Empfinden und Physik der Zeit

Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon Klaus » Mo 11. Feb 2008, 15:46

Es geht nicht um gefallen von irgendwelchen Theorien. Ein Verkehrsstau noch kein Chaos. Du schreibst da wieder ein Zeug zusammen. Nimmt man die Chaostheorie befindet sich unsere Erde mit dem Sonnensystem in einer Zone der "geschenkten Ordnung" und nur in solchen Zonen ist Leben, wie wir es kennen möglich. Im Zentrum der Milchstrasse ist wirkliches Chaos, dort ist die physikalische Ursuppe existent, die Leben unmöglich macht, es sei denn es gibt Organismen die harte Strahlung, Gravi-Sprünge, Höchsttemperaturen überleben.
Hier ist doch kein Chaos, hier herrscht menschgemachte Unordnung.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Mo 11. Feb 2008, 17:06

Klaus hat geschrieben:Es geht nicht um gefallen von irgendwelchen Theorien. ... Du schreibst da wieder ein Zeug zusammen.

Lieber Klaus,

mit mir bist du schon immer ganz besonders streng, stimmts? Bild

Ich denke, dass wir im Kleinsten genau das gleiche Schema wahrnehmen, wie im großen Universum. Und zwar deshalb, weil die physikalischen Regeln immer diesselben sind.
Am Beispiel Wasserfall kann ich erklären, wie ich das sehe: Jeder Tropfen nimmt einen x-beliebigen Weg nach unten. Einer springt, einer fällt und einer verdampft, eh er auftrifft. Nah betrachtet macht jeder, was er will. Von weitem erkennt man ganz klar einen Wasserfall. Und genauso denke ich mir alle Vorgänge. Was wir bisher wahrgenommen haben ist das Große und Ganze, bzw. das Offensichtliche. Je mehr wir die Dinge aus der Nähe betrachten, umso mehr scheinen sie für uns chaotisch zu werden. Das große Ganze passt aber dann wieder zusammen.
Ich weiß natürlich, dass meine Meinung genauso distanziert von den eigentlichen Problemen ist, wie die Betrachtung des Wasserfalls. Aber um die einzelnen Tropfen kümmern sich eben die Astronomen oder die Kernphysiker.

LG stine
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon Peter Janotta » Mo 11. Feb 2008, 18:21

Stine in gewisser Weise bringt es das was du gerade gesagt hast genau auf den Punkt. In kleinen räumlichen Skalen wird auf Grund der Quantenmechanik die Welt immer chaotischer. Um das Verhalten eines einzelnen Elektrons im ideellen Sinne ganz genau berechnen zu können, wäre es nach heutigen Verständnis sogar nötig miteinzubeziehen, dass sich aus dem Elektron für eine Unendlich kurze Zeit die Materie der ganzen geladenen Welt bildet, die dann wieder in das Elektron kollabiert. (Allerdings sollte man das nicht zu wörtlich nehmen. Das ist nur ein bis extrem geführtes Gedankenexperiment, das sich aus der unvorstellbarkeit von Unendlichkeiten ergibt. Bitte daraus keine Schlüsse ziehen.)

Auf der anderen Seite ist die Hierachie der Elementarteilchen dermaßen geordnet, dass sich allein durch Symmetrien entscheidet, welche Teilchen es geben muss.

Ein Buch, das dir gefallen könnte, ist von einem Nobelpreisträger für Physik aus dem Jahr 1998 (für den fraktionellen Quanten-Hall-Effekt ) Robert Laughlin, der manches vielleicht ganz ähnlich sieht, wie du es gerade dargestellt hast: http://www.wissenschaft-online.de/artikel/913834
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon folgsam » Mo 11. Feb 2008, 18:34

Ein wirklich hervorrgendes Buch.
Auch ich habe mein naturwissenschaftliches Weltbild nach dieser Lektüre ein wenig anpassen müssen, und das mit freude. :^^:
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Mo 11. Feb 2008, 21:55



Die Rezension liest sich gut. Zur Zeit stapelt sich hier Lektüre hinter und neben mir. Ich hab mir viel vorgenommen!

LG stine
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Fr 15. Feb 2008, 12:29

Ist die Zeit gleichwohl unser Leben?

