SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Für Artikel, Video- oder Audiomaterialien, die im Zusammenhang mit der Thematik der Brights-Bewegung stehen.

SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Nanna » Mo 13. Jun 2011, 19:07

Liebe Brights,

folgender Artikel von Andrian Kreye ist heute auf SZ-online erschienen: http://www.sueddeutsche.de/kultur/athei ... .1108041-1

Es geht in dem Artikel darum, dass der Atheismus eine politische Position sei und keine, die sich legitim als Weltanschauung bezeichnen dürfe. Ich bitte, vor Kommentaren, den Artikel tatsächlich zu lesen (sind nur zwei Seiten), denn die Argumentation ist durchaus differenziert.

Was mich gestört hat, sind folgende Zeilen:

"Sicher, es gab Versuche, den säkularen Humanismus zu einer absoluten Weltanschauung zu erklären. Die "Brights" des angelsächsischen Neo-Atheismus um die "four horsemen" Richard Dawkins, Daniel Dennet, Sam Harris und Christopher Hitchens versuchten sich darin. Auf dem europäischen Festland probierte die rechtspopulistische Islamkritik eine Fundamentalisierung des Humanismus."

Ich bin mir nicht sicher, ob wir in diesem Punkt nicht auf eine Gegendarstellung drängen sollten. Denn die Brights sind nicht automatisch säkuläre Humanisten, sondern erstmal eine Sammlung von Naturalisten jeglicher couleour, auch wenn viele sicher stark zu humanistischen Positionen neigen. Vor allem aber missfällt es mir massiv, dass uns hier unterstellt wird, den Humanismus zu einer absoluten Weltanschauung zu erklären. Die meisten von uns erklären ja nichtmal den Naturalismus zu einer absoluten Weltanschauung, sondern nur zu einer Erklärung des Universums, die uns als am wahrscheinlichsten erscheint. Überhaupt ist es unsere Sache, warum wir Naturalisten sind. Außerdem möchte ich nicht in einer Zeile mit der Gosse der "Islamkritik" genannt werden.

Ironischerweise, und jetzt komme ich zum springenden Punkt, verstehen wir Brights uns ja gerade so, wie Herr Kreye es vom Atheismus fordert: als politische Vereinigung zur Stärkung von Bürgerrechten, nicht als Glaubensgemeinschaft. Herr Kreye impliziert mit seiner Äußerung aber, dass wir genau das Gegenteil wären, dass wir uns als Religionsgemeinschaft ohne Religion begreifen würden und dafür kritisiert er uns implizit.

Wie ist eure Meinung dazu und gäbe es u.U. Leute, die eine entsprechende Berichtigungsmail an die Kulturredaktion der SZ mitunterzeichnen würden?
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Lumen » Mo 13. Jun 2011, 20:38

Eher noch ist der Artikel sehr leicht misszuverstehen und bisweilen bösartig. Als ob das vordringliche Problem wirklich das Läuten von Glocken wäre. Der christliche Leser wird denken: Da kann man nicht mal mehr die Glocken läuten, da fühlen sich die Atheisten schon gestört. Ruhestörung gegen 1300 Jahre christliche Tradition sozusagen. Dort die guten Christen und auf der anderen Seite die arroganten, pedantischen Übermenschen, die sich intellektuell ohnehin den Gläubigen überlegen fühlen. Es fehlt eigentlich nur noch zu unterstellen, dass der Atheist für die Gläubigen eine Endlösung sucht. Ein Artikel ganz im Sinne mancher Christen, die gerne auch noch Hitler irgendwie in ihr Feindbild einbeziehen möchten. Da passt dann auch Nennung der rechtspopulistische Islamkritik direkt ins Bild. Die Guten gegen de Bösen. Ganz klar, der Autor hat einen Nagel mit dem Kopf getroffen.

