Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinander

Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon fopa » So 6. Jan 2013, 17:42

xander1 hat geschrieben:Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinander liegen?
Wer "reich" ist, hat sein Kapital nach Möglichkeit so angelegt, dass es sich gewinnbringend vermehrt. So zentralisiert und konzentriert es sich zwangsläufig. Das geht wohl in Richtung Marx (den ich allerdings nicht gelesen habe), und es ist ein Mechanismus unter vielen.
Dass Ausbildung diesem Mechanismus irgendwo auch unterliegt, lässt sich wohl nicht ganz verhindern, aber bei uns in Deutschland ist das Bildungssystem doch ziemlich durchlässig. Deswegen können Abitur und Diplom/(Bachelor/Master) m.A.n. nicht besonders relevant für die Arm-Reich-Diskrepanz sein.
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon Libertaer » So 6. Jan 2013, 17:44

Zappa hat geschrieben:Dies ist eine Frage, die erst richtig interessant wird, wenn man sie jemandem stellt, der sich Libertaer nennt :mg:

Wieso? Meinst du mit 'man' dich? Wie darf ich :mg: interpretieren (ich habe zwar so eine Idee, will aber nicht spekulieren)?
Zappa hat geschrieben:Also: Was ist der Markt?

Ich habe nicht nach einer allgemeinen Definition gefragt, sondern welche Form von 'Markt' in der Ausgangsfrage gemeint ist (ich gehe mal davon aus, du und ich stimmen darin überein, dass 'Markt' für Guido Westerwelle eine andere Bedeutung hat, als für mich oder Hu Jintao...).
Im Übrigen springe ich nur ungern über Stöckchen: Du siehst, wir müssen an unserer Kommunikation noch arbeiten.
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon xander1 » So 6. Jan 2013, 19:54

Ich meine vorwiegend den Markt und die Marktmechanismen und erst zweitrangig die vorherrschende Form des Marktes, aber dann auch in Form von Marktmechanismen.
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon stine » So 6. Jan 2013, 20:17

Markt, Marktmechanismen...
Es ist ganz einfach: Das Geld, das gehortet und nicht mehr ausgegeben wird, geht dem Markt verloren. Banken mehren das ihnen anvertraute Vermögen nur zu ganz geringen Prozentsätzen durch die Vergabe von Krediten. Diese Kredite würden dafür sorgen, dass der Markt floriert und Menschen wieder Arbeit bekommen können und somit der Binnenmarkt nicht ins Stocken gerät. Das Urprinzip der Bank war, Geld, das andere zuviel hatten, denen zu geben, die es brauchten. Der Gewinn waren Gebühren und Kreditzinsen kontra Sparzinsen. (Raiffeisenkassen und Sparkassen wirtschaften noch in etwa so)

Je mehr (Geld)Anleger es also gibt, die auf Rendite ohne eigene Arbeit hoffen, umso mehr kreieren Banker abstrakte Wertpapiergeschäfte, hinter denen nichts mehr steckt, als erfundenes Geld. Das schafft zwar Rendite, aber keinen einzigen Arbeitsplatz. Wer sich aber von seiner Arbeit ernähren muss, wird damit ärmer und nur wer auf die Rendite seiner abstrakten Anlagewerte hoffen darf, wird reicher.
Die Spaltung beginnt damit, dass dem einen die Arbeit ausgeht und der abstrakte Zugenwinner trotzdem immer reicher wird. Die Bank braucht den Gegenwert der Einlagen nicht einmal real zu besitzen.

Durchbrechen kann man den Wahnsinn nur, wenn die Anleger ihr Geld wieder dem praktischen Nutzen zuführen würden. Das Konto auflösen und das Geld direkt wieder dort ausgeben, wo man lebt. Nicht sparen beim Einkauf und den Rest auf die Bank tragen, sondern die Brötchen statt beim Discounter wieder beim Bäcker holen.
Geiz ist eben ganz ungeil.

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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon provinzler » So 6. Jan 2013, 20:32

fopa hat geschrieben:
xander1 hat geschrieben:Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinander liegen?
Wer "reich" ist, hat sein Kapital nach Möglichkeit so angelegt, dass es sich gewinnbringend vermehrt. So zentralisiert und konzentriert es sich zwangsläufig.

