Lumen hat geschrieben: Können wir davon ausgehen, dass Menschen allgemein eine Konsistenz der jeweiligen Wirklichkeit bevorzugen (~so beschaffen sind)?
Es gibt zumindest eine These die das besagt.
Lumen hat geschrieben:Normale Menschen, als auch Wissenschaftler nehmen an, dass z.B. die Wirklichkeit konsistent ist (was immer das bedeutet, bitte nicht noch mehr Obskurantismus—es sei denn, da drückt der Schuh).
Mit Sicherheit nicht.
Normale Menschen haben Weltbilder, die von Inkonsistenzen nur so strotzen, nur fällt das meistens nicht weiter auf, weil sie damit nicht allein sind.
Lumen hat geschrieben: Der Punkt ist: entweder Evolution oder Genesis (oder eine fantastische weitere Lösung).
Deine These ist also, mal müsse sich entscheiden.
Warum?
Lumen hat geschrieben: Ambivalenz ist kein Zeichen "psychischer Reife" und ein entweder/oder Weltbild ist nicht "schwer pathologisch"!
Doch, natürlich.
Lumen hat geschrieben: Was du vermutlich meinst ist das Abwägen von Positionen bei einer Urteilsfindung und das Eingrenzen von komplexen Sachverhalten durch, vielleicht, "dialektisches Herantasten".
Dass man beide Seiten einer Problematik sehen kann (und sich am Ende doch entscheidet), ist ganz sicher auch ein Zeichen der Reife, keine Frage.
Lumen hat geschrieben: Man kann es auch reif finden, wenn jemand eine Fragestellung ohne Urteil aushalten kann (keine Meinung haben, oder offen lassen).
Finde ich auch. Man muss nicht auf alles eine Antwort haben.
Lumen hat geschrieben: Oder wenn eine Antwort, wie in wissenschaftlichen Weltbildern üblich, vorläufiger Natur sind. Aber auch dann braucht man nicht agnostisch zu jedwedem Unsinn zu sein. Man kann dennoch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit und einer gewissen Sicherheit davon ausgehen, dass der Weihnachtsmann, der religiöse Jesus, die Zahnfee, Batman und andere Gestalten nicht wirklich existieren.
Natürlich.
Lumen hat geschrieben: Erkläre doch mal deinerseits in einer schlüssigen Weise, wie (!) eine bronzezeitliche Mythologie sich gegen die Wissenschaft hält.
Da muss man mehrere Aspekte beleuchten.
Zum erkenntistheoretischen Aspekt hat Wilber mal gesagt, die Rationalität kann alles, was der Mythos kann – und noch ein bisschen mehr. Dem würde ich mich anschließen.
Der andere Punkt ist die verbindende Kraft. Einen gemeinsamen Mythos zu haben – der muss nicht religiös sein – ist sicherlich sehr kraftvoll und schafft eine Identität, die die Rationalität nie wirklich aufbauen konnte.
Meistens liegen in Mythen mehr tradierte Werte und er zielt weniger auf Welterklärung im naturwissenschaftlichen Sinne.
Der andere Bereich: Man kann in mythischer Weise auch an Naturwissenschaften glauben, meistens nennt man das Wissenschaftsgläubigkeit. Man zieht seine Projektionen dann von den Schwarzkitteln ab und nimmt stattdessen die Weißkittel, der eigene Entwicklungsschritt ist gleich null.
Man kann auch rational-wissenschaftlich eingestellt sein und wirklich wissen, worum es geht und das im Alltag leben.
Der Gegenpol wäre einmal der mythische Mensch, der ganz im Mythos lebt (sofern das in einer Zeit wie heute möglich ist).
Der andere Typus entspräche der Threadfrage: Ein religiöser Menschen, der ein guter Wissenschaftler ist.
Ob es eine prinzipielle Offenheit der Wissenschaften gibt, gegenüber einer prinzipiellen Geschlossenheit mythischer Weltbilder, da bin ich insofern skeptisch, weil durch allerlei Vorselektion die Offenheit der Wissenschaft mir manchmal etwas fragwürdig erscheint.
Lumen hat geschrieben: Schon im kleinen wird der Unterschied deutlich. Ich kann eine zufällige Aussage befolgen, warum der Fernseher nicht geht, oder kann systematisch testen ob Stecker steckt, Strom in der Dose ist (Sicherungskasten), ob ein Kanal eingestellt ist usw. und Schrittweise der "Wahrheit" näher kommen.
Warum sollte ein mythischer Mensch dazu nicht fähig sein? Der ist doch nicht geistig behindert.
Gerüchten zufolge haben manche sogar einen Führerschein und studieren.
Lumen hat geschrieben:Es ist gefährlich wenn Philosphie den gesunden Menschenverstand unterhöhlt und "unbewiesene und unbeweisbare" Behauptungen (Religion) unterschiedlos auf eine Stufe stellt mit Behauptungen die zumindest irgendwo geerdet sind. Wenn das da klemmt, würd ich das pathologisch nennen.
Wie kommt Du auf die Idee, es sei die Aufgabe der Philosophie unbewiesene oder unbeweisbare Behauptungen zu unterstützen?
Philosophie ist ein durch und durch rationales Geschäft, bei dem einzig und allein von Interesse ist, ob Aussagen oder Theorien konsistent sind.