Qubit hat geschrieben:Wenn man das von mir als naturalistisches Weltbild Beschriebene mit der Weltanschauung, die die uneingeschränkte Gültigkeit des naturalistischen Weltbildes anerkennt, und welche Weltanschauung wir hier als Weltanschauung der "Brights" bezeichnen, nicht identifiziert, dann magst du über eine naturalistische Weltanschauung aber nicht das naturalistische Weltbild gesprochen haben. Die von dir in diesem Sinne als naturalistische Weltanschauung charakterisierte Auffassung, dass es auch "nicht natürliche", gar "übernatürliche" Ursachen prinzipiell geben kann, ist für mich allerdings mit der vorderen Charakterisierung der "Brights" so nicht vereinbar.
Würdest du dich also in etwa "halbbekennender Bright" betrachten, der neben dem Naturalismus prinzipiell auch übernatürliche Weltbilder für möglich hält?
1. Weltbilder als sprachliche oder bildliche
Darstellungen der Wirklichkeit sind kulturelle Produkte. Auch ein supernaturalistisches Weltbild ist selbst nichts Übernatürliches. Aber deine Frage lautet sicher: "Hältst du es für möglich, dass ein Glaube an etwas Übernatürliches wahr sein kann?"
2. Es geht mir darum, dass der (materialistische) Naturalismus keine (logisch) notwendige, sondern eine kontingente Wahrheit sein soll.
"[W]e materialists usually think that Materialism is a contingent truth. We grant that there are spooky possible worlds where Materialism is false, but we insist that our actual world isn't one of them." "Wir Materialisten denken üblicherweise, dass der Materialismus eine kontingente Wahrheit ist. Wir gestehen zu, dass es gespenstische mögliche Welten gibt, wo der Materialismus falsch ist; aber wir behaupten fest, dass unsere wirkliche Welt keine davon ist."[meine Übers.]
(Lewis, David. "What Experience Teaches." in
Papers in Metaphysics and Epistemology, 262-290. Cambridge: Cambridge University Press, 1999. p. 274)
Ein von übernatürlichen Elementen freies Weltbild vertritt derjenige, der nicht an das
tatsächliche, das
wirkliche Vorkommen übernatürlicher Dinge oder Ereignisse glaubt. Er muss nicht unbedingt auch an die (logische) Unmöglichkeit des Vorkommens solch "gespenstischer" Sachen glauben.
Die stärkste Form des Naturalismus ist diejenige, der zufolge übernatürliche Wesen wie Geister und "freischwebende" Seelen logische Undinge sind, d.h. Dinge, die in keiner (logisch) möglichen Welt existieren.
Ich persönlich neige sogar zu der Ansicht, dass der Begriff der Seelen- oder Geistersubstanz widersinnig und unverständlich ist, d.h. dass der Substanzdualismus eine notwendige Falschheit ist. Doch da ich befürchte, dass ein streng formaler Beweis seiner logisch unmöglichen Wahrheit kaum zu erbringen sein wird, bin ich (noch) vorsichtig und halte es mit Lewis, d.h. mit der Behauptung, dass der Naturalismus bzw. Materialismus (= materialistischer Naturalismus)
kontingentermaßen wahr ist.
Mit anderen Worten, der Naturalist räumt ein, dass es
hätte sein können, dass in unserer Welt übernatürliche Sachen vorkommen, aber er verneint, dass es
tatsächlich so ist, dass in unserer Welt übernatürliche Sachen vorkommen.