Ich dachte eigentlich es hätte sich langsam rumgesprochen, dass sich Kapital nicht ohne Zutun von selbst vermehrt?
Wieviele müssen sich denn noch verzocken, demnächst auch mit Lebensversicherung und Co, bis das mal in die Köpfe reingeht?
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon fopa » So 6. Jan 2013, 21:28

stine hat geschrieben:Durchbrechen kann man den Wahnsinn nur, wenn die Anleger ihr Geld wieder dem praktischen Nutzen zuführen würden. Das Konto auflösen und das Geld direkt wieder dort ausgeben, wo man lebt. Nicht sparen beim Einkauf und den Rest auf die Bank tragen, sondern die Brötchen statt beim Discounter wieder beim Bäcker holen.
Geiz ist eben ganz ungeil.
Brötchen selber backen könnte auch helfen, zumindest wenn man meint, sich die vom Bäcker wegen knappen Haushaltsbudgets nicht leisten zu können. Armut ist nicht immer unverschuldet. Es soll Fälle geben, bei denen die Menschen ihr weniges Geld für ziemlich teure und unnütze Dinge ausgegeben haben. :lookwrong:
Wir sind uns einig, stine, dass jeder Einzelne einen gewissen Entscheidungsspielraum hat, das System zu unterstützen oder nicht. Man muss es bloß wollen und dann auch tun - sonst ändert sich halt nichts. Wenn (manche) Menschen mit geringem Einkommen oder gar Hartz4-Empfänger sich dann aber mit dem Taxi zum Kino fahren lassen, monatliche Handyrechnungen im dreistelligen Eurobetrag haben oder sich großformatige Fernseher auf Pump kaufen, kann man sich schon fragen, woran das liegt. Ich weiß es jedenfalls nicht. Aber dieselbe Mentalität zieht sich durch alle gesellschaftlichen Schichten. Meiner Ansicht nach ist sie die eigentliche Wurzel des ganzen Problems.
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon stine » Mo 7. Jan 2013, 11:23

Ein Hartz4-Empfänger, der so viel Geld ausgibt unterstützt den Staat mehr, als der Angestellte, der es auf die sprichwörtlich "Hohe Kante" legt.
Überleg doch mal: Niemand müsste von Staatsgeldern leben, wenn die, die das Geld haben, es auch wieder unter die Leute bringen würden. Mich bringt es zB auf die Palme, wenn Haushaltshilfen schwarz arbeiten, nicht weil die Haushaltshilfe das so möchte, sondern weil sich der Auftraggeber die Steuern und die Versicherungen sparen möchte. Geld von oben nach unten verteilen heißt doch im Kleingedruckten, dass die, die es haben, endlich ihre Rechnungen bezahlen sollen und Vorort die Dienstleistungen in Anspruch nehmen, die angeboten werden. Die Geiz-ist-geil-Mentalität ist doch schuld an der ganzen Misere.

Übrigens fällt auf, dass auch bei diesem Thema, wie bei vielen anderen auch, gerne mal Äpfel mit Birnen verglichen werden und man seitenweise aneinander vorbei reden kann. Wenn ich davon spreche, dass die Brötchen beim Bäcker geholt werden sollen, dann meine ich nicht den Hartz4-Empfänger (der das wahrscheinlich noch am ehesten macht), sondern jene Zeitgenossen, die mit ihrem SUV bei Aldi vorfahren und nie ihre Rechnungen für den Maler oder den Elektriker bezahlen, weil sie ständig noch was zu meckern haben und hoffen, wenn sie die Rechnung erst nächsten Monat begleichen müssen, dann können sie noch Zinsen für 20 Tage extra einstreichen und für jeden Meckerer noch Prozente rausschinden, um dann aber bei ihrer Pendlerpauschale mit den Kilometern wieder richtig großzügig umzugehen. Markttechnisch gesehen sicherlich Kleinvieh, aber das macht bekanntlich auch Mist.

Weiter geht das Spiel dann bei den Unternehmen, die ihre Subunternehmer nicht mehr bezahlen und so weiter und so fort. Es ist die Gewinnoptimierung, die Gier nach Anlagegeldern. Aber für was denn?

