Schöne, heile Kinderwelt!

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Beitragvon stine » Mo 4. Jun 2012, 08:16

http://daserste.ndr.de/guentherjauch/guenther_jauch/kita353_v-ardgrosswidescreen.jpg
Die Diskussion über die Unterbringung unserer Kleinstkinder von 0 bis 3 Jahren in einer Kindertagesstätte hat nun ihren populistischen Höhepunkt erreicht. RotGrün punktet mit der Behauptung dafür Sorge zu tragen, dass JEDES Kind einen Ganztagesplatz bekommen wird, sofern die Partei den Regierungsauftrag erhalten soll und zwar von Null bis zum ABI.
Nicht nur, dass wir unsere Kinder verheizen, nein, noch schlimmer: Das Verheizen unserer Kinder ist zur ultimativen Wahlpropaganda geworden und klingt in den Ohren junger Eltern geradezu verführerisch. Lasst uns aufbrechen in das Wunderland einer sozialistischen Einheitserziehung durch den Staat!

Wer hätte hierzulande jemals gedacht, dass es ein Volksanliegen werden könnte, unsere Kinder in staatliche Fürsorge zu übergeben? Endlich dürfen Frauen ran an den ununterbrochenen Arbeitsplatz und mithelfen, das Bruttosozialprodukt zu steigern. Welche Wonne!
Wie sagte Schwesig gestern bei Jauch? "Wir leben in einem Bildungsland!" Wie bitte? Und deswegen müssen unsere Kinder von gut ausgebildeten Erziehern aufgezogen werden? Mütter die zu Hause sind, sind zu doof für die Aufzucht ihrer Kinder und die klugen Mütter gehen auf Arbeit. Am besten, sie werden Politikerin oder Nachrichtensprecherin das hat dann schon einen gewissen Anspruch und ja, das setzt auch voraus, dass die Erzieherin wenigstens auch diesem Anspruch genügt, ansonsten kann sich die Mutter nach Feierabend mit ihrem Kind gar nicht mehr richtig unterhalten.

Schöne heile Kinderwelt? Die Freiheit einer ganzen Elterngeneration auf Kosten ihrer Kinder!
Paradox, davon zu sprechen, das Beste für sein Kind zu wollen und damit eine Kinderganztageseinrichtung zu meinen.


LG stine
Zuletzt geändert von Nanna am Mo 4. Jun 2012, 11:28, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: stine... Urheberrecht. Ich kann ja auch nichts machen.
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon Vollbreit » Mo 4. Jun 2012, 10:08

Ich glaube das große Problem bei dem Thema Kinderbetreuung durch Krippen oder Eltern (das man ja erst mal verstehen muss, ich habe die Sendung vom Jauch auch gesehen, aber glaube ich nicht die Feinheiten durchdrungen) ist, dass das System vollkommen okay ist, für Frauen, die wirklich kurz nach der Geburt wieder arbeiten wollen und das sollte man ihnen als Möglichkeit anbieten.

Das Betreuungsgeld wäre okay für Mütter, die ihre Kinder nicht in eine Krippe geben wollen und auch sie sollten diese Möglichkeit haben. Haben sie, aber bisher ohne finanziellen Ausgleich.

Der politische Effekt, den man mit den Krippen erzielen will, ist dem Bevölkerungsschwund wirtschaftlich etwas entgegen zu setzen, sprich, die Frauen schnell wieder an die Schippe zu kriegen.
Dieser Effekt wird torpediert durch die Unterschicht, die mithilfe des Betreuungsgeldes schlicht an Kohle kommen will und sich ausrechnet, was ein Kind „bringt“. Diese Möglichkeit auszuloten ist ja erst mal legitim, vor allem wenn der Staat dies anbietet.
Die Konservativen haben deshalb, wenn ich das richtig verstanden habe, so ein wenig rumgemurkst und versuchen das Betreuungsgeld nun irgendwie mit Hartz IV zu verrechnen, sprich, die Unterschicht soll nicht das gleiche Geld bekommen, wie die Mittelstandsfrau.
Die Intention dahinter ist, wenn ich es richtig deute, dass die Unterschicht nicht überproportional viele Kinder in die Welt setzen soll, die dem Staat, statistisch gesehen, später auf der Tasche liegen.
Im Grunde ist so eine Regelung unfair, wenn auch aus Sicht des Staates zu verstehen und das ist wohl die eigentliche Problematik. In einer zunehmend auseinanderdriftenden Gesellschaft nun auch noch eine Zweiklassenprotektion einzuführen, ist vielleicht nicht so elegant.
Auf der anderen Seite ist genau der gefürchtete Effekt sogar in Skandinavien eingetreten, dort zahlte man nicht 150 Euro, sondern 450 und die Unterschicht sah dies als Einkommensquelle und dacht gar nicht daran an die Schippe zu gehen. Die Skandinavier haben das Mutti geht arbeiten System bereits etabliert und sind noch mehr von ihm abhängig.
Völlig weltfremd fand sich daher die Forderung von Frau Müller von der Linkspartei doch 1600 Euro pro Kind zu zahlen.

