Die Zukunft—real oder irreal?

Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon Myron » Di 25. Mär 2008, 15:49

Robert hat geschrieben:
Myron hat geschrieben:Zum Beispiel ist der Satz "Robert stellt am 24.03.2008 um 23:59 einen Beitrag ins Forum der deutschsprachigen Brights" eine ewige Wahrheit.


Naja, ich verstehe unter Wahrheit, dass eine Aussage eine allumfassende (an jedem Ort und zu jeder Zeit) Gültigkeit hat, weshalb das Wörtchen ewig eigentlich nur stilistischer Art ist.

Aus diesem Grunde ist der obige Satz für mich keine Wahrheit, da die Zeitangabe relativ ist.


"Robert stellt am 24.03.2008 (nach irdischer christlicher Zeitrechnung) um 23:50 (mitteleuropäischer Zeit) einen Beitrag ins Forum der deutschsprachigen Brights."

Dieser Satz ist immer und überall wahr.

Robert hat geschrieben:Wobei deine gemachte Aussage in der "Vergangenheit" nicht überprüft und damit keinem Wahrheitswert zugeordnet werden kann.


Natürlich wusste vor dem 24.03.2008, 23:50, niemand, ob der obige Satz wahr ist, was aber nicht bedeutet, dass er deswegen nicht schon vor dem 24.03.2008, 23:50, einen Wahrheitswert gehabt hat, in diesem Fall <wahr>, wie wir seit dem 24.03.2008, 23:50, wissen.
Die Wahrheit bzw. Falschheit einer Aussage hängt nicht davon ab, ob wir sie kennen.

Robert hat geschrieben:"Obama wird Präsident." - Weder falsch noch wahr.


Kann man auch anders sehen.
Die Aussage "Barack Obama wird am 04.11.2008 Präsident der USA" hat jetzt schon einen Wahrheitswert, den wir freilich bis zum 04.11.2008 nicht kennen können.
Der Relativitätstheorie zufolge gibt es kein absolutes Jetzt in der Raumzeit, sondern unendlich viele beobachterrelative Jetzts. Das bedeutet, dass Sachverhalte, die in meiner Zukunft liegen, bereits zur Vergangenheit eines anderen (weit entfernten) Beobachters gehören. Somit sind insgesamt betrachtet, d.h. unter Einbeziehung aller möglichen Beobachterperspektiven, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft im Raumzeitblock gleichermaßen koexistent. Was für den einen noch zukünftig ist, ist für den anderen längst Teil seiner Vergangenheit.
Das heißt, die US-Wahl ist aus Sicht anderer Beobachter im All längst gelaufen, sodass der Wahrheitswert der Aussage "Barack Obama wird am 04.11.2008 Präsident der USA" jetzt schon (bezogen auf unser irdisches Jetzt) feststeht.
Aber, wie gesagt, kennen können wir diesen jetzt noch nicht.
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Re: Haben Brights einen Absolutheitsanspruch?

Beitragvon Robert » Di 25. Mär 2008, 16:42

OK, Myron, mit der Relativitätstheorie haste mich erledigt. :mg:

Allgemein hatte ich an so ein plumpes Beispiel nicht gedacht. :/
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Re: Haben Brights einen Absolutheitsanspruch?

Beitragvon folgsam » Di 25. Mär 2008, 21:15

Die Aussage "Barack Obama wird am 04.11.2008 Präsident der USA" hat jetzt schon einen Wahrheitswert, den wir freilich bis zum 04.11.2008 nicht kennen können.
Der Relativitätstheorie zufolge gibt es kein absolutes Jetzt in der Raumzeit, sondern unendlich viele beobachterrelative Jetzts. Das bedeutet, dass Sachverhalte, die in meiner Zukunft liegen, bereits zur Vergangenheit eines anderen (weit entfernten) Beobachters gehören. Somit sind insgesamt betrachtet, d.h. unter Einbeziehung aller möglichen Beobachterperspektiven, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft im Raumzeitblock gleichermaßen koexistent. Was für den einen noch zukünftig ist, ist für den anderen längst Teil seiner Vergangenheit.