Es ist so ziemlich alles verzerrt dargestellt. Um das Brights-Etikett mache ich mir eher weniger sorgen, das ist ohnehin praktisch tot.
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Myron » Mo 13. Jun 2011, 21:47

Nanna hat geschrieben:Denn die Brights sind nicht automatisch säkuläre Humanisten, sondern erstmal eine Sammlung von Naturalisten jeglicher couleour, …


Genau genommen (d.h. dem offiziellen Selbstverständnis nach) sind wir eine (Internet-)Gruppe von Nonsupernaturalisten, zu denen sowohl die Naturalisten (naturalistischer Nonsupernaturalismus/Antisupernaturalismus) als auch die Neutralisten (agnostizistischer/apath(e)istischer [indifferentistischer] Nonsupernaturalismus) zählen, die weder Naturalisten noch Supernaturalisten sind.
Andererseits sind die offiziellen Formulierungen teilweise widersprüchlich, sodass nicht ganz klar ist, ob die agnostischen und apathischen/indifferenten Nonsupernaturalisten zu den Brights zu zählen sind oder nicht. (Aber ich nehme an, dass auch diese mitgemeint und herzlich willkommen sind.)
Siehe: http://www.the-brights.net/forums/forum ... opic=11972

Das Ungünstige an der ideologischen Freizügigkeit und Unverbindlichkeit ist, dass ein Bright ein Neutralist sein kann, der den Naturalismus (und den Supernaturalismus) ablehnt und somit eigentlich kein naturalistisches Weltbild hat. Die Brights teilen sich also auf in die Untergruppe der nichtnaturalistischen Nichtsupernaturalisten und die Untergruppe der naturalistischen Nichtsupernaturalisten, zwischen denen leider ein wesentlicher Unterschied besteht.
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon xander1 » Mo 13. Jun 2011, 21:53

Lumen hat geschrieben:Es ist so ziemlich alles verzerrt dargestellt. Um das Brights-Etikett mache ich mir eher weniger sorgen, das ist ohnehin praktisch tot.


Wieso ist es tot?
Wer hat es tot gemacht?
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Myron » Mo 13. Jun 2011, 22:10

Ein berichtigender Kommentar ist auf jeden Fall vonnöten:

"Die Brights-Bewegung ist nicht von Richard Dawkins, Daniel Dennett, Sam Harris oder Christopher Hitchens gegründet worden, sondern von Mynga Futrell und Paul Geisert; und sie ist auch kein Dawkins-Dennett-Harris-Hitchens-Fanclub."
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Myron » Mo 13. Jun 2011, 22:15

Nanna hat geschrieben:Vor allem aber missfällt es mir massiv, dass uns hier unterstellt wird, den Humanismus zu einer absoluten Weltanschauung zu erklären.


Was ist eine absolute Weltanschauung? Inwiefern unterscheidet sie sich von einer nichtabsoluten Weltanschauung?
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon mat-in » Mo 13. Jun 2011, 22:49

Die Überschrift muß wohl lauten: "Mit Fanatikern Debattiert man nicht".

Atheismus ist keine "Religion" und will es auch nicht sein, es ist lediglich ein Standpunkt im bezug auf Gott.

Das die "Vier Reitern der Apokalypse" (die meinte er ja wohl beleidigent mit den horseman) nicht die Breights Gründer sind wurde ja schon gesagt.

Stellt sich noch die Frage, ob es besser ist einem 3-jährigen zu sagen, das auch Erwachsene nicht immer alles Wissen oder ihn (und sich zu belügen).

Und die Frage, was denn eine "absolute" Weltanschauung ist. Kann der Herr nicht akzeptieren, das es Weltanschauungen gibt, die nicht davon ausgehen wie seine eigene allwissend und unfehlbar zu sein?

Und äh... es gibt auch auf dem Europäischen Festland Brights...

Kann das jemand geschliffen formuliert als Gegendarstellung einschicken? Wenn ich das (vor) schreibe wird es vor Boshaftigkeit und Sarkasmus triefen, das wäre wohl nicht gut.
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Nanna » Di 14. Jun 2011, 00:58

Lumen hat geschrieben:Eher noch ist der Artikel sehr leicht misszuverstehen und bisweilen bösartig.

