Es gibt nichts Undenkbares

Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon LinuxBug » Mi 8. Okt 2008, 23:29

Wir haben jetzt keine Möglichkeit über unseren späteren Wissenstand etwas Essentielles auszusagen (also z.B. dass ich nicht vorhersagen kann, dass wir in 2 Jahren wissen werden, dass es ein Higgs-Teilchen gibt. Ich kann nur sagen, dass wir dann wahrscheinlich herausgefunden haben, ob es das Teilchen gibt, oder nicht....)
Ich möchte jetzt gar nicht zu sehr an der Analogie zu Wissen festhängen (klar, ich könnte darauf hinweisen, dass wir immer nur von unserem derzeitigen Wissensstand argumentieren können, insofern ist "unser Wissen" immer wahr, da es sich mit der Zeit ändert. Ich könnte auch darauf verweisen, dass wir unseren jetzigen Wissensstand mangels "präkognitiver Gewissheit" immer für wahr halten müssten, aber das werde ich jetzt nicht tun), denn zwischen (prinzipiell) Undenkbarem und (falschem) Wissen besteht ja doch ein kleiner Unterschied (Wir wissen, wann etwas falsch ist, aber das Undenkbare ist nicht mit Worten formulierbar. Selbst Beispiele für Undenkbares kann man nicht finden, da es dem Prinzip des Wortes widersprechen würde.)

Allerdings sehe ich nicht, wo die Aussage, dass man über Undenkbares nichts sagen kann und der Verneinung dieser im Konflikt stehen. Dass es etwas nicht gibt, dafür braucht man keinen Beweis, das ist die Nullhypothese von der wir immer ausgehen müssen. Wenn etwas prinzipiell nicht nachweisbar ist, dann ist das äquivalent mit der Aussage, dass es das gar nicht gäbe.
Wenn ich sage, es gibt keine schwarzen Schwäne, dann musst du mir nur einen schwarzen Schwan zeigen, um meine Aussage zu widerlegen und ich nicht dir alle Schwäne dieses Universums zeigen, damit du dich vergewissern kannst, dass es keine schwarzen Schwäne gibt (Nur als Beispiel, ich weiß dass es schwarze Schwäne gibt. :^^: )
Bild

Das Problem ist halt, dass wir es hier mit einer Unmöglichkeit zu tun haben, da du das Undenkbare erst denken müsstest um es uns überhaupt mitteilen zu können. (Also ist die Aussage "Es gibt nichts Undenkbares" auch nicht falsifizierbar...) :tropf:
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon Twilight » Do 9. Okt 2008, 04:21

Qubit hat geschrieben:Ist ein "Rechenvorgang" identisch mit dem, was er berechnet?

Ja. Ob nun echte Informationen eingegeben und verarbeitet werden oder nur die Simulation einer solchen Information, ist prinzipiell das selbe. Nur lässt sich die Simulation oft besser beobachten und auswerten. In einem anderen Thread hatte ich mal einen Stein der in der Sonne liegt und sichtbares Licht absorbiert, das er später als Wärme wieder abgibt, als "Rechner" bezeichnet, weil Informationen reingehen, etwas machen und Informationen, die abhängig von den Inputvariablen und der Funktion sind, wieder abgegeben werden. Ich finde den gerade nicht wieder, kann mich aber auch nicht erinnern, dass der Rechner-Aspekt dieses Vorgangs in Frage gestellt wurde.

AgentProvocateur hat geschrieben:Ist "Existenz" denn etwas Subjektives?
Du sagst: nehmen wir an, A existiere, aber für B existiere es nicht.

Ich setzte dabei ein absolut in sich geschlossenes System voraus. Das heißt, es können weder Informationen hinein noch hinaus gelangen. Die perfekte Schrödinger-Kiste also. :)

AgentProvocateur hat geschrieben:Ergibt das einen Sinn? Wenn ja, welchen?
Und wenn Existenz etwas Subjektives ist, wie genau lauten dann die Kriterien dafür, dass für A das existierende B nicht existiert?
Müsste zum Beispiel ausgeschlossen sein, dass die beiden Universen jemals Kenntnis voneinander bekämen?

1. Keine Ahnung.
2. ebenda
3. Indem die Existenz von B überhaupt keinen EInfluss auf A hat. Siehe Schrödinger-Kiste.
4. Das sagte ich, oder?

Wie auch immer, mein ganzes Gedankenmodell würde komplett zusammenbrechen, wenn mir jemand erklärt, dass und warum absolut in sich geschlossene Systeme nicht existieren können.
Ich bin mir plötzlich auch nicht mehr sicher, ob die Gedanken-Rechner-Analogie anwendbar ist, da kein In- und Output stattfindet. :/
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon El Schwalmo » Do 9. Okt 2008, 09:34

AgentProvocateur hat geschrieben:Ich würde also statt: Unser Wissen ist immer wahr, sagen: Unser Wissen ist immer vorläufig.

im UseNet habe ich üblicherweise dafür plädiert, den Begriff 'Wissen' aus dem Wortschatz zu streichen und durch 'diskursiv einzulösende zeitkernige Gültigkeit' zu ersetzen.

