Nordisch Walking: Religion und Placebo in der Volldosierung

Nordisch Walking: Religion und Placebo in der Volldosierung

Beitragvon 200motels » Mo 4. Jun 2007, 11:37

Ich finde, Nordisch Walking, also das Laufen von Frauen mittels Stock und um die Hüften geknoteter C&A Jacke ist das beste Beispiel für die neuzeitliche Entstehung und Ausarbeitung einer Glaubensrichtung bzw.Religion.

Erfunden wurde Nordisch Walking von einem Mitarbeiter des Finnischen Langlaufstock-Hersteller Exel um den Absatz anzukurbeln. Diese verkaufte wegen dem Snowboard Boom in den 80 ern plötzlich so gut wie keine Stöcke mehr. Ein findiger Mitarbeiter hatte dann die Idee das Gehirn der Menschen so zu waschen dass diese glauben mit Stöcken gehen wäre gesund. Anfangs hatten es die Vertreter dieser Firma schwer den Sportgeschäften diese Theorie einzutrichtern. Aber schliesslich klappte es dann doch und die Firma verkaufte innerhalb kürzester Zeit Millionen von Stöcken! Dass die Stöcke nutzlos sind ist nur schwer zu widerlegen, denn klar ist dass bei jeder Betätigung des Körpers an vielen Stellen Muskelgewebe entsteht.

Drei Millionen Deutsche marschieren inzwischen am Stock - ganz freiwillig und im Glauben, etwas gutes für ihre Gelenke zu tun. Doch der Sportwissenschaftler Thomas Jöllenbeck von der Orthopädischen Rehabilitationsklinik Bad Sassendorf hat schlechte Neuigkeiten für die Nordic Walker: "Das Märchen, dass die Stöcke die Gelenke um 30 bis 50 Prozent entlasten, ist endgültig widerlegt."
Jöllenbeck und sein Team ließen 20 erfahrene Walker einmal mit Stöcken und einmal ohne einen 1575 Meter langen Parcours aus Asphaltstrecken und Feldwegen mit unterschiedlichem Gefälle absolvieren. Dabei maßen die Forscher die Bodenreaktionskräfte, die auf Fußsohlen und Stöcke wirkten. Das Ergebnis: Die auf den Fuß wirkenden Kräfte waren mit Stöcken ebenso hoch wie ohne. Dennoch kann Jöllenbeck dem etwas albern wirkenden Modesport auch etwas positives abgewinnen: Dass Nordic Walking viele unsportliche Menschen zur Bewegung motiviere, sei sehr zu begrüßen. Und auch Rosi Mittermaier und Christian Neureuther leben inzwischen davon da sie NW Kurse geben, und deswegen würden sie es NIE zugeben dass die Stöcke nutzlos sind! http://www.steinzeitleben.de
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Beitragvon Klaus » Mo 4. Jun 2007, 12:00

Nordic Walking bringt keinerlei Vorteile, gut ist das die Leute sich bewegen. beim Joggen sind die Walker lästig, da sie immer in Rudeln auftreten, laut sind und meinen die Wege gehören ihnen. :^^:
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Beitragvon HF******* » Mo 4. Jun 2007, 12:07

Eine typische Vorgehensweise: In Bereichen, wo man die Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Behauptung nicht widerlegen kann, folgt man den Aussagen sogenannter oder selbsterannter Autoritäten ;o)

Vermutlich entlasten die Stöcke die Gelenke ja auch (wie viel auch immer), nur hätten die selben Menschen ihre Körper ohne die Stöcke möglicherweise überhaupt nicht belastet...

Welcher Sport gilt denn als am wenigsten Gelenkbelastend? Schwimmen, oder gar die Tätigkeit im Fitnisscenter?
Im Lexikon aus den 20gern werden übrigens einige Maschinen dargestellt, die typischerweise heute im Fitnisscenter stehen - dort bezeichnet als Krankengymnastik … :lachtot:
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Beitragvon 200motels » Mo 4. Jun 2007, 12:59

Sag ich doch ! Placebo! Und auch noch ein funktionierendes !

