Myron hat geschrieben:Ich muss allerdings betonen, dass ich den Begriff eines nichtphysischen Dinges mit psychischen Eigenschaften sowie alle damit zusammenhängenden Begriffe wie "Seelensubstanz", "immaterielle Person" oder "körperloser Geist" im Grunde für ungereimt und unverständlich halte, und die Existenz von Gegenständen, die unter diese Art von Begriffen fallen, wenn nicht für logisch doch zumindest für praktisch ausgeschlossen erachte.
Dein Ausdruck "Ding" legt nahe, dass es sich bei diesem Ding um eine irgendwie erforschbare Tatsache handeln muss. Aber genau das ist ja ausgeschlossen, wenn man davon ausgeht, dass die Realität und somit auch alle Erkenntnis durch "es" bewirkt sind.
Die oben genannten Beispiele sind zwar auch (prinzipiell) vorstellbar, aber da geht es mir so wie Dir: "ungereimt". Sie zielen auch mehr auf animistisch-spiritistische Vorfestlegungen, nicht auf den Monotheismus.
Auf die Schnelle fallen mir zwei Möglichkeiten ein, wie Spuren einer göttliche Wirksamkeit in der Realität von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus erkennbar sein
könnten.
1. Wie schon gesagt: in ursachelosen Wirkungen. Gottes Handeln poppt blitzartig in die Welt und löst Wirkungen aus, für die es keine "naturgesetzlich gedeckten" Ursachen gibt.
In der Praxis wird so etwas kaum zu beobachten sein, weil man ja alles tun wird (Hilfshypothesen aufstellen, notfalls Axiome ändern, wahrscheinlich aber, da es sich um singuläre Phänomene handelt, die Qualität der Berichte über dieses Phänomen in Frage stellen), um die Homogenität der Kausalität zu retten.
2. In der Lebensfreundlichkeit des Universums. (-> anthropisches Prinzip) Der Umstand, dass dieses Universum Leben enthält, das versucht, es selbst zu erforschen, ist einer Verkettung von Ereignissen zuzuschreiben, die nicht gerade besonders zufällig aussieht.
Auf diese Beobachtung lässt sich in verschiedener Weise antworten:
(a) Es liegt durchaus im statistischen Rahmen, wenn man gleich im ersten Wurf sieben Sechser wirft.
(Mag schon sein, aber mir ist das noch nie passiert)

(b) Es gibt unglaublich viele Paralleluniversen. Die statistische Basis ist sogar so groß, dass es nicht nur ein belebtes Universum gibt, sondern "fast" unendlich viele, in denen sogar ich selbst oftmals vorkomme: Darum ist diese Welt keine Ausnahme, weil es noch viel mehr Universen gab, die nicht mal so groß wie ein Fußball wurden.
(Angesichts solcher Berechnungen und Überlegungen, bei denen das Wörtlein "unendlich" eine große Rolle spielt, geht mir das physikalische Licht aus und der metaphysische Spot an. Die Realität, so wie ich sie hypothetisch annehme, liefert messbare Fakten, keine Formeln, und schon gar nicht solche)
(c) Man geht von dem einen Universum aus, das erforscht werden kann und unterstellt, dass die Verkettung von lebensschaffenden Ereignissen auf eine Eigenschaft der Materie selbst deutet, die sich eben nicht blind zufällig, sondern "tendenziös" entwickelt.
(Dieser Gedanke bedingt nicht notwendig Theismus. Ich glaube, ich habe mal bei Dawkins gelesen, dass die Natur die "Evolution von Information" begünstigen würde. Aber sobald man weiter fragt: "Wie kommt das?", schrammt man hart an der Kante des Theismus entlang.
Hier möchte ich noch eine zweite Sache klären: Alle diese induktiven Versuche, göttliches Wirken in der Natur aufzuspüren, setzen eine Gottesvorstellung voraus, und die ist ein gedankliches Gebilde von Menschen, also eine Art Götze.
Daraus ergibt sich für mich, dass man mit wissenschaftlichen Mitteln (auch philosophischen, metaphysischen), immer nur einen Götzen aus der "Realität" herausmeißeln kann, niemals aber Gott.
Der ist mit der blauen Brille der Wissenschaft überhaupt nicht zu erkennen.
Grüßle,
FF