Neuvorstellung aus Bayern

Alles, was sonst nirgendwo hinpasst, findet hier seinen Platz.
Neue Mitglieder sind herzlich eingeladen, sich hier vorzustellen.

Re: Neuvorstellung aus Bayern

Beitragvon Jakob » Mi 27. Aug 2008, 15:58

Hallo apostat, auch von mir erst einmal ein herzliches Willkommen bei :brights:

apostat hat geschrieben:Aus unerfindlichen Gründen setzten sich allerdings die religiösen Lehren nie so richtig in meinem Kopf fest.

Glück gehabt, würde ich sagen. :mg: Bist wohl ein geborener Skeptiker? Jedenfalls bist Du hier richtig.

apostat hat geschrieben:Im Studium rutschte ich trotz meiner skeptischen Haltung noch weiter in die Religiosität, da ich in diesen Kreisen die sympathischsten Studienkollegen fand, mit denen ich mich am besten verstanden habe.

Kenne ich, ging mir ähnlich. Allerdings war ich doch überrascht, wieviele Religiöse es an einer Hochschule gibt. Statistisch gesehen sollte die Religiösität mit steigender Bildung eigentlich abnehmen. Vielleicht bin ich einfach iim falschen Umfeld unterwegs.
Könnte daran liegen, daß ich das Saufen :bier: dem Kiffen :joint: vorziehe. Da landet man schnell in konservativ-religiösen Kreisen. :eg:
Benutzeravatar
Jakob
 
Beiträge: 419
Registriert: Sa 29. Sep 2007, 15:56
Wohnort: Augsburg/Nürnberg

Re: Neuvorstellung aus Bayern

Beitragvon apostat » Do 28. Aug 2008, 08:41

Jakob hat geschrieben:Glück gehabt, würde ich sagen. :mg: Bist wohl ein geborener Skeptiker? Jedenfalls bist Du hier richtig.



Hi Jakob,

danke für die Grüße...

Ich weiß nicht genau woran es lag, dass ich trotz meiner Jugend im ländlich-katholischen Bayern selber beinahe immun war gegen religiöses Gedankengut. Allerdings muss ich dazu sagen, dass auch meine Eltern nur "Gelegenheitsgläubige" sind: man geht halt hin und wieder in die Kirche, damit die Nachbarn nicht zu tratschen anfangen. Ausserdem - man weiß ja nie, ob nicht doch was dran ist, und schaden tuts nicht...

Den intensivsten Kontakt zur Religion hatte ich damals hauptsächlich durch den schulischen Religionsunterricht, sowie den religiösen Jugendgruppen, mit denen man zu irgendwelchen Freizeiten gefahren ist. Aber schon als Jugendlicher spürte ich oft unterschwellige Zweifel. Ich habe zwar aus Konformitätsgründen bei den Gottesdiensten, geistlichen Frühstücken, Morgen- und Abendandachten etc. mitgemacht, fühlte mich aber meistens ein wenig unwohl dabei.

Ernster wurden meine Zweifel als ich mir überlegte, dass eigentlich sämtliches religiöses Wissen, das in meinem ganzen Leben an mich herangetragen worden war nur ausschließlich von anderen Menschen kam, nie von einer "erwiesenen" göttlichen Instanz. Und diese anderen Menschen hatten es auch wieder nur von anderen Menschen erfahren, usw. Ich konnte keinen Nachweis erkennen, dass irgendwas davon tatsächlich von Gott gekommen wäre.

Ausserdem: als Kind hatte ich viele intensive Gebete an Gott gesandt, aber ich hatte NIE den Eindruck, irgendeine Art von Rückmeldung zu bekommen. Ich lag im Bett und lauschte und versuchte die Anwesenheit Gottes zu erspüren. Aber ich spürte nichts. Da war nichts. Nur ich und meine Gedanken. Die von anderen beschriebenen Gotteserfahrungen habe ich persönlich nie gehabt.

Und so kam es, dass mein religiöser Glaube allmählich verblasste, wie ein altes Foto. Ich wurde also nicht auf einen Schlag ungläubig, sondern so nach und nach...

Ach ja, und die vielen anderen Dinge, an die Menschen so glauben (Tierkreiszeichen, Feng Shui, ...) haben mir meine Eltern schon früh ausgeredet. Denn bezüglich dieser Themen war meine Mutter schon immer sehr skeptisch, ich erinnere mich, dass sie mir schon früh erklärt hat, dass es sich dabei nur um Aberglauben handeln würde.

Umso mehr stört mich, dass ich fast jeden Tag über überzeugte Astrologiegläubige stolpere, die meinen, mich in eine Sternzeichenschublade stecken zu müssen. Das jüngste Beispiel stammt von gestern abend: ein Bekannter, den ich jetzt ungefähr ein Jahr lang kenne hat gestern zufällig von mir erfahren, dass ich ein "Löwe" bin. Ich habe schon lange kein so ratloses Gesicht mehr gesehen. Ich, ein Löwe? Wo er doch normalerweise mit Löwen gar nicht zurecht kommt? Wie kann das sein? Ich glaube, er hat noch lange darüber nachgegrübelt...
apostat
 
Beiträge: 91
Registriert: Do 14. Aug 2008, 08:51

Re: Neuvorstellung aus Bayern

Beitragvon Jakob » Do 28. Aug 2008, 15:17

apostat hat geschrieben:Ich weiß nicht genau woran es lag, dass ich trotz meiner Jugend im ländlich-katholischen Bayern selber beinahe immun war gegen religiöses Gedankengut. Allerdings muss ich dazu sagen, dass auch meine Eltern nur "Gelegenheitsgläubige" sind: man geht halt hin und wieder in die Kirche, damit die Nachbarn nicht zu tratschen anfangen.