Krippen wäre vermutlich gut für die Kinder der Unterschicht, damit diese zumindest zeitweise mal aus dem familiären Mief rauskommen, wenn man dem was gesagt wurde glauben darf, dann hat die Familie aber auch über die Krippen hinaus noch den weitaus stärkeren Einfluss, sprich der pädagogische Effekt für Unterschichtkinder ist a) geringer als erhofft und b) werden Unterschichtkinder tendenziell durch das Betreuungsgeld von der Krippe ferngehalten.

Für die Mittelschichtkinder sind Krippen vielleicht eher nicht so gut. Sicher ein gutes Angebot, für Frauen, die schnell wieder arbeiten wollen, aber ich halte den psychologischen Effekt für eher bedenklich, denn Kinder brauchen in meinen Augen feste Bezugspersonen und so weit ich weiß deuten Untersuchungen auch darauf hin, dass Krippenplätze da eher nicht gut tun.
Aber was bedeutet heute schon der Faktor psychische Gesundheit, wenn es um Wirtschaftsleistung geht?

Die optimale Lösung die gestern vorgeschlagen wurde, waren Sozialarbeiter, die Unterschichtenfamilien von Beginn an betreuen. Neben den Kosten und der Qualifikation frage ich mich wirklich, ob es wünschenswert ist, ein Lebensmodell zu kreieren, in dem die Supernanny dann gleich mit zur Familie zieht, das ist glaube ich Symptomkuriererei bei der schon im Vorfeld einiges schief gelaufen ist, was durch immer mehr vom Selben kaum geheilt werden dürfte.
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon stine » Mo 4. Jun 2012, 18:54

Was mich am meisten stört, @Vollbreit, ist, dass wir als Gesellschaft wirklich denken, wir bräuchten staatliche Unterstützung, damit junge Leute sich für oder gegen Kinder und Familie entscheiden.
Wer sich einen Hund anschafft, weiß in der Regel, was auf ihn zukommt, dass er künftig nicht mehr überall hinreisen kann und dass er drei Mal täglich mit ihm um die Häuserecken gehen muss. Wer sich für ein Kind entscheidet, sollte auch wissen, was auf ihn zukommt. Und entweder man will das oder man will etwas anderes.
Die Frauen werden regelrecht angelogen, wenn man ihnen heute einreden möchte, dass alles parallel möglich sein könnte - Kind und Beruf und das am besten noch alleinerziehend!
Das ist aber eben nicht möglich und auch der taffen Geschäftsfrau bleibt ein schlechtes Gewissen, wenn sie abends zu müde ist, um das quenglnde Kind noch ins Bett zu bringen und als Halbtagskraft wird sie keine Karriere machen.
Von der Karriere der Tagesmutter oder der Erzieherin ganz zu schweigen.

Kinder haben bedeutet Familie haben und wenn sie erst mal da sind, dann hat man sie ein Leben lang, mit allen Konsequenzen. Man muss in seinem Leben Prioritäten setzen und man muss wissen, dass Kinder ein paar Fürsorgejahre im Leben kosten, wer sich das nicht eingesteht, macht sich was vor.
Der Ruf nach staatlicher Fürsorge für die eigenen Kinder von Null bis Abitur, ist der Untergang des menschlichen Miteinanders und der Verlust familiären Zusammenhalts. Aber DAS will man ja anscheinend sowieso nicht mehr und man lässt wieder einmal alles im Wandel untergehn. Der Zweckoptimist Mensch redet sich nicht zum ersten Mal schön, was Politik, Wirtschaft und der Zeitgeist von ihm verlangen.

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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon Vollbreit » Mo 4. Jun 2012, 19:40

stine hat geschrieben:Die Frauen werden regelrecht angelogen, wenn man ihnen heute einreden möchte, dass alles parallel möglich ist - Kind und Beruf und das am besten noch alleinerziehend!


Vor allem werden Bedürfnisse erzeugt, die auch nicht für alle gut sind.

stine hat geschrieben:Das ist aber eben nicht möglich und auch der taffen Geschäftsfrau bleibt ein schlechtes Gewissen, wenn sie abends zu müde ist, um das quenglnde Kind noch ins Bett zu bringen und als Halbtagskraft wird sie keine Karriere machen.
Von der Karriere der Tagesmutter oder der Erzieherin ganz zu schweigen.


Es gibt schon Frauen, die das vereinen können, wünschenswert wäre einfach, wenn jeder die Chance hätte bei seinen Bedürfnissen zu bleiben, anstatt andere zu erfüllen.
Allerdings war man in der „guten alten Zeit“ oft noch viel fremdbestimmter.
Können wir ja mal drüber reden.

stine hat geschrieben:Kinder haben bedeutet Familie haben und wenn sie erst mal da sind, dann hat man sie ein Leben lang, mit allen Konsequenzen.


Tja, das ist ja heute längst nicht mehr die Regel, leider.

stine hat geschrieben:Man muss in seinem Leben Prioritäten setzen und man muss wissen, dass Kinder ein paar Fürsorgejahre im Leben kosten, wer sich das nicht eingesteht, macht sich was vor.
Der Ruf nach staatlicher Fürsorge für die eigenen Kinder von Null bis Abitur, ist der Untergang des menschlichen Miteinanders und der Verlust familiären Zusammenhalts. Aber DAS will man ja anscheinend sowieso nicht mehr und man lässt wieder einmal alles im Wandel untergehn. Der Zweckoptimist Mensch redet sich nicht zum ersten Mal schön, was Politik, Wirtschaft und der Zeitgeist von ihm verlangen.


Oder die Religion. ;-)
Zweckoptimismus ist doch gar nicht die schlechteste Eigenschaft.
Ich finde viele Deiner Kritikpunkte berechtigt, gar so finster kann ich es aber nicht sehen.
Familiärer Zusammenhalt. Ich kenne Familien in denen der beschworen wird, kam mir immer ein wenig merkwürdig vor, meistens war es dort, wo ein echter Austausch nicht stattfand.
Aber wo fand oder findet der schon statt?
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon Lumen » Mo 4. Jun 2012, 20:44

Der "Untergang" der Familie liegt nicht an Kindergärten oder Ganztagsschulen, sondern an der "Flexibilisierung des Arbeitsmarktes", größte Unsicherheit in immer beweglicheren globalen Märkten und so fort. In heutiger Zeit müssen Arbeitnehmer "optimal" sein, da die Konkurrenz heute nicht nur regional oder überregional aufgestellt ist, sondern teils auch international ist. Da kann sich der moderne Arbeitnehmer kaum noch "Schwächen" leisten. Das führt auch dazu das es eine Art Bäumchen-Wechsel-Dich auf den Arbeitsmärkten gibt, wo dann Leute von Hamburg nach München gehen und dann den Münchnern dazu nötigen sich Arbeit in Hamburg zu suchen, sozusagen. Das scheint extremer zu sein als früher. Alle Parteien wollten das so und haben das so vorangetrieben, vielleicht ist es auch eine Notwendigkeit. Trotzdem geht das an die Famliensubstanz. Großfamilien gehen da in die Brüche, wenn die Kinder wegziehen, dann ihrerseits nur spät oder garnicht heiraten (auch weil Beziehungen und dauernde Mobilität nicht gerade gut passen), oder keine Kinder mehr "schaffen". Ohne Oma und Opa muss irgendwer sonst aufpassen.

Die CDU glaubt ja, man solle den reichen Alleinverdienern noch Geld fürs Zuhausebleiben auszahlen,oder verweigern einfach die Realität und tun so, als hätten Arbeitnehmer eine Wahl. Da regiert ohnehin der Schwachsinn. Die Schwarz/Gelben sind ja wirtschaftsorientiert, laut Rhetorik: aber der Arbeitnehmer als Anbieter seiner Ware "Arbeitskraft" darf in vielen Fällen ja nichtmal wissen, was marküblich oder "nebenan" für die Stunde bezahlt wird. Nebenbei bemerkt.

Zwar sollte es natürlicherweise so sein, dass Eltern ein gesteigertes Interesse am (langfristigen) Wohlergehen ihrer Kinder haben, und auch am meisten Zeit dafür aufbringen könnten. Aber das bedeutet nicht, dass Eltern das auch immer am effektivsten hinbekommen. Es ist leider so, dass professioneller Erzieher/Lehrer/Ausbilder in weniger Zeit und "nur" mit professionellem Antrieb besser sein können als die Eltern.

Es geht auch kaum noch, dass nur einer arbeitet. Da ist die ganze Statik in die Binsen gegangen. Wenn ein Elternteil nicht arbeitet, reicht das Geld nicht mehr. Oder die allgemeine Unsicherheit schliesst die Idee schon aus, dass einer einfach seinen Lebenslauf schleifen lässt. Wenn es mal ernst wird, wird der Arbeitnehmer jemand aus Somstwo nehmen, wo alles tipptopp ist und der Zuhausegebliebene ist gekniffen. Und dann wird das bei Rente (auch allgemein unsicher) auch noch ein Problem. Sehr ungünstig das Ganze für die schöne Heile CDU Welt. Aber die Leben ja ohnehin auf einem andern Stern.
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon mat-in » Mo 4. Jun 2012, 21:40

Magst du erklären, was du mit "verheizen" meinst? Das ein Kind zu professionellen Betreuern kommt statt bei der 17 jährigen Mutter zu bleiben die gerade ihre Ausbildung macht und keine Ahnung hat wie man mit einem Kind umgeht? Oder daß ein Kind nicht vom DVD Player alleine aufgezogen wird weil es Herr Doktor und Frau Professor läßtig ist und statt dessen mit anderen Kindern und einem erwachsenen der sich kümmert sozialisiert wird?
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon stine » Di 5. Jun 2012, 09:07

Deine Extrembeispiele @mat-in mal wieder in allen Ehren, die Mehrzahl der Hiergeborenen haben Mütter im Alter zwischen 25 und 35 Jahren, die sich sehr wohl überlegen konnten, ob sie schwanger werden möchten oder nicht. Die Mehrzahl der Kinder war also bewusst gewollt.
Und darum geht es: Wer sich bewusst für ein Kind entscheidet, sollte wissen, was auf ihn zukommt und nicht hinterher nach dem Automatismus einer staatlichen Vollversorgung jammern. Verblüffend ist, dass alle Forderungen während einer Generation Kindererziehung immer gerade eine Generation andauert und es zeigt sich: Jede Generation hat ihre eigenen Probleme!
Diese Generation scheint nicht mehr zu wissen, was man mit einem Kind den ganzen Tag tun soll. Aber es kann ja schon mal im Kindergarten englisch lernen.

Leider hat @Lumen recht damit, wenn er unsere wirtschaftliche Situation anklagt. Die Sicherheit, einen Beruf zu lernen und den ein Leben lang Vorort auszuüben, gibt es nicht mehr. Dass die Einkommen innerhalb der Familien zwar oft nach zwei Verdienern verlangen stimmt auch, aber nach meiner Erfahrung im Umfeld, wird da schon allzu oft auf sehr hohem Niveau gejammert. Da sind oft das zweite Auto oder der dritte Urlaub im Jahr der Grund für das Zweiteinkommen. Verzichten war gestern.
Am ehesten Verzicht üben interessanterweise genau die, von denen wir erwarten würden, dass sie ein zweites Einkommen gut gebrauchen könnten. Gut ausgebildete Besserverdiener arbeiten häufiger zu zweit, als Hilfsarbeiter das tun. Die Kassenkraft bei Lidl bleibt nämlich gerne mal drei Jahre zu Hause und kümmert sich um das Kind, während die HNO-Ärztin in der Regel die kürzere Auszeit wählt.

mat-in hat geschrieben:Magst du erklären, was du mit "verheizen" meinst?
Ich meine, dass wir uns als Gesellschaft, obwohl wir das wirtschaftlich reichste Land sind, nicht die Zeit nehmen, unsere Kinder Kinder sein zu lassen. Wenn ich die Anforderungen höre, die an Krippeneinrichtungen und an den Kindergärten gestellt werden, wenn ich höre, welche Aufenthaltszeiten gefordert werden, welche Bildungsansprüche am Nachwuchs getätigt werden sollen, unabhängig seiner Begabungen, dann möchte ich nicht mehr Kind sein. Der elterliche Wille steht dem Wohl des Kindes oft entgegen. Das Kind wird zum Prestige-Objekt.

Mein Ratschlag: Stellt euch doch mal morgens zur Bringzeit (8.00 Uhr) an den Eingang einer Krippeneinrichtung und zur Abholzeit (16.00 Uhr) auch wieder. Beobachtet die Tränen und die Verzweiflung der Kleinen, das hilflose Hantieren ihrer Eltern, fühlt, sofern ihr empathisch veranlagt seid, die Stimmungen, dann wisst ihr genau, wo sich die Theorie von der Praxis unterscheidet.

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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon mat-in » Di 5. Jun 2012, 10:17

Da das Durschschnittsalter der deutschen Mutter (1. Geburt) bei 25-26 Jahren liegt, wage ich mal zu bezweifeln, daß die Mehrzahl zwischen 25 und 35 ist (Meine Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung). Aber wenn du da überzeugende Statistiken hast?

Verheizt haben wir dann aber auch eine Generation an die Antiauthoritäre Erziehung verheizt, an die authoritäre Erziehung mit Schlägen und allem drum und dran ein par mehr... kommt mir ein wenig so vor wie mit Diäten. Da werden die bizarrsten Wege gefunden um abzunehmen und ständig durch neue ersetzt, anstatt mal weniger zu essen und sich mehr zu bewegen... und 10 Jahre später stellt man dann fest, daß man sich auch fettfrei ernährt kugelrund fressen kann, dann sind es die Kohlenhydrate die dick machen und demnächst wahrscheinlich die Vitamine... ein gesunder Mittelweg scheint sich nicht zu verkaufen und man will ja alles entweder komplett anders oder ganz genau so wie die eigenen Eltern machen.

Das wir unseren Kindern beibringen, das Kinder was zu Hause unerwünschtes sind (und damit nicht unbedingt zur Festigung der Beziehung beitragen oder zum Kinderreichtum unserer Kinder) ist auch einer meiner Kritikpunkte an der Sache, aber die Tagesstätte hat auch Vorteile, zum Beispiel das erlernen der deutschen Sprache, eine gesunde Sozialisation mit anderen, usw. und es ist auch gesellschaftlich so erwünscht! Schließlich leben immer mehr Familien (so sie denn "intakt" sind) in Verhältnissen, wo beide Partner arbeiten müssen, da muß eben das Kind hinter den Interessen der Wirtschaft zurück stecken und gerade in Familien in denen das nicht der Fall ist, wo man es nicht nötig hätte wollen beide Arbeiten und opfern dann einen Teil der Eltern-Kind Beziehung auf dem Altar der Gleichberechtigung.

Ich denke also nicht, daß es die (Kindertagesstätten)politik allein ist, die so etwas beeinflußt.
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon stine » Di 5. Jun 2012, 10:38

mat-in hat geschrieben:... opfern dann einen Teil der Eltern-Kind Beziehung auf dem Altar der Gleichberechtigung.
Sie "opfern" nicht, sie leisten sich das!
mat-in hat geschrieben:Ich denke also nicht, daß es die (Kindertagesstätten)politik allein ist, die so etwas beeinflußt.
Nein, die Kindertagesstättenpolitik ist nicht die Ursache, sie ist das sichtbare Zeichen dafür, das irgendetwas schief läuft.

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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon Celtic » Di 5. Jun 2012, 14:34

Ich glaube, in unserer Gesellschaft läuft so manches schief: Immer mehr Betriebe versuchen, die Arbeit zu "filetieren" und die Belegschaft in Servicegesellschaften, die außerhalb der Tarifverträge operieren, auszugliedern. Dadurch will man 20-30% Personalkosten einsparen. Neue Mitarbeiter und sogar die eigenen Azubis stellt man möglichst in Niedriglohngruppen ein - und das auch noch befristet.

Da wundert es mich nicht, daß man mit einem einzigen Einkommen allein keine Familie mehr ernähren kann - und daß eine Frau schon allein deshalb möglichst früh wieder ins Berufsleben zurück will. Oder genauer gesagt: Zurück muß. Sofern man nicht die Großeltern des Kindes in der Nähe hat, die bei der Betreuung des Nachwuchses mit anpacken können, bleibt eigentlich nur die Betreuung in einer Kindertagesstätte. Das hat m.E. mit Selbstverwirklichung der Frau nicht viel zu tun.
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon ujmp » Di 5. Jun 2012, 19:37

Stine hat natürlich keinen blassen Dunst von den Ergebnissen der Forschung die schon seit Jahrzehnten auf dem Gebiet betrieben wird. Die Frage ist a) welche Nachteile hat eine Kinderkrippe für Kinder b) in welchem Ausmaß c) welche Vorteile, d) in welchem Ausmaß, und e) wie man das alles gemessen hat.

(Ich versteh immer noch nicht, wie diese Katholiken auf die Idee kommen, ihren populistischen Unfug ausgerechnet im Brights-Forum zu posten...)
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon Gandalf » Di 5. Jun 2012, 19:44

stine hat geschrieben:
Wer hätte hierzulande jemals gedacht, dass es ein Volksanliegen werden könnte, unsere Kinder in staatliche Fürsorge zu übergeben? Endlich dürfen Frauen ran an den ununterbrochenen Arbeitsplatz und mithelfen, das Bruttosozialprodukt zu steigern. Welche Wonne!
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Sag ich doch immer: Wir sind auf dem Weg zu einer DDR 2.0 - auf allen Ebenen. Mussten in der DDR oder Sowietunion der klägliche Rest der Produktiven eine Staatsquote von 85% stemmen, sind wir mittlerweile bei ca. über 70% angelangt. Also raus aus dem Kinderzimmer - rein in die Produktion! Auch im Namen der Gleichberechtigung, damit die Frauenquote erfüllt werden kann.
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon Gandalf » Di 5. Jun 2012, 19:47

Celtic hat geschrieben:Ich glaube, in unserer Gesellschaft läuft so manches schief: Immer mehr Betriebe versuchen, die Arbeit zu "filetieren" und die Belegschaft in Servicegesellschaften, die außerhalb der Tarifverträge operieren, auszugliedern. Dadurch will man 20-30% Personalkosten einsparen. Neue Mitarbeiter und sogar die eigenen Azubis stellt man möglichst in Niedriglohngruppen ein - und das auch noch befristet.

Da wundert es mich nicht, daß man mit einem einzigen Einkommen allein keine Familie mehr ernähren kann -.


Du drückst Dich um die Beantwortung der Frage, warum das so ist (..undgleich vorweg: nein, -es liegt nicht am Wetter und ist auch nicht vom Himmel gefallen)
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon stine » Di 5. Jun 2012, 20:13

Gandalf hat geschrieben:Sag ich doch immer: Wir sind auf dem Weg zu einer DDR 2.0 - auf allen Ebenen. Mussten in der DDR oder Sowietunion der klägliche Rest der Produktiven eine Staatsquote von 85% stemmen, sind wir mittlerweile bei ca. über 70% angelangt. Also raus aus dem Kinderzimmer - rein in die Produktion! Auch im Namen der Gleichberechtigung, damit die Frauenquote erfüllt werden kann.
Genau da steuern wir hin und manche Schreiberlinge im Forum tun immer noch so, als wäre der Katholizismus unser Hauptproblem.

ujmp hat geschrieben:Stine hat natürlich keinen blassen Dunst von den Ergebnissen der Forschung die schon seit Jahrzehnten auf dem Gebiet betrieben wird. Die Frage ist a) welche Nachteile hat eine Kinderkrippe für Kinder b) in welchem Ausmaß c) welche Vorteile, d) in welchem Ausmaß, und e) wie man das alles gemessen hat.
(Ich versteh immer noch nicht, wie diese Katholiken auf die Idee kommen, ihren populistischen Unfug ausgerechnet im Brights-Forum zu posten...)
Ich warne vor politischen Ideologien. Aber wer solche Statistiken veröffentlicht wie du, der ist längst verblendet.

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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon Nanna » Di 5. Jun 2012, 21:56

Gandalf hat geschrieben:Sag ich doch immer: Wir sind auf dem Weg zu einer DDR 2.0 - auf allen Ebenen

Ja, und bloß weil du dein Mantra immer schön aufsagst, wird es nicht wahrer. Ich hab weder Zeit noch Lust diese Simplifiziererei durch eine ausführliche sachliche Widerlegung zu adeln, aber gänzlich unwidersprochen wollte ich das nicht stehenlassen.

Übrigens, mit alarmistischen Parolen wirst du niemanden "aufwecken" und zur Umkehr rufen können, schon gar nicht in einem Forum, das eine natürliche Resistenz gegen Sintflutprediger hat. Dass Sachen auf der Welt schieflaufen haben wir Heiden nun schon auch kapiert, aber die Bekehrung zur reinen Marktgläubigkeit wird uns nicht vom Übel der Welt erlösen - auch wenn dein Mantra was anderes... aber das hatten wir ja schon.
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon Gandalf » Mi 6. Jun 2012, 06:41

Nanna hat geschrieben:Übrigens, mit alarmistischen Parolen wirst du niemanden "aufwecken" und zur Umkehr rufen können, schon gar nicht in einem Forum, das eine natürliche Resistenz gegen Sintflutprediger hat. Dass Sachen auf der Welt schieflaufen haben wir Heiden nun schon auch kapiert, aber die Bekehrung zur reinen Marktgläubigkeit wird uns nicht vom Übel der Welt erlösen - auch wenn dein Mantra was anderes... aber das hatten wir ja schon.


..dieser Sermon, der wohl eger ein'gespielter Witz' ist, erinnert mich irgendwie an Kreationisten, die vor einer "Wissenschaftsgläubigkeit" warnen :applaus:
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon Celtic » Mi 6. Jun 2012, 07:03

Gandalf hat geschrieben:Du drückst Dich um die Beantwortung der Frage, warum das so ist (..undgleich vorweg: nein, -es liegt nicht am Wetter und ist auch nicht vom Himmel gefallen)


Nein, ich drück mich um gar nichts. Die Beantwortung der Frage, warum sich das alles so entwickelt und wie man da gegensteuern kann, wäre eine eigene und sehr ausladende Debatte.
Welche Erklärung hast Du? Und welche konkrete Ansatzpunkte?
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon mat-in » Mi 6. Jun 2012, 10:14

Mag mir jemand - vielleicht in einem neuen Thema - mal diese Horrorvision DDR 2.0 erklären? Ich vermute ihr spielt auf den Überwachungsstaat an, der Orwell heute schon im Grab rotieren läßt und vergleicht das mit der Stasi? Der erhebliche Unterschied ist da die ideologische Ausrichtung. Von Kommunismus ist im Moment überhaupt nichts zu spüren, im Gegenteil...
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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon stine » Mi 6. Jun 2012, 12:37

In der DDR waren die Frauen auch alle an ihrem Arbeitsplatz am besten aufgehoben. Der Staat kümmerte sich zum Ausgleich um das Kindeswohl. Babys in die Krippe, Kleinkinder in den Kindergarten, Schüler in den Hort und immer schön winken, wenn Honecker vorbei kommt. So stellte man sich vor, dass ein Arbeiterstaat lückenlos und zufriedenstellend funktionieren könnte.

ujmp hat geschrieben:Stine hat natürlich keinen blassen Dunst von den Ergebnissen der Forschung die schon seit Jahrzehnten auf dem Gebiet betrieben wird. Die Frage ist a) welche Nachteile hat eine Kinderkrippe für Kinder b) in welchem Ausmaß c) welche Vorteile, d) in welchem Ausmaß, und e) wie man das alles gemessen hat.
Diese Art von Forschung kann ich mir gut vorstellen. Es gibt auch Forschung die belegen kann, dass die frühe Trennung von Säuglingen und Kleinkindern später Bindungsängste hervorrufen, die dann ein Leben lang zu inneren Konflikten führen.
Erstaunlich auch, dass Anpassung und Sozialisierung ohne Kirchen im Hintergrund dann wieder in Ordnung sind. Was politisch recht ist, muss auf religiöser Basis noch lange nicht gut sein, oder wie?


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Re: Schöne, heile Kinderwelt!

Beitragvon Celtic » Mi 6. Jun 2012, 14:21

Daß Frauen wieder schnell ins Berufsleben zurück wollen, hat m.E. keinen ideologischen, sondern in allererster Linie einen wirtschaftlichen Hintergrund. Inzwischen müssen sehr viele Frauen zum Einkommen einer Familie beitragen. Das Modell, in dem der Mann das Geld für den Lebensunterhalt verdient und die Frau sich um Haushalt und Kinder kümmert, funktioniert nicht mehr. Und wird von den meisten Frauen heute auch nicht mehr gewünscht.

Das mit der DDR zu vergleichen, geht m.E. an der Sache vorbei.
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