Dass der Markt abgegrast ist und Dienstleistung nicht mehr bezahlt werden kann, hängt damit zusammen, dass für Dienstleistung niemand mehr zahlen möchte und Dienstleister nun von Hartz4 leben müssen. So einfach. Ich finde es immer wieder merkwürdig, wenn die geringsten Arbeiten, mit den geringsten Löhnen immer als zu teuer eingestuft werden. Der Wasserkopf der Aachen-Münchner oder der, der AOK ist anscheinend billiger zu haben.
Damit mich niemand falsch versteht: Ich gönne jedem seinen Posten und wer mehr leistet oder mehr kann, soll auch seinen entsprechenden Verdienst bekommen, aber er soll diesen dann auch wieder marktgerecht umverteilen und nicht geizen, damit er seinen ergeizten Überschuß den Banken zum Spekulieren anvertrauen kann. Geld soll im Umlauf bleiben und Platzhalter für Arbeitsleistung sein.

Das Ergebnis einer überzogenen Spargesellschaft ist die Wirtschaftsflaute. Und wo diese einmal anfängt, muss sich der Staat für seine versprochenen Leistungen verschulden oder die Leistungen wieder zurücknehmen, was die Menschen infolge noch mehr zum Sparen zwingt (zB Gesundheitsvorsorge und Altersvorsorge). Staatsanleihen aber bringen nur dem Anleger was, nicht dem Markt an sich, dem ja dabei immer noch das Umlaufvermögen fehlt. Ein empfindliches Pflänzchen ist die Volkswirtschaft und das Zusammenspiel ist schnell aus dem Takt, wenn Geld erst einmal angefangen hat dort zu klumpen, wo es keinen marktwirtschaftlichen Nutzen mehr hat.

Gefährlich wird es, wenn jemand mit 30 Mio per Anno bezahlt wird, da wird die Umverteilung schwierig, weil niemand so viel Geld wirklich braucht oder wieder ausgeben kann. Hier wären Investitionen auf dem Markt gefragt, aber das macht Arbeit und die Bank verspricht, das Geld ohen Arbeit zu mehren. So wird also "angelegt", was man nicht sofort braucht. Und auch hier beginnt eine Schieflage. Woher soll eine Bank die Rendite für das ihr anvertraute Vermögen nehmen, wenn nicht aus abstrakten Geldgeschäften und Spekulationen?
Kleinkredite zur Marktsicherung waren gestern.

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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon provinzler » Mo 7. Jan 2013, 13:23

@stine: Geldhortung spielt in Zeiten, das über 90% des umlaufenden Geldes als Buchgeld existieren eh keine Rolle. Das Geld kommt durch die Banken schon in Umlauf. Von deinen Einlagen könnte die Bank (so die erhabenen Regulatoren das nicht verhindern) dem Bäcker von nebenan einen Kredit geben, damit er sich einen besseren Backofen anschaffen kann. Nur leider stehen dem die Regulatoren im Weg. Unserer ach so klugen Regulatoren haben beschlossen, dass es sehr sehr riskant ist, der Bäckerei von nebenan einen Backofen zu finanzieren, weshalb sehr hohe Hürden geschaffen wurden, bevor die Bank den Kredit vergeben kann. Völlig risikofrei ist es nach Meinung der hohen Regulatoren jedoch einem Staat der Eurozone Geld zu leihen, die mit dem Geld dann allerlei Unfug anstellen. Deshalb ja auch die hohen Klumpenrisiken mit Staatsanleihen in den Bankbilanzen. Das sind die "deregulierten" und "entfesselnden" Finanzmärkte. Wir brauchen dringend mehr Regulierung. Genau und den Kater von gestern abend werd ich los, indem ich mir per Spritze konzentrierten Alkohol injiziere. :lachtot:
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon stine » Mo 7. Jan 2013, 13:42

provinzler hat geschrieben:@stine: Geldhortung spielt in Zeiten, das über 90% des umlaufenden Geldes als Buchgeld existieren eh keine Rolle. Das Geld kommt durch die Banken schon in Umlauf. Von deinen Einlagen könnte die Bank (so die erhabenen Regulatoren das nicht verhindern) dem Bäcker von nebenan einen Kredit geben, damit er sich einen besseren Backofen anschaffen kann.