Es gibt keine punktuelle Gegenwart, nicht mal den sogenannten "Augenblick". Da Lichtwellen Zeit benötigen um an unser Auge zu gelangen und Schallwellen ebenso nur über einen zeitlichen Ablauf an unser Ohr gelangen, gilt, dass es kein Leben ohne Zeit gibt.
War der Urknall also die Geburt der Zeit?

Nur mal so nachgedacht.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon ostfriese » Fr 15. Feb 2008, 20:26

Einsteins Allgemeine Realtivitätstheorie behandelt die Zeit nicht anders als die Raumdimensionen, und "vor dem Urknall" hieße demnach "außerhalb der vierdimensionalen Raumzeit" (nichts, was wir uns vorstellen können). Insofern fängt die Zeit eines diesem Modell entsprechenden Universums erst mit dem Urknall an, ja. Aber wir wissen heute, dass dieses Modell die Welt nur näherungsweise beschreibt und gerade in der Nähe des postulierten "Urknalls" scheitert (keine Aussagen mehr zulässt). Physiker/ Kosmologen arbeiten daran, diese Lücke zu schließen (die berühmte Suche nach der "Weltformel")...
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Do 21. Feb 2008, 15:21

Da fällt mir der witzige Ausspruch von Michael Barwasser, alias "Erwin Pelzig", wieder ein: "Als der liebe Gott die Welt erschaffen hat, sozusagen mit einem kosmischen Urpfurz..." :mg:

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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon HF******* » Do 21. Feb 2008, 17:48

Ich postuliere eine lineare unbegrenzte Kausalkette.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon Klaus » Do 21. Feb 2008, 17:55

Hallo Holger, in Singularitäten ist aber Schluss mit der Kausalkette und so wie es sich darstellt ist jedes schwarze Loch eine Singularität, da ist am Ereignishorizont Schluss mit Kausalität und linear schon mal gar nicht, der Raum ist gekrümmt.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon HF******* » Mo 25. Feb 2008, 11:57

@Klaus: Linear heißt nicht zwangsläufig gerade, auch nicht ebenmäßig, die Krümmung ist dabei ohnehin kein Problem.

Der Ereignishorizont eines schwarzen "Loches" bedeutet nichts anderes, als dass wir nicht feststellen können, was sich "hinter" einem solchen Horizont abspielt, weil die Zeit dort in Relation zu unserer Zeit so verzögert abläuft, dass keine Information zu uns gelangt - dafür sprechen zumindest die meisten Beobachtungen. Niemand würde behaupten, dass die Zeit dort ganz stillsteht, d. h. dass das Kausalgesetz nicht gilt. Es gibt für eine solche Behauptung keine Grundlage.

@ostfriese:
Ähnlich verhält es sich mit dem Urknall: Welche Information würde die logische Schlussfolgerung auf ein Ende der Kausalkette zulassen? Eben das würde ein Nichtbestehen der Relation Zeit "vor" dem Urknall voraussetzen - Erst recht kann man eine solche Aussage nicht treffen, wenn man gleichzeitig einräumt, dass wir über die Abläufe im Urknall selbst noch keine sicheren Aussagen treffen können.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon Gandalf » So 9. Mär 2008, 00:19

@PeterJanotta
Um das Verhalten eines einzelnen Elektrons im ideellen Sinne ganz genau berechnen zu können, wäre es nach heutigen Verständnis sogar nötig miteinzubeziehen, dass sich aus dem Elektron für eine Unendlich kurze Zeit die Materie der ganzen geladenen Welt bildet, die dann wieder in das Elektron kollabiert. (Allerdings sollte man das nicht zu wörtlich nehmen. Das ist nur ein bis extrem geführtes Gedankenexperiment, das sich aus der unvorstellbarkeit von Unendlichkeiten ergibt. Bitte daraus keine Schlüsse ziehen.)


Manche haben aber daraus tatsächlich Schlüsse gezogen und Berechnugen angestellt. Prof. Thomas Görnitz (http://web.uni-frankfurt.de/fb13/didaktik/Goernitz/) kommt z.B. auf 10 hoch 33 Qubit die in einem einzelnen Photon "enthalten" sind. Interessant ist auch wie er darauf kommt: Er setzt dabei ein einzelnen Photons in Relation mit dem Entropiegehlalt eines schwarzen Loches, welches das gesamte Universum enthält.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon Dissidenkt » Sa 19. Jun 2010, 13:17

stine hat geschrieben:Frage an die Wissenschaftler unter euch:

Würde man es merken, wenn sich Zeit tatsächlich beschleunigen würde?
Woran könnte man das erkennen?


