Wie wird man weniger ehrlich?

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Wie wird man weniger ehrlich?

Beitragvon xander1 » Do 22. Mai 2014, 22:51

Raucher lügen z.B. dass das Rauchen schmecken würde, und damit können sie sich prima rausreden.
Kinder, die in der DDR aufgewachsen sind, wurden oft von den Kindergärtnerinnen dazu erzogen ehrlich zu sein.

Dabei ist zu oftes ehrlich sein, wie eine menschliche Behinderung. Ich merke, dass ich mir damit oft ein Bein stelle. Ich bin zwar auch hier und da mal nicht ehrlich, aber ich denke ich würde noch viel weiterkommen, wenn ich gekonnter lügen könnte.

Gibts irgendeinen Kurs oder so, wie man weniger ehrlich wird?

Z.B. erzähle ich manchmal manchen Leuten welche Schwächen ich habe und ärgere mich danach darüber, dass ich es erzählt habe.

Es würde mir schwer fallen diese Lüge auszusprechen, dass Rauchen schmeckt und ich deshalb rauche (Ich bin Nichtraucher.). Ich würde mir nur wünschen, dass ich genau solche Art von Lüge leichter machen kann, also Lügen die viele machen und die einfach wirksam sind und die Situation für einen langfristig verbessern. Ich würde auch gerne die Realität verdrehen können, wie das manche Leute hinbekommen, aber habe da zu große Hemmungen.
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Re: Wie wird man weniger ehrlich?

Beitragvon Jounk33 » Fr 23. Mai 2014, 12:49

Ich fühle mich immer schlecht nachdem ich erfolgreich gelogen habe.
Wenn ich darüber nachdenke warum das so ist komme ich spontan auf die Idee, dass ich mich schäme, dass ich das nicht ohne Lügen erreicht habe was ich mich der Lüge bekommen habe.
Ganz schlimm ist es wenn jemand der weiss, dass ich gelogen habe so tut als würde er meine Lüge gleuben. Das ist dann der Gipfel der Dummheit und der Peinlichkeit.
Aber es ist auch so, dass ich mit zunehmendem Alter immer weniger lüge, also ich lüge bewusst weniger, nicht weil ich das steuern kann, einfach nur weil es so ist und weil ich nicht mehr so viel haben will und erreichen will.
Ausserdem habe ich schon überrascht bemerkt wie sehr viel unkomplizierter das Leben ist wenn man auch seine Fehler und Blödheiten zugeben kann. Also ich habe gemerkt da öffnen sich die herzen der Menschen, weil die dann auch weniger Angst haben Fehler zuzugeben und ich denke je weniger gelogen wird desto angenehmr und schöner werden die Menschen ingesamt, weil dadurch jeder profitiert. Hingegen, wo durch Lüge Dinge erreicht oder manipuliert werden, werden auch andere dazu gezwungen zu lügen um ebenso was zu erreichen, weil sie sich dann minderwetig vorkommen mit ihren Fehlern und Misserfolgen und ihrer Durchschnittlichkeit. ich hasse auch Leute die Menschen als durchschnittlich bezeichnen um sich hoch zu lügen, weil ich finde gerade in durchschnittlichen menschen mich selbst wieder.

Für den Schriftsteller Joseph Conrad "Herz der Finsternis" ist die Lüge die Ursache jeder Fehlentwicklung und allen Bösen das sich Menschen gegenseitig antun.
Nicht ganz so, aber so ähnlich sehe ich das auch.
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Re: Wie wird man weniger ehrlich?