Der Artikel macht insgesamt keinen runden Eindruck. Man merkt meiner Meinung nach schon, dass der Autor versucht, sich keinen dichotomischen Schemata hinzugeben, aber so ganz will ihm das nicht gelingen. Überhaupt ist eine Aussage wie die, dass in der Politik kein Platz für Emotionen sei, gespickt mit impliziten Annahmen, die weder einer empirischen Überprüfung, noch einem philosophischen Diskurs standhalten dürften. Mir fallen jedenfalls eine Menge Gründe ein, warum Leidenschaft eine notwendige Sache in der Politik ist.

Lumen hat geschrieben:Es ist so ziemlich alles verzerrt dargestellt. Um das Brights-Etikett mache ich mir eher weniger sorgen, das ist ohnehin praktisch tot.

Das Brights-Etikett ist tot, wenn es keiner mehr benutzt, keinen Tag früher.

Myron hat geschrieben:Die Brights teilen sich also auf in die Untergruppe der nichtnaturalistischen Nichtsupernaturalisten und die Untergruppe der naturalistischen Nichtsupernaturalisten, zwischen denen leider ein wesentlicher Unterschied besteht.

Richtig, aber ehrlich gesagt wäre es mir schon recht, wenn die Leute überhaupt wüssten, was ein Naturalist ist. Die meisten können ja einen Atheisten nicht von einem Agnostiker unterscheiden.

Myron hat geschrieben:"Die Brights-Bewegung ist nicht von Richard Dawkins, Daniel Dennett, Sam Harris oder Christopher Hitchens gegründet worden, sondern von Mynga Futrell und Paul Geisert; und sie ist auch kein Dawkins-Dennett-Harris-Hitchens-Fanclub."

Ja, das ist das Hauptproblem. Die Brights werden noch Jahre unter der Zuordnung zu den vieren leiden (naja, bei Dennett vielleicht etwas weniger leiden). Was anfänglich nach guter Presse aussah, ist eine Bürde geworden, die das Ziel der Brights, nämlich einen Neuanfang in Sachen Image zu tun, gründlich konterkariert hat.

Myron hat geschrieben:Was ist eine absolute Weltanschauung? Inwiefern unterscheidet sie sich von einer nichtabsoluten Weltanschauung?

Der Begriff ist im Grunde wenig brauchbar, stimmt schon. So wie ich es verstanden habe und verstehe, ist es der Anspruch auf totale Deutungsmacht, die Herr Kreye als "absolute Weltanschauung" bezeichnet. Eine "nichtabsolute Weltanschauung" wäre dann die Weltanschauung einer Person, die in der Lage ist, ihr Weltbild als unfertig, offen für neue Aspekte, also in einer gewissen Weise als diskursorientiert betrachtet, wohingegen der Anhänger einer absoluten Weltanschauung an ihre Vollständigkeit und totale Deutungsmacht glaubt.

mat-in hat geschrieben:Kann das jemand geschliffen formuliert als Gegendarstellung einschicken? Wenn ich das (vor) schreibe wird es vor Boshaftigkeit und Sarkasmus triefen, das wäre wohl nicht gut.


Mal ein Entwurf:

"Sehr geehrte Damen und Herren der SZ-Redaktion, sehr geehrter Herr Kreye,

ich schreibe Ihnen stellvertretend für eine Reihe von Brights und Sympathisanten der Brights-Bewegung.

Mit großem Interesse haben wir ihren Artikel "Mit Gott debattiert man nicht" vom 13.06. gelesen und auf http://forum.brights-deutschland.de diskutiert. Die generelle Stoßrichtung, dass der Atheismus kein direktes Pendant zu den Religionen ist, trifft in unserem Kreis mehrheitlich auf Zustimmung. Da wir als Brights uns als gesellschaftliche bzw. politische Gruppierung verstehen, die für gegenseitige Toleranz verschiedener Weltanschauungen im Allgemeinen und die gesellschaftliche Achtung und Anerkennung von Naturalisten im Besonderen eintritt, können wir auch mit ihrer Forderung nach einem politischen - im Gegensatz zu einem dogmatischen - Verständnis von Atheismus leben. Dies bedeutet nicht, dass wir dem vorbehaltlos und ohne differenzierten Kommentar zustimmen, aber der Kern der Botschaft kann von uns im Großen und Ganzen als annehmbarer Standpunkt akzeptiert werden.