Würde zutreffen wenn es in 30 Lichtjahren Entfernung einen anderen Barack Obama und wir die Fernsehübertragung jetzt empfangen könnte. Deren Vergangenheit ist unsere Gegenwart.
Unser Barack Obama ist jedoch noch größtenteils undeterminiert ( für uns jedenfalls ), egal aus welcher perspektive man es betrachtet, in diesem Universum hat die Präsidentschaftswahl in den USA der Erde einfach noch nicht stattgefunden. Für Barack Obama (der schließlich in einem ausreichend nahen Inertialsystem sein sollte, bezüglich des Inertialsystems der Präsidentschaftswahlausgangverkündigungskomitees oder wie das heisst) nicht, und schon gar nicht für jeden anderen Beobachter irgendwo im Universum. Der müsste nämlich mit Überlichtgeschwindigkeit die Informationen erhalten über die ich noch nicht verfügen kann, obwohl ich Barack Obama bin und gespannt den Ausgang der Wahl verfolge.

So wie du es gedreht hast, ist es nicht korrekt.
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Re: Haben Brights einen Absolutheitsanspruch?

Beitragvon Robert » Di 25. Mär 2008, 22:43

Mit Obama Barack ist aber nicht ein x-beliebiges Individuum gemeint, sondern ein ganz Bestimmtes.
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Re: Haben Brights einen Absolutheitsanspruch?

Beitragvon folgsam » Di 25. Mär 2008, 22:55

Eben, deswegen kann kein Beobachter im Universum, egal wo er ist, vor Barack Obama wissen wie die Wahl ausgeht.
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Re: Haben Brights einen Absolutheitsanspruch?

Beitragvon Myron » Di 25. Mär 2008, 23:07

folgsam hat geschrieben:Unser Barack Obama ist jedoch noch größtenteils undeterminiert ( für uns jedenfalls ), egal aus welcher perspektive man es betrachtet, in diesem Universum hat die Präsidentschaftswahl in den USA der Erde einfach noch nicht stattgefunden.


Es gibt in unserem Universum nur einen Barack Obama (ich meine nicht "nur einen Mann namens 'Barack Obama'"), und es nicht der Fall, dass die US-Präsidentenwahl 2008 in der Zukunft aller möglichen Individuen im Weltall liegt.

"[I]magine that Chewie is on a planet in a galaxy far, far away—10 billion light-years from earth—idly sitting in his living room. Imagine further that you (sitting still, reading these words) and Chewie are not moving relative to each other (for simplicity, ignore the motion of the planets, the expansion of the universe, gravitational effects, and so on). Since you are at rest relative to each other, you and Chewie agree fully on issues of space and time: you would slice up spacetime in an identical manner, and so your now-lists would coincide exactly. (...)
[T]here are things about our future, such as who will win the U.S. presidential election in the year 2100, that seem completely open: more than likely, the candidates for that election haven't even been born, much less decided to run for office. But if Chewie gets up from his chair and walks toward earth at about 6.4 miles per hour, his now-slice—his conception of what exists, his conception of what has happened—will include the selection of the first president of the twenty-second century. Something that seems completely undecided to us is something that, for him, has already happened. (.) Chewie won't know the outcome of the election for billions of years, since that's how long it will take our television signals to reach him. But when word of the election results reaches Chewie's descendants and they use it to update Chewie's flip-card book of history, his collection of past now-lists, they will find that the election results belong on the same now-list in which Chewie got up and started walking toward earth—a now-list, Chewie's descendants note, that occurs just a moment after one that contains you, in the early years of earth's twenty-first century, finishing this paragraph."


(Greene, Brian. The Fabric of the Cosmos: Space, Time, and the Texture of Reality. London: Penguin, 2005. pp. 134+137)

[Hat jemand die deutsche Übersetzung "Der Stoff, aus dem der Kosmos ist: Raum, Zeit und die Beschaffenheit der Wirklichkeit"? Wenn ja, dann möge er bitte den obigen Ausschnitt auf Deutsch posten.]
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon folgsam » Di 25. Mär 2008, 23:43

So wie ich es verstehe :

Chewie, in einer 10 milliarden Lichtjahre entfernten Galaxis, bewegt sich auf die Erde zu (warum das in diesem Fall eine Rolle spielt habe ich nicht verstanden. Die Geschwindigkeit von 6,4meilen pro Stunde ist wesentlich zu gering für relativistische Effekte), in genau dem Moment indem ich diese Zeilen schreibe. Soweit, so gut.

