Vollbreit hat geschrieben:Komisch nur, dass viele Liebespaare heute den ausdrücklichen Wunsch haben, sich nicht fortzupflanzen. Das musste ja sogar die katholische Kirche erkennen.Darth Nefarius hat geschrieben:Vollbreit hat geschrieben:Richtig, die Liebe ist ja bekanntermaßen auch eine der logischsten Empfindungen der Welt.
Nun, zumindest basiert sie auf einem der logischsten Triebe: Fortpflanzung. Insofern muss es eine der stärksten Empfindungen sein, da die Priorität der Fortpflanzung gleich nach Selbsterhaltung steht (Fortpflanzung ist letztlich auch eine indirekte Selbsterhaltung).
Triebe führen nicht immer zwangsläufig zur korrekten Ausführung, lediglich meistens. Es gibt da auch die vielfach genannte Leerlauffunktion. Jedoch ist wohl häufige Paarung/körperliche Anziehung ein Merkmal einer glücklichen Beziehung. Dass der Mensch Verhütungsmittel erfindet, schaltet zwar den Sinn aus, aber nicht den Trieb an sich.
Vollbreit hat geschrieben:Die hast Du doch erkannt, Egozentrismus aller Orten. Wer so denkt, muss denken, dass alle anderen auch so denken. Wenn sie was anderes sagen verstellen sie sich entweder oder erkennen „die Wahrheit“ nicht. Aber ob sie es erkennen oder nicht, letztlich ist die Welt ja tatsächlich so, das haben die Biologen per Dekret so festgelegt. (Bewiesen haben sie es nicht, das ist einfach ein Zirkelschluss, den Du intellektuell nicht durchdringst.)
Es gibt keinen Zirkelschluss. Die Natur wurde beobachtet, die Kausalität vorrausgesetzt und auf dieser Grundlage hat man ein System für biologische Wesen erkannt: Darwinismus. Das ist kein Dekret, sondern die Formulierung der Ereignisse, des Musters, welche beobachtet wurden.
Vollbreit hat geschrieben:Und jeder ist ein potentieller Feind, denn Kooperationen geht man nur ein, wenn es einem selbst nutzt. Man steht ständig unter Leistungsduck, der Freund von heute ist der Feind von morgen, so will es unsere Biologie.
Vertrauen ist nur eine Antizipation. Es bedeutet, dass ich durchaus Leuten vertrauen kann, zumindest soweit ihr ihre Motive meine durchschaut zu haben. Wenn ich jemandes Nutzen bei einer Kooperation erkenne, kann ich das als Vertrauen betrachten. Aber es ist wohl kaum ungewöhnlich zu überlegen, was denn der andere wirklich im Sinn hat, oder bist du so vertrauensseelig, dass du grundsätzlich nicht die Motive der anderen hinterfragst?
Vollbreit hat geschrieben:Das macht die Welt zu einem Ort der unkomfortabel ist, jeder gegen jeden, echten Altruismus gibt es nicht, echte Anteilnahme ist nur geheuchelt, Sorge gibt es nur dann, wenn der andere davon profitiert. In so einer Welt kann man sich doch im Grunde nur unwohl fühlen und Angst ist da eine logische Folge. Und wenn die Angst diffus und
allumfassend ist, nicht so wirklich zu greifen, dann braucht sie eine Adresse.
Angst macht mir die Umgebung durch ihren Egoismus nicht. Altruisten (zumindest das, was ihnen noch am nächsten kommt) hingegen eher, da sie unberechenbar sind und einen Bombengurt umgeschnallt haben könnten.
Vollbreit hat geschrieben: Der Tod bietet sich da an, er ist auch wirklich erschreckend und die Beschäftigung mit ihm ist absolut lohnend. Aber die Wurzel der Angst, ist er nur zum Teil. Der andere Teil ist dieses Misstrauen, dieses Gefühl auch einem Kampfplatz zu sein, jederzeit hellwach und vorsichtig sein zu müssen.
Nein, so weiß ich zumindest, was ich sein muss. Das macht mir keine Angst, der Tod ist ja der Grund, wieso ich es sein muss. Der Tod ist die letztendliche Ursache für jede Angst. Denn wie gesagt: Misstrauen erwächst nur aus dem Bedürfnis, sich schützen zu wollen. Wovor? letztendlich vor dem Tod.
Vollbreit hat geschrieben:Ich glaube Dir, dass Dir viele Deiner Emotionen bewusst sind. Aber: „Ich habe ja nicht beschlossen, welche Eigenschaften ich schätze und welche nicht.“(Darth). Man findet manche Dinge eben einfach gut, andere weniger. Aber ist das Schicksal, nur?Darth Nefarius hat geschrieben:Wo habe ich denn etwas vom Unbewussten geschrieben? Die Emotionen sind mir bewusst.Vollbreit hat geschrieben:Richtig, das ist der Unterschied zwischen dem Unbewussten (von dem Du jetzt gerade erzählt hast, dass es Dich motiviert und von dem Du oben geleugnet hast, dass es Dich motiviert – Dir sei, so sagtest Du oben, alles an Dir vollkommen klar und bewusst) und dem Wissen darüber, dass es sowas wie ein Unbewusstes gibt oder allgemeinen Theorien über die Psyche.
Nur weil ich nicht beschlossen habe, was ich gut finde, bedeutet es nicht, dass mir die Ursachen unbewusst sind: Gegensätze bedeuten genetische Variation. Die Bevorzugung eines andersartigen Partners bedeutet gemeinhin einen evolutionären Vorteil (bis zu einem bestimmten Grad), da die Wirkungen von Inzest vermieden werden und damit ein schwacher Nachwuchs, bei dem homolog rezessive Mutationen auftreten könnten. Das hat also nichts mit Schicksal, sondern mit Kausalität zu tun und dem Darwinismus. Aber keine Sorge, ich würde einer Frau nicht sagen, dass ich sie aus derwinistischen Gründen attraktiv finde, außer sie steht drauf.

