitekten sind gläubig? Wäre doch mal interessant zu wissen.
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Re: Architektur

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 2. Sep 2008, 07:54

ganimed hat geschrieben:Wohlgemerkt, Menschen können das, nicht nur Christen.
weissclown hatte nicht auf Christen reduziert
ganimed hat geschrieben:Wenn in grauer Vorzeit fast alle Menschen hier vor Ort zufällig auch Christen waren
Was zum Teufel :^^: verstehst du unter grauer Vorzeit? Anscheinend nicht das übliche ...

ganimed hat geschrieben:Oder mal anders gefragt: wie viele der heutigen Stararchitekten sind gläubig? Wäre doch mal interessant zu wissen.
Es ginge eher um die Auftraggeber, die Religion oder Gläubigkeit der Architekten spielte auch früher wohl nur eine zweitrangige Rolle.

Großes überlebt (und Großes wird leichter gefunden, gesehen). Nur mächtige und Reiche schaffen äußerlich großes.
Deshalb findet man eher Knochen von großen Dinosauriern, als von irgendwelchen kleinen Wuseltierchen.
Deshalb findet und beachtet man eher Kirchen, große Statuen und Tempelanlagen, aber auch Herrschersitze und Burgen, Schlösser, etc als normale Häuser, die noch dazu oft aus vergänglicherem = billigerem Material erstellt wurden. Die Überbleibsel vergangener Tage, sagen eigentlich nur was über die Machtverhältnisse vergangener Tage aus. Ob kleines aber verfallenes, verlorenes nicht vielleicht sogar schöner, künstlerisch wertvoller war, keine kann es sagen.
Geld regiert die Welt, nicht die Religionen haben großes geschaffen, nur ihr Geld hat dies ermöglicht.
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Re: Architektur

Beitragvon stine » Di 2. Sep 2008, 08:09

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Großes überlebt (und Großes wird leichter gefunden, gesehen)
Was ist mit der Mücke im Bernstein?

Große Bauwerke waren immer Ausruck von Macht. Wo immer sie erhalten werden mußte, wurde sie (auch) gebäudlich demonstriert.
Und das ist heute nicht anders, als früher. Wo Geld und Macht ist wird geprotzt. Man kann das bewundern und bestaunen, aber beneiden muß man das nicht, weil Besitz auch verpflichtet.

Prunk ist aber nicht immer nur religiöse Äußerlichkeit. Auch die lebendigen Königshäuser zeigen noch gerne, was sie ihren Untertanen noch heute aus den Rippen schneiden. Allerdings muß man ehrlicherwesie dazu sagen: Ohne sie, gäbe es zB in London nur halbsoviele Arbeitsplätze. Und das ist schon ziemlich faszinierend.

LG stine
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Re: Architektur

Beitragvon pariparo » Di 2. Sep 2008, 10:02

Pyramiden, Neuschwanstein, Kölner Dom, Taj Mahal, Machu Picchu, Petersdom, Schloss Versailles, Akropolis usw. usw. Bewundernswert, schön, fantastisch, Meisterleistungen!
Allerdings... dahinter steht auch immer das Leid vieler Menschen. Der Preis war hoch...
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Re: Architektur

Beitragvon Klaus » Di 2. Sep 2008, 10:23

pariparo hat geschrieben:...dahinter steht auch immer das Leid vieler Menschen...

und die geschaffene Distanz. Der Mensch fühlt sich klein und hässlich, angesichts solcher Pracht. Je höher der Kirchturm, um so reicher die Kirche. Die Akropolis auf dem Berg zeigt den unbedarften, einfachen Menschen doch auch, wir sind näher an den Göttern dran, du Wicht.
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Re: Architektur

Beitragvon stine » Di 2. Sep 2008, 18:57

Wenn ich eure Posts lese, kommt mir sofort der Verdacht, dass hier männliches Ego gemessen werden soll. Kann man nichts Großes bewundern, ohne sich dabei klein zu fühlen?
Muß man sich immer daran messen?