Im Jahr 2100 findet eine Präsidantschaftswahl statt, von der ich nichts wissen kann da sie zwar in relativistisch irrelevanter räumlicher Nähe zu mir stattfindet, das jedoch in der Zukunft. Chewie kann, und das ist sicher, für mindestens 10milliarden und 100 Jahre nichts davon wissen. Solange brauchen die Signale um ihn zu erreichen + die 100 Jahre die noch verstreichen müssen bis das Signal eintrifft.

Vergleicht nun Chewie nach 10Milliarden + 100 Jahren die Ereignisse, stellt er laut Brian Greene fest, dass der Zeitpunkt seines Aufbrechens zur Erde und der Zeitpunkt zu dem dieser Post geschrieben werden, identisch sind.

Jetzt bin ich verwirrt.

Chewie geht dem Signal mit 6,4 meilen/h gegen, das heisst er wird keine 10 milliarden + 100 jahre warten müssen bis das Signal ihn erreicht, es wird etwas kürzer sein. Doch was ändert das daran das das Signal von der Präsidentschatswahl nicht vor chewies abreise abgeschickt werden kann? Der Autor sagt doch, beide befänden sich im gleichen Inertialsystem...seltsam.


Vielleicht ist der Auschnitt zu klein?
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon Myron » Mi 26. Mär 2008, 00:03

Ein Link zwischendurch:

http://plato.stanford.edu/entries/space ... come/#Spec

(Darin wird die RT auch anhand eines Beispiels veranschaulicht.)
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon Gandalf » Mi 26. Mär 2008, 18:38

Hallo!
(BTW: warum wird eigentlich hier zumeist auf englische Seiten verwiesen und dann in Folge möglicher Übersetzungsfehler im Nebel herumgestochert?)
... ich denke hier wird es ganz gut - auf Deutsch - rübergebracht:
http://de.wikipedia.org/wiki/Relativit% ... zeitigkeit

Ein anderer (relativistischer) Beobachter beobachtet nicht 'absolut', die noch nicht erlebte Zukunft eines anderen, - sondern "aus seiner persönlichen Sicht" relativ zu diesem Beobachter.

Es geht alss immer nur um die 'persönliche Sichtweise' auf Ereignisse und nicht um die Ereignisse selbst.

Grüße
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Re: Haben Brights einen Absolutheitsanspruch?

Beitragvon Twilight » Mi 26. Mär 2008, 20:05

folgsam hat geschrieben:Eben, deswegen kann kein Beobachter im Universum, egal wo er ist, vor Barack Obama wissen wie die Wahl ausgeht.


Das sehe ich anders. Mal abgesehen davon, dass auf jeden Fall jemand vor Obama selbst das Ergebnis erfahren muss, um es ihm dann mitzuteilen (Der Kandidat wird wohl kaum die Stimmen persönlich zählen und vergleichen), ist es zumindest theoretisch, das Ergebnis im voraus zu berechnen. Die Faktoren, die über Sieg oder Niederlage entscheiden, mögen zahlreich sein, befinden sich aber weit über der Ebene der Quantenmechanik (Ja! Jetzt kommt das! :mg: ) und sind damit erfassbar und berechenbar.

Eine absolute Genauigkeit dürfte nie möglich sein, da individuelle Entscheidungen nicht vorhersagbar sind. Aber die durchschnittliche Bewegungsrichtung und -geschwindigkeit einer Masse dagegen schon.
Wenn zum Beispiel Faktoren, wie Arbeitsplätze, Wohnungen innerhalb und außerhalb einer Stadt, die Beschaffung der umliegenden Gegend und die touristische Attraktivität bekannt sind, kann hinreichend genau ermittelt werden, welche Dichte die ein- und ausgehenden Verkehrsströme in Abhängigkeit von Tages- und Jahreszeiten erfahren. Die paar Spontanurlauber oder krank zu Hause bleibende kann man vernachlässigen. Auf Staus haben die keinen nennenswerten Einfluss mehr.

Ein Sandsturm in der Sahara lässt sich dank Beobachtung des Wetters in seiner Geschwindigkeit, Richtung, Reichweite und Ausmaß recht gut vorhersagen. Aber den Weg eines einzelnen Kornes zu verfolgen grenzt an Unmöglichkeit.

Die Präsidentschaftswahl unterliegt anderen Faktoren, wie zur Verfügung stehende Finanzen der Partei (ganz wichtig) oder Eloquenz des Kandidaten und seiner Sprecher (weniger wichtig). Ich kenne natürlich nicht alle, aber theoretisch müsste es möglich sein, das Ergebnis zu kennen, unmittelbar nachdem der Wahlkampf angelaufen ist. Ein paar hundert oder tausend Menschen, die sagen "Ich wähle A und nicht B, weil B auf Grund der Wahlkampfgelder bessere Chancen hat und das ungerecht ist" fallen nicht ins Gewicht.
Da wiegt die gesamtgesellschaftliche Situation schon schwerer. Noch vor 50 Jahren währe es für einen Schwarzen oder eine Frau unmöglich gewesen, einer der Top-Kandidaten zu werden.
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon folgsam » Mi 26. Mär 2008, 20:34

Es ging hier einzig und allein um relativistische Phänomene.

Der einfachheit halber habe ich angenommen Barack Obama sei der erst der die Wahlergebnisse erfährt. Theoretische Berechenbarkeit des Wahlausganges spielt hier auch keine Rolle, sonst wäre der Witz weg. In hundert Jahren findet eine Wahl statt: Kann aufgrund relativistischer Effekte jemand vor Barack Obama wissen wie sie ausgeht? Ich sage nein, und der Text von Greene bestätigt das.

Es ist doch völlig unerheblich ob von Chewies Perspektive die Wahl früher stattfindet als für Barack Obama (scheint der Text zu implizieren, warum das so sein soll habe ich nicht verstanden); Chewie hat keine möglichkeit vor ihm an die Informationen zu gelangen. Also so what?
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon Myron » Mi 26. Mär 2008, 21:45

folgsam hat geschrieben:Chewie hat keine möglichkeit vor ihm an die Informationen zu gelangen. Also so what?


Es geht um den objektiven, wissensunabhängigen relativistischen Sachverhalt, dass ein Ereignis, das Teil der Zukunft des einen ist, Teil der Vergangenheit des anderen ist. Und ein vergangenes Ereignis kann nicht mehr unbestimmt sein, sodass z.B. der Wahrheitswert der Aussage "Barack Obama wird am 4.11.2008 Präsident der USA", welche sich auf ein nur für uns zukünftiges Ereignis bezieht, schon jetzt feststeht.
Ob eine Aussage (zum Zeitpunkt T) einen objektiv feststehenden Wahrheitswert besitzt, ist eine Sache, und ob irgendjemand diesen kennt, eine andere.
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon folgsam » Mi 26. Mär 2008, 22:40

objektiven, wissensunabhängigen relativistischen Sachverhalt


Bin ich der einzige der hier ein Paradoxon sieht?

Das ist die Kernaussage der Relativitätstheorie : Ausserhalb des eigenen subjektiv beobachteten gibt es keine Objektive Wahrheit. Ich kann mich mit anderen Beobachtern über ihre Beobachtungen austauschen und so intersubjektiv ein Bild der Welt erstellen, aber kein Einzelbild beinhaltet mehr Wahrheit als das andere. Einzig ein Beobachter ausserhalb aller Inertialsysteme könnte eine objektive Wahrheit für sich beanspruchen. Das müsste dann wohl der abrahamitische Gott sein, aber um den geht es nicht denke ich.

Zudem: Erklär mir wie aufgrund der Entfernung von 10 Milliarden Lichtjahren und den relativistisch irrelevanten 6,4 meilen pro Stunde Chewies jetzt meine Zukunft in 100 Jahren sein kann. Welche relativistischen Effekte sollen das bewirken?
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon Myron » Mi 26. Mär 2008, 23:02

folgsam hat geschrieben:Das ist die Kernaussage der Relativitätstheorie : Ausserhalb des eigenen subjektiv beobachteten gibt es keine Objektive Wahrheit.


Ich bin alles andere als ein Experte in Sachen RT, aber eines weiß ich: dass die RT mitnichten die Objektivität der Wahrheit in Abrede stellt.
Es ist eh so, dass Wahrheit immer objektiv und das Adjektiv in "objektive Wahrheit" deshalb eigentlich überflüssig ist.

"Kann man ärger den Sinn des Wortes 'wahr' fälschen, als wenn man eine Beziehung auf den Urteilenden einschließen will?!"
(G. Frege: "Grundgesetze der Arithmetik" (Bd. 1, Vorw. XV+XVI))

folgsam hat geschrieben:Zudem: Erklär mir wie aufgrund der Entfernung von 10 Milliarden Lichtjahren und den relativistisch irrelevanten 6,4 meilen pro Stunde Chewies jetzt meine Zukunft in 100 Jahren sein kann. Welche relativistischen Effekte sollen das bewirken?


Relativistisch relevant ist hier die enorme Entfernung der beiden Beobachter. Wer 10 Mrd. Lichtjahre von uns weg lebt, lebt nicht gerade ums Eck.

Da ich kein Physiker bin, kann ich dir die RT leider nicht vorbildlich erklären.
Aber der Physiker Brian Greene kann das, und sein Buch ist es auch, das ich dir als Lektüre wärmstens empfehle:
http://www.amazon.de/Stoff-aus-dem-Kosm ... 348&sr=1-3
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon Robert » Mi 26. Mär 2008, 23:05

@folgsam:

Ich verwende weder den Begriff "Wahrheit" noch "Objektivität".

Es ist nicht meine Sprache, weshalb ich mich da einfach raushalte.
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon Myron » Mi 26. Mär 2008, 23:20

Robert hat geschrieben:Ich verwende weder den Begriff "Wahrheit" noch "Objektivität".


Aber dass es wahr ist, dass du weder den Begriff "Wahrheit" noch den Begriff "Objektivität" verwendest, glaubst du schon, oder?
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon Gandalf » Mi 26. Mär 2008, 23:51

Hallo!

@folgsam
Zudem: Erklär mir wie aufgrund der Entfernung von 10 Milliarden Lichtjahren und den relativistisch irrelevanten 6,4 meilen pro Stunde Chewies jetzt meine Zukunft in 100 Jahren sein kann. Welche relativistischen Effekte sollen das bewirken?


...Ich hatte nicht "unabsichtlich" darauf hingewiesen, das die (englische) Textpassage evtl. von Euch falsch interpretiert wird ;)

Es geht doch offensichtlich um folgendes: Ein Lichtjahr entspricht ca 10 Billionen Kilometer und die 6,4 Meilen/h "Laufgeschwindigkeit" entsprechen ca 10 km/h, Ohne um diese späte Stunde noch groß rumzurechnen ;) , schätze ich mal das Chewie nach nach "100 x 10 Billionen Kilometer in Richtung Erde gehen" 100 Lichtjahre von seinem Heimatplaneten entfernt ist und somit Nachrichten von der Erde 100 Jahre eher empfängt, als seine daheim gebliebenen Nachkommen. Und damit wissen seine Nachkommen, das Chewie das Ergebnis schon weis, während sie gerade das Schreiben dieser Nachricht auf der Erde beobachten...

Das ist die Kernaussage der Relativitätstheorie : Ausserhalb des eigenen subjektiv beobachteten gibt es keine Objektive Wahrheit.

... dies ist KEINE Kernaussage. Die RT ist eine "realistische Theorie", dh. sie geht von einer objektiven Realität aus (platt: nur weil wir etwas nicht sehen, heisst das nicht, dass es nicht exisitert).

Aber ich denke ich weis was Du (mit Deinem philosophischen Ansatz) meinst. - Aber dazu braucht man nicht die RT zu bemühen. Es genügt einfach mal einen Regenbogen zu betrachten und darüber nachzudenken, warum keine 2 Menschen ein und den gleichen Regenbogen sehen (können).

@Brian Greene
Von ihm kenne ich nur das "elegante Universum" - und war ziemlich enttäuscht. Ca. 1/3 des Buches geht es nur darum wer mit wem wann spazierenging. Einer meiner Lieblingsautoren ist Michio Kaku http://www.amazon.de/Hyperraum-Reise-du ... 3499603608

Grüße
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon Robert » Do 27. Mär 2008, 00:09

Myron hat geschrieben:
Robert hat geschrieben:Ich verwende weder den Begriff "Wahrheit" noch "Objektivität".


Aber dass es wahr ist, dass du weder den Begriff "Wahrheit" noch den Begriff "Objektivität" verwendest, glaubst du schon, oder?


Weiß ich nicht, wird sich wohl zeigen.
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon folgsam » Do 27. Mär 2008, 00:16

Gandalf hat geschrieben:
Es geht doch offensichtlich um folgendes: Ein Lichtjahr entspricht ca 10 Billionen Kilometer und die 6,4 Meilen/h "Laufgeschwindigkeit" entsprechen ca 10 km/h, Ohne um diese späte Stunde noch groß rumzurechnen ;) , schätze ich mal das Chewie nach nach "100 x 10 Billionen Kilometer in Richtung Erde gehen" 100 Lichtjahre von seinem Heimatplaneten entfernt ist und somit Nachrichten von der Erde 100 Jahre eher empfängt, als seine daheim gebliebenen Nachkommen. Und damit wissen seine Nachkommen, das Chewie das Ergebnis schon weis, während sie gerade das Schreiben dieser Nachricht auf der Erde beobachten...