Dann hat man, was man braucht: überlebensadäquate Passungen für das tägliche Leben (ein Arzt muss einen Tumor nach den Methoden behandeln, die ihn im Fall des Falles vor Gericht nicht in den Knast bringen, selbst wenn genau das, was er getan hat, in 2 Jahren oder vor 2 Jahren 'zeitkernig gültig' gewesen wäre), und die Erkenntnis, dass unsere Kenntnisse im Werden sind. Das schützt dann auch vor vollmundigen Thesen, die man im Diskurs mit weltanschaulichen Gegnern nicht halten kann.
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon Qubit » Do 9. Okt 2008, 11:39

LinuxBug hat geschrieben:Allerdings sehe ich nicht, wo die Aussage, dass man über Undenkbares nichts sagen kann und der Verneinung dieser im Konflikt stehen. Dass es etwas nicht gibt, dafür braucht man keinen Beweis, das ist die Nullhypothese von der wir immer ausgehen müssen. Wenn etwas prinzipiell nicht nachweisbar ist, dann ist das äquivalent mit der Aussage, dass es das gar nicht gäbe.

Solche (logischen) Behauptungen sind nur auf den ersten Blick unproblematisch, bei tieferem Hinsehen führen sie zu (logischen) Widersprüchen.
Das liegt daran, dass man nicht von "Nichtexistentem" auf "Unmögliches" schliessen kann (andersherum sehr wohl), da "Mögliches" auch "nichtexistent" sein kann
(zB. ist es "möglich", dass das Telefon klingelt, auch wenn es jetzt nicht klingelt. Das Klingeln ist also "möglich", aber "nichtexistent")
Der (logische) Fehler bzgl. des "Undenkbaren" besteht nun darin, die "Nichtexistenz" des "Undenkbaren" mit der "Unmöglichkeit" des "Denkbaren" begründen zu wollen.

Man kann das auch formal begründen (wenn man Spass daran hat ;-))

Code: Alles auswählen
Meine Behauptung:
=================
"(Alles) Undenkbare ist unmöglich" ist falsch


Beweis meiner Behauptung:
=========================
Voraussetzung:
--------------
"(Alles) Undenkbare ist unmöglich" => "Mögliches ist denkbar"

Insbesondere:
(*) "Möglichkeit von Möglichem ist denkbar"

//
Lemma: Mögliches ist entweder existent oder nichtexistent
------
Beweis Lemma:
-------------
Ist Mögliches nicht existent, dann ist es nichtexistent.
Ist Mögliches nicht nichtexistent, dann ist es existent.
q.e.d.
//

Insbesondere nach Lemma:
(*) => "Möglichkeit von Nichtexistentem ist denkbar"
=> "Undenkbares ist nicht Möglichkeit von Nichtexistentem"
=> "Undenkbares ist Unmöglichkeit von Nichtexistentem"
=> "Undenkbares ist Existentes"
[Da "Unmöglichkeit von Nichtexistentem" "Existentes" impliziert]

=> Widerspruch zur Voraussetzung!
[Da "Existentes" nicht "unmöglich" sein kann]

=> Voraussetzung ist falsch, q.e.d

Weiter folgt hieraus:

=> "(Alles) Undenkbare ist nichtexistent" ist falsch
[Da "Unmögliches" auch "nichtexistent" wäre]

<=> "Es gibt nichts Undenkbares" ist falsch
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon LinuxBug » Do 9. Okt 2008, 13:09

Qubit hat geschrieben:Der (logische) Fehler bzgl. des "Undenkbaren" besteht nun darin, die "Nichtexistenz" des "Undenkbaren" mit der "Unmöglichkeit" des "Denkbaren" begründen zu wollen.

Ich setze vorraus, dass alles, was existiert prinzipiell auch denkbar ist.... (was natürlich nicht beweisbar ist...) :ka:

Qubit hat geschrieben:
Code: Alles auswählen
Meine Behauptung:
=================
"(Alles) Undenkbare ist unmöglich" ist falsch


Beweis meiner Behauptung:
=========================
Voraussetzung:
--------------
"(Alles) Undenkbare ist unmöglich" => "Mögliches ist denkbar"

Insbesondere:
(*) "Möglichkeit von Möglichem ist denkbar"

//
Lemma: Mögliches ist entweder existent oder nichtexistent
------
Beweis Lemma:
-------------
Ist Mögliches nicht existent, dann ist es nichtexistent.
Ist Mögliches nicht nichtexistent, dann ist es existent.
q.e.d.
//

Insbesondere nach Lemma:
(*) => "Möglichkeit von Nichtexistentem ist denkbar"
=> "Undenkbares ist nicht Möglichkeit von Nichtexistentem"
=> "Undenkbares ist Unmöglichkeit von Nichtexistentem"
=> "Undenkbares ist Existentes"
[Da "Unmöglichkeit von Nichtexistentem" "Existentes" impliziert]

=> Widerspruch zur Voraussetzung!
[Da "Existentes" nicht "unmöglich" sein kann]

=> Voraussetzung ist falsch, q.e.d

Weiter folgt hieraus:

=> "(Alles) Undenkbare ist nichtexistent" ist falsch
[Da "Unmögliches" auch "nichtexistent" wäre]

<=> "Es gibt nichts Undenkbares" ist falsch

Ich fasse zusammen: Du behauptest, dass (alles) Denkbare nicht unmöglich wäre.
Du setzt voraus, dass Undenkbares unmöglich sei. Woraus folgt, dass Mögliches auch denkbar ist.
Weiters, dass die Möglichkeit von Möglichem denkbar ist. Unter dem Lemma, dass Mögliches entweder existiert, oder nicht existiert, gehst du voran und folgerst, dass die Möglichkeit von Nichtexistentem denkbar ist (also man kann sagen, dass es möglich sei, dass Feen existieren). Soweit kein Widerspruch, aber dann folgerst du, dass Undenkbares nicht möglich sei, nicht zu existieren, also dass Undenkbarkeit das Nichtexistieren unmöglich mache, woraus du schließt, dass Undenkbares existierst, da unmöglich Nichtexistentes "Existentes" impliziere.
Du meinst, dass es einen Widerspruch zur Vorraussetzung gäbe, da "Existentes" nicht "unmöglich" sein kann und glaubst, damit bewiesen zu haben, dass Undenkbares nicht unmöglich wäre.
Die Folgerungen aus dem Lemma sind für mich nicht schlüssig. Warum sollte es Undenkbarem unmöglich sein nicht zu existieren bzw warum sollte Unmögliches existieren (können)? (Das Lemma trifft ja nur auf "Mögliches" zu.) :/

Zu deiner letzten Schlussfolgerung:
Qubit hat geschrieben:
Code: Alles auswählen
Weiter folgt hieraus:

=> "(Alles) Undenkbare ist nichtexistent" ist falsch
[Da "Unmögliches" auch "nichtexistent" wäre]

Der Witz ist ja, dass Unmögliches nichtexistent ist, da nur Mögliches existent oder nichtexistent sein kann. :^^:
Es ist eigentlich ganz einfach: Undenkbares ist unmöglich. Unmögliches ist nichtexistent. Also ist Undenkbares nichtexistent.
Durch das Aufzeigen, dass Mögliches existent oder nichtexistent ist, kannst du nicht auf Unmögliches schließen, da dieses definitiv nicht existieren kann. Der einzige Ausweg aus diesem ist das Aufzeigen, dass Undenkbares möglich wäre [was durch die Unmöglichkeit der Denkbarkeit ausgeschlossen wird...]
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon HF******* » Do 9. Okt 2008, 13:46

Linux Bug, Du hast natürlich recht, das jemand, der behauptet, dass es etwas undenkbares gibt, dies beweisen muss. Die Beweislast wäre nur dann auf Seiten der Vertreter des Gegenteils, wenn praktische Anhaltspunkte für die Existenz von Undenkbarem sprechen würden.

Der Beweis von QBit ist gründlich gescheitert, was jeder logisch denkende Mensch sofort sieht...
QBit hat geschrieben:=> "Undenkbares ist Unmöglichkeit von Nichtexistentem"

Vielleicht kann man das unterschiedlich verstehen, aber es ist jedenfalls nicht korrekt und lässt sich auch nicht aus dem vorangegangenen Pfeil ableiten.

Die Aussage von Sapere Aude war, dass denklogisch das XYZ für „Undenkbares“ nicht gefüllt werden kann.
Das ist allerdings kein Beweis, sondern nur ein rein logisches Gedankenspiel, dass nicht mit der Realität korrelieren muss … :( (leider). Der Ausgangssatz
SapereAude hat geschrieben:Die Voraussetzung für den Gedanken "Es existiert (möglicherweise) XYZ" ist die Denkbarkeit von XYZ

enthält die gewünschte Antwort, die darin stillschweigend vorausgesetzt wird.

Die Personen, die meinen, dass es auch Undenkbares geben kann, sagen ja gerade, dass es keinen Gedanken daran geben kann, bzw. das man es nicht denken kann. Das heißt praktisch, dass es einen Bereich geben kann, in dem sich etwas nicht vom Verstand fassbares abspielt, das nur mittels einer Variablen bzw, Blackbox ausdrückbar ist. Unsere Denkfähigkeit allein kann aber letztendlich kein sicherer Beweis dafür sein, die prinzipielle Denkfähigkeit vielleicht schon.

An der Darstellung von SapereAude ist dennoch viel Brauchbares dran, weil klar wird, dass in einem Bereich, in dem wir nur mit Variablen arbeiten, aber das beschriebene Objekt oder einen Vorgang nicht darstellen und nachvollziehbar mit Worten beschreiben können, wenn wir also die Variablen nicht mit einer praktischen Vorstellung füllen können, stets unsere Vorstellung unvollständig oder falsch ist.

