Körper und Geist oder Körpergeist?

Re: Körper und Geist oder Körpergeist?

Beitragvon Nanna » Do 3. Sep 2009, 21:57

@Pia:

Leider hast du recht und Determinismus geht oft einher mit Fatalismus. Ich finde das sehr schade, denn meiner Meinung nach gibt es im Determinismus sogar echte Chancen. Wenn die Welt deterministisch läuft, bedeutet das, dass wir ihre Gesetzmäßigkeiten vermutlich ziemlich vollständig verstehen können. Das bedeutet wiederum, dass wir sehr gezielt auf Dinge einwirken können, die wir gut finden, weil wir wissen, an welchem "Hebel" man drehen muss, um die Situation zu verändern. Und man könnte durchaus sagen, dass die Geschichte der Menschheit bisher durchaus unter'm Strich in die Richtung zu mehr Freiheit (im Sinne des Kompatibilismus, also dass der Wille zwar determiniert ist, dass ein Mensch sich aber trotzdem frei fühlen kann, wenn er diesen Willen ausleben darf), nicht zuletzt durch tolle materielle Erfindungen wie moderne Verkehrs- und Kommunikationsmittel und medizinische Erkenntnisse.

In einem Interview, das ich vor längerer Zeit einmal gesehen habe, äußerte ein Philosoph die Vermutung, dass die Illusion der Willensfreiheit uns viele Möglichkeiten eröffnet, die wir sonst nicht hätten. Dazu passt auch gut dein weiter oben genanntes Beispiel mit den zwanghaften Realisten, die alles, was sie nicht sofort verstehen und kategorisieren können als unmachbar einstufen. Diese Leute berauben sich also selbst Möglichkeiten, die sie unter dem Einfluss der Willensfreiheitsillusion gehabt hätten. Der Glaube an Willensfreiheit und persönliche Verantwortung wäre demnach evolutionär vorteilhaft. Insofern finde ich es auch gefährlich, wenn man mit Determinismus sofort Fatalismus und Passivität verbindet, denn grundlegende Mechanismen, wie z.B. der, dass man ein gewisses Maß an Motivation und Leistungsbereitschaft braucht, um das Leben zu meistern, ändern sich ja nicht durch das Erkennen der dahinterliegenden Gesetzmäßigkeiten. Der Determinismus tut ja nichts für einen, er nimmt einem keine Arbeit und keine Entscheidungsarbeit ab, genau davon scheinen viele Menschen aber fälschlicherweise auszugehen.
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Re: Körper und Geist oder Körpergeist?

Beitragvon Julia » Fr 4. Sep 2009, 09:30

smalonius hat geschrieben:Sag halt sowas nicht. Sonst mach ich noch einen Thread auf, über George Osawa und seine Makrobiotik. Der Kerl war völlig durchgeknallt. Aber er hatte gute Kochrezepte.

Ich glaube ich wurde schonmal makrobiotisch bekocht, war ganz lecker, aber das lag vielleicht auch daran, dass die Köchin Köchin war.
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Re: Körper und Geist oder Körpergeist?

Beitragvon Mark » Fr 11. Sep 2009, 15:07

@Nanna: Daß für jemanden schon alleine die Kenntnis der Tatsache ob die Welt determiniert ist oder nicht einen grossen Unterschied darin macht, ob er sich frei fühlt oder nicht, sollte zu denken geben. Wie kann ich behaupten "dann könnte ich mich ja nicht mehr frei fühlen" wenn ich mich gerade eben noch frei gefühlt habe, bevor ich etwas neues über die Physik erfahren habe ?!Unser Gefühlsleben kann sich doch offensichtlich unabhängig von der Realität ausprägen. Also null problemo.
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Re: Körper und Geist oder Körpergeist?

Beitragvon Jarl Gullkrølla » So 20. Sep 2009, 18:56

Kommt ja darauf an, welchen Determinismus man meint. Der materielle, zumindest, ist langweilig.
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