Ashley - für immer Kind

Ashley - für immer Kind

Beitragvon Max » Fr 12. Jan 2007, 14:00

In den Vereinigten Staaten gibt es mal wieder einen schockierenden Fall mit entsprechender Diskussion Es geht dabei um die neunjährige Ashley, ein von Geburt an schwerbehindertes Mädchen, das nach Ärzteangaben auf dem geistigen Niveau eines drei Monate alten Babys liegt. Die Eltern gingen in der Voraussicht, dass die Pflege des Mädchens sich mit den Jahren erschweren wird und man sie nur mit größerem Aufwand mit auf Reisen und andere Unternehmen mitnehmen könnte, zu Ärzten, deren Fachgebiet die Hormonbehandlung ist. Die Ärzte stoppten anschließend mithilfe von Hormonpräperaten das Wachstum des Mädchens, sodass es ihr restliches Leben 130cm hoch und 37 Kilogramm schwer sein wird. Dem Experiment stimmte sogar noch die Ethikkommision des Krankenhauses zu.

http://www.abendblatt.de/daten/2007/01/05/663554.html
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Beitragvon Nox » Fr 12. Jan 2007, 14:41

Ja, hab vor einigen Tagen was drüber gelesen.

Dazu gibt es viele verschiedene Meinungen die man sinnvoll durchargumentieren könnte,
ohne dass man zu zwingenden Konsequenzen kommt.
(Minimierung von Leiden, So nahe an "normalem" Leben wie möglich, usw. -- und das alles unter Berücksichtigung der Kosten)

Besonders "fies" ist das Argument, dass man Haustiere ab einem gewissen Punkt einfach einschläfern würde...
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Beitragvon Max » Fr 12. Jan 2007, 15:24

Besonders "fies" ist das Argument, dass man Haustiere ab einem gewissen Punkt einfach einschläfern würde...

Dafür, ob das legitim ist oder nicht, spielt die Höhe des Bewusstseins eine wichtige Rolle. Der Grund, warum es durchaus legitim ist, Rinder oder Schweine für einen menschlichen Nutzen, Zweck zu töten, sofern diese nicht unnötigem Leid ausgesetzt werden, ist, dass diese Lebewese nur ein niedriges Bewusstsein haben und nicht über die Fähigkeit verfügen, sich selbst zu erkennen oder Zeit und Wandel wahrzunehmen. Wir Menschen verfügen hingegen über ein höheres Bewusstsein, über ein Selbstbewusstsein. Wir sind Personen und es ist deshalb, und nicht aufgrund unserer Spezies, nicht legitim einen Menschen zu töten. Natürlich hat ein Mensch, sofern er sich dessen tatsächlich bewusst ist und nicht unter Drogeneinfluss oder ähnlichem steht, dazu berechtigt sich selbst zu töten. Und es ist aus humanistischer Sicht auch sinnvoll, einen Menschen passiv oder aktiv zu töten, sofern er dies will, aber nicht kann. Eine Person hat das Recht zum Leben, aber nicht die Pflicht. Ashley hat hingegen ein niederes Bewusstsein, ist nicht in der Lage dazu, sich zu artikulieren und ausdrücken. Man kann schwer abschätzen, was sie erlebt und fühlt und denkt. Es ist auch fraglich, ob man die Prozesse in ihrem Gehirn überhaupt als Denken oder Wille bezeichnen kann. Das Leben hingegen, das sie fühlt wahrnimmt und "lebt", ist eine pure Qual und in jeder Hinsicht menschenunwürdig. Es ist eine sehr schwierige Frage, ob man solch einen Menschen töten soll oder darf. Hätte sie selbst etwas zu dieser Frage gesagt, wäre diese klar beantwortet. Das hat sie jedoch nicht und sie kann es auch nicht. Sie ist aller Wahrscheinlichkeit nach noch nicht einmal dazu in der Lage darüber nachdenken.
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Beitragvon Nox » Fr 12. Jan 2007, 15:40

Max hat geschrieben:Dafür, ob das legitim ist oder nicht, spielt die Höhe des Bewusstseins eine wichtige Rolle. [...]


Ja, gute Argumentation.
Aber damit wäre die Frage schon beantwortet...

