@Pia Hut: Herzlich willkommen!
Pia Hut hat geschrieben:„Deterministen sind also der Auffassung, dass bei bekannten Naturgesetzen und dem vollständig bekannten Zustand eines Systems der weitere Ablauf aller Ereignisse prinzipiell vorherbestimmt ist ……. Es gibt verschiedene Varianten des Determinismus, die mehr oder minder streng die Vorherbestimmtheit aller Ereignisse voraussetzen.“
Wikipedia empfielt sich zu diesen Themenbereichen nicht.
Nach deterministischer Sichtweise sind die Ereignisse feststehend, und zwar völlig unabhängig von der Frage, ob Naturgesetze oder der Zustand eines Systems irgendwem bekannt ist. Was dort steht, ist falsch, Unsinn.
Wenn man davon ausgeht, dass es auch ein einzelnes akausales bzw. nichtdeterminiertes Ereignis gibt, dann ist das Indeterminismus, also genau das Gegenteil des Determinismus. Ich denke nicht, dass sich eine der hier kritisierten Behauptungen bei Wikipedia auch nur halbwegs wissenschaftlich belegen ließe, es ist einfach Unfug.
Pia Hut hat geschrieben:Es wird dann noch unterteilt in starken und schwachen Determinismus und allgemeiner Determinismus sowie persönlichen Determinismus: „Der Mensch ist in seinem Willen durch äußere oder innere Ursachen vorherbestimmt und es besteht keine Willkür. Es gibt keinen freien Willen.“
Hat diese Differenzierung, die sich irgendein Horst bei Wikipedia ausgedacht hat, irgendeinen Wert?
In so einem Satz wird doch alles vermußt, was geht.
Pia Hut hat geschrieben:Was mir beim Determinismus überhaupt nicht „schmeckt“, ist das welche Definition auch immer man sich ansieht, es letztlich darauf hinausläuft, dass alles irgendwie „vorherbestimmt“ ist, d.h. aber in logischer Konsequenz auch, man kann Nichts ändern.
Ja, dann denk Dir doch einfach ne tollere Welt aus…
Man könnte auch sagen: In einer indeterministischen Welt könnte man nichts ändern, denn dann käme ja alles irgendwie und man könnte es auch nicht vorherberechnen, je nach Maß der gedachten Akausalität.
Pia Hut hat geschrieben:Das führt zu einer praktischen geistigen Haltung des Individuums, die zwar zum „Aushalten“ und „Anpassen“ nützlich sein dürfte, aber das Motiv nach Wegen der Veränderung zu suchen, geht mehr und mehr verloren.
Das ist nicht nachvollziehbar und erinnert mich an MSS, der schreibt, dass Determinismus zum Fatalismus führe. Fatalismus tritt aber genau dann ein, wenn die jeweilige Person glaubt, die Zukunft bzw. sein eigenes Fatum=Schicksal zu kennen und nichts daran ändern zu können - was mit Determinismus herzlich wenig zu tun hat. Jemand kann auch als Indeterminist glauben, seine Zukunft zu kennen und sie nicht ändern zu können, das führt dann zum selben Ergebnis. Je indeterministischer man die Welt hält, umso weniger könnte man auch vorhersehen, welche Folgen die eigenen Handlungen hätten. Es hätte nach indeterministischer Vorstellung je nach Ausgestaltung also weniger Sinn, vor der eigenen Handlung oder Lebensplanung die denkbaren Kausalketten oder erkennbaren Wahrscheinlichkeiten zu betrachten, die unterschiedliche Handlungen auslösen, sondern es wird dann je nach Vorstellung des Indeterminismusgrades immer unsinniger, planend zu handeln oder überhaupt zu handeln.
In der Tat ist es aber so, dass nach deterministischer Vorstellung gerade ein planendes Handeln erst möglich wird: Vielleicht erkennt man tatsächlich Kausalabläufe, die sich durch die eigene Handlung nicht ändern lassen (Der Indeterminist muss ja immer irgendwelche Kausalabläufe abstreiten). Es ist dann aber auch nicht sinnvoll, in diese Veränderung irgendeine Energie zu verschwenden, sondern man kann sich dann auf das konzentrieren, was man beeinflussen kann. Das die planende Entscheidung dann wieder kausal bedingt ist, führt nicht zum Fatalismus.
Fatalismus tritt auf den Plan, wenn jemand entweder die Zukunft zu kennen glaubt und meint, dass er sie durch Handlungen nicht oder nicht wesentlich ändern kann bzw. der Aufwand in keiner guten Relation zum gewünschten Erfolg steht oder er meint, nicht einmal Wahrscheinlichkeiten erkennen zu können, so dass er die Folgen eigenen Handelns nicht abschätzen kann.
Pia Hut hat geschrieben:Ich hatte vor kurzem ein Buch von Fürntratt-Kloep zu F. Castro gelesen, in dem er diesem auch vorwirft so ein sturer Vertreter des „freien Willens“ zu sein. Aber mal im Ernst, Castro hätte im Leben keine Revolution auf die Beine gestellt, wenn er dem Determinismus anhinge. Alle linken Deterministen (es gibt da ja auch einen Geschichtsdeterminismus, aber das nur am Rande), hätten ihm sicher gesagt, dass diese Revolution gar nicht gehen kann, da alle geschichtlichen Determinanten dagegen sprachen.
- Willensfreiheit ist im Rahmen des Determinismus eine Definitionsfrage. Warum sollte man einen
indeterminierten Willen als frei bezeichnen? Ist ein Wahnsinniger frei?
- Ich denke, dass Castro sich des Risikos durchaus bewusst war und er hat das Risiko anders eingeschätzt.
Und dass er die Risiken richtig abgeschätzt hat, zeigt sein Erfolg, was die ursprüngliche Revolution angeht.
- die wirtschaftliche Lage Kubas spricht dann eher dafür, dass er Indeterminist ist, weil er genaugenommen
hätte vorhersehen können, was für einen Mist er fabriziert. Oder er hat diesen Mist eben gerade so gewollt,
weil der Kausalablauf klar vor ihm lag und er ihn so erkannt hat und auch die Unwägbarkeiten in Form von
Wahrscheinlichkeiten richtig eingeschätzt hat. Wahrscheinlicher als pure Bösartigkeit scheint mir bei Castro
allerdings Verblendung zu sein und die fehlerhafte Vorstellung, der breiten Bevölkerung könne es gar nicht
schlechter gehen als in einem anderen Wirtschaftssystem, weil das kommunistische eben das beste sei...
Das ist aber auch kein Argument zur Frage, ob die Welt wirklich determiniert oder indeterministisch ist, wenn eine Person Erfolg hatte oder ob das psychologisch sinnvoll ist, sich etwas falsches vorzustellen. Das ist eine ganz andere Frage, was man mit Suggestion etc. machen kann.