Ich finde 4.715 Milliarden Euro Spareinlagen alleine in D gerade nicht wenig. Aber wenn du meinst, das reicht nur für ein paar Backöfen...
Dass diese Summe nun mehr überwiegend aus Buchgeld besteht ist ja gerade die Schieflage, die durch Horten und hoffen auf Zinseszins entsteht.

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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon provinzler » Mo 7. Jan 2013, 13:59

[MOD]Unnötiges Vollzitat des kompletten Vorbeitrags inkl. dort enthaltenem Zitat entfernt, 1v6,5M[/MOD]

Wenn die Bank noch was verdienen will, muss sie diese zu verzinsenden Einlagen aus dem Passivgeschäft auf der Aktivseite irgendwie zum Verdienen bringen. Klassischerweise durch Kredite an Häuslebauer, Firmen usw.
Nun haben aber die Regierigen beschlossen, dass die Banken das Geld lieber den Regierigen leihen sollen, und haben qua Regulatorik sehr harte Bedingungen gestellt, die erfüllt sein müssen, damit die Bank das Geld der Bäckerei statt den Regierigen leihen darf.
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon stine » Mo 7. Jan 2013, 15:50

Die sogenannten Regierigen brauchen das Geld, weil es dem Realmarkt durch Sparen (Anlegen) entzogen wurde. Da beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz, mein Lieber. Die Menschen nehmen sich selbst die Arbeitsgrundlage und erwarten dann ihre Staatsversorgung. Wer zB Staatsanleihen kauft, muss sich doch mal überlegen, wie er zu seiner Rendite kommen möchte, ohne sich selbst oder anderen Ländern zu schaden.

Was also sollen Regierungen machen, deren Sparer sich auf die faule Haut legen?
Was schlägst du vor?

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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon provinzler » Mo 7. Jan 2013, 15:56

Das ist Blödsinn. Die Regierungen brauchen das Geld um Wählerstimmen zu kaufen und ihre Macht zu vergrößern. Weiter gar nix.
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon stine » Mo 7. Jan 2013, 16:09

Die Welt ist so einfach!

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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon fopa » Mo 7. Jan 2013, 16:27

stine hat geschrieben:Ein Hartz4-Empfänger, der so viel Geld ausgibt unterstützt den Staat mehr, als der Angestellte, der es auf die sprichwörtlich "Hohe Kante" legt.
Nein. Dass die Banken angelegtes Geld in Form von Krediten in Umlauf bringen, hat @provinzler schon gesagt. Der Knackpunkt ist, dass unterm Strich etwas geleistest wird: Produktion, Wertschöpfung, Bildung etc.
Ein Hartz4-Empfänger trägt im Allgemeinen wenig oder gar nichts dazu bei, im schlimmsten Fall geht er negativ in die Bilanz ein.

Geiz und Sparsamkeit sollte man auch nicht in einen Topf werfen. Manch einer spart vielleicht, weil er mit dem Gefühl eines finanziellen Puffers besser schlafen kann oder sich demnächst eine größere Anschaffung leisten möchte.
Zudem ist "Geiz" nicht per se etwas Schlechtes. Geiz im Sinne von "auf den Preis schauen" kann ein guter, effizienzfördernder Mechanismus sein. Damit ist natürlich nicht das Nichtbezahlen von Rechnungen gemeint. Wenn durch übertriebenen Geiz dem System Ressourcen entzogen werden, ist das natürlich nicht mehr sinnvoll.
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon stine » Mo 7. Jan 2013, 17:20

fopa hat geschrieben:Nein. Dass die Banken angelegtes Geld in Form von Krediten in Umlauf bringen, hat @provinzler schon gesagt. Der Knackpunkt ist, dass unterm Strich etwas geleistest wird: Produktion, Wertschöpfung, Bildung etc.
Das stimmt für die Raiffeisen- und Sparkassen uä. Die Zentralbanken geben keine Kleinkredite, trotzdem sie mit den größeren Anlegesummen "arbeiten". Selbst Sparkassen werben mit Sparbriefen der Zentralbanken. Und wie die dann ihre Gewinne und Renditen erzeugen, das weiß der Kuckuck.
Und es ist ein Unterschied, ob es über 4.700 Mrd € Spareinlagen gibt oder ob es die Hälfte ist, was auf Rendite wartet. Das ganze Schimpfen auf die Banken hilft doch nichts, wenn jeder sein Geld hinbringt und hofft, ohne Arbeit damit reich zu werden. Das funktioniert einfach nicht.

