Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon xander1 » Do 19. Nov 2009, 20:59

Als ich in Wikipedia über Nationalsozialismus gelesen habe, stand da, dass anstelle des Klassenkampfes ein Rassenkampf sein solle. Wieso muss es überhaupt immer so einen Kampf geben. Es gibt einige Menschen, die meinen dass das Leben ein Kampf sei. Ich komme zu dem Zwischenschluss, dass so ein Kampf dem Bilden von Gruppeneinheiten dienen solle und dem Abgrenzen von anderen Gruppen. Nun stelle ich mal provkant zur Frage, was denn besser sei? Ein Klassenkampf oder ein Rassenkampf.... wenn es denn schon ein Kampf sein muss, oder gibt es noch andere Kämpfe zu kämpfen, theoretisch?

Ich denke, dass die Frage nach der Gruppenbildung und Abgrenzung eine rein strategische Frage ist mit beabsichtigter und unbeabsichtigter Moral, die einfach dazukommt, sonst wäre man ein Psychopath. Es ist also eine einerseits mathematische Frage nach der Gruppenbildung und Abgrenzung und eine irrational emotionale Komponente gibt es auch.

Es gibt auch den Kampf zwischen Minderheiten und Mehrheiten. Zusammen sind die Minderheiten stärker. Nietzsche war ein Klassenkämpfer der Eliten gegen die Masse. Es gibt sogar einen Kampf zwischen Pazifisten und Militaristen behaupte ich, aber auf geistig ideologischer Art wird da trotz Pazifismus gekämpft. Und natürlich konkurrieren alle Religionen und Ideologien miteinander sofern sie nicht doch teilweise vereinbar sind.

Es gibt einen Kampf zwischen dem Ideal Reich zu sein und dem Ideal besser nicht zu reich sein (Christentum). Und zwischen den vollendeten Tatsachen, den reichen und den nicht so reichen.

Im Prinzip sind es die Unterschiede, egal welche, die einen Kampf möglich machen. Allerdings muss man nicht kämpfen, wenn man nicht will.

In einem Video über Gehörlose stellte ich auch fest, dass es auch einen Kampf um Geld gibt für Blinde oder für Tiere.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon stine » Fr 20. Nov 2009, 07:45

Keine Energie ohne Reibung.
Hier:
xander1 hat geschrieben:Es gibt einen Kampf zwischen dem Ideal Reich zu sein und dem Ideal besser nicht zu reich sein (Christentum). Und zwischen den vollendeten Tatsachen, den reichen und den nicht so reichen.
muss ich dir allerdings wiedersprechen. Die Christen weltweit haben nichts gegen ein schönes Leben. Im Gegenteil. Fragst du mal in freichristlichen Gemeinden nach dann werden sie dir sagen, dass Gott gibt, wenn man ihn darum bittet.
Die Anpreisung der Armut ist eine mittelalterliche Glaubensauslegung der Kirchen, um sich die Gläubigen untertan zu machen und sich selber zu bereichern.
Ich will ja nicht schon wieder anfangen, aber nichts anderes machen sozialistische und kommunistische Systeme.

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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon stine » Fr 20. Nov 2009, 09:44

Solche Beiträge machen es natürlich nicht leicht, für die Betroffenen sich still zu halten.
Kampf findet immer dann statt, wenn einer den anderen nicht lassen kann, weil er meint, alles besser zu wissen.
Alle Versuche gläubiger Menschen, ihren Glauben zu erklären, werden mit Füssen getreten und der Lächerlichkeit preisgegeben.

Den Link habe ich übrigens von einer ganz aktuellen Seite des unermüdlich streitbaren empordas.

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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon xander1 » Fr 20. Nov 2009, 10:06

Naja ich kenne jetzt noch Christen, die Predigen, dass es nicht aufs Geld ankommt. Aber sicher hätten sie gerne auch mehr Geld.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon stine » Fr 20. Nov 2009, 11:08

xander1 hat geschrieben:Naja ich kenne jetzt noch Christen, die Predigen, dass es nicht aufs Geld ankommt. Aber sicher hätten sie gerne auch mehr Geld.