Ohne Stock würden die Leute (Hausfrauen ab 45) nicht rausgehen.

Mit Stock gehen sie raus und präsentieren sich in der Öffentlichkeit als jemand der Sport macht !

"Ich bin da!

Ich habe einen Stock in der Hand

Dieser Stock ist ein Nordisch Walking Stock

Nordisch Walking ist eine Sportart

Also mache ich Sport!"

Es spielt in der Praxis tatsächlich keine Rolle ob der Stock nach nachgeschleift wird !

Bei Konfrontationen mit Spaziergängerin fühlt sich die Nordisch Walkerin immer noch als "Sportlerin" , selbst dann wenn die Spaziergänger schneller gehen!

Es gilt die Präambel:

"Ich trage sichtbar das Zeichen unserer Gemeinschaft, also bin ich ein Sportler! "
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Beitragvon Andreas Müller » Mo 4. Jun 2007, 13:02

Du hast es aber auch mit deinem Laufen.
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Beitragvon [C]Arrowman » Mo 4. Jun 2007, 13:44

Sport ist Mord!!! Mehr habe ich als Triathlongeschädigter (wegen Sprotlehrer) nicht zusagen.
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Beitragvon 200motels » Mo 4. Jun 2007, 14:23

ich würde mal sagen: gewusst wie !
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Beitragvon Kurt » Mo 4. Jun 2007, 15:07

Hallo 200Motels,

ist steinzeitleben.de deine Privatseite oder machst du nur Werbung dafür?

Zum Thema Nordic Walking habe ich eine ähnliche Meinung wie du, aber lass die Hausfrauen doch.. Ein bisschen Bewegung schadet ihnen doch nicht, wenn sie schon nicht (mehr) laufen können.
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Beitragvon 200motels » Mo 4. Jun 2007, 15:46

Hey die Hausfrauen sind mir (fast) egal, (lol) ich wollte nur den zusammenhang zwischen Placebo - Glauben - Religion herstellen!
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Beitragvon Kurt » Mo 4. Jun 2007, 15:49

200motels hat geschrieben:Hey die Hausfrauen sind mir (fast) egal, (lol) ich wollte nur den zusammenhang zwischen Placebo - Glauben - Religion herstellen!


Die Seite steinzeitleben.de hat aber auch eine ziemlich "religiöse" Art der Argumentation. Behauptungen ohne Begründungen.
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Beitragvon Sisyphos » Mo 4. Jun 2007, 18:45

Mindestens ebenso interessant dürfte folgendes sein:

Link: http://www.zeit.de/online/2007/08/fussball-und-religion

ZEIT online (16.02.2007): Zwischen Abseits und Jenseits.

Gemeinsamkeiten zwischen Fußball und Religion werden häufig unterstellt, aber nur selten begründet. Gibt es eine höhere Macht jenseits des Spielfelds?


Fußball ist Kult. Fans pilgern zu den Spielen, tragen die Vereinskutte und beten für den Sieg ihrer Mannschaft. Das Fan-Magazin von Schalke 04 heißt Unser Schalke und noch heute reden wir über das Wunder von Bern. Dass sich religiöse Semantik und Fußball keineswegs ausschließen, beweist bereits die Bezeichnung "Fan". Ursprünglich leitet sich "Fan" von "fanaticus" ab, was so viel bedeutet wie "religiös schwärmerisch, von der Gottheit ergriffen". Seit dem 18. Jahrhundert löst sich der Begriff zwar aus dem religiösen Kontext. Noch heute vergleichen Fußballfans ihre Begeisterung mit religiöser Hingabe. So ist es nicht verwunderlich, dass unser Volkssport Nummer eins zuweilen in den Bereich des Sakralen vorstößt. [...]

Es geht als um Ritualisierung. Damit verbunden ist die Solidarität der Gemeinschaften. Der Glaube hat zudem eine integrative Kraft, was sich im Fußball bereits rein äußerlich an der Kleiderordnung der Fans ablesen lässt. Trikots, Fahnen und Schals wirken identitätsstiftend, sie stärken den Zusammenhalt in der Fankurve. Der Glaube an die eigene Mannschaft hebt den Einzelnen über sich hinaus. Er lässt den Zuschauer an einer überpersönlichen Ordnung teilhaben, an einer Ordnung, die durch die Gruppe getragen und zuweilen als göttlich hypostasiert wird. Was in der Religion Gott, ist im Fußball der Verein - die Spieler werden zu seinen irdischen Vertretern. Kollektive Teilnahme ist für die Ausbildung des Glaubens unverzichtbar. Die Gruppensolidarität bildet für den Soziologen Emile Durkheim sogar ein Wesensmerkmal der Religion. [...] Der Fußball ist durch seine integrative Kraft für viele zu einer Ersatzreligion geworden.

[...] Auch im Fußball gibt es einen Bereich des Unbestimmbaren. Selbst wenn der Favorit eindeutig feststeht, kann das Spiel anders enden als erwartet. Eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst den Spielverlauf, nicht zuletzt die Unterstützung der Zuschauer, die sich häufig abergläubischer Praktiken bedienen. Ein Fetisch oder ein Maskottchen sollen zum Sieg verhelfen, Fahnen und Transparente die Moral der Truppe stärken. Gelegentlich wird auch gebetet, vor allem angesichts einer drohenden Niederlage. [...] Magisches Denken ist Wunschdenken, das sich in Form von Zauber und Beschwörung artikuliert. [...]
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Beitragvon Andreas Müller » Mo 4. Jun 2007, 19:39

Du hast die Passagen ja schön ausselektiert, eigentlich besagt der Artikel, dass Fußball nicht als Religionsersatz dient. =)

Aber es hat schon etwas Religiöses an sich und ich bin sowieso schon lange Fußballgegner. :pfeif:
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Beitragvon Sisyphos » Mo 4. Jun 2007, 19:42

Andreas Müller hat geschrieben:Du hast die Passagen ja schön ausselektiert, eigentlich besagt der Artikel, dass Fußball nicht als Religionsersatz dient. =)


Bei so einem ulkigen Thema darf man das. :mg:

Andreas Müller hat geschrieben:Aber es hat schon etwas Religiöses an sich und ich bin sowieso schon lange Fußballgegner. :pfeif:


:2thumbs:
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Beitragvon Klaus » Mo 4. Jun 2007, 19:43

Willkommen im Klub =)
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Beitragvon Kival » Mo 4. Jun 2007, 19:51

Ich arbeite ehrenamtlich für ein Fußball-Online-Magazin =) Mein Schwerpunkt liegt allerdings auf Handball und Sportpolitik, egal...
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Re: Nordisch Walking: Religion und Placebo in der Volldosier

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 5. Jun 2007, 09:31

200motels hat geschrieben:Erfunden wurde Nordisch Walking von einem Mitarbeiter
Nein, nicht richtig, nur der depperte Name ist tasächlich aus dem Norden
Das Gehen am Stock ist weder neu, noch nordisch, noch prinzipiell nutzlos.
"Bergbewohner" machen dies schon seit Jahrhunderten, wenn nicht seit Jahrtausenden um beim Bergabgehen die (Stoß-)Belastung der Gelenke zu verteilen bzw. abzumildern (das klappt auch). M.W. wird tarditionell zumindest bei uns nur ein Stock (längerer Stab, s.a. Wanderstock) benutzt, aber bereits vor Jahrzenten(!) wurden auch bei uns schon dafür (auch) zwei ganz normale Skistöcke benutzt.
Keine Erfindung sondern NUR(!) gute Vermarktung - wie meist bei erfolgreichen Sachen.
Selbst Wikipedia hat - neben überwiegend reiner Werbung der Industrie im zugehörigen Artikel - erkannt, dass die Sache nicht ganz neu ist.

Andreas Müller hat geschrieben:Aber es hat schon etwas Religiöses an sich und ich bin sowieso schon lange Fußballgegner.
:2thumbs:

Nachtrag: Und ich laufe natürlich auch nicht mit zwei Steckerl durch die Gegend und die klappernden und plappernden "Hausfrauenhorden" gehen mir natürlich auch auf die Nerven.
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1von6,5Milliarden
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