Das Sparen auf größere Anschaffungen kann sowieso nicht mitgerechnet werden, weil die Summe ja dem Realmarkt wieder zufließt, spätestens beim Kauf der Sache. Aber schon ins Kalkül fallen die privaten Altersvorsorgen auf der "Hohen Kante" und alle Absicherungen, die jemand so braucht. Und niemand weiß wirklich, wieviel das sein muss. Reichen dir 1000, oder 10.000 oder 1.000.000 €?
Was glaubst du, muss jemand im Rücken haben, um sich "sicher" zu fühlen?

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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon fopa » Mo 7. Jan 2013, 17:56

stine hat geschrieben:Was glaubst du, muss jemand im Rücken haben, um sich "sicher" zu fühlen?
Das ist ganz einfach individuell. Manche Menschen belastet es seelisch, wenn sie Vermögen besitzen. Denen sind vielleicht 1000€ schon zu viel.

Aber das mit der Altersvorsorge stimmt schon, wenn das Vermögen tatsächlich gehortet (dem System entzogen) wird, was bei den meisten Anlageformen aber meines Wissens nach nicht der Fall ist.
Die beste Altersvorsorge sind eben immer noch Kinder. Wenn man es sich mit denen nicht verkracht, können sie für einen sorgen, selbst wenn Geld nix mehr wert ist und der Staat zusammengebrochen ist. :baby-huepf:
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon provinzler » Mo 7. Jan 2013, 19:03

stine hat geschrieben:Das stimmt für die Raiffeisen- und Sparkassen uä. Die Zentralbanken geben keine Kleinkredite, trotzdem sie mit den größeren Anlegesummen "arbeiten". Selbst Sparkassen werben mit Sparbriefen der Zentralbanken. Und wie die dann ihre Gewinne und Renditen erzeugen, das weiß der Kuckuck.

Hast du da ein Beispiel? Meines wissens gibts bei Zentralbanken keine Sparbriefe. Die arbeiten leider nur mit zugelassenen Geschäftsbanken zusammen und nicht mit Krethi und Plethi. Schade übrigens, ich hätte gern ein Konto bei der Bundesbank und die damit verbundenen Annehmlichkeiten. Allerdings arbeite ich grad noch an der Million € Eigenkapital die man für die Erstgenehmigung in etwa braucht.

Von den 4,7 Billionen Spareinlagen ( oder ca. 58.000€ pro Nase) wird übrigens niemand reich. Der allerallergrößte Teil davon wird derzeit unterhalb des regierungsamtlich verordnenten Kaufkraftklaus namens Inflation verzinst.

Nochmal Geldhortung spielt keine Rolle, weil das Geld ohnehin von der Bank wieder in Umlauf gebracht wird, respektive von deren Schuldnern. Ob der sich davon ein Auto finanziert, ein Haus baut, oder in Urlaub fährt, ist sekundär.
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon stine » Mo 7. Jan 2013, 20:08

