Kosmopolit hat geschrieben:Ich meine, man sollte hier mal unterscheiden zwischen den natürlichen Vorbehalten gegenüber allem Fremden, die uns noch als Steinzeitmenschen in den Knochen sitzen, und der Fremdenfeindlichkeit, die als Auswuchs dieser menschlichen Urangst bis in unsere moderne Gesellschaft durchschlägt.
Ich glaube das abweisende bis feindliche Verhalten geht noch viel weiter zurück, unsere sehr entfernten Verwandten auf den Bäumen haben in ihrem Sozialverhalten bereits solche Rituale über Millionen Jahre praktiziert und fest verankert. Nicht umsonst kultivieren nahezu alle Religionen Ausgrenzungsverhalten von Andersdenkenden, weil man damit das unterschwellige Gefühl der Massen anspricht und Mitglieder gewinnt. Die Texte der Bibel brauchen wir wohl hier nicht wiederholen, die sind an Fremdenfeindlichkeit kaum zu überbieten. Selbst unsere Märchenwelt ist nicht frei davon wie etwa die Geschichten vom bösen schwarzen Mann usw.
Nach einer Schweizer Studie der Universität Genf von 2006 auf Basis von 3.000 Interviews gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen Religiosität und extremen rassistischen, sexistischen und homophoben Einstellungen. Nichtreligiöse sind deutlich toleranter und weniger fremdenfeindlich ohne antisemitsche Grundtendenz. Bei 26 % der Katholen, 24 % der Evangelen und 28% der Muslimen sind die Juden an ihrer Verfolgung selber schuld, für die Gleichstellung der Frauen wurde nach Ansicht von 43 %, 43 % und 55 % der Befragten mehr als genug getan.
Diese Verhalten ist in der menschlichen Gesellschaft seit Urzeiten fest verankert und in den weniger zivilisierten Teilen der Welt heute noch Alltag bzw. Teil der dortigen Kultur. Die Willkür (Stadtgesetz) von Dirschau (Westpreußen an der Weichsel) hatte 149 Artikel, die Willkür für die Altstadt von Königsberg von 1385 dagegen nur 10. Darin enthalten waren neben den Strafen und Beschränkungen auch Vorschriften für Gewerbe, Markthandel und Bauwesen. Zu erwähnen ist auch die Ordnung für die Weiselfahrer von 1385 n.C. mit Löhnen, Strafen, Anordnungen zum Verhalten bei Eisgang und zur Nutzung von Brennholz. Die Willkür von Dirschau wurde jährlich öffentlich verlesen denn kaum jemand konnte lesen und schreiben oder sich gar teure Folianten leisten. Das Gesetz ist sehr fremdenfeindlich, Händlern war ein längerer Aufenthalt verboten, der Marktverkauf war mit strengen Auflagen jährlich nur dreimal gestattet.
Die Stadt hatte ein Vorkaufsrecht auf alle Verkäufe der Bauern im Umland und konnte deren Verträge nach Belieben auflösen. Niemand durfte vor den Stadttoren Getreide, Holz oder Kohlen von den Bauern kaufen. Die Fischer mussten ihren Fang auf dem Markt anbieten. Kein Bürger durfte Getreide per Schiff verladen, sofern daran Mangel herrschte. Recht wurde vom Schulzen oder Vogt gesprochen, der selber an den Geldstrafen mit bis zu 1/3 beteiligt war. Zu den schweren Strafen gehörte Wange durchbohren, Zunge oder Ohren abschneiden, Hand abhacken, Augen ausbrennen, Hängen oder Köpfen. Bürger einer Stadt konnte nur werden, wer eine einheimische Tochter heiratete und darüber hinaus eine hohe Summe bezahlte. Die handwerklichen Zünfte verlangen ebenfalls hohe Aufnahmegebühren, die einfache Gesellen nicht erwirtschaften konnten. Es blieb ihnen nur die Tochter oder Witwe des Meisters zu heiraten, denn ohne Zunft gab es keine Aufträge.
In den USA und bei den amerikanischen Kollegen in Europa ist mir die extreme Clanbildung sehr unangenehm aufgefallen. Das Leben spielt sich nur in geschlossenen Kreisen ab wie Golfklub, Tennisklub und dergleichen Klubs mehr. Das sind alles geschlossene Gesellschaften, ohne Empfehlung von 1 oder 2 Honorationen kann man dort nicht einmal einen Kollegen aufsuchen. Das ist praktizierte und über Generationen kultivierte Ausgrenzung von Menschen gleicher Rasse aber anderer gesellschaftlichen Schichten. Wenn man dann dieser anderen Schicht noch einen weiteren Makel anhängen kann wie etwa Neger, Ire, Pole und manchmal auch Frauen, dann praktiziert das fast jeder mit beispiellosem Eifer.
Ich lebe etwa 30 Jahre im Ausland, hauptsächlich in Westeuropa, aber auch im Nahen Osten, Nordafrika und Nordamerika. Das Zusammenleben mit Arabern und Afrikanern ist mir ein Greul, ich gehe in Westeuropa nicht in Läden die von Ihnen frequentiert werden, suche keine Krankenhäuser auf, deren Warträume sie zu Dutzenden bevölkern, ich lasse mich auch ungern auf Wochenmärkten von diesen Leuten beklauen usw. Allerdings beschimpfe ich niemanden, greife niemanden an und benehme mich auch sonst zurückhaltend aber eben reserviert. Das hängt sicher damit zusammen, dass ich keinenm religiösen Diktat oder einem politischem Rattenfängern folgen muss diese Menschen zu verdammen und zu verteufeln.
Ich fühle mich unwohl, wenn ich in der Londoner U-bahn in einem Wagen mit fast 100 Menschen der einzige Europäer bin, wenn in Den Haag an der Straßenbahnhaltestelle vorm Bahnhof 50 bis 100 solche Leute stehen usw.. Es ist mir klar, dass diese Parallelgesellschaften der Ausländer immer größer werden, während wir Europäer im eigenen Land langsam aussterben. Es tröstet mich, dies nicht mehr erleben zu müssen.