Massiv gestört haben wir uns aber an dem Absatz, in dem wir selbst, die Brights, genannt wurden. Zitat: "Sicher, es gab Versuche, den säkularen Humanismus zu einer absoluten Weltanschauung zu erklären. Die "Brights" des angelsächsischen Neo-Atheismus um die "four horsemen" Richard Dawkins, Daniel Dennet, Sam Harris und Christopher Hitchens versuchten sich darin. Auf dem europäischen Festland probierte die rechtspopulistische Islamkritik eine Fundamentalisierung des Humanismus."

Hierzu stellen wir folgendes fest:
1. Die Gründer der Brights-Bewegung sind Paul Geisert und Mynga Futrell. Die vier bekannten Vertreter des sog. "Neuen Atheismus" Richard Dawkins, Daniel Dennett, Sam Harris und Christopher Hitchens haben sich teilweise selbst als Brights bezeichnet, was das Recht jeder Person ist, die ihre Weltsicht mit der Standarddefinition der Brights vereinen kann. Keine dieser vier Personen hat in irgendeiner Weise auf das Selbstverständnis der Brights Einfluss gehabt und ebensowenig das Recht, für die Brights-Bewegung zu sprechen. Wir sind zwar einerseits dankbar dafür, dass vier Personen mit großem Bekanntheitsgrad Werbung für die Brights machen, aber wir verwahren uns strikt gegen Behauptungen, die die privaten Weltanschauungen dieser Personen zu allgemeinem Gedankengut der Brights erklären! Die Brights sind kein Fanclub der "four horsemen" und viele Brights sind mit den Anschauungen der "Neuen Atheisten" nicht einverstanden.
2. "Ein Bright ist eine Person mit einer naturalistischen Weltsicht, dessen Weltanschauung frei von übernatürlichen und mystischen Elementen ist. Ethik und Handlungen eines Brights fußen auf einer naturalistischen Weltsicht." Dies ist, kurz gefasst, die Standarddefinition der Brights. Der säkuläre Humanismus wird von dieser Definition eingeschlossen, beschränkt sich aber nicht auf diesen. Von einem Versuch, diesen Ansatz zu verabsolutieren, kann noch weniger die Rede sein. Wir verwahren uns, gemäß dem sechsten der neun Prinzipien der Brights-Bewegung, gegen die Gleichsetzung mit und die Verengung der Brights-Bewegung auf irgendeine bestehende Philosophie, so nobel deren Intentionen auch sein mögen. Die Brights verstehen sich als Dachverbund für Menschen verschiedenster Weltanschauungen, die ausschließlich das Element des Naturalismus eint. Pluralismus, ein defintionsgemäßes Ausschlusskriterium für totale Weltsichten, ist eine unverzichtbare Tugend für die Brights-Bewegung.
3. Wir verwahren uns im Speziellen gegen die Nennung in einer Reihe mit der rechtspopulistischen Islamkritik. Es ist richtig, dass Personen, die sich als "Islamkritiker" bezeichnen, sich ebenso als "Brights" bezeichnen können und dürfen. In unserem achten Prinzip wird jedoch unmissverständlich klargemacht, dass die Brights-Bewegung Überheblichkeit oder die Verachtung anderer nicht gutheißt! Wir treten ein für eine in Weltanschauungsfragen liberale und egalitäre Gesellschaft, in der sowohl religiöse wie nicht-religiöse Bürger dieselben kodifizierten Rechte wie auch die gleiche soziale Anerkennung genießen.
4. Wir bitten Sie, sich in Zukunft genauer über die Brights-Bewegung zu informieren, bevor sie diese einer bestimmten politischen Stoßrichtung zuordnen. Die Brights sind als Beispiel für die von Ihnen angeführten "absoluten Weltanschauungen" definitiv ungeeignet. Sie hätten die Brights, im Gegenteil, sogar als Positivbeispiel für einen entspannten Atheismus anführen können, der offen ist für einen weltanschaulichen Pluralismus.