provinzler hat geschrieben:Nochmal Geldhortung spielt keine Rolle, weil das Geld ohnehin von der Bank wieder in Umlauf gebracht wird, respektive von deren Schuldnern. Ob der sich davon ein Auto finanziert, ein Haus baut, oder in Urlaub fährt, ist sekundär.
Wenn es so wäre, dann wäre es in Ordnung. Aber genau das glaub ich nicht, ohne selbst mehr darüber zu wissen.
Feststellbar ist nur, dass das umlaufende Geld irgendwo abgezogen wird.
Es wird sicherlich nicht das gesamte Spargeld in Krediten irgendwo zur Verfügung gestellt. Mit welchem Geld sollten Banker sonst ihre Geschäfte untereinander abwickeln? Woher nehmen denn die Fondmanager ihre Summen zum Spekulieren, wenn nicht von dem ihnen anvertrauten? Die Zinsen der Sparer rentieren sich sicher nicht nur aus den Kreditzinsen der Kreditnehmer. Inzwischen ist es ja auch kein Geheimnis mehr, dass sich die Banken untereinander über diverse Finanzpakete stützen oder bereichern.
Und es ist auch inzwischen kein Einzelfall mehr, dass damit mal eine Bank pleite geht, weil sich ein Finanz-Jongleur theoretische Abläufe ausgedacht hat, die in der Praxis nicht funktionierten. Da steckt schon mehr dahinter. Und das alles ist eben nur möglich, weil die Banken über Unsummen von anvertrauten Spareinlagen verfügen.
Und ja, Sparbriefe von Landesbanken werden angeboten. Zumindest wurden sie mir im Rahmen meiner Tätigkeit angeboten. (Ich sag jetzt aber nicht was das ist :wink: ) Ziemlich sicher, wären die, hieß es.

Damals wars:
http://www.focus.de/finanzen/boerse/finanzkrise/tid-14369/finanzkrise-das-drama-der-landesbanken_aid_402245.html
"Die Landesbanken, besonders die Düsseldorfer WestLB, die Hamburger HSH Nordbank und die Stuttgarter LBBW, stehen mit dem Rücken zur Wand, weil sie in den vergangenen Jahren Milliarden Euro in Wertpapiere investiert haben, die sie heute in die roten Zahlen treiben."

Vielleicht ist ja ein Banker hier, der uns aufklären kann, was wirklich mit dem Spargeld passiert.

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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon Gandalf » Mo 7. Jan 2013, 21:44

stine hat geschrieben:
fopa hat geschrieben:Nein. Dass die Banken angelegtes Geld in Form von Krediten in Umlauf bringen, hat @provinzler schon gesagt. Der Knackpunkt ist, dass unterm Strich etwas geleistest wird: Produktion, Wertschöpfung, Bildung etc.
Das stimmt für die Raiffeisen- und Sparkassen uä. Die Zentralbanken geben keine Kleinkredite, trotzdem sie mit den größeren Anlegesummen "arbeiten". Selbst Sparkassen werben mit Sparbriefen der Zentralbanken. Und wie die dann ihre Gewinne und Renditen erzeugen, das weiß der Kuckuck.



Dann solltest Du Dir ganz schnell mal die Bilanzstruktur Deiner Raiffeisenbank/Sparkasse erläutern lassen (sind auch leicht im Internet zu finden)

Kann nämlich sein, dass Du eine böse Überraschung erlebst, die völlig konträr zu den Aussagen des Vorstandes steht, wonach Dein Geld sicher in der heimischen Wirtschaft und bei den Menschen in der Region angelegt sei: Natürlich können sie KEINE Gewiunne mehr mit der Bäckerei oder dem Häuslebauer machen! - Wie auch mit 1,95 bis 2,5% (10 Jahre fix) Darlehens-Zinsen bei Grundschuldsicherheiten!? Neben dem Provisionsgeschäft, das systematisch das Geld wie auf dem Förderband das Geld aus der Region herausschafelt: Nur 40 bis 60% der Spareinlagen wird überhaupt an die Kunden der Region wieder verliehen - Preisfrage also: Wo steckt der Rest?

Im übrigen sind Zinsen für 'Spareinlagen' für eine Bank im heutigen Schuldgeldsystem mit sozialistischer Staatshaftung eh nur ein hinderlicher Aufwandsposten. - Dazu spart man sich noch die gesamte Kreditabteilung, wenn man das für lau selbst geschöpfte Geld kräftig auf dem internationalen Bank- und Staatsanleihemarkt "anlegt" - kost ja nix - ist ja "Merkelgesichert", wie wir alle wissen

Ein Schneeballsystem eben, das jede Minute platzen könnte, unkt mittlerweile sogar der weltgrößte Vermögensberater (wenn z.B. die Devise ausgegeben wird: go Gold)

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... ll-system/

(wieder eine "Verschörungstheorie" weniger: Soso - die Schulden können also doch nicht zurückgezahlt werden)

Bisher war die Bezeichnung der internationalen Finanzsystem als Schneeball-System vom Establishment ins Reich der Verschwörungstheorien verwiesen worden. Von einem Schneeball-System spricht man, wenn immer neue Gelder in eine Unternehmung gepumpt werden, um Altgläubiger oder Investoren zu befriedigen, ohne dass dafür an irgendeiner Stelle eine echte Leistung erbracht wird (ein Produkt, Wachstum etc.). In den USA spricht man auch von einem Ponzi-Scheme – benannt nach dem Italiener Carlo Ponzi, der in den 1920er-Jahren mit dieser Art der Schein-Wirtschaft begonnen hatte.

Nun hat erstmals eine etablierte Berater-Gruppe den gefürchteten Begriff in den Mund genommen – und die Begründung für diese Einschätzung mit einer Studie untermauert. Die wirtschaftlichen Probleme in der Finanzbranche gleichen einem Schneeball-System, lautet die Hauptthese einer aktuellen Studie der Boston Consulting Group (BCG). Politiker und Zentralbanker hätten „selbstgefällig“ die Probleme immer weiter aufgeschoben und sie damit verschlimmert. Sie hätten es vermieden, der Öffentlichkeit die Wahrheit zu sagen: Die angehäuften Schulden können niemals voll zurückgezahlt werden.
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Re: Was am Markt macht, dass Reich und Arm so weit auseinand

Beitragvon Gandalf » Mo 7. Jan 2013, 21:54

stine hat geschrieben:
Das Ergebnis einer überzogenen Spargesellschaft ist die Wirtschaftsflaute. Und wo diese einmal anfängt, muss sich der Staat für seine versprochenen Leistungen verschulden oder die Leistungen wieder zurücknehmen, was die Menschen infolge noch mehr zum Sparen zwingt (zB Gesundheitsvorsorge und Altersvorsorge). Staatsanleihen aber bringen nur dem Anleger was, nicht dem Markt an sich, dem ja dabei immer noch das Umlaufvermögen fehlt. Ein empfindliches Pflänzchen ist die Volkswirtschaft und das Zusammenspiel ist schnell aus dem Takt, wenn Geld erst einmal angefangen hat dort zu klumpen, wo es keinen marktwirtschaftlichen Nutzen mehr hat.



Das ist reiner Keynesianischer Schwachfug - Beliebig widerlegbar (und hier schon zigmal widerlegt worden). Dient einzig als Rechtfertigung der Politiker dazu, ihre Ausgaben nicht einschränken zu müssen und den Banken dafür mitttels desCantillon-Effektes unmittelbar am neu geschöpften Geld zu verdienen. Die bereits vielbesprochene Allianz aus Finanzmarkt und Wohlfahrtspolitik - der Geldsozialismus also, der wenig bis nichts mit Kapitalismus zu tun hat.

Die Euthanasie des Rentiers: Vom Ende des Sparens
Die „unterdrückerische Macht des Kapitals“, so der in der Wolle gefärbte Sozialist Keynes, werde schließlich durch die Euthanasie des Rentiers zum Ende kommen. Welch ein Segen! (Wer sich den zitierten Schmöker tatsächlich antun möchte, sollte keinesfalls darauf verzichten, dazu simultan die vernichtende Kritik aus der Feder Henry Hazlitts zu lesen: The Failure of the „New Economics“.)

Dem Himmel auf Erden, der durch ebenso geniale wie selbstlose Staatenlenker geschaffen würde, die sich auf nichts besser verstehen als auf die „Feinsteuerung“ der Wirtschaft, stünde dann kein kleinmütiger, selbstsüchtiger Bremser mehr im Wege. Wie alle überzeugten Etatisten war auch Lord Keynes, ein Bewunderer des nationalsozialistischen Deutschlands, vom Triumph des Willens der Regierungen überzeugt – wenn diese nur konsequent genug die richtigen Register zögen und an den passenden Schrauben drehten. Dass das Genie der Regierenden – von Lenin bis Hitler und von Kreisky bis Obama – in exakt 100 von 100 Fällen im Kriegführen, Gelddrucken und/oder in rücksichtsloser Schuldenmacherei gipfelt, ist eine von der Masse der Wahlberechtigten bedauerlicherweise bis heute nicht so recht gelernte Lektion.
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