Jarl Gullkrølla hat geschrieben:Tja, und da ich als Drache auf dem Hort der Wahrheit sitze und sonst niemanden heranlasse, wirst du wohl auch niemals erfahren was die Alternativen sind (Nietzsche schrieb in seinem Leben nämlich nicht mehr als diese drei von mir angebrachten Texte); wirst nie erfahren, weswegen Nietzsche ein anderer Nihilist ist als die Materialisten es mit ihrem ewigen "Nichts als" sind; wirst nie erfahren, weswegen man nicht ständig vom Werk auf den Autor schließen sollte (Was geht uns Nietzsche an? Was geht uns an ob er verzweifelt war?); ...
Ach Gott wie ist es schön Hort-Drache zu sein!
Edit: Was, das Gesagte zurücknehmen indem du es ungeschehen machst anstatt so mutig zu sien dich zu widerlegen? Nun ja, eben ein "Nietzsche-Fan" - bis ins Herz drangen die Worte wohl nicht.
xander1 hat geschrieben:Es gibt Situationen, in denen man sich entscheiden muss. Genau um solche und nur solche Situationen geht es mir. Situationen in denen Wahrheit und Vorteil der gleichen Entscheidung entsprechen spielen hier keine Rolle, da die Konkurrenz beider Prinzipien geklärt werden soll. Man muss sich also in Situationen entscheiden, ob man eindeutig die Wahrheit verkündet und dazu den Nachteil akzeptiert oder ob man sich zu einer Täuschung entschließt. [...]
In Religionen gibt es die unterschiedlichsten Behauptungen was real ist bzw. wie man die Realität auffassen soll. [...] Ich behaupte, dass wenn die Schwelle eindeutig ist und wenn es einen eindeutigen Vorteil gibt, sich die Menschen in meiner beschriebenen Entscheidungsfindung eher für die Täuschung entscheiden. Und ich behaupte, dass Religion deshalb existiert, weil Vorteilsstreben existenziell entscheidender für das Leben ist, als Wahrheitsstreben. [...] Naturalismus bietet keine Täuschung, keine Strategien irgend einer Art der überlegenheit durch Täuschung zu erzielen. Deshalb ist der Naturalismus prinzipiell schwächer, weil man Stärke nicht durch Wahrheit, sondern durch Vorteil erreicht, es sei denn die Wahrheit bringt einen Vorteil.
Pia Hut hat geschrieben:Hier zunächst ganz kurz: Du abstrahierst hier von jeder bestimmten Gesellschaftsform und behauptest damit das Problem als ein allgemein menschliches oder allgemein gesellschaftliches.
Pia Hut hat geschrieben:Meine erste Gegenthese wäre: Nur in einer „Konkurrenz“-Gesellschaft in der es von Interessengegensätzen nur so wimmelt, wird es für das Individuum von praktischem Vorteil, die Wahrheit zu opfern, um über diese Gegensätze zugunsten des eigenen (kurzsichtig gefassten) Interesses hinwegzutäuschen. Gehst du notwendig davon aus, dass das nicht anders sein könne?
Pia Hut hat geschrieben:Diese „Situationen“ um die es dir geht, bedürften da einer näheren Bestimmung. Oder sprechen wir über ein Menschenbild im Allgemeinen?
Jede Entscheidung dient dem persönlichen Vorteil. Entscheidet man z. B. im Sinne eines Anderen, tut man es, weil man dadurch einen persönlichen, emotionalen Vorteil direkt hat oder für einen späteren Zeitpunkt erwartet – evtl. auch verknüpft mit durch die Entscheidung ausgelösten neuen Umständen. Es geht dabei ausschließlich um Emotionen der angenehmeren Natur - demnach also um vorteilhafte.
Pia Hut hat geschrieben:Ich finde den Gedanken sehr wichtig, sich klar zu machen, dass es so was wie Selbstlosigkeit gar nicht gibt und das ist keineswegs schlimm (aber dazu ein anderes Mal) Kinder die in unserer Gesellschaft aufwachsen, werden jedoch heute noch dazu aufgefordert nicht egoistisch zu handeln, es wird immer noch versucht zur „Selbstlosigkeit“ zu erziehen, oder täusche ich mich da.
xander1 hat geschrieben:Was ist eigentlich mit den Vegetariern? Vegetarier erfahren doch kein Dank von den Tieren. Im Sinne von Nietzsche ist das doch sinnlose Aufopferung oder wie ist das zu betrachten? Befriedigt das nur ein Gefühl oder ist das eine Vernunftsentscheidung?
ganimed hat geschrieben:Denn zumindest mir scheint recht logisch, dass der Vegetarier das natürlich nur wegen seinen Gefühlen macht.
ganimed hat geschrieben:Nietzsche
xander1 hat geschrieben:Ich bestreite, dass man von Egoismus sprechen kann, weil man ein besseres Gefühl bekommt, dann wäre nämlich alles Egoismus, denn jede Art Handeln entsteht aus Belohnungserlebnissen oder fehlenden Bestrafungserlebnissen oder planvollem Handeln.
xander1 hat geschrieben:Dennoch möchte ich dazu entgegensteuern indem ich sage, dass Vegetarier ein sehr viel ausgebauteres Weltbild haben, gegen die deine Argumente nicht ausreichen würden.
xander1 hat geschrieben:Sind wir nur deshalb keine Verbrecher, weil wir aus Egoismus kein schlechtes Gewissen haben wollen?
ganimed hat geschrieben:xander1 hat geschrieben:Ich bestreite, dass man von Egoismus sprechen kann, weil man ein besseres Gefühl bekommt, dann wäre nämlich alles Egoismus, denn jede Art Handeln entsteht aus Belohnungserlebnissen oder fehlenden Bestrafungserlebnissen oder planvollem Handeln.
Aber genau das würde ich behaupten: Es ist nämlich alles Egoismus. Und das war ja genau die Aussage von Nietzsche, dass es keine Selbstlosigkeit gäbe.
AgentProvocateur hat geschrieben:Es gibt verschiedene Definitionen von Egoismus. Ein solches Verständnis, wie Du es zu haben scheinst, nämlich, dass alles, was Menschen tun, egoistisch sei, halte ich für sinnlos, denn ein Begriff ergibt mAn keinen Sinn, wenn es nicht eine Abgrenzung zu etwas anderem gibt.
AgentProvocateur hat geschrieben:Zum Beispiel jemand, der einen anderen aus einem brennenden Haus rettet und dabei sein Leben aufs Spiel setzt, handelt wohl selbstloser, als ein anderer, der sich in derselben Situation schnell verdrückt.
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