Vollbreit hat geschrieben:Die eigentliche Stärke der Wissenschaft besteht doch darin, dass sie ein dynamisches System ist. Wenigstens das wissenschaftliche Ideal ist das eines undogmatischen, sich selbst optimierenden Systems, das Fehler als Ansporn zur Korrektur und Verbesserung sieht.
Die Schwäche des Dogmatismus – religiös oder nicht – besteht darin, dass er den status quo für alle Zeiten erhalten will und so von der Lebenswirklichkeit manchmal überrollt wird.
Richtig, aber ich bin auch nicht dogmatisch. Und auch in der Wissenschaft wird eben solange an dem aktuellen System festgehalten, wie es sich also logischer, besser begründet als andere erweist. Das scheint mir für mein System der Fall zu sein.
Vollbreit hat geschrieben:Denn, die Geschichte die Du erzählst, ist nur eine weitere in einer zahllosen Reihe ähnlicher Geschichten, die ich mir schon angehört habe. Und die Struktur dieser Geschichten ist immer ungefähr die: Ein überdurchschnittlich (teil)begabter junger Mann, hat ein jeder gegen jeden Weltbild, das Spiel hat er schnell durchschaut und er siehst sich selbst als erfolgreichen Spieler in diesem Spiel an.
Von Überdurchscnittlichkeit rede ich eigentlich nie. Nur besser als andere zu sein, und dafür habe ich nunmal Beweise. Man schafft nicht durch Zufall, was ich erreicht habe.
Vollbreit hat geschrieben:Er strebt nach Perfektion und er leidet darunter, dass die Welt und die anderen nicht so perfekt zu sein scheinen (oder gar nicht das Maß an Perfektion anstreben) wie er.
Nein, Perfektion ist eine Illusion. Ich vergleiche meine Ansprüche an die Welt nicht mit der Realität, ich forme mein Weltbild nach dem, was ich sehe. Und wenn ich ein Problem sehe, welches mich direkt betrifft (wie die Sterblichkeit), dann versuche ich dagegen vorzugehen. Das ist alles und ist kein Streben nach Perfektion. Was ist denn schon perfekt? In der Geometrie heißt es oft, eine Kugel, aber man kann sie aus ökonomischer Sicht nicht als Verpackung gebrauchen, anders als einen Würfel. Und so setzt sich das unendlich fort: Es geht um die Ansprüche. Wenn etwas passt, wird es als perfekt betrachtet. Dummheit der Massen kann auch ihren Nutzen haben, insofern ist nicht unbedingt eine Welt voller Menschen wie mir zielführend (noch nichtmal für mich).
Vollbreit hat geschrieben: Nahezu alle sehen sich als überbegabt an (was manchmal stimmt, manchmal nicht), finden ihr Weltbild makellos, weil offen, ehrlich, unverstellt und empfinden sich selbst als unglücklich, weil die Welt nicht ihrem Bild einer etwas perfekteren Welt entspricht.
Mag sein, die wenigsten haben aber Belege dafür. Und wenn mir selbst meine schlimmsten Feinde oder Konkurrenten definitive Talente zugestehen, scheine ich tatsächlich auch solche zu haben.
Vollbreit hat geschrieben:Die selbst angestrebte Lösung ist in nahezu allen Fällen die Kontrolle und den eigenen Einfluss zu erhöhen. Immer wachsam sein, nur nicht locker lassen, alles im Griff und im Blick behalten. Es ist der Königsweg zu einer maximal unkomfortablen Welt, denn Pause, Erholung und Entspannung sind Fremdwörter in dieser Welt.
Alles hat seinen Preis. Natürlich ist es komfortabler, nicht zur Uni/Schule/Arbeit zu gehen, aber das hat auch seinen Preis: Verlust von Zielen, Hoffnung.
Vollbreit hat geschrieben:Denn der Feind und die Konkurrenz schläft nicht. Die Kurskorrektur in diesem Fall bedeutet ein Misstrauen gegen das eigene Misstrauen zu entwickeln.
Was für eine unsinnige, zirkelschlüssige Argumentation: Misstrauen gegen das Misstrauen. Aber vielleicht bin ich sogar misstrauisch gegenüber dem Misstrauen zum Misstrauen?? Was sagst du dazu?
Vollbreit hat geschrieben:Aber das gelingt nicht allen und um das hinzukriegen muss viel sterben. Dieser Tod ist viel näher und ängstigender als der körperliche Verfall, der auch nur ein Symbol für die Niederlage, die nicht ganz am Ende steht, sondern die Dich früh begleiten wird, die mit Dir durchs Leben geht. Und dieser Tod ist der, vor dem Du Angst hast.
Der Verfall? Nein, was nicht entgültig stirbt, kann repariert werden. Solange ich noch atme und mein Verstand funktioniert, kann ich kämpfen. Ich finde diesbezüglich Steven Hawking inspirierend. Auch mein Avatar ist ein klasse Vorbild: Nicht mehr als Gehirn, Augen und notwendige Organe sind übrig, aber es wird weitergemacht. Nebenbei gibt es auch interessante Ansätze zur Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Die würden mich nach der biologischen Optimierung als nächstes beschäftigen, um Robustheit in den Körper zu bringen. Meine Angst ist tatsächlich der entgültige Tod, mit allem anderen könnte ich umgehen.