Soweit eine Prädestination zugunsten der korrekten Insulinproduktion oder des Nicht-Gegen die Wand schlagens besteht, korreliert das nicht mehr mit der empfundenen Willensfreiheit.
Wie ist die Aussage zum "Zeitpfeil" zu verstehen? Bei der Betrachtung von Veränderungen vergleichen wir stets zwei Zustände.
Vermutlich beziehst ,Du Dich auf die Aussage, dass sich etwa ein Positron in der Zeit rückwärts bewege?
Wenn dem so wäre, so würde das ebenfalls nahezu unendlich viele Realitäten einschließen, wenn auch in anderer Art und Weise.
Gandalf schrieb:
- In Folge des 2. HS der Thermodynamik nimmt die Anzahl der Universen in unserere unmittelbaren Umgebung ständig zu. D.H. während der Münzdrehung in der Luft wird Wärmeenergie in mikroskopische Luftbewegung umgewandelt, die zu mikrospkopisch unterschiedlichen Bewegungszuständen in versch. Universen führt.
- Auf Basis unseren Vergleichs mit unseren gespeicherten Wahrnehmungen des Münzwurfs und der "Umwelt" in dem wir die Münze werfen, lässt sich - obwohl im Multiversum alles vollständig bestimmt ist - in unserem Universum nur eine Wahrscheinlichkeitsaussage über die künftigen Münzlage (Kopf oder Zahl) machen.
- 'Umgekehrt' ist eine 'Nachhersage' nicht möglich! Obwohl im Multiversum der Zustand der Münze immer noch geworfen/nicht geworfen ist, - geht ein Teil dieser Information beim Speichervorgang für den Beobachter verloren. - Für jede spätere Kopie des Beobachters ist die Information unerreichbar auf mehreren Universen verteilt.
HFRudolph hat geschrieben:Was hat denn der Münzwurf jetzt mit dem Thema zu tun?
Gandalf hat geschrieben:ich versuche lediglich 1+1 zusammenzuzählen auf Basis dessen, was wir wissen und was wir überhaupt über die Wirklichkeit wissen können. Als Basis hierzu betrachte ich die VWI der QT
Gandalf hat geschrieben:Information hat für mich was sehr subjektives, dh. diese ist immer an den Beobachter gebunden, der ein "relativer Teil" von ihr (Information="nutzbare Materie") ist.
Gandalf hat geschrieben:Am besten kann man das vielleicht am EPR-Paradoxon erklären, bei dem eine physikalische Wechselwirkung weitgehend ausgeschlossen werden kann (belegt um die Experimente mit den 'Bellschen Ungleichungen') - und nach der VWI hier nicht einmal eine Informationsübertragung stattfindet
Gandalf hat geschrieben:Grundannahme (bestätigt durch die QT): Quantensysteme sind stets ganzheitlich und lassen sich nicht in Teile "zerlegen"
Ostfriese hat geschrieben:Eben die VWI aber widerspricht dem Sparsamkeitsprinzip und gehört keineswegs zu dem, was wir "über die Wirklichkeit wissen können". Zeilinger, auf den Du Dich irgendwo weiter oben berufst, ist aus eben diesem Grund kein Freund der VWI.
Ostfriese hat geschrieben:Hälst Du das für eine verständliche Explikation?
HFRudolph hat geschrieben:Die viele-Welten-Theorie hat in dieser Form für mich keinen Wert. Ohne näheren Realitätsbezug kann ich damit nichts anfangen.
ostfriese hat geschrieben:Beispielsweise trägt monochromatisches Licht (S1) die Information über seine Wellenlänge insofern, als es ein reproduzierbares Interferenzbild am Doppelspalt mit Fotoplatte (S2) erzeugen kann. Einzelne Lokalisierungen von Photonen liefern dagegen keine verwertbaren Information über die "Flugbahn"von Photonen. Wohl aber kann der Experimentator (S3) sich auf der Platte den materiellen Unterschied zwischen getroffenen und nicht getroffenen Stellen ansehen und daraus eine Information über die Wechselwirkung zwischen Photonen und Platte gewinnen. Diese Information hat jedoch nichts mit der Lichtlokalisierung zu tun, es ist eine gänzlich neue Information, die (S3) aus (S2) gewinnt, ohne dass sie vorher von (S1) getragen worden wäre. So jedenfalls würde ich den Begriff verwenden.
