xander1 hat geschrieben:Teh Asphyx hat geschrieben:Deswegen fragte ich nach Deiner persönlichen Definition von Leben, die ...
Ich weiß nicht wie sinnvoll es ist ein Gespräch auf Basis von persönlichen Definitionen zu führen. Naja - es kommt drauf an worauf man hinaus will. Wenn man Stein als rot und Eckig definiert und man einen nicht nach dieser Definition gefundenen Stein findet der blau ist, na dann ist er nach dieser Definition kein Stein. Aber ich würde die Ergebnisse aus solchen Denken nicht Erkenntnisse bezeichnen. Deswegen finde ich Diskussionen die auf Definitionen basieren nicht sehr sinnvoll, da sie an der Oberfläche der Wirklichkeit nur kratzen. Was jedoch sinnvoll ist, wenn man fragt was der eine mit etwas meint. An dieser Stelle ist es sinnvoll nach Definitionen zu fragen, aber dann müsste man danach wieder von diesen Worthülsen namens Definitionen weg kommen.
Softwareprogramme bestehen auch nicht nur aus programmierten Modulen mit funktionszuordnung, sondern diese Module bestehen widerum aus Quelltext. (Analgie Definition entspricht Modul, Quelltext entspricht Wirklichkeit) Diese Analogie hat nicht den Anspruch perfekt zu sein, sondern soll nur einen Aspekt sichtbar machen.
Aber @Teh Asphyx, ich denke was ich schreibe ist dir bewusst.
Ist mir klar, aber wenn etwas keine allgemeine Definition hat, hat man halt keine Grundlage für eine Diskussion, bis zumindest eine gemeinsame Definition gefunden ist, wozu natürlich beider Gesprächspartner erstmal ihre persönliche Definition auf den Tisch packen müssen. Wenn jetzt einer Definition wie jetzt zum Beispiel bei „Leben“ metaphysische Betrachtungen zugrunde liegen, würde ich auch nicht weiter diskutieren.
Aber Dein Steinbeispiel ist nett. Was wenn man tatsächlich die ganze Zeit aneinander vorbei redet, weil für den einen ein Stein wirklich nur rot und Eckig sein kann? Deswegen habe ich mir angewöhnt, im solch einem Falle immer zuerst die Definition zu klären.
An sich sind Wörter wie „Leben“, „Recht“, „Freiheit“, „Demokratie“, „Welt“, „Gott“, „Arbeit“, „Staat“, „Volk“, „Nation“, „Kultur“ uvm. ohnehin purer Obskurantismus, weil die Definitionen fast immer metaphysisch und auf keinen Fall intersubjektiv einheitlich sind, weswegen das auch grundsätzlich das Lieblingsvokabular von Politikern und anderen Dummschwätzern ist, man kann mit solchen Begriffen halt den meisten Ohren schmeicheln.
Was das Softwarebeispiel angeht, würde ich eher sagen, dass Module und Quelltext jeweils andere Aspekte der Wirklichkeit sind. Selbst Schizophrene Wahnvorstellungen sind auf einer gewissen Ebene dennoch eine Wirklichkeit, nicht nur für den Schizophrenen, sondern über sein Handeln wiederum für seine Umgebung. Auf ähnliche Art gibt es für mich auch kein Materie/Geist-Dualismus, da, wie auch die Neurobiologie wunderbar zeigt, beides verschiedene Ebenen ein und derselben Wirklichkeit sind. Der radikale Konstruktivismus macht zum Beispiel den Fehler eines falsch verstandenen Wirklichkeitsbegriffs, was dann wirklich zu abstrusen Schlussfolgerungen führt. Zum einen sind virtuell und real keine Gegensätze, sondern virtuell und physisch, die Wirklichkeit aber auf die physische Ebene zu begrenzen, ist absurd, da Virtuelles reale Auswirkungen auf das Physische hat und umgekehrt.
Warum ich gerade ich bin, aus diesem Bewusstsein heraus, aus diesem Körper heraus die Welt wahrnehme und was das bedeutet ist eine Frage, die mich schon seit meiner Kindheit beschäftigt. Und das scheint mir kein sprachliches Problem zu sein, da ich mir diese Frage sogar ohne Sprache stellen kann (also in nicht-sprachlichen Gedanken), so gesehen ist es auch keine Frage des Konstruktivismus, die Frage kann da höchstens sein, warum dieses Bewusstsein einen freien Willen vortäuscht, wenn es das denn tut, ich persönlich war eigentlich nie davon überzeugt, der Wille sei frei und hatte dieses Gefühl auch nie. Vielleicht ist auch der freie Wille ein Produkt der Auto-Suggestion? Spinoza meinte, dass selbst wenn ein Stein, ein vollkommen den Naturgesetzen untergeordneter Gegenstand, ein Bewusstsein hätte, er würde glauben, er sei frei.
Möglicherweise kann erst die definitive naturalistische Antwort auf diese Frage den Menschen wirklich von Ideologie befreien, weil sonst immer die Ideologie einspringt, um dem Menschen zu erklären, wie sein Verhältnis zu der Welt, die ihn umgibt, ist.