Nanna hat geschrieben:Ich kann ehrlich gesagt nicht ganz verstehen, woher andauernd diese vorschnelle Unterstellung kommt (nicht nur hier, sondern generell in dieser Debatte), dass für Homosexualität "Werbung" gemacht werden würde/solle.
Ich nannte namentlich die Vorwürfe an die Fachzeitung Kicker, die sich weigerte das Privatleben Herrn Hitzelspergers breitzutreten, wie sich auch bei allen andren weigert. Der Kicker berichtet über das Geschehen auf dem Sportplatz nicht in den Schlafzimmern. Und dafür unterstellt man den Verantwortlichen nun panische Ängste (eine Phobie).
Nanna hat geschrieben:Nein, aber ich denke schon, dass man, wenn das Zusammenleben irgendwie funktionieren soll, zumindest ein wohlwollendes Desinteresse erwarten kann. Es ist ja nicht so, dass die Situation für Homosexuelle heutzutage neutral wäre. Die Verankerung im Unterricht hängt ja gerade mit der Erfahrung zusammen, dass Homophobie weit verbreitet ist.
Schau dir mal an, für welche (Nicht-)Aussagen man heute als homophob gilt (siehe mein Beispiel mit dem Kicker).
Nanna hat geschrieben:Das Kuriose ist doch, dass der Staat hier genau das zu vermitteln versucht, was du so gerne forderst:
Nein. Hast du dir die Suggestivfragen auf der letzten Seite durchgelesen? Das was bei solchen Fragen bei Kindern hängen bleiben soll, ist dass Heterosexualität unnormal, schädlich, ja geradezu verbrecherisch ist.
Das ist schon ein Unterschied zu der lapidaren Feststellung: Gibts halt auch,schadet niemandem, also was solls...
Nanna hat geschrieben: Hast du in deiner Schulzeit etwa nicht erlebt, dass jemand "schwule Sau" genannt wurde (unabhängig von seiner tatsächlichen sexuellen Orientierung)? Ich ziemlich oft.
Ja, kenne ich. Ich kenne sogar Gestalten, die Ende der Unterstufe/Anfang Mittelstufe geradezu absurde Hetero"beziehungen" führten, um nicht als schwul zu gelten (nebenan gabs ne reine Mädchenschule mit geradezu hysterischem "Hast-noch-keinen-abgekriegt?"-Wettbewerb, das die zugehörigen Frauen lieferte). Soweit ich weiß, führen beide heute Heterobeziehungen, hatten halt seinerzeit noch keine passende gefunden.
Ich habs aber auch umgekehrt erlebt. Bei uns im Jahrgang gabs auch einen, der sich ab der Oberstufe selbst als schwul bezeichnete, nach meinem Kenntnisstand aber nie eine Beziehung führte, und von dem ich kurz nach dem Abi erfuhr, dass er ne Freundin hat.
Einen gabs auchm der offen eine schwule Beziehung führte (allerdings mit jemandem außerhalb der SChule). Über den üblichen Kollegstufenzimmerklatsch ging das allerdings das auch nicht hinaus.
Versteh mich nicht falsch, ich bin absolut dabei, wenn Lehrer gegen so einen "schwule Sau"-Rufer disziplinarische Maßnahmen ergreifen. Und ich fand die oben beschriebenen Beispiele schon damals hochgradig albern. Aber deswegen in der Art und Weise der kopierten Fragen (die wohlgemerkt als Unterrichtsvorlage gedacht sind) Heterosexualität herabzuwürdigen sehe ich als ganz gefährlich an. Das wird auf die Dauer ebenso nicht gutgehen, wie der Versuch einiger Protagonisten der Frauenbewegung alle Männer zu kriminalisieren (Für die SPD beispielsweise sind Männer laut Programm keine Menschen!)
Nanna hat geschrieben:Anständig sein ist doch nicht zu viel verlangt oder?
Nein, deswegen sollte eine Lehrkraft entsprechend Verbalinjurien auch sanktionieren, ohne wenn und aber.
Nanna hat geschrieben:Schau dich doch mal um. Wenn etwas bevorzugt wird, politisch, rechtlich, kulturell, gesellschaftlich, dann ganz sicher das heterosexuelle Modell. Von jeder Waschmittelpackung grinsen einen traditionelle Familien an.
Könnte an der Kundenpräferenz liegen, oder? Ich würde auch mal tippen, dass es in der Werbung mehr junge hübsche Frauen, als alzheimerkranke Tattergreise gibt. Es werden weitaus mehr Fußballspiele als Rollhockeyspiele im Fernsehen übertragen, ganz einfach weils mehr Menschen interessiert. Müssen wir jetzt deswegen Sportartquoten im Schulsport einführen, nur damit die Minderheit der Rollhockeyspieler nicht mehr so benachteiligt wird?
Warum gründen Homosexuelle nicht Firmen, die gezielt Produkte herstellen, für die mit Homopaaren geworben wird? Könnte mir sogar vorstellen, dass es dafür aufgrund der wechselseitigen Solidarität sogar einen Markt gibt.
Nanna hat geschrieben: Ist die "Tyrannei der Mehrheit" nicht etwas, wovor du selbst seit Jahren warnst (wenn es um "deine" Themen geht, meist in sehr deutlichen Worten)? Und warum überhaupt provoziert das Thema dermaßen? Machen sexuelle Themen der konservativen Seite der Gesellschaft echt immer noch so viel Angst?
Werde ich als Minderheit tyrannisiert, nur weil eine Mehrheit andre Produkte schätzt als ich, und es dewegen für mich schwerer wird sie zu kriegen? Ich persönlich mag gebundene Bücher weit lieber als Taschenbücher. Leider stehe ich da ziemlich alleine da. Mir bliebe noch die Wahl mehr zu bezahlen und mir gebundene Bücher selber herzustellen (oder herstellen zu lassen).
Hatte da auch mal eine sehr interessante Unterhaltung mit einer Jüdin. Wo relativ kleine jüdische Gemeinden sind, ist es für Juden oft schwer koscheres Essen einzukaufen, weil sich anscheinend für die Läden das bei den geringen Mengen nicht rechnet bzw. die gar nicht drandenken. Ist das eine Diskriminierung? Muss man alle Supermärkte gesetzlich zwingen, eine bestimmte Menge an koscheren Lebensmitteln zuführen? Oder solche im Extremfall subventionieren?
Oder ist das schlicht eine Sache von Angebot und Nachfrage?
Und ich frage dich nochmal, ob du die Fragen auf der letzten Seite wirklich gelesen hast?
Findest du das eine sachliche Herangehensweise? Dann erübrigt sich glaub ich die Diskussion. Im Übrigens schrieb ich nicht vom "Staat", sondern von einer bestimmten Lobbygruppe im Dunstkreis einer gewissen Partei. Ob und wie die nach aller Wahrscheinlichkeit zu über 90% heterosexuellen Lehrkräfte dann in der Praxis umsetzen, bleibt dann die andre Frage. Im Übrigen halt ich es nicht für unwahrscheinlich, dass das von der nächsten schwarzen Regierung im Ländle eh wieder stillschweigend einkassiert wird.
Das was ich unter "Tyrannei" verstehe ist, andren mit Gewalt (hierzulande ja Staatsmonopol) die eigenen Ansichten und Vorstellungen aufzwingen zu wollen. Die jahrzehntelange Kriminalisierung in der BRD (bis 1994 durch §175 StGB) entspräche also dieser Definition. Bleibt noch die Frage wie Verleumdungen/Beleidigungen zu behandeln sind. Aber auch dafür gibts eigentlich ausreichend Gesetze.