Ja, Temperatur hängt von dem ab, wie man misst, ebenso ist das mit Intelligenz und wenn man so will, allen sozialen und naturwissenschaftlichen Größen, bishin zu den Grundbegriffen.
Ungefähr diese Erkenntnis steht hinter dem Satz von Heidegger, der sagt, dass die Naturwissenschaft nicht denken würde.
Damit meinte er, dass sie vergisst die Begriffe ihrer Grundgrößen zu bestimmen. Sie rechnet mit Zeit und Raum und Energie, fragt sich aber nicht, was das eigentlich ist.
Nun kann man darauf antworten – und das wäre dann, wenn ich es richtig verstehe, Deine Antwort – dass das eben davon abhängt, wie man misst.
Dahinter steht die Aussage, oder sie könnte zumindest dahinter stehen, müsstest Du dann erläutern, dass es so etwas wie Temperatur, Information, Zeit, Raum, Energie „an sich“ gar nicht gibt. Das kann man sagen, aber Du eigentlich nicht, denn Deine Idee ist, dass es eine von unserer Wahrnehmung und Herangehensweise unabhängige Realität gibt, also gewissermaßen eine Welt oder Realität an sich, in der wir uns bewegen und die ihre eigenen, von uns unabhängigen Regeln hat, denen wir uns, durch Versuch und Irrtum, immer mehr annähern können.
Die Frage ist aber, ob man mit allen Dingen einfach losrechnen kann oder ob einen die Notwendigkeit der Begriffsbestimmung dann am Ende doch wieder einholt.
Etwa dann, wenn man irgendwann mal genauer und nicht nur ungefähr wissen will, was denn nun mit „Temperatur“ oder wie hier eben, „Information“ gemeint ist.
Es könnte bspw. sein, dass willkürliche Festlegungen, gleich welcher Art, einfach nur ein bestimmtes mögliches Beobachtungssystem darstellen mit dessen Hilfe, bleibt man konsequent und wechselt das Pferd nicht im Galopp, wir uns an die Realität annähern.
Unterschiedliche Weltbilder und methodische Ansätze wären einfach nur Beobachtungssysteme, die zu jeweils anderen Einblicken führen. Dass könnte heißen, dass so gut wie alle Wege nach Rom führen, muss es aber nicht, hier müsste man fragen, unter welchen Umständen das der Fall ist. (Kann z.B. ein Astrologe, der die Welt in 12 Urpirnzipien einteilt zu vernünftigen Aussagen kommen, ja oder nein und warum im Einzelfall?)
Es ist dann eher eine pragmatische Frage, wann man das System wechselt und welches Ziel man verfolgt. Aber es wären auch die Kriterien zu klären, anhand deren man erkennt, dass man auf der Stelle tritt.
Es könnte aber auch sein, dass es eine starre Realität in dem Sinne gar nicht gibt. Auch hier wird es dann wieder schwer wenn man von einer Welt der Realität redet, die einfach, abzüglich aller Beobachtungen da ist, sozusagen den Hintergrund bildet. Je genauer man hinschaut um so verwirrender wird es eigentlich (finde ich), also ist eine Strategie nicht so genau hinzuschauen und es beim „irgendwie und ungefähr“ zu belassen.
Das führt dann zu so eigenartigen Phänomenen, wie denen, dass wir Zeit auf soundso viele Stellen hinterm Komma berechnen können, aber eigentlich nicht mal wissen, ob Zeit eine reale Größe im physikalischen Sinne ist. Denn
wirken tut Zeit ja nie.
Es führt dazu, dass wir Intelligenztests haben, bei denen dann ein IQ von 123 rauskommt, wir aber im Grunde nicht so genau wissen, was denn nun Intelligenz eigentlich ist.
Warum ist die Fähigkeit imaginäre dreidimensionale Körper im imaginären Raum zu drehen eher eine Intelligenzleistung als Empathie?
Diese pseudoobjektive Exaktheit täuscht uns an vielen Stellen über unser Unwissen hinweg, dann reden wir von dem und dem Datentransfer in der und der Zeit, ohne so recht bestimmen zu können, was ein Datum nun eigentlich ist. Ansätze gibt es viele. Man kann sagen, klappt ja, Computer funktionieren ja auch ganz wunderbar, wenn man nicht so genau allgemeinverständlich bestimmen kann, was Daten sind. Dass man sich mit Noro-Viren schwer krank fühlt, weiß man auch, wenn man nicht genau bestimmen kann, was Krankheit eigentlich ist, aber Brandom hat immerhin Hinweise darauf gegeben, dass und wo dieser Ansatz seine Grenzen hat.
Siehe hier:
viewtopic.php?f=49&t=4418&p=97148#p97148