Wir haben in diesen Bereichen ein Problem, uns vorzustellen, was wir vor uns haben. Das kann verschiedene Ursachen haben, etwa unvollständiges Wissen, Nichtexistenz des betracheten Vorgangs oder eine fehlerhafte Vorstellung von dem Vorgang oder auch eine Kombination dieser Punkte. Beispiel: Im Bereich der Relativitätstheorie kann man viel mit Formeln darstellen, auch wenn man dadurch nachvollziehen kann, dass die Aussagen richtig sind, sagt das noch nicht, dass man sich richtig vorstellt, was man vor sich hat. Ich kann jedem versichern, dass das, was die Relativitätstheorie aussagt, auch praktisch vorstellbar ist.

Ein Musterbeispiel für Nichtvorstellbarkeit ist physikalische Unendlichkeit als solche. Die räumliche Unendlichkeit ist nicht vorstellbar, die potentielle Unbegrenztheit der Ausdehnung schon. Letztere ist ebenso vorstellbar, wie man sich vorstellen kann, einen kleinen Bereich immer weiter und weiter zu vergrößern. Das ist aber etwas anderes.

Ebenso ist eine unendlich lange gerade nicht geschlosssene Kausalkette unvorstellbar.

Wir haben in unserer Denkstruktur einen Mechanismus, der uns unsere Umwelt danach beurteilen lässt, ob etwas vorstellbar ist und somit realisierbar ist. Wir können im Kopf ein Modell erstellen, einen Plan, der dann prinzipiell umsetzbar ist - ob wir das können oder nicht. Wenn wir diese Unterscheidungsfähigkeit nicht hätten, könnten wir nicht planen, wir wären aber wohl auch jeder Lüge und jedem Märchen hoffnungslos aufgesessen.

Ich meine das die Ausgangsfrage aus einem geschlosssenen System heraus nicht sicher bewiesen werden kann und unsere Welt ist ein solches System.

Ich will aber auch sagen, warum ich von Wissenschaftssabotage gesprochen habe: Damit meine ich psychologisch und intellektuell. Der Beliebigkeit wird nämlich Tür und Tor geöffnet.

Was logisch beschreibbar ist, ist auch stets vorstellbar.

Nehmen wir mal das Beispiel Evolutionstheorie. Die Anhänger des fliegenden Spaghettimonsters mögen es mir nachsehen, wenn ich das jetzt falsch darstelle: Die Theorie, dass irgendein Wesen das Universum erst vor 5 Jahren erschaffen hat und es genau so gemacht hat, dass es so aussieht, als sei es schon Milliarden von Jahren da, wie soll man dagegen argumentieren, dass schlicht alles irgendwie möglich sein kann, auch dann, wenn es unserer Logik nicht zugänglich ist (schon in dem Bereich nicht, wie jemand darauf kommt...)? Jedenfalls kann man nicht mit Logik dagegen argumentieren. Die Unlogik einer Theorie kann dann nicht mehr als Argument dafür herhalten, dass eine Theorie falsch ist. Man neben kann jedes Naturgesetz irgendeine Quatscherklärung stellen, die dann als gleichwertig zu gelten hat oder aufgrund bestimmter Regeln sogar noch vorrangig wäre.

Wenn man mangelnde Logik oder Vorstellbarkeit als Ausschlusskriterium für Nichtexistenz oder Unrichtigkeit einer Beschreibung aushebelt, ist das im Ergebnis wissenschaftlicher Anarchismus. Es spricht daher schon die Nützlichkeit der Denkbarkeit dafür, dies auch als zwingendes Kriterium für die Unterscheidung Real- nicht real beizubehalten.

Zudem findet die Behauptung, dass möglicherweise auch Undenkbares möglich ist, keinerlei Rückhalt in der erforschbaren Realität, wobei man das mit der Ablehnung von Logik natürlich auch gleich wiedera aushebeln kann. Im Ergebnis ist die Annahme nicht lebensfähig...
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon Qubit » Do 9. Okt 2008, 14:55

Qubit hat geschrieben:Man kann das auch formal begründen (wenn man Spass daran hat ;-))

Anscheinend gibt es ein paar Verständnisprobleme zur Modalität logischer Aussagen.
Zum Verständnis daher eine kleine Anmerkung zu "meinem" Beweis:
Ob etwas "existent" oder "nichtexistent" ist, ist vorderhand unabhängig von der logischen "Möglichkeit" oder "Unmöglichkeit", also von der Modalität eines allgemeinen Sachverhalts S:

"Möglichkeit" von S -> S oder nicht S
"Unmöglichkeit" von S -> nicht S

S kann nun entweder "Existentes" oder "Nichtexistentes" sein, d.h. ob S oder nicht S "nichtexistent" bedeutet, hängt vom Sachverhalt S ab.
Weiter kann der Sachverhalt selbst "möglich" oder "unmöglich" sein, ohne durch die logische Modalität von "Möglichkeit" oder "Unmöglichkeit" festgelegt zu werden.
Wenngleich also "Nichtexistenz von Nichtexistentem" tautologisch wahr ist, so ist hierüber bei "Unmöglichkeit von Unmöglichem" kein tautologischer Wahrheitswert festzustellen, denn "Unmögliches" kann logisch "möglich" oder "nicht möglich" (i.e. "unmöglich") sein.