So macht es Sinn, ja.
Die Entfernung alleine hat relativistisch keine Auswirkung (ausser das die infos erst 10milliarden jahre später bei chewie ankommen können). Greene sagt ja das beide sich im selben Inertialsystem befinden.

Das ist die Kernaussage der Relativitätstheorie : Ausserhalb des eigenen subjektiv beobachteten gibt es keine Objektive Wahrheit.
... dies ist KEINE Kernaussage. Die RT ist eine "realistische Theorie", dh. sie geht von einer objektiven Realität aus (platt: nur weil wir etwas nicht sehen, heisst das nicht, dass es nicht exisitert).


Doch sagt die RT nicht auch klipp und klar das wir von nichts eine Kentniss haben können was ausserhalb unseres Lichtkegels liegt? Wie will man dann aus der RT ableiten das das was ich nicht Beobachte, auch wirklich existiert? Darüber macht die RT doch gar keine Aussage. Ich will damit keine Kausalität im relativistischen Maßstab bestreiten, aber liegt dort nicht eine Grenze der Theorie?
Die objektive Wahrheit kann nur ein absoluter Beobachter kennen, aber ausserhalb eines Gedankenexpirements ist dieser wohl nicht möglich. Und ich bleibe dabei das es eine subjektive Wahrheit und eine objektive Wahrheit gibt. Sitze ich im fahrenden Zug und messe die Länge des Abteils mit 10m und jemand ausserhalb misst 8m, so sind beide Messwerte bezüglich des Inertialsystems wahr. Eine mystische letzte objektivität zu postulieren hat doch da wenig Sinn.

Überdies glaube ich nicht das jeder Mensch einen Regenbogen oder Farben oder was auch immer an Sinneseindrücken einem einfallen mögen anders wahr nimmt als ich es tue. Unsere Biologie, namentlich unsere Sinnesorgane und unser Nervensystem unterscheiden sich, aussgenommen den verschiedenen Prägungen und gesammelten Erfahrungen die durchaus die physiologie des Nervensystems verändern können, unterscheidet sich nicht grundlegend von gesundem Individuum zum gesunden Individuum.

Ich beziehe mich hier einzig auf relativistische Effekte.

Von Michio Kaku habe bisher nur Hyperspace gelesen, ein wirklich tolles Buch ! Das beste was ich je zu diesem Thema gelesen habe.
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Re: Die Zukunft—real oder irreal?

Beitragvon Myron » Do 27. Mär 2008, 02:06

"Consider the philosophers who say that the future is unreal. It is hard to believe they mean it. If ever anyone is right that there is no future, then that very moment is his last, and what's more is the end of everything. Yet when these philosophers teach that there is no more time to come, they show no trace of terror or despair! When we see them planning and anticipating, we might suspect that they believe in the future as much as anyone else does."

"Betrachten wir diejenigen Philosophen, die sagen, die Zukunft sei irreal. Es ist schwer zu glauben, dass sie das wirklich meinen. Falls jemals jemand damit recht hat, dass es keine Zukunft gebe, dann ist ebenjener Moment sein letzter und zudem das Ende von allem. Doch wenn diese Philosophen lehren, dass es keine kommende Zeit gebe, zeigen sie keine Spur von Angst oder Verzweiflung! Wenn wir sehen, wie sie planen und vorausschauen, könnte der Verdacht aufkommen, dass sie ganz genauso wie jeder andere an die Zukunft glauben." (meine Übers.)

(Lewis, David. On the Plurality of Worlds. Oxford: Blackwell, 1986. p. 207)


"No man, unless it be at the moment of his execution, believes that he has no future."

"Kein Mensch glaubt, er habe keine Zukunft, es sei denn zum Zeitpunkt seiner Hinrichtung." (meine Übers.)

(Lewis, David. On the Plurality of Worlds. Oxford: Blackwell, 1986. p. 204)

Wer glaubt, dass er eine Zukunft hat, muss auch glauben, dass es eine gibt—und zwar eine reale!
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