Nirgendwo im christlichen Kontext steht, dass man nichts haben dürfte, wichtig ist nur, dass man nicht geizig damit umgeht.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon Atanar » So 22. Nov 2009, 12:59

Du wifst Rassenkampf und Klasenkampf einfach in einen Topf, das kann und darf nicht sein. Rassenkapmf stützt sich auf Fremdenhass und Ignoranz. Beim Klassenkampf sieht das anders aus, da geht es um Uterdrücker vs. Unterdrückte! Willst du allen ernstes behaupten, das Unterdrückte kein Recht hätten sich gegen Ausbeutung zu wehren? Weißt du eigentlich das der "Klassenkampf" den Zweiten Weltkrieg beendet hat? Und die Aufklärung, war es da nicht wert für geistige Ideale zu "kämpfen"?
Allerdings muss man nicht kämpfen, wenn man nicht will.

Gut, dass nicht jeder so denkt, sonst säßen wir noch im finstersten MIttelalter. Ich sehe in deiner Ansicht bloß moralische Feigheit.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon spacetime » So 22. Nov 2009, 14:34

Atanar hat geschrieben:Rassenkapmf stützt sich auf Fremdenhass und Ignoranz. Beim Klassenkampf sieht das anders aus, da geht es um Uterdrücker vs. Unterdrückte!

Der Klassenkampf gründet auf einer ähnlich ideogisch irrationalen, egoistischen Denkweise. Wer will überhaupt um Besitz kämpfen? "Wollen" kann das nämlich niemand, es ist vielmehr ein "muss" der Besitzlosen, die von den Besitzenden dazu gezwungen werden. Das gleiche galt für den Rassenkampf. Da waren die Besitzenden, sozusagen die "Rasse", die für sich die alleinige Dominanz in Anspruch nimmt. Der Rassenkampf ist auch ein Kampf der Unterdrücker und Unterdrückten, oder?
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon Atanar » So 22. Nov 2009, 14:47

Da muss ich mich wohl genauer ausdrücken:
Rassenkampf geht davon aus, das eine "Rasse", vorzugweise die eigene, mehr wert hat. Wissenschaftlich ist das nicht haltbar.
Klassenkampf geht um vorwiegend ökonomische Probleme.
Ich will auf keinen Fall sagen, dass ich es gut finde, wenn wer ausgebeutet wird. Und natürlich haben Leute, die von Rassisten unterdrückt werden, das Recht sich zu wehren, solange sie sich nicht den Rassismus zu eigen machen. Das Gleiche gilt für den Klassenkampf, da heben die Unterdrücken auch nicht das Recht, sich zu den Unterdrückern aufzuschwingen.

[quote][/quote]
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon xander1 » So 22. Nov 2009, 15:27

Atanar hat geschrieben:Du wifst Rassenkampf und Klasenkampf einfach in einen Topf, das kann und darf nicht sein.

Nein ich trenne es. Wenigstens gehst du auf das Thema ein.
Atanar hat geschrieben:Rassenkapmf stützt sich auf Fremdenhass und Ignoranz.

ja
Atanar hat geschrieben:Willst du allen ernstes behaupten, das Unterdrückte kein Recht hätten sich gegen Ausbeutung zu wehren?

Nein
Atanar hat geschrieben:
Allerdings muss man nicht kämpfen, wenn man nicht will.

Gut, dass nicht jeder so denkt, sonst säßen wir noch im finstersten MIttelalter. Ich sehe in deiner Ansicht bloß moralische Feigheit.

Mit der Aussage habe ich nichts darüber gesagt wie ich über das Kämpfen denke. Du willst anscheinend andere zwingen zu kämpfen.

Ich habe das Thema erstellt weil ich es interessant finde, dass die Nazis den Klassenkampf durch einen Rassenkampf ersetzen wollten. In Teilen hatten Sie auch kommunistische Ansätze, wie ich in Wikipedia herausgelesen habe.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon ujmp » So 22. Nov 2009, 15:58

xander1 hat geschrieben:Ich habe das Thema erstellt weil ich es interessant finde, dass die Nazis den Klassenkampf durch einen Rassenkampf ersetzen wollten. In Teilen hatten Sie auch kommunistische Ansätze, wie ich in Wikipedia herausgelesen habe.