Ich habe gerade die Zeit für 5 Minuten angehalten. Hast du es bemerkt? :mg:
Ich gebs zu, ich habe es selber nicht bemerkt, aber das sollte auch nur zeigen, dass wir eine Manipulation der Zeit, egal ob eine negative oder positive Beschleunigung, nicht wahrnehmen könnten.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Sa 19. Jun 2010, 13:25

Dissidenkt hat geschrieben:Ich habe gerade die Zeit für 5 Minuten angehalten. Hast du es bemerkt? :mg:
Klar, ich dachte gerade, komisch, normalerweise müsste ich schon längst wieder weg sein vom Computer! :computer:

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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon Dissidenkt » Sa 19. Jun 2010, 14:06

stine hat geschrieben:
Dissidenkt hat geschrieben:Ich habe gerade die Zeit für 5 Minuten angehalten. Hast du es bemerkt? :mg:
Klar, ich dachte gerade, komisch, normalerweise müsste ich schon längst wieder weg sein vom Computer! :computer:
LG stine


Was ich deutlich machen wollte ist eigentlich, dass du ein Anhalten nicht bemerken könntest, weil dann auch deine Gedanken und die ganze Welt innehalten würden. Gleiches würde für ein Beschleunigen oder Abbremsen gelten.

Ich denke das Phänomen Zeit wird in Philosophie und Wissenschaft etwas zu stiefmütterlich behandelt. Vermutlich liegt es daran, dass wir uns keinen halbwegs objektiven Begriff davon machen können, was Zeit eigentlich ist.

Zur subjektiven Wahrnehmung:
Die Tatsache, dass wir mit zunehmendem Alter glauben, das Gefühl zu haben, dass die Zeit schneller vergeht, liegt neben den schon genannten Ursachen aber auch daran, dass wir als Kinder oder Jugendliche gar keine Vergleichsmöglichkeit haben, wie die Zeit später als Erwachsene verfliegen wird.
Ein Tag (Woche, Sommermonat) Fussballspielen auf dem Bolzplatz geht subjektiv sicherlich schneller vorüber, als ein langweiliger Tag (Woche, Monat) im Büro. Nur kann man das als Knirps logischerweise noch nicht vergleichen.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Sa 19. Jun 2010, 14:29

Stimmt. Und als Kind gibt es ständig etwas Neues zu entdecken, da tut man sich als Erwachsener auch schon ganz schön schwer. Vor allem, wenn man sieben Tage die Woche in Alltagsaktivitäten eingebunden ist.
Man sollte sich öfter mal etwas Abwechslung gönnen :mg:
Ich würde jetzt gerne etwas draußenherum rennen, aber es regnet ohne Unterlass, drum sitz ich schon wieder hier.

Dissidenkt hat geschrieben:Ich denke das Phänomen Zeit wird in Philosophie und Wissenschaft etwas zu stiefmütterlich behandelt.
Denke ich auch. Sie ist das Leben schlechthin. Ohne sie keine Aktion.

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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon Mark » Sa 19. Jun 2010, 23:24

Dissidenkt hat geschrieben:Was ich deutlich machen wollte ist eigentlich, dass du ein Anhalten nicht bemerken könntest, weil dann auch deine Gedanken und die ganze Welt innehalten würden. Gleiches würde für ein Beschleunigen oder Abbremsen gelten.

Wer einen Thread nach 2 Jahren wieder ausgräbt nur um dann die Chance auf einen verdammt geilen Witz zu vergeben ist ein echter Dandy ;-)
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon Dissidenkt » So 20. Jun 2010, 09:23

Mark hat geschrieben:Wer einen Thread nach 2 Jahren wieder ausgräbt nur um dann die Chance auf einen verdammt geilen Witz zu vergeben ist ein echter Dandy ;-)


Jetzt wo du es sagst! :eg:
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon thomas_schlegel » Di 20. Jul 2010, 13:46

Eines des erstaunlichsten Phänomene des Universums ist in meinen Augen die "Zeit". Es wird zu den größten Aufgaben nachfolgender Generationen und Spezies sein dieses Geheimnis zu entschlüsseln.
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Re: Empfinden und Physik der Zeit

Beitragvon stine » Di 20. Jul 2010, 13:49

Ja, und es gibt ganz offenbar nur eine Richtung...
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