Vielleicht verstehe ich Dein Konzept der Informationserhaltung besser, wenn Du mir anhand dieses oder eines anderen konkreten Beispiels klar machst, an welcher Stelle sich Dein Informationsbegriff von meinem unterscheidet.
Daraus ergibt sich natürlich die Frage, was man in diesem Zusammenhang unter "nutzbar" versteht. Und es bleibt die andere Frage, inwiefern daraus eine Informationserhaltung für das Multiversum folgen soll.
Gandalf schrieb:
Realität erwächst aus Erklärungen
ostfriese hat geschrieben:Im Falle der "Information" sind wir offenbar noch lange nicht so weit...
HFRudolph hat geschrieben:Mit dem wissenschaftlichen Sparsamkeitsprinzip hat es schnell ein Ende, wenn die vorhandenen Erklärungen erkennbar nicht ausreichend oder sogar logisch unschlüssig sind. Da kann eben alles und jedes herhalten, dass schlüssiger ist.
HFRudolph hat geschrieben:Ich sehe das Kausalitätsprinzip als gegenwärtig am naheliegendsten an, und zwar in ganz klassicher Art und Weise
HFRudolph hat geschrieben:Gandalf schrieb:
Realität erwächst aus Erklärungen
Gemeint ist wohl, dass man eine Theorie oder Deutung aufstellt und dann in dieser Richtung forscht. .
HFRudolph hat geschrieben:So lange aber keine konkreteren Ansätze zu Gunsten der viele-Welten-Theorie sprechen, sehe ich kaum Anlass, die Theorie für bare Münze zu nehmen.
Ostfriese schrieb:
Wir werden uns (vorerst) mit der unbefriedigenden Einsicht abfinden müssen, dass eine vollständige, klassische Erklärbarkeit in der Natur nicht gegeben ist (jedenfalls sagt das die exakteste Theorie, die wir derzeit über die Natur haben).
HFRudolph hat geschrieben:Ostfriese schrieb:
Wir werden uns (vorerst) mit der unbefriedigenden Einsicht abfinden müssen, dass eine vollständige, klassische Erklärbarkeit in der Natur nicht gegeben ist (jedenfalls sagt das die exakteste Theorie, die wir derzeit über die Natur haben).
Hmmm. Was soll schon eine klassische Erklärung sein und welche Theorie sollte behaupten, dass etwas prinzipiell unerklärbar wäre? Das wir das meiste, was uns vorliegt, gegenwärtig nicht erklären können, dürfte unstrittig sein. Etwas anderes ist es allerdings, wenn man sagt, dass etwas prinzipiell unerklärbar ist. Die heisenbergsche Unschärferelation trifft eine solche Aussage z. B. eindeutig nicht.
Ontologie
[griechisch] die, im 17.Jahrhundert entstandene Bezeichnung für die Lehre vom Seienden (Sein), die die formalen (oberste Strukturen und Gesetzlichkeiten) und materialen (inhaltliche Gliederung des Seienden) Prinzipien des Gegebenen begrifflich zu bestimmen sucht. Der Sache nach geht die Ontologie auf die Seinslehre des Parmenides zurück, klassische Ausgestaltungen finden sich bei Platon und Aristoteles sowie in der Scholastik. Die Entwicklung der Ontologie fand einen vorläufigen Abschluss in Leibniz' Monadenlehre. Im Sinne einer realistischen Seinslehre wurde die Ontologie von I.Kant als unhaltbare Metaphysik abgelehnt und durch die Transzendentalphilosophie ersetzt. Im 20.Jahrhundert kam es zu einer Erneuerung der Ontologie, besonders bei N.Hartmann, G.Jacoby und M.Heidegger.
Literatur:
Keil, G.: Grundriß der Ontologie. Marburg 21984.
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