Es ist überhaupt nicht ausgemacht, ob es Klassen überhaupt gibt. Rassenkampf und Klassenkampf sind m.E. Scheinalternativen. Keines von beiden gibt es in Wirklichkeit, es sind problematische ideologische Konstrukte, die beide schon mörderisches Unheil angerichtet haben.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon xander1 » So 22. Nov 2009, 16:04

ujmp hat geschrieben:Es ist überhaupt nicht ausgemacht, ob es Klassen überhaupt gibt.

Das hängt einfach davon ab, wie man es definieren will.
ujmp hat geschrieben:Rassenkampf und Klassenkampf sind m.E. Scheinalternativen.

Ja, kann man so sehen. Aber hat man sich einen Feind ausgesucht, wenn man sowas braucht, dann sucht man sich automatisch weniger Feinde, weil man eine Gruppe gebildet hat.
ujmp hat geschrieben:Keines von beiden gibt es in Wirklichkeit, es sind problematische ideologische Konstrukte, die beide schon mörderisches Unheil angerichtet haben.

Kein Wunder, Kampf erzeugt nunmal Opfer. Da erzählst du nichts wirklich neues.

Hier bin ich auf einen interessanten Artikel gestoßen: http://einestages.spiegel.de/static/top ... nents.html

Wenn man bei den Bildern weiter clickt, dann erscheint ein farbiger mit einem T-Shirt von Bismarck. Das wirkt auf mich schon merkwürdig. Kann mir das jemand erklären?
Zuletzt geändert von xander1 am So 22. Nov 2009, 16:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon Nanna » So 22. Nov 2009, 16:06

Klar sind es Konstrukte, wie alle Ideologien, die zur Festlegung von Ingroup-Outgroup-Definitionen erdacht werden. Dazu werden immer irgendwelche dichotomischen Konzepte hergenommen: Herrenrasse gegen Unterrasse, Bürgerklasse gegen Arbeiterklasse, christliches Abendland gegen islamisches Morgenland, Deutschland gegen den Erbfeind Frankreich, Gut gegen Böse usw...

Es geht immer darum, die Herrschaft der eigenen Gruppe zu legitimieren und dazu muss man die Konkurrenz erstmal eingrenzen und am besten gleich noch dämonisieren.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon xander1 » So 22. Nov 2009, 16:14

Nanna hat geschrieben:Es geht immer darum, die Herrschaft der eigenen Gruppe zu legitimieren und dazu muss man die Konkurrenz erstmal eingrenzen und am besten gleich noch dämonisieren.

Ja, es geht um Konkurrenz. Es gibt begrenzte Ressourcen. Eigentlich meinte Einstein, dass genug Ressourcen für alle da wären, in einer Schrift die sich gegen Krieg wandte. Aber das Öl wird knapper.

Trotzdem gibt es einen Zusammenhang mit dem Energieverbrauch und der Kinderzahl: Antiproportional. Das stand in Telepolis einmal. Das würde bedeuten, dass mit steigendem Ressourcenverbaucht die Anzahl der Kinder der Gesellschaft sinkt. Schon merkwürdig.

Man muss erstmal das Bedürfnis haben herrschen zu wollen, damit man andere unterdrücken möchte. Nicht jeder hat dieses Bedürfnis. Wer herrscht hat auch Probleme: Die Verantwortung. Im dritten Reich führte die zu viele Verantwortung dazu, dass Hitler und CO sich umgebracht haben in einem Bunker, weil sie sich übernommen haben.

Interessant finde ich an dem Artikel von Spiegel, den ich verlinkt habe, dass die Menschen einen eisernen entfernten Stern angebetet haben: Bismarck.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon ujmp » So 22. Nov 2009, 16:27

xander1 hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Keines von beiden gibt es in Wirklichkeit, es sind problematische ideologische Konstrukte, die beide schon mörderisches Unheil angerichtet haben.

Kein Wunder, Kampf erzeugt nunmal Opfer. Da erzählst du nichts wirklich neues.


