Monokultur / Multikulti

Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Teh Asphyx » Mo 5. Dez 2011, 13:21

@ stine

Ich habe Zugang zu mehr, ja. Allerdings werde ich das dann so machen, wie Nanna vorgeschlagen hat und zu dem Thema einen eigenen Thread eröffnen. Das wird noch ein bisschen Vorbereitungsarbeit brauchen, weil ich da einiges zusammensammeln möchte auch für die, die mit dem Thema noch nicht so bewandert sind, damit sie sich darüber informieren können. Über religiöse Homeschooler habe ich vergleichsweise wenig, wenn Du da was hast, wäre das auch sehr interessant, es dann da beizusteuern.

Das was Du meinst, dürfte gar nicht so paradox sein, aber es liegen Welten zwischen sich fügen oder sich aus pragmatischen Gründen gesellschaftliche Regeln einzuhalten. Bei letzterem besteht nämlich noch die Möglichkeit, kritisch zu sein. Das ist aber nicht Ziel der Schule (Siehe hier und hier, außerdem empfehle ich zu dem Thema Studien von Pierre Bourdieu und Ivan Illich, mit letzterem hatte ich als Kind sogar eine persönliche Unterhaltung).

@ Nanna

Doch, sobald jemand nationale Symbole aufstellt und da von einer nationalen Kultur spricht, wird es absurd. Natürlich gibt es Schnittmengen, aber die sind so schwammig, dass man davon nicht viel schließen kann.

Du sagst es doch selbst mit Deinem Beispiel, allein schon in einem Stadtteil herrscht eine ganz anderes Metagesetz als