Formulierungen der Art "Unmöglichkeit von Nichtexistentem" als logische "Unmöglichkeit" sind daher strikt von solchen wie "Unmögliches ist nichtexistent" zu unterscheiden!

Hoffe, da liegt das Verständnisproblem ;-)
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon HF******* » Do 9. Okt 2008, 15:41

In den Bereichen, in denen nur mit zwingender Logik Aussagen über die Beschaffenheit der Realität getroffen werden können, müsste gesagt werden, dass diese Aussagen jeder beliebigen Spekulation gleichwertig sind. Aussagen in Bestimmten Bereichen, etwa zur Frage des Urknalls bzw. des Zeitpunktes davor können unter einer solchen Prämisse gar nicht mehr getroffen werden, weil sie damit beliebig sind. Es bringt nichts, Undenkbares auch nur als möglich in Erwägung zu ziehen, weil damit im Ergebnis jede wissenschaftliche Aussage hinfällig wird.

Ich hätte ja „Beweis“ in Anführungszeichen gesetzt… peinlich sowas.

LinuxBug hat geschrieben:Undenkbares ist unmöglich.

Das bestreitet QBit doch gerade.

El Schwalmo hat geschrieben:… im UseNet habe ich üblicherweise dafür plädiert, den Begriff 'Wissen' aus dem Wortschatz zu streichen …

:lachtot: sag ich doch
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon Qubit » Do 9. Okt 2008, 16:28

HFRudolph hat geschrieben:In den Bereichen, in denen nur mit zwingender Logik Aussagen über die Beschaffenheit der Realität getroffen werden können, müsste gesagt werden, dass diese Aussagen jeder beliebigen Spekulation gleichwertig sind. Aussagen in Bestimmten Bereichen, etwa zur Frage des Urknalls bzw. des Zeitpunktes davor können unter einer solchen Prämisse gar nicht mehr getroffen werden, weil sie damit beliebig sind. Es bringt nichts, Undenkbares auch nur als möglich in Erwägung zu ziehen, weil damit im Ergebnis jede wissenschaftliche Aussage hinfällig wird.

Hiermit hättest du Recht, wenn diese "Bereiche" a priori solche des "Undenkbaren" wären. Dafür besteht mE kein Anlass ;-)
Immer im Hinterkopf behalten, dass hier als Grundlage der Überlegungen das prinzipiell "Undenkbare" steht, als das, worüber man nicht "sinnvoll sprechen" kann.
Btw. gibt es im übrigen in jedem Kontext solche "sinnfreien" Fragen wie zB "ist das Undenkbare existent oder nichtexistent?"
Das "eherne" Ziel des kritisch-rationalen Verständnisses der Welt ist nach meinem Dafürhalten ja gerade, eine quasi-vollständige "Überlappung" der Repräsentationen der Realität mit "sinnvollen" Kontexten zu erreichen.

HFRudolph hat geschrieben:Ich hätte ja „Beweis“ in Anführungszeichen gesetzt… peinlich sowas.

Ups, sollte wohl "mein Beweis" stehen =)
Der Punkt ist hier, dass man von einem "vernünftigen" Modell eines logisch-formalen Systems ausgehen kann, in dem mE mit grosser Bestimmtheit solche "sinnfreien" Aussagen zu einem logischen Widerspruch führen. Die Begründung in einem solchen logischen System ist freilich von der Wahl des Modells abhängig, daher "mein Beweis" ;-)

HFRudolph hat geschrieben:
LinuxBug hat geschrieben:Undenkbares ist unmöglich.

Das bestreitet QBit doch gerade.


Ich "bestreite", dass man über "Undenkbares" sinnvolle (logische) Aussagen - also insbesondere solche, die nicht zu Widersprüchen führen - treffen kann.
Zur Begründung von "Undenkbarem" existiert kein kritisch-rationaler Kontext.
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon HF******* » Do 9. Okt 2008, 16:52

QBit hat geschrieben:
HFRudolph hat geschrieben:
LinuxBug hat geschrieben:Undenkbares ist unmöglich.

Das bestreitet QBit doch gerade.

Ich "bestreite", dass man über "Undenkbares" sinnvolle (logische) Aussagen - also insbesondere solche, die nicht zu Widersprüchen führen - treffen kann.


Ich darf doch erinnern:
QBit hat geschrieben:"(Alles) Undenkbare ist unmöglich" ist falsch


QBit hat geschrieben:Hiermit hättest du Recht, wenn diese "Bereiche" a priori solche des "Undenkbaren" wären. Dafür besteht mE kein Anlass ;-)

So funktioniert das nicht. Wenn man es als möglich in Erwägung zieht, dann muss man es überall in Erwägung ziehen. Wonach sollte man sonst selektieren?
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon Qubit » Do 9. Okt 2008, 16:55

HFRudolph hat geschrieben:
QBit hat geschrieben:Ich "bestreite", dass man über "Undenkbares" sinnvolle (logische) Aussagen - also insbesondere solche, die nicht zu Widersprüchen führen - treffen kann.