Man muss halt ab und zu daran erinnern, wenn diese Begriffe allzu selbstverständlich als Gegebenheiten angesehen werden.

xander1 hat geschrieben:Man muss erstmal das Bedürfnis haben herrschen zu wollen, damit man andere unterdrücken möchte. Nicht jeder hat dieses Bedürfnis. Wer herrscht hat auch Probleme: Die Verantwortung. Im dritten Reich führte die zu viele Verantwortung dazu, dass Hitler und CO sich umgebracht haben in einem Bunker, weil sie sich übernommen haben.


Man muss ja nun nicht gerade Hitler als Beispiel für verantwortliches Herrschen heranziehen! Auf welcher Weide lässt du denn deine Gedanken grasen?
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon Nanna » So 22. Nov 2009, 16:34

xander1 hat geschrieben:
Nanna hat geschrieben:Es geht immer darum, die Herrschaft der eigenen Gruppe zu legitimieren und dazu muss man die Konkurrenz erstmal eingrenzen und am besten gleich noch dämonisieren.

Ja, es geht um Konkurrenz. Es gibt begrenzte Ressourcen. Eigentlich meinte Einstein, dass genug Ressourcen für alle da wären, in einer Schrift die sich gegen Krieg wandte. Aber das Öl wird knapper.

Das Öl können wir ersetzen.
Klar braucht es Gruppendefinitionen, sonst setzt man politisch nichts durch. Trotzdem sehe ich gerade in meiner/unserer Generation eine gesunde Abkehr vom Kollektivismus und einer Achtung der persönlichen Identität und Meinung und trotzdem eine hohe Wertschätzung von Kooperation und gerechtem Ausgleich. Man rottet sich für ein Ziel zu einer Interessengemeinschaft zusammen, aber für ein anderes wieder zu einer anderen. Das macht mir Hoffnung, dass wir es über kurz oder lang schaffen, eine Kultur des fairen Interessensausgleich zu schaffen und dass wir einen politischen Diskurs hinbekommen, der inhalts- und weniger gruppenorientiert ist.
Über kurz oder lang kommen wir auch um eine Weltregierung (vlt. ein institutionalisierter Rat aller wichtigen Regierungen) nicht herum, sonst bricht uns die Ressourcenproblematik das Genick und wir haben wieder reihenweise Kriege.

xander1 hat geschrieben:Trotzdem gibt es einen Zusammenhang mit dem Energieverbrauch und der Kinderzahl: Antiproportional. Das stand in Telepolis einmal. Das würde bedeuten, dass mit steigendem Ressourcenverbaucht die Anzahl der Kinder der Gesellschaft sinkt. Schon merkwürdig.

Gar nicht mal so, wie ich finde. Steigender Energieverbrauch bedeutet ja logischerweise überhaupt erstmal steigende Verfügbarkeit von Energie. Kinder waren früher ein wichtiges Mittel der Altersvorsorge und man musste bei der hohen Kindersterblichkeit auch viele bekommen, damit einige durchkamen. Zudem haben Gesellschaften in unsicheren Situationen mehr Kinder (=höhere Wahrscheinlichkeit, dass ein paar mit den jeweils günstigsten Eigenschaften durchkommen), wohingegen Gesellschaften in sicheren Zeiten (sichere, reichhaltige Energieversorgen; => hoher Energieverbrauch) lieber die viele Energie in zahlenmäßig geringen, aber dafür umso besser ausgebildeten Nachwuchs stecken.

xander1 hat geschrieben:Man muss erstmal das Bedürfnis haben herrschen zu wollen, damit man andere unterdrücken möchte. Nicht jeder hat dieses Bedürfnis. Wer herrscht hat auch Probleme: Die Verantwortung. Im dritten Reich führte die zu viele Verantwortung dazu, dass Hitler und CO sich umgebracht haben in einem Bunker, weil sie sich übernommen haben.