Beitragvon stine » Fr 23. Mai 2014, 15:23

Entscheidend bei diesem Thema ist für mich WANN und in welchem Zusammenhang gelogen wird. Die vorsätzliche Unwahrheit im Geschäftsbereich ist Betrug und das sollte man doch wenigstens selbst nicht wollen.
Die andere Lüge wäre dann im Privatbereich und hier handelt es sich im Wesentlichen um Ausreden, die man erfinderisch schon mal einflechten kann, wenn man der Wahrheit bewusst aus dem Weg gehen möchte und die im Endeffekt eigentlich niemandem weh tun.
Verschweigen ist auch nicht bewusst die Unwahrheit zu sagen. Bevor man zur Lüge oder zu Ausflüchten greifen muss, braucht man ja vielleicht auch gar nichts zu sagen. Manchmal ist Ehrlichkeit verletzender, als die kleine Schummelei.

Wer permanent dazu neigt mit großen Worten die Unwahrheit zu sagen, der sollte wissen, dass eine Lüge immer gepflegt werden muss, die Wahrheit aber von selbst läuft. :wink:

LG stine
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Re: Wie wird man weniger ehrlich?

Beitragvon Darth Nefarius » Fr 23. Mai 2014, 16:42

xander1 hat geschrieben:Dabei ist zu oftes ehrlich sein, wie eine menschliche Behinderung. Ich merke, dass ich mir damit oft ein Bein stelle. Ich bin zwar auch hier und da mal nicht ehrlich, aber ich denke ich würde noch viel weiterkommen, wenn ich gekonnter lügen könnte.

Ja, das sehe ich auch so. Ich empfehle dir da mal den Film "Tinker Tailor Soldier Spy" zu schauen - was Lügen betrifft, ist dieser Film beispielhaft, wenn auch ein wenig simpel (für meinen Geschmack, aber dennoch der wohl anspruchsvollste Agententhriller, der mir bekannt ist). In meiner Schulzeit habe ich mit verschiedenen Techniken herumexperimentiert und hatte gewaltigen Spaß. Es hat sich herauskristallisiert, dass die schlichte Anwendung der "Wahrheit" die nützlichste aller Lügen ist. Genau da liegt das Geheimnis: Es gibt nicht "die Wahrheit", alles hängt von der Perspektive ab und wenn du deine eigene Wahrheit glaubst und vertrittst, wird es kaum möglich sein, deine als Lüge wahrzunehmen. Was ich damit sagen will: Nutze das, was stimmt und für deinen Standpunkt spricht und lasse ggf. das weg, was dagegen sprechen könnte. Schweigen ist auch Gold; viele Menschen lieben es viel zu reden, sie merken oft gar nicht, dass du nicht ein Wort gesagt hast und sie selbst alles über sich verraten - das ist nützlich. Das habe ich zuletzt wieder erlebt als ich in ein schlüpfriges "Gespräch" mit einer Mitstudentin kam, in dem sie letztlich über sexuelle Präferenzen gesprochen hatte, während ich aufmerksam zuhören durfte - angefangen hat dieses Gespräch über die Auswahl von Lesestoff (man fängt bei Nietzsches Antichrist an und hört bei Feuchtgebiete auf usw.)!
Lügen sind nur dann ekelhaft, wenn sie offensichtlich und plump sind - man fühlt sich nicht beleidigt, weil man angelogen wurde, sondern weil das Gegenüber denkt, es müsse sich beim Lügen nicht anstrengen. Die Wahrheit ist nicht per se zu bevorzugen - bzw. das, was die Menschen uns sagen und für wahr halten. Ich mache mir nie ein Bild über die "tatsächliche" Lage nur durch Hörensagen; man nimmt das, was die Leute glauben zur Kenntnis und sieht, was wirklich stimmt. "Die Wahrheit" läuft auch nicht von selbst - aus Tatsachen werden Sagen, Legenden, Märchen.... das zeigt finde ich, wie fließend der Übergang zwischen Lüge und "Wahrheit" ist.
Natürlich ist abzuwägen, wann denn überhaupt eine angepasste Wahrheit gesagt werden muss - andererseits ist alles, was wir sagen, geschönt oder lückenhaft also kann man vielleicht oft gar nicht verhindern, dass man lügt.
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