Ich darf doch erinnern:
QBit hat geschrieben:"(Alles) Undenkbare ist unmöglich" ist falsch


QBit hat geschrieben:Hiermit hättest du Recht, wenn diese "Bereiche" a priori solche des "Undenkbaren" wären. Dafür besteht mE kein Anlass ;-)

So funktioniert das nicht. Wenn man es als möglich in Erwägung zieht, dann muss man es überall in Erwägung ziehen. Wonach sollte man sonst selektieren?

Wer hält "Undenkbares" für "möglich"?
Ich nicht.
Zu deiner "Erinnerung":
"Ein Punkt ist nichteckig" ist falsch
Ist ein "Punkt" nun "eckig"? Nein.

PS: Du editierst schneller als man schreiben kann =)
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon sapere aude » Do 9. Okt 2008, 20:25

Och, Leute, nun streitet Euch doch nicht. Es ist doch eigentlich ganz einfach:

Quibit, es gibt doch eigentlich nur zwei Möglichkeiten:

Mögliches ist entweder denkbar oder nicht-denkbar. Da sind wir uns doch sicher einig?

Da die Menge des Nicht-Denkbaren (Undenkbaren) null ist, die Menge des Denkbaren aber unendlich, was denkst Du wohl in welche Menge Mögliches gehört? Genau!

Deshalb hatte ich Dich gebeten, ein Beispiel für etwas "mögliches Undenkbares" zu geben. Das wolltest Du nicht. Aus gutem Grund:

Alles Mögliche ist nämlich auch denkbar.

Und Mögliches ist auch immer existent, so wie Unmögliches nichtexistent ist - wenn auch denkbar.

Ein Ereignis, wie z.B. eine weltweite Finanzkrise, ist möglich. Heißt das, dass sie existiert? Ja natürlich. Existenz ist in diesem Fall nur ein Frage der Abstraktion. Eine Finanzkrise, die exakt so verläuft, wie wir sie jetzt gerade erleben, hat eine hundertprozentige Wahrscheinlichkeit in unserer kausal strukturierten Welt. Deshalb ist Mögliches auch immer existent ... zu irgendeinem Zeitpunkt. Aber eigentlich ist das eine andere, wenn auch zugehörige Frage, die Qubit und Schwalmöchen mal wieder nicht verstehen werden :irre:
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon Qubit » Do 9. Okt 2008, 21:36

sapere aude hat geschrieben:Och, Leute, nun streitet Euch doch nicht. Es ist doch eigentlich ganz einfach:

Quibit, es gibt doch eigentlich nur zwei Möglichkeiten:

Warum veranstaltest du hier so einen Eiertanz?
Ich könnte dir jetzt antworten, dass "Mögliches" "denkbar" und (anderes) "Mögliches" "undenkbar" sein können.
Ich könnte dir jetzt antworten, dass du daraus, dass die "Menge" des "Undenkbaren" die (logische) Mächtigkeit Null hat, nicht (logisch) folgern kannst, dass die "Menge" des "Denkbaren" alles "Mögliche" umfasse, d.h. dass in der "Menge" des "Möglichen" nicht nur "Denkbares" enthalten sei.
Ich könnte dir jetzt auch weiterhin antworten, dass du mit keinem Recht Gegenbeispiele einfordern kannst, wenn DU Behauptungen aufstellst, die nicht einmal logisch stringent von dir bewiesen wurden.
Auch könnte ich dir antworten, dass alle deine "Wischiwaschi"-Behauptungen mit deinen "Wischiwaschi"-Beweisen Studenten erster Semester, welche die logischen Basics wissenschaftlicher Methodik beherrschen, nur zum Schmunzeln bringen können.
Aber ich befürchte, dass wir uns dann nur im Kreis drehen werden.
Daher meine Frage an dich: Worauf willst du denn eigentlich hinaus? Was willst du uns eigentlich mitteilen?
Dass 'Gott' sich nicht in einem kritisch-rationalen Kontext sinvoll begründen lässt?
Dass alle (historischen) Versuche 'Gott' in einem solchen Kontext begründen zu wollen, gescheitert sind?
Dann stimmen wir überein und ein Disput erübrigt sich.
Oder willst du uns tatsächlich die abstruse Idee auftischen, dass alles, was möglich ist und gar existiert,
auch von uns denkbar ist und von unserem Verstande erfasst werden kann? Und andersherum, was nicht denkbar ist und von unserem Verstande nicht erfasst werden kann, unmöglich sei und nicht existieren könnte?
In letzterem Falle solltest du mal (kritisch) über deine Voraussetzungen nachdenken, denn die geben einen solchen Schluss
keineswegs her. Das wäre nur ein "scheinlogischer Popanz" ;-)
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon Myron » Fr 10. Okt 2008, 01:51

sapere aude hat geschrieben:3. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen: Undenkbares existiert nicht.


Apropos Wittgenstein:

"'Ein Sachverhalt ist denkbar' heißt: Wir können uns ein Bild von ihm machen." (TLP 3.001)

Ich denke, man kann den Begriff "Vorstellbarkeit" als Oberbegriff für "bildliche Vorstellbarkeit" ("geistige Anschaubarkeit") und "begriffliche Denkbarkeit" verwenden. Vorstellbarkeit ist eine Eigenschaft von Sachen (Gegenständen) oder Sachverhalten.
Sätze der Form "Die Sache/der Sachverhalt S ist unvorstellbar" bedeuten "Wir können uns keine Vorstellung, d.h. kein Bild, keinen (positiven) Begriff von S machen".

Wenn ich beispielsweise sage, ein körperloser Geist sei unvorstellbar, dann meine ich damit nicht, dass der Begriff "körperloser Geist" undenkbar ist, sondern das Fallen von Gegenständen unter ihn.
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon Myron » Fr 10. Okt 2008, 02:03

sapere aude hat geschrieben:Grund:

Alles Mögliche ist nämlich auch denkbar.


David Chalmers weist darauf hin, dass bestimmte logisch mögliche Sachlagen (Situationen, Szenarien) aufgrund ihrer Komplexität für uns Menschen unvorstellbar/undenkbar sein könnten. Aber zumindest für ein Wesen mit einem uneingeschränkten Superintellekt müsste jede logisch mögliche Sachlage vorstellbar/denkbar sein.
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon Myron » Fr 10. Okt 2008, 03:46

In Anlehnung an David Chalmers' Unterscheidungen (siehe: http://consc.net/papers/conceivability.html) möchte ich mich noch etwas präziser ausdrücken:

Negative Denkbarkeit :

1. Ein Sachverhalt S ist denkbar genau dann, wenn er mit dem, was man weiß oder glaubt, vereinbar ist.

2. Ein Sachverhalt S ist denkbar genau dann, wenn nicht von vornherein, d.i. erfahrungsunabhängig, feststeht, dass S nicht besteht.

Positive Denkbarkeit :

1. Ein Sachverhalt S ist denkbar genau dann, wenn man imstande ist, sich ein Bild einer Sachlage zu machen, in der S besteht.
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon sapere aude » Fr 10. Okt 2008, 07:23

Qubit hat geschrieben:Ich könnte dir jetzt antworten, dass "Mögliches" "denkbar" und (anderes) "Mögliches" "undenkbar" sein können.


Wie denn? Es gibt kein Mögliches, das undenkbar ist.
Siehe auch meine Ausführungen zu Myrons Mächtigkeitsargument unten.

Qubit hat geschrieben:Ich könnte dir jetzt antworten, dass du daraus, dass die "Menge" des "Undenkbaren" die (logische) Mächtigkeit Null hat, nicht (logisch) folgern kannst, dass die "Menge" des "Denkbaren" alles "Mögliche" umfasse, d.h. dass in der "Menge" des "Möglichen" nicht nur "Denkbares" enthalten sei.


Aber selbstverständlich kann ich das. Auch wenn es nicht in Deinen Kopf will. Schonmal mit Mengenlehre beschäftigt?

Qubit hat geschrieben:Ich könnte dir jetzt auch weiterhin antworten, dass du mit keinem Recht Gegenbeispiele einfordern kannst, wenn DU Behauptungen aufstellst, die nicht einmal logisch stringent von dir bewiesen wurden.


Versuch sie einfach zu verstehen, auch wenn es schwer fällt.

Qubit hat geschrieben:Auch könnte ich dir antworten, dass alle deine "Wischiwaschi"-Behauptungen mit deinen "Wischiwaschi"-Beweisen Studenten erster Semester, welche die logischen Basics wissenschaftlicher Methodik beherrschen, nur zum Schmunzeln bringen können.


Du wirfst mir Unkenntnis der Basics vor?





Qubit hat geschrieben:Aber ich befürchte, dass wir uns dann nur im Kreis drehen werden.
Daher meine Frage an dich: Worauf willst du denn eigentlich hinaus? Was willst du uns eigentlich mitteilen?


Dass Undenkbares eine leere Menge ist und keine Elemente enthält. Gar keine. Nicht mal irgendwelche möglichen.

Qubit hat geschrieben:Dass 'Gott' sich nicht in einem kritisch-rationalen Kontext sinvoll begründen lässt?
Dass alle (historischen) Versuche 'Gott' in einem solchen Kontext begründen zu wollen, gescheitert sind?


Das sind Selbstverständlichkeiten, die wir nicht diskutieren müssen.

Qubit hat geschrieben:Oder willst du uns tatsächlich die abstruse Idee auftischen, dass alles, was möglich ist und gar existiert,
auch von uns denkbar ist und von unserem Verstande erfasst werden kann?


Auch wenn es schwer fällt, ja, natürlich.

Qubit hat geschrieben:Und andersherum, was nicht denkbar ist und von unserem Verstande nicht erfasst werden kann, unmöglich sei und nicht existieren könnte?


Nein, alles was nicht denkbar ist, ist weder möglich noch unmöglich. Schon die Aussage "was nicht denkbar ist" impliziert, dass es "etwas" Undenkbares gäbe. Undenkbares ist undenkbar, nicht "etwas". Es gibt keine undenkbaren "Dinge". Es gibt den Bereich des absolut Undenkbaren. Dieser Bereich ist unserem Denken nicht zugänglich. D.h. wir können über ihn keine Aussagen treffen. Gar keine. Hier können wir nur über die Diskursregeln verhandeln. Über die Sache selbst etwas sagen können wir nicht. Bzw. können wir das schon, es ist aber beliebig. Deshalb kann ich sagen: Es gibt keine undenkbaren Dinge, so wie Quibit sagen kann, es gibt sie. Diese Aussagen sind beliebig, weil bereits die Voraussetzung falsch ist: die Verbindung von "Undenkbares" und "Dinge".
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon sapere aude » Fr 10. Okt 2008, 07:35

Myron hat geschrieben:
sapere aude hat geschrieben:Grund:

Alles Mögliche ist nämlich auch denkbar.


David Chalmers weist darauf hin, dass bestimmte logisch mögliche Sachlagen (Situationen, Szenarien) aufgrund ihrer Komplexität für uns Menschen unvorstellbar/undenkbar sein könnten. Aber zumindest für ein Wesen mit einem uneingeschränkten Superintellekt müsste jede logisch mögliche Sachlage vorstellbar/denkbar sein.


Das Mächtigkeitsargument und das okkasionalistische Argument sind natürlich die entscheidenden. Damit steht und fällt alle Theorie von der Denkbarkeit. Aber selbst die unglaublichsten Mächtigkeiten und sinnlich für uns nicht erfassbaren Dinge sind für uns denkbar. Die Ausdehnung des Universums, die Komplexität des Gehirns, Röntgenstrahlen, Ultraschall usw. Sind sie das wirklich? Ja, natürlich. Wir haben Möglichkeiten, sie für uns denkbar zu machen ... bis zu einer gewissen Grenze, der des Undenkbaren, an der jedes Denken endet.

Vorstellbarkeit also die dissipative "visuelle mentale Repräsentation" ist natürlich nicht die ganze Geschichte. Zur Denkbarkeit gehört auch jede andere Art mentaler Repräsentation, wie die konservativen mentalen Strukturen als Voraussetzung der zuerst genannten. Dazu gehört auch Logik, Naturwissenschaft, Kreativität. Das alles erlaubt es uns, die Grenze des Denkbaren immer weiter hinauszuschieben. Den Bereich des prinzipiell Undenkbaren werden wir allerdings nie erfassen. Spekulationen über seinen angeblichen Gehalt sind unsinnig, überflüssig und manchmal auch gefährlich.
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon sapere aude » Fr 10. Okt 2008, 07:45

Ach ja, noch ein kleines Wörtchen zur Diskussionskultur: Die gegenseitige Disserei ist zwar ab und an ganz nett, aber auf Dauer nervt's eigentlich nur. Ich würde Euch also gern bitten, auf Kommentare im Bezug auf meine persönlichen Eigenschaften und Motive hier in diesem Thread grundsätzlich zu verzichten oder diese per PN zu erfragen. Ich möchte eine sachliche Diskussion führen. Wenn Euch meine Argumente nicht passen oder Ihr sie nicht versteht, möchte ich Euch bitten, in einem sachlich- neutralen Ton nachzufragen oder diesen Thread zu verlassen. Ansonsten werde ich auf Eure (Quibit und El Schwalmo) Einwürfe nicht mehr antworten. Nach einer Entschuldigung und einem Besserungsgelöbnis können wir dann gern neu verhandeln.
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Re: Es gibt nichts Undenkbares

Beitragvon Qubit » Fr 10. Okt 2008, 09:22

sapere aude hat geschrieben:
Qubit hat geschrieben:Auch könnte ich dir antworten, dass alle deine "Wischiwaschi"-Behauptungen mit deinen "Wischiwaschi"-Beweisen Studenten erster Semester, welche die logischen Basics wissenschaftlicher Methodik beherrschen, nur zum Schmunzeln bringen können.


Du wirfst mir Unkenntnis der Basics vor?


Nun, zumindestens wendest du sie nicht an =)
Dazu gehört, Voraussetzungen sauber von (logischen) Schlüssen zu trennen. Das zeigst du nicht!
Wer "Mögliches" implizit als "denkbar" voraussetzt, wird auch nur "Denkbares" darunter finden. Dein "Möglichkeisbegriff" ist in dem Sinne trivial, wie ein Fischer mit einem Netz nur Fische finden kann, die nicht kleiner als die Netzmaschen sind. Das ist ein trivialer Sachverhalt, für mich keiner Diskussion würdig.
Dein Kontext des "Möglichen" ist also ein "epistemisch" Trivialer (er wäre es nicht, wenn "denkbar" nicht im "Möglichen" durch dich impliziert würde).
Andererseits sollte klar geworden sein, dass ich mit "Möglichkeiten von Undenkbarem" freilich einen "ontischen" Kontext adressiere, der alles andere als trivial ist.
Du redest also von Schuhen, die auf deine "Quanten" passen, ich davon, in welche Schuhe unsere Stinkefüsse überhaupt schlüpfen können.
Solange dieser Kontextunterschied dir nicht klar ist, wirst du deine Darlegungen im "ontischen" Kontext als "abstrus" hinnehmen müssen ;-)
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