Und: Klar, das Leid vieler Menschen! Das haben wir immer, egal, was wir aufbauen möchten.
Wer denkt, dass Friede, Wohlstand und gutbürgerliche Küche zum Nulltarif zu haben sind, der irrt gewaltig.

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Re: Architektur

Beitragvon Klaus » Di 2. Sep 2008, 19:35

Hä, eh stine, es ist deine Kirche, die 2000 Jahre lang ihre montrösen Penisse in den Himmel wachsen ließ. Ein Kirchturm kann auch als Phallussymbol gesehen werden. Deine Kirche ist macho und noch vieles mehr.
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Re: Architektur

Beitragvon pinkwoolf » Di 2. Sep 2008, 20:55

Dieses Gefühl, ganz klein mit Hut zu sein, erlebt man auch angesichts stalinistischer und post-stalinistischer Architektur in Moskau, St. Petersburg und anderswo in der ehemaligen Sowjetunion; ebenso wie vor den Prachtbauten der Zaren aus der Zeit davor.

In den USA bin ich noch nicht gewesen und kann daher nicht beurteilen, wie man sich in einer Straßenschlucht in Manhattan fühlt.

Die Ingenieurleistung verdient sicherlich in allen diesen Fällen, und auch im Falle der mittelalterlichen Kathedralen Respekt; der beabsichtigte und auch erzielte Effekt hingegen weniger.

Den Tempel der Azteken in Tenochtitlan hätte ich gern gesehen, ehe er von Hernando Cortez platt gemacht wurde. Auf den Anblick der dort ausgeführten Rituale würde ich eher verzichten.

:erschreckt:
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Re: Architektur

Beitragvon weissclown » Di 2. Sep 2008, 22:27

Ach, Tenochtitlan, Gizeh. Ja es gibt dreischluchtenstaudämme, manhattan und den versuch, flüsse mittels atomsprengung umzuleiten. so wahnsinnig werden wir wohl nie sein oder? Überhaupt haben die stalinisten etwas flach die de-religiosierung angegangen, genauso die klosterplündernden franzosen/europäer in der säkularisierungswut, um dann dem popanz (arc de t.) und dem zuckerbäckerstil (akademie der wissenschaften) zu verfallen. jenseits des "wie spirituell/religiös sind wohl architekten (le corbusier war's wohl, er baute notre dame de rochamps. trotzdem mag ich ihn irgendwie) jetzt lasst mal gucken, wie werden wir wohl bauen. bauen wir schon oder gucken wir noch?

in ziemlicher nähe der großmoschee tippend: der weissclown
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Re: Architektur

Beitragvon pinkwoolf » Di 2. Sep 2008, 22:37

@ weissclown-
Was soll uns dieses sagen? Bist du nun dafür oder dagegen? =)
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Re: Architektur

Beitragvon weissclown » Di 2. Sep 2008, 22:39

@ klaus:
Ein Kirchturm kann auch als Phallussymbol gesehen werden
süper! und ein minarett als doppe*dil*o?! isch lach. also würden wir in die breite bauen, oder unterirdisch(verne!)? was mit wasser ("aquarius"..) also diese science-fiction-kuppeln aus den sechzigern oder urban, eine art museum? wir sollten sammeln und ausschreiben, aber im augenblick fürchte ich, reicht es nicht mal zu einem vernünftigen büro. wir sind ungefähr da wo damals die grünen anfingen, in komischen stadtteilbüros. werden wir auch so korrupt enden? werden wir prachtbauten haben? wird licht sein?

erhellt mir die szenerie mal. sah gestern was über eine pilgerfahrt nach mekka. beeindruckend großer würfel, menschenmassen, säulen die den teufel symbolisieren und so. jetzt ihr..
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Re: Architektur

Beitragvon weissclown » Di 2. Sep 2008, 22:43

groß bauen: ja, aber klug. (leicht, wissen, weisheit, transparenz verkörpernd)
moscheen: niemals
bright bauen: weiß nicht ob es über nützliche zweckbauten hinausgehen mag. ich glaube frau teherani macht sowas was mir für uns gefallen könnte..