Jeder Mensch hat einen Willen zur Macht. Das Alphatierchen hat nunmal die besseren Fortpflanzungsmöglichkeiten, nur zu aggressiv darf es auch nicht werden, sonst wird es von potentiellen Partnern eher gefürchtet und verschmäht. Klar hat nicht jeder dasselbe Maß dieses Bedürfnisses, aber man kann sich einer Gruppe ja nicht nur aus Herrschaftsinteressen, sondern auch aus Schutzinteressen anschließen. Eine ganze Menge Gewalttäter, wie z.B. KZ-Aufseher werden ihren Job nicht (nur; z.T. auch gar nicht) aus Machtgeilheit, sondern aus Pflichtbewusstsein gemacht haben, dachten sie doch, sie würden ihre Gruppe vor einer Gefahr durch die "jüdische Weltverschwörung" beschützen.
Ob Hitler sich jetzt wegen der Verantwortung umgebracht hat, die er nicht tragen konnte, wage ich zu bezweifeln. Hitler hatte wohl kaum das Bewusstsein, etwas Verwerfliches getan zu haben. Gefühle des Versagens und Scheiterns, weil er seinen "großen Plan" nicht zuende hat bringen können und Angst, vom Gegner entwürdigend behandelt zu werden, werden wohl eher die Motive gewesen sein. Im Grunde ist Hitler eine tragische Figur und ein Beispiel für dafür, wohin religiös-ideologische Verblendung und willkürliche Ingroup-Outgroup-Definitionen die Menschen führen können.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon spacetime » So 22. Nov 2009, 18:34

Nanna hat geschrieben:Über kurz oder lang kommen wir auch um eine Weltregierung (vlt. ein institutionalisierter Rat aller wichtigen Regierungen) nicht herum, sonst bricht uns die Ressourcenproblematik das Genick und wir haben wieder reihenweise Kriege.

Du hast anscheinend das Problem nicht verstanden. Eine Weltregierung würde zwar theoretisch zu etablieren sein, aber die würde nur ein weiteres Instrument der besitzenden, reichen Klasse werden. So wie die USA heute ihr Vetorecht im UN-Sicherheitsrat für eigene Interessen missbrauchen. Sorry, aber da stinkt deine Aussage: "Rat aller wichtigen Regierungen" bis zum Himmel!
Kriege zwischen Ländern wird es so nicht mehr geben, das zeigt sich bspw. im Krieg gegen Terrorismus. Wer ist das eigentlich und warum kann man das Problem nicht friedlich lösen? Wenn wir uns um diese Fragen nicht kümmern, dann wird es immer wieder Kriege geben. Gibt es noch andere Motive des islamistischen Selbstmordattentäters, außer den 10 Jungfrauen im Paradies? Möglicherweise passt Demokratie und Kapitalismus nicht in jede Kultur auf diesem Planeten? Aus diesen Gründen sollte man vorsichtig mit Begriffen wie "Weltregierung" umgehen. Da steckt dann evtl. sogar mehr Zündstoff drin, als im Ausgangsproblem "Ressourcenverteilung"!
Regierungen werden wegen exorbitanter Verschuldung und daraus folgender Handlungsunfähigkeit kaum eine Rolle in diesem Kampf einnehmen. Ein Weg an Kriegen vorbei, wird es aus heutiger Sicht nicht geben, so traurig das auch sein mag.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon Nanna » So 22. Nov 2009, 20:41

Ich verstehe unter einer Regierung eine Institution, die in der Lage ist, den Probleme dieses Planeten wirkungsvoll zu begegnen. Ob das nun ein von allen Menschen gewähltes Weltparlament ist, eine überarbeitete UN oder ein Gremium aller Regierungen nach Vorbild der EU (was ich für am realistischsten halte, deshalb meine Anmerkung), ist dabei erstmal zweitrangig. Die Anarchie des Staatensystems führt dazu, dass es hochkompliziert ist, Ausreißer, die auf Kosten der anderen mitsegeln wollen (Stichwort Klimaschutz), wirkungsvoll auszubremsen, weil es keine verbindlichen Regeln gibt und auch keine unabhängige Institution, die das überprüft und rechtliche Handhaben zur Verhängung wirkungsvoller Sanktionen hat (analog: EU-Kommission). Mir geht es selbstverständlich zuallerst um eine Lösung, die durchsetzbar ist und erst dann um eine, die gerecht im Sinne einer sozialen Utopie ist, einfach weil eine unfaire, aber erträgliche Situation auch für die Armen besser ist als eine, die von andauernden Kriegen und Unwägbarkeiten durchsetzt ist. Von daher ist eine Kooperation der Regierungen realistischer als der Aufbau einer institutionalisierten Weltdemokratie. Es ist auch die Frage, ob wir das bei den derzeitig noch so großen Missverständnissen der Kulturen untereinander überhaupt für wünschenswert erachten sollten oder ob wir nicht lieber zuerst einmal auf das Erscheinen einer globalen Öffentlichkeit warten sollten.