Ich hatte es da ein bißchen leichter. Bin in einem religiös desinteressierten bis atheistischen, städtischen Umfeld (Nürnberg) aufgewachsen. Allerdings hat mich das auch nicht vor Taufe und 13 Jahren katholischem Religionsunterricht bewahrt. Weil man daß halt so macht... Kennst Du ja anscheinend.

Jedenfalls bestätigt mich Deine Geschichte in meiner Überzeugung, daß (zumindest intelligente) Menschen, die mit den heutigen Informations- und Wissensmöglichkeiten aufwachsen, von selbst eher nicht zu Religiösität neigen. Erst durch konsequente Konfrontation und Indoktrination bereits im frühesten Kindesalter fangen sie an solche Weltbildern zu glauben. Einer der Gründe, warum ich gegen religionsunterricht bin.
Religion gehört in die Schule. Aber nur in den Geschichtsunterricht! :klugscheisser:

Meinen ersten ernsthaften Kontakt zu Religion hatte ich erst an der Uni, als ich auf dem haus einer katholischen Studentenverbindung gewohnt habe. Das waren die ersten "echten" Gläubigen, die ich getroffen habe. Echte Gläubige ist noch übertrieben, aber für die war Christ-sein halt Teil ihres Selbstverständnisses und nicht nur irgendeine historisch bedingte Nebensächlichkeit, die man eh nicht ernstnimmt und weitestmöglich ignoriert, so wie bei mir zuhause. Bevor ich diese Leute traf, habe ich auch nix geglaubt, aber Atheist war ich auch nicht. Das Thema war mir einfach wurscht. Erst durch die Konfrontation mit der Tatsache, daß es heutzutage immernoch Menschen gibt, die diese Ammenmährchen für bare Münze nehmen, habe ich überhaupt begonnen, mich (außerhalb des Geschichtsunterrichtes) mit Religion auseinanderzusetzen. Und dann bin ich relativ schnell aus der Kirche ausgetreten.
Allerdings bin ich mit vielen Jungs, die ich dort kennengelernt habe, noch heute befreundet.

apostat hat geschrieben:Ernster wurden meine Zweifel als ich mir überlegte, dass eigentlich sämtliches religiöses Wissen, das in meinem ganzen Leben an mich herangetragen worden war nur ausschließlich von anderen Menschen kam, nie von einer "erwiesenen" göttlichen Instanz. Und diese anderen Menschen hatten es auch wieder nur von anderen Menschen erfahren, usw. Ich konnte keinen Nachweis erkennen, dass irgendwas davon tatsächlich von Gott gekommen wäre.

Ausserdem: als Kind hatte ich viele intensive Gebete an Gott gesandt, aber ich hatte NIE den Eindruck, irgendeine Art von Rückmeldung zu bekommen. Ich lag im Bett und lauschte und versuchte die Anwesenheit Gottes zu erspüren. Aber ich spürte nichts. Da war nichts. Nur ich und meine Gedanken. Die von anderen beschriebenen Gotteserfahrungen habe ich persönlich nie gehabt.

Das kenne ich gut. Irgendwann mit neun oder zehn Jahren hatte ich auch eine Phase, in der ich den Schmu, den man mir im Reli-Unterricht erzählte, ernst nahm und ausprobieren bzw. überprüfen wollte. Also habe ich ab und zu gebetet und auf Antwort gelauscht. Aber ich kam mir dabei eigentlich von Anfang an ziemlich dumm vor. Antwort habe ich - wie Du Dir denken kannst - bis heute nicht erhalten. Bis zu meiner Studienzeit war das Thema für mich dann gegessen. Religion war für mich eine zweckfreie, historisch bedingte und bestenfalls pitoreske Veranstaltung. Heute, da ich weiß, daß viele Menschen noch wirklich glauben, nehme ich das Thema nicht mehr so auf die leichte Schulter. Heute halte ich Religion für potentiell gefährlich und bestenfalls für Volksverdummung.

apostat hat geschrieben:Ach ja, und die vielen anderen Dinge, an die Menschen so glauben (Tierkreiszeichen, Feng Shui, ...) haben mir meine Eltern schon früh ausgeredet. Denn bezüglich dieser Themen war meine Mutter schon immer sehr skeptisch, ich erinnere mich, dass sie mir schon früh erklärt hat, dass es sich dabei nur um Aberglauben handeln würde.

Tja, eigentlich ist doch jeder Glaube Aberglaube und gerade gegen die etablierten Glaubenssysteme sollte man skeptisch sein. Skeptizismus gegen andere Weltbilder ist ohne Skepsis auch gegen das eigene wertlos.

Jedenfalls scheinst Du hier richtig zusein. :2thumbs: Also nochmal: Willkommen!
Benutzeravatar
Jakob
 
Beiträge: 419
Registriert: Sa 29. Sep 2007, 15:56
Wohnort: Augsburg/Nürnberg

Re: Neuvorstellung aus Bayern

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Do 28. Aug 2008, 17:32

ein gadholischer Frangge? :santagrin:
Nürnberg ist doch evangelisch wie Beckstein. :/
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Neuvorstellung aus Bayern

Beitragvon Jakob » Fr 29. Aug 2008, 16:09

Tja, sowas soll's geben. Natürlich bin ich jetzt ein addeisdischer Frangge :kg:
Benutzeravatar
Jakob
 
Beiträge: 419
Registriert: Sa 29. Sep 2007, 15:56
Wohnort: Augsburg/Nürnberg

Vorherige

Zurück zu Das Leben, das Universum und der ganze Rest

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste