Robert hat geschrieben:Das erste falsch/wahr ist doch objektsprachlich, wogegen das zweite doch metasprachlich ist?
Oder doch beide objektsprachlich? Dann ist mir aber schleierhaft, welches Objekt damit gemeint ist, also wie die Definition von wahr und falsch als objektsprachliche Dinge aussieht.
Bin jetzt etwas verwirrt. Mami, äh, Myron!!!
Also, semantisch (im Sine der logischen, nicht der linguistischen Semantik) verhalten sich Wahrheit und Falschheit wie folgt zueinander:
In der klassischen Standard-Logik gilt:
("p" steht für irgendeine Aussage/Proposition, "~" ist der Negationsoperator, "W" steht für wahr und "F" für falsch)
1. W~p <=> ~Wp
1. "Es ist wahr, dass nicht-p, genau dann, wenn es nicht wahr ist, dass p."
2. ~Wp <=> Fp
2. "Es ist nicht wahr, dass p, genau dann, wenn es falsch ist, dass p."
3. ~W~p <=> F~p
3. "Es ist nicht wahr, dass nicht-p, genau dann, wenn es falsch ist, dass nicht-p."Nun ist es aber so, dass der schlaue Fuchs Graham Priest diese Semantik so abgeändert hat, dass sie wahre Widersprüche zulässt, was die obige Semantik nicht tut; denn wenn gilt: ~Wp <=> Fp, dann folgt daraus: ~(Wp & Fp), d.h. "Es ist nicht der Fall, dass p sowohl wahr als auch falsch ist."
Hier ist seine Semantik:
1. W~p <=> Fp
1. "Es ist wahr, dass nicht-p, genau dann, wenn es falsch ist, dass p."
2. F~p <=> Wp
2. "Es ist falsch, dass nicht-p, genau dann, wenn es wahr ist, dass p."Man beachte, dass somit aus der Falschheit von p nicht dessen Nichtwahrheit folgt, und aus der Wahrheit von p nicht dessen Nichtfalschheit, so wie dies in der klassischen Semanitk der Fall ist.
Priest hat in seiner so einfachen scheinenden Semantik die Begriffe "Falschheit" und "Nichtwahrheit"/"Unwahrheit" entkoppelt, was hinsichtlich des normalen Sprachgebrauchs natürlich kontraintuitiv ist, worin das Falsche als das Unwahre definiert ist.