Das Problem des Vetomissbrauchs im Sicherheitsrat ist die Folge einer Fehlkonzeption der UN, die man beim Bilden einer Weltregierung theoretisch umgehen könnte. Die UN bilden heute noch die Machtverhältnisse der 1940er Jahre ab, was natürlich grober Unfug ist, sich aber bei einer gewachsenen Institution nicht von heute auf morgen ändern lässt. Dass die besitzende Klasse die ihr zur Verfügung stehenden Machtinstrumente für eigene Zwecke nutzt, ist relativ "normal" (im deskriptiven, nicht im ethischen Sinne). Allerdings kann man, wenn man sich größere historische Zeiträume ansieht, in jüngerer Zeit einen klaren Trend zum Wunsch und auch zur Verwirklichung nach breiterer Machtverteilung sehen. Die Rufe nach europaweiten Volksentscheiden, mehr Basisdemokratie u.ä. werden sicherlich im Laufe der nächsten Jahrzehnte auch in der großen Politik ankommen. Ich denke da insgesamt in recht großen historischen Zeiträumen.

Dem Kulturrelativismus, den du da meiner Ansicht nach ansatzweise betreibst, stehe ich kritisch gegenüber. Die Menschenrechte sind universell, Kulturen sind nur insoweit zu schonen, wie sie der daraus entstehenden Verpflichtung nachkommen. Dies setzt nicht die Einführung von Demokratie und Kapitalismus voraus, aber das Führen eines Rechtssystems auf Basis der Menschenrechtscharta. Grundsätzlich befürworte ich allerdings schon die Einführung demokratischer Prinzipien und einer sozialstaatlich eingehegten Marktwirschaft, weil ich bezweifle, dass z.B. eine kommunistische Oligarchie wie sich die chinesische KP auf Dauer einem emanzipierten (d.h. seine Menschenrechte wahrenden) Volk gegenüber legitimieren kann.

Was den islamischen Selbstmordattentäter angeht: Der Islam befindet sich derzeit in einer ähnlichen Situation wie das Christentum in Europa vor 400 Jahren. Auch wenn es in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Rückbesinnung auf Religion und regionale Traditionen gab, so halte ich den Islamismus für ein Symptom eines beginnenden Rückzugsgefechts des Islams. Die Verstädterung und die kulturelle Penetrierung des Westens werden auch hier über einige Generationen zum langsamen Abflachen der Religiosität führen. Genau, wie in Europa heute das Wischiwaschi-Christentum vorherrscht, wird im Nahen Osten in einiger Zeit der Wischiwaschi-Islam seinen Siegeszug antreten (hat er im Grunde ja schon längst getan). Ich denke, du vermutest ganz richtig nicht-religiöse Motive hinter dem Terrorismus. Der ideologische Überbau ist sicherlich wichtig, aber im Grunde geht es natürlich auch um sozioökonomische Probleme und die Folgen des Gefühls kultureller Überfremdung. Das sind aber aber relativ "normale" (im o.g. Sinne des Wortes) Anpassungsschwierigkeiten einer global zusammenwachsenden Kultur.

Sicherlich werden wir eines Tages eine Welt ohne Kriege haben, regionale Stabilisierungseinsätze vielleicht abgesehen. Schau dir Europa heute und vor 70 Jahren an. Früher schickte man Kanonen und Panzer aufeinander los, heute brüllt man sich nur noch in einem gemeinsamen Parlament an. Wenn das kein riesiger Fortschritt ist, weiß ich auch nicht mehr. Ein Europa mit gemeinsamer Regierung und ohne Krieg hätte sich damals im Leben keiner vorstellen können, heute ist es fast schon Realität.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon xander1 » Do 26. Nov 2009, 20:00

@Nana: Ich analysiere lieber, anstelle irgendetwas zu wollen, weil mir diese ganze Weltverbesserung illosorisch vorkommt. In Wirklichkeit scheint man dabei ein Problem mit sich selbst und vielleicht noch mit seiner Umwelt kompensieren zu wollen. Es geht gar nicht um das Thema, das man bespricht in so einem Fall.