hm.
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Re: Architektur

Beitragvon stine » Di 2. Sep 2008, 23:00

weissclown hat geschrieben:groß bauen: ja, aber klug. (leicht, wissen, weisheit, transparenz verkörpernd)
moscheen: niemals
bright bauen: weiß nicht ob es über nützliche zweckbauten hinausgehen mag. ich glaube frau teherani macht sowas was mir für uns gefallen könnte..

hm.
Augenblicklich erleben wir den Minimalismus. Auch in der Innenarchitektur. Stahl, Glas und immer noch Beton, weißes Leder, weiße Wände und Flachbildschirm ... Möglichst große, leere Räume ... rationell und übersichtlich halt ... unverschnörkselt ...

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Re: Architektur

Beitragvon Kurt » Di 2. Sep 2008, 23:09

stine hat geschrieben:Wenn ich eure Posts lese, kommt mir sofort der Verdacht, dass hier männliches Ego gemessen werden soll. Kann man nichts Großes bewundern, ohne sich dabei klein zu fühlen?
Muß man sich immer daran messen?


Ich weiß nicht, ist das nicht der Zweck von Prunkbauten? Aus welchem Grund baut man denn einen Dom so groß? Doch um sein eigenes Ego aufzublasen und den Betrachter/Nachbarn/Feind/Konkurrenten klein aussehen zu lassen.
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Re: Architektur

Beitragvon Kurt » Di 2. Sep 2008, 23:12

stine hat geschrieben:Augenblicklich erleben wir den Minimalismus. Auch in der Innenarchitektur. Stahl, Glas und immer noch Beton, weißes Leder, weiße Wände und Flachbildschirm ... Möglichst große, leere Räume ... rationell und übersichtlich halt ... unverschnörkselt ...


Ich würde das lieber Geschmacklosigkeit nennen. Aber du hast Recht, da geht der Trend hin. ;-)
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Re: Architektur

Beitragvon stine » Mi 3. Sep 2008, 07:05

Kurt hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Wenn ich eure Posts lese, kommt mir sofort der Verdacht, dass hier männliches Ego gemessen werden soll. Kann man nichts Großes bewundern, ohne sich dabei klein zu fühlen?
Muß man sich immer daran messen?


Ich weiß nicht, ist das nicht der Zweck von Prunkbauten? Aus welchem Grund baut man denn einen Dom so groß? Doch um sein eigenes Ego aufzublasen und den Betrachter/Nachbarn/Feind/Konkurrenten klein aussehen zu lassen.

Oder Schutz- und Trutzburg?

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Re: Architektur

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 3. Sep 2008, 08:14

stine hat geschrieben:Oder Schutz- und Trutzburg?
Bei den angesprochenen Gebäuden eher selten und keine Wehrkirche hat auch nur annähernd die Ausmaße der Protzkirchen.
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Re: Architektur

Beitragvon weissclown » Mi 3. Sep 2008, 15:34

Ganz kurz dachte ich, wehrkirchen brauchts nicht mehr, repräsentation wird von intellektuellen entlarvt, sollten wir so bauen, denn die gibt es auf der anderen seite auch. zu schlicht zeigt nur leere und dichtet uns abwesenheit von etwas an, was ja stimmt, aber zerknirscht sind wir nicht. ornamente am bau können schrecklich sein, alles was über bandkeramik und schlichte flachreliefs oder simse hinausgeht macht mir kopfschmerz. andererseits soll es lang halten und viel besuch vertragen, vielleicht modular sein. wiedererkennbarkeitselemente wären gut. eine "figur" die in der vertikalen was sagt, ohne phallisch zu sein. oder was meint ihr, warum die anderen die twin-towers vernichten wollten? waren die twin-towers bereits sowas wie unser gebäude?
vielleicht sollte man ja einen zeichenwettbewerb für die deutschlandzentrale machen, geht sowas hier im forum? ich weiß, zentralen sind nicht en vogue. aber irgendwo hin muss man den geist ja streifen lassen.

ach ja: einbeziehung von bergen wurde auch gern gemacht. kloster in st. augustin, wartburg, pottala-palast, obersalzberg..
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