Schimpansen, Delphine o.ä. werden eingeschläfert.
Deine Argumentation impliziert was dann mit hinreichend schwer geistig Behinderten geschehen sollte...
(Oder verurteilt die gängige Praxis im Umgang mit intelligenten Tieren.)

Letztlich läuft es auf Konventionen heraus. Und ich bin mir fast sicher, dass es zumindest nicht in absehbarer Zeit gesellschaftlich akzeptabel ist "unschuldige" Menschen zu töten, die dies nicht ausdrücklich wollten. In einigen Fällen nicht mal dann. (Ich will nicht gesagt haben, dass das falsch ist.)

Andererseits passiert es die ganze Zeit, aber "Kollateralschäden" scheinen niemanden zu interessieren...
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Beitragvon Max » Fr 12. Jan 2007, 15:48

Oder verurteilt die gängige Praxis im Umgang mit intelligenten Tieren.

Natürlich vertrete ich diesen Standpunkt.
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Beitragvon Klaus » Fr 12. Jan 2007, 15:54

Menschen gehen brutal mit Menschen um und intelligente Tiere werden wie auch immer getötet. In meinen Augen sind es die Grenzfälle, wie bei der kleinen Ashley, die uns zeigen, wie begrenzt wir doch sind und in solchen Fällen auch hilflos.
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Beitragvon Nox » Fr 12. Jan 2007, 15:59

@Max

Ach komm...

Du kannst doch nicht ernsthaft beliebig viel Geld in Forschung und Anwendung von Medikamenten und Behandlungsmethoden für Affen und schlaue "Fische" stecken. Vielleicht auch noch Elefanten, manche Papageiarten, ...

Dass man insbesondere Tiere in Gefangenschaft vernünftig Behandeln sollte (auch Medizinisch) sehe ich ein. Aber die Grenzen sind ganz wo anders als bei (behinderten) Menschen. Und die Praxis des Einschläferns bei Tieren halte ich für völlig richtig.

@Klaus

Da hast du meine ungeteilte und unbeschränkte Zustimmung :)
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Beitragvon Max » Di 16. Jan 2007, 23:22

Nox hat geschrieben:Du kannst doch nicht ernsthaft beliebig viel Geld in Forschung und Anwendung von Medikamenten und Behandlungsmethoden für Affen und schlaue "Fische" stecken. Vielleicht auch noch Elefanten, manche Papageiarten, ...

Das habe ich auch nicht behauptet.
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Beitragvon ostfriese » Mi 17. Jan 2007, 14:24

Max hat die Gründe dargelegt, die dafür sprechen, Personen anders zu behandeln als Wesen, die nicht über ein personales Bewusstsein -- und dementsprechend auch nicht über Erwartungen, Sorgen etc. -- verfügen.

Desweiteren hat er gezeigt, dass manche (schwer) geistig Behinderten nicht mehr als Personen im ethisch und rechtlich relevanten Sinne betrachtet werden können. Und sogleich klargestellt, dass dies nicht bedeuten muss, sie schlechter zu behandeln, sondern auch bedeuten kann, dass wir Tiere besser behandeln sollten.

Doch selbst wenn wir unser Verhalten gegenüber Tieren als Vergleichsmaßstab ausklammern: Es spricht durchaus etwas dafür, an dieser Stelle auf das verantwortungsethische Abwägen jedes Einzelfalls zugunsten der Stabilisierung einer allgemeinen Regel zu verzichten. Denn die Gefahr, dass durch zu viele gegenläufige Einzelfälle das Tötungsverbot gegenüber Menschen aufgeweicht wird (grenzwertige, fragwürdige Tötungen), ist einfach zu groß. Die Regel ist zu wichtig, als dass wir dies riskieren dürften. Deshalb sollte das allgemeine Tötungsverbot für Menschen bestehen bleiben (jedenfalls in diesem Kontext der möglichen Tötung von Unmündigen).
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Beitragvon Nox » Mi 17. Jan 2007, 19:17

Das sind ja alles gute Ideen und Argumentationen.
Ich stimme euch ja sogar in den meisten Punkten zu.

Aber letztlich läuft es auf Konventionen hinaus, da diese Argumentationen keine Verhaltsweisen implizieren und erst recht nicht erzwingen. Diese Konventionen waren oft sehr rassisitisch (und sind es teilweise noch immer) aber insbesondere auch Artabhängig.
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