Qubit hat geschrieben:Das Allgemeine habe ich dir hinreichend dargelegt.
Wie Du meinst.
Hier noch einmal, was Du "hinreichend dargelegt hast". Es geht um die
Formulierung:
[Wissenschaftliche (Re)Konstruktionen selbst sind kontingent]
nur insofern sie nicht
den Kontext aller Erscheinungen der Wirklichkeit
im Kontext der Natur der wissenschaftlichen Theorien
über Erscheinungen der Wirklichkeit,
welche sich an empirisch überprüfbaren Aussagen bewähren,
festgelegt haben.
"Kontingent" heisst 'nicht notwendig', aber möglich.
Im obigen Zusammenhang bedeut dies: 'nicht notwendig auf Seiendes bezogen'. Dh, es lässt sich wissenschaftlich nicht mit letzter Sicherheit erweisen, dass zB Elektronen in der Realität existieren. Ihre Existenz wurde zwar theoretisch begründet und hat sich in der Praxis vielfach bewährt, aber die Erfahrung zeigt, dass schon so manches, was früher theoretisch begründet wurde und sich praktisch bewährt hat, heute nicht mehr als gültig/existent anerkannt wird.
Darum ist jede wissenschaftliche Konstruktion, selbst wenn sie sich bewährt hat, falsifizierbar und insofern kontingent.
Zurück zum Satz. Der lässt sich so vereinfachen:
Wissenschaftliche (Re)Konstruktionen
erweisen notwendig real Seiendes
insofern sie
den Kontext aller Erscheinungen der Wirklichkeit
im Kontext der Natur der wissenschaftlichen Theorien
über Erscheinungen der Wirklichkeit,
welche sich an empirisch überprüfbaren Aussagen bewähren,
festgelegt haben.Um nicht zuviel Zeit für wenig ergiebige Kniffelspiele aufzuwenden, gehe ich vom Verb am Ende aus: Es geht um eine
Festlegung:
Wissenschaftliche (Re)Konstruktionen
erweisen notwendig real Seiendes
insofern sie
ETWAS
festgelegt haben.Festlegungen finden in der Wissenschaft in Form von Axiomen (in Bezug auf Theorien) und definitorischen Festsetzungen (in Bezug auf Experimente) statt. In beiden Fällen geht es darum, den Gültigkeitsrahmen und die Anwendbarkeit von Theorien zu definieren oder zu erweitern. Solche Festsetzungen sind notwendig im Rahmen der Theoriebildung.
Aber: Was immer ich auf der Ebene meiner Theoriebildung festlege, ich erweise damit niemals "mit Notwendigkeit" etwas Reales, und erzeuge damit schon gar nicht etwas "Selbstkonsistentes".
Anders ausgedrückt: Es gibt im Rahmen von Rationalität keine unwiderleglich wahre Letztbegründung. Es gibt Letztbegründungen, die sich nicht widerlegen lassen, aber keine, die nicht kontingent ist.
Grüßle,
FF