Hier noch ein Artikel:
http://einestages.spiegel.de/static/top ... t_ben.html

Das wirkt auf mich so, dass diese ganzen Militaristen viel mehr Fans haben, als die Pazifisten oder zumindest enthusiastischere. Aber wie das Verhältnis ist weiß ich nicht.
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon Nanna » Do 26. Nov 2009, 23:19

xander1 hat geschrieben:@Nanna: Ich analysiere lieber, anstelle irgendetwas zu wollen, weil mir diese ganze Weltverbesserung illosorisch vorkommt. In Wirklichkeit scheint man dabei ein Problem mit sich selbst und vielleicht noch mit seiner Umwelt kompensieren zu wollen. Es geht gar nicht um das Thema, das man bespricht in so einem Fall.

Ich setze darauf, dass die Hypothese stimmt, dass die Kultur in der derzeitigen Entwicklungsphase des Menschen die Gene ausgestochen hat, dass also die Software wichtiger oder zumindest in etwa gleichbedeutend mit der Hardware ist. Eine Weltverbesserung, relativ und zum Teil auch subjektiv gesehen zu einem anderen Stand, wäre daher möglich.

Ich halte die Trennung von Individuum und Umwelt nicht für sinnvoll, da ich uns Menschen für "Knoten" in einem physikalischen und natürlich differenzierter gesagt auch sozialen, politischen und kulturellen System halte. Das Empfinden eines Problems werte ich als an irgendeiner Stelle des Systems auftretende Inkonsistenz bzw. Inkompatibilität zweier oder mehrerer Komponenten. Wenn ich das Verlangen habe, das Problem zu beseitigen, muss ich diese Inkonsistenz im System beseitigen und das funktioniert eben nicht immer durch eine interne (neuronale) Umstrukturierung, vor allem, da ja auch diese wiederum Rückkopplungen auf das umgebende System auslöst. Es ist also nicht möglich, als Bestandteil dieser Welt autonom zu agieren, da sowohl innere als auch äußere Veränderungen aneinander gekoppelt sind. Warum sollte ich nicht beide Seiten bearbeiten, um sie in Einklang zu bringen?

Anmerkung: Man sollte dabei natürlich auf Grundlage von Empirie, Logik und (einer gut begründeten) Ethik vorgehen, sonst wird man weder Inkonsistenzen tatsächlich beseitigen, noch die Folgeprobleme gering halten, noch jemals einen Zustand erreichen, der der erträumten Utopie ein Stück näher kommt.


xander1 hat geschrieben:Hier noch ein Artikel:
http://einestages.spiegel.de/static/top ... t_ben.html

Das wirkt auf mich so, dass diese ganzen Militaristen viel mehr Fans haben, als die Pazifisten oder zumindest enthusiastischere. Aber wie das Verhältnis ist weiß ich nicht.

Tut mir leid, hier hast du mich verloren. Ich sage nicht, dass die Aussage falsch sein muss, aber wie leitest du sie aus diesem Artikel ab?
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Re: Rassenkampf oder Klassenkampf oder welcher Kampf

Beitragvon stine » Fr 27. Nov 2009, 08:09

xander1 hat geschrieben:Das wirkt auf mich so, dass diese ganzen Militaristen viel mehr Fans haben, als die Pazifisten oder zumindest enthusiastischere. Aber wie das Verhältnis ist weiß ich nicht.
Ganz klar, dass militante Vorgehensweise mehr Präsenz an der Oberfläche erzeugt. Pazifisten erregen auch nur dann Aufmerksamkeit, wenn sie den Frieden militant verteidigen.
Ein Pazifist im stillen Kämmerlein ist eigentlich ein Ignorant jedweder Strömungen.

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