Informationen und die sicherlich erhellenden neun Prinzipien der Brights-Bewegung finden sie im Original unter http://www.the-brights.net/ und in der deutschen Übersetzung auf http://brights-deutschland.de/.

Wir sind eine halboffizielle Präsenz der Brights, d.h. Brights Central verlinkt uns, hat aber inhaltlich nicht am Aufbau der Seite mitgewirkt und verwahrt sich daher gegen Stellungnahmen im Namen von Brights Central durch uns. Es fehlt uns insofern jegliche juristische Handhabe, eine Gegendarstellung zu fordern, wir bitten Sie trotzdem, einen berichtigenden Kommentar zu veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen"
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon stine » Di 14. Jun 2011, 06:29

Ja, schreib das, Nanna!
Ich unterzeichne.
Der Artikel in der SZ zeigt wieder mal deutlich, wie journalistisches Halbwissen interpretiert werden kann, wie vertrauenswürdig Informationen aus der Presse sind und wie schwerlich sie demnach als Grundlage für eigenes Wissen verwendet werden können.

LG stine
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon mat-in » Di 14. Jun 2011, 14:03

Mir würde noch ein deutlicher Hinweis fehlen, daß Atheismus keine Weltanschauung per se ist, sondern nur ein Standpunkt Gott gegenüber, so wie Theismus alleine auch noch keine Weltanschauung ist. Was denn eine "absolute" Weltanschauung ist könnte man nachfragen.

Sonst sehr gut, danke dir :)
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Nanna » Di 14. Jun 2011, 14:33

In dem Artikel steht aber auch: "Doch mit jeder Verteidigung sieht es so aus, als wolle sich der Atheismus direkt mit dem Glauben vergleichen. Das aber ist ein Irrweg, der weniger in der theologischen, als in der politischen Debatte in die Sackgasse führt."

Ich denke, dass Herr Kreye in diesem Punkt ohnehin deiner Meinung ist. Der ganze Artikel läuft ja im Grunde darauf hinaus, dass Atheismus eben nicht ein Religionsäquivalent ist, sondern etwas völlig anderes. Daher plädiert Kreye ja auch dafür, dass der Atheismus politische und nicht theologische Debatten führen soll, was ja ohnehin das ist, was wir Brights tun (und genau das hat er verkannt, als er uns nannte).
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon mat-in » Di 14. Jun 2011, 15:38

Das ganze hat nur zwei Probleme:

Für viele Menschen denen Brights, naturalisten, humanisten kein Begriff ist beschreibt Atheismus eine Weltanschauung.
Er tut so als gäbe es keine gott-freie Weltanschauung, unterstelt ja zum Beispiel das es nicht gelungen wäre aus dem säkulären Humanismus eine absolite(?) weltanschauung zu machen.

Zu mindest letzterem muß man wiedersprechen, ich finde ich lebe ganz gut damit...
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Myron » Di 14. Jun 2011, 16:13

Nanna hat geschrieben:Hierzu stellen wir folgendes fest:
1. Die Gründer der Brights-Bewegung sind Paul Geisert und Mynga Futrell. Die vier bekannten Vertreter des sog. "Neuen Atheismus" Richard Dawkins, Daniel Dennett, Sam Harris und Christopher Hitchens haben sich teilweise selbst als Brights bezeichnet, was das Recht jeder Person ist, die ihre Weltsicht mit der Standarddefinition der Brights vereinen kann. Keine dieser vier Personen hat in irgendeiner Weise auf das Selbstverständnis der Brights Einfluss gehabt und ebensowenig das Recht, für die Brights-Bewegung zu sprechen. Wir sind zwar einerseits dankbar dafür, dass vier Personen mit großem Bekanntheitsgrad Werbung für die Brights machen, aber wir verwahren uns strikt gegen Behauptungen, die die privaten Weltanschauungen dieser Personen zu allgemeinem Gedankengut der Brights erklären! Die Brights sind kein Fanclub der "four horsemen" und viele Brights sind mit den Anschauungen der "Neuen Atheisten" nicht einverstanden.
2. "Ein Bright ist eine Person mit einer naturalistischen Weltsicht, dessen Weltanschauung frei von übernatürlichen und mystischen Elementen ist. Ethik und Handlungen eines Brights fußen auf einer naturalistischen Weltsicht." Dies ist, kurz gefasst, die Standarddefinition der Brights. Der säkuläre Humanismus wird von dieser Definition eingeschlossen, beschränkt sich aber nicht auf diesen. Von einem Versuch, diesen Ansatz zu verabsolutieren, kann noch weniger die Rede sein. Wir verwahren uns, gemäß dem sechsten der neun Prinzipien der Brights-Bewegung, gegen die Gleichsetzung mit und die Verengung der Brights-Bewegung auf irgendeine bestehende Philosophie, so nobel deren Intentionen auch sein mögen. Die Brights verstehen sich als Dachverbund für Menschen verschiedenster Weltanschauungen, die ausschließlich das Element des Naturalismus eint. Pluralismus, ein defintionsgemäßes Ausschlusskriterium für totale Weltsichten, ist eine unverzichtbare Tugend für die Brights-Bewegung.
3. Wir verwahren uns im Speziellen gegen die Nennung in einer Reihe mit der rechtspopulistischen Islamkritik. Es ist richtig, dass Personen, die sich als "Islamkritiker" bezeichnen, sich ebenso als "Brights" bezeichnen können und dürfen. In unserem achten Prinzip wird jedoch unmissverständlich klargemacht, dass die Brights-Bewegung Überheblichkeit oder die Verachtung anderer nicht gutheißt! Wir treten ein für eine in Weltanschauungsfragen liberale und egalitäre Gesellschaft, in der sowohl religiöse wie nicht-religiöse Bürger dieselben kodifizierten Rechte wie auch die gleiche soziale Anerkennung genießen.
4. Wir bitten Sie, sich in Zukunft genauer über die Brights-Bewegung zu informieren, bevor sie diese einer bestimmten politischen Stoßrichtung zuordnen. Die Brights sind als Beispiel für die von Ihnen angeführten "absoluten Weltanschauungen" definitiv ungeeignet. Sie hätten die Brights, im Gegenteil, sogar als Positivbeispiel für einen entspannten Atheismus anführen können, der offen ist für einen weltanschaulichen Pluralismus.

Informationen und die sicherlich erhellenden neun Prinzipien der Brights-Bewegung finden sie im Original unter http://www.the-brights.net/ und in der deutschen Übersetzung auf http://brights-deutschland.de/.

Wir sind eine halboffizielle Präsenz der Brights, d.h. Brights Central verlinkt uns, hat aber inhaltlich nicht am Aufbau der Seite mitgewirkt und verwahrt sich daher gegen Stellungnahmen im Namen von Brights Central durch uns. Es fehlt uns insofern jegliche juristische Handhabe, eine Gegendarstellung zu fordern, wir bitten Sie trotzdem, einen berichtigenden Kommentar zu veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen"


Ist das schon in der SZ als Kommentar erschienen?
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Nanna » Di 14. Jun 2011, 16:21

Ich habs noch nichtmal hingeschickt, wollte erst eure Meinungen hören. Allerdings könnte man überlegen, ob man es einfach ins Kommentarfeld unten reinschreibt. Da wird es zwar verlorengehen, aber zumindest wäre es dann öffentlich. Ne Mail an die Kulturredaktion kann man ja trotzdem noch verfassen.
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Myron » Di 14. Jun 2011, 17:45

Nanna hat geschrieben:Ich habs noch nichtmal hingeschickt, wollte erst eure Meinungen hören.


Schick's besser hin, bevor der Kommentarthread geschlossen wird!
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Nanna » Di 14. Jun 2011, 18:02

Ich fass es nicht, klicke ich doch PUNKT 19 Uhr auf den Button zum Abschicken. Naja, morgen ist auch noch ein Tag...
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Zappa » Di 14. Jun 2011, 18:03

Nanna hat geschrieben: Die generelle Stoßrichtung, dass der Atheismus kein direktes Pendant zu den Religionen ist, trifft in unserem Kreis mehrheitlich auf Zustimmung.


Auch wenn es nur ein Randaspekt ist, mich stört diese Formulierung etwas. Wenn ich den Kerngedanken des etwas wirren Artikel richtig verstanden haben, dann unterscheidet Kreye zwei Arten von Debatten, nämlich religiös fundierte und sagen wir mal rational-diskursive. Und das betrifft explizit nicht nur kernreligiöse Themen, wo es letztendlich z.B. um Rituale und Auslegungsdetails geht, Dinge, die ja wirklich nur Leute des Schlages Matussek so richtig in emotionale Wallungen zu bringen vermögen.

Ich finde diese Dichotomie aber anmaßend und grundfalsch und sehe den Atheismus durchaus als weltanschauliches Pendant zu den Religionen, vor allem da es besser mit den beobachtbaren Fakten übereinstimmt und damit wohl besser begründet ist. Ansonsten wäre man nämlich in der Tat genötigt gewisse Diskussionen aus theoretischen Gründen überhaupt nicht mehr zu führen und darum geht es dem Autor ja wohl auch. Er empfindet die Religiosität in der politischen Debatte als Köder, den wir gefressen hätten. Ich persönlich denke man muss aber dem religiösen Deutungsanspruch immer wieder zurückdrängen.

Wo der Standpunkt des Autor bezüglich dieser Problematik ist, habe ich nicht verstanden.

Ansonsten finde ich deinen Text gut und unterstütze ihn inhaltlich.
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon Nanna » Di 14. Jun 2011, 18:17

Naja, jetzt haben wir ja eh noch bis morgen Zeit, ihn nochmal etwas umzuarbeiten, wo nötig. Ich schau mal, ob ich im Laufe des Abends noch eine stringentere Version hinbekomme. Du hast mit dieser Anmerkung nämlich schon irgendwie recht. Kreye scheint sich da selber nicht so hundertprozentig sicher zu sein, was er denn ganz genau sagen möchten. Geschliffene, treffende Formulierung täte gerade Artikeln zu diesem Themengebiet wirklich gut...
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon mat-in » Di 14. Jun 2011, 19:41

Ich finde ja auch, das man mit Religion keine Antworten auf "weltliche" Fragen geben sollte, da würde der Artikel ja in die gleiche Richtung stoßen, von wegen Trennung von Politik und Religion. Wenn dem aber 100% so wäre, würden sich Atheismus und Religion nicht in die Quere kommen, denn Religion diskutiert nur Religöse Themen und die sind Atheisten reichlich egal. Ich fürchte nur, daß er das nicht so sehen wird, das sich Religion umgekehrt auch aus "politischen" Themen raushalten muß....
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Re: SZ: Mit Gott debattiert man nicht

Beitragvon xander1 » Di 14. Jun 2011, 21:06

Ich weiß gar nicht, welche was Atheisten oder Agnostiker oder Naturalisten oder Humanisten für eine politische Position hätten.
Gibt es überhaupt eine Liste politischer Forderungen, die für uns vertretbar sind?

Ich weiß gar nicht was die meisten hier im Forum politisch erreichen wollen, oder ob sie überhaupt etwas politisch erreichen wollen.

Es wird nur gesagt, dass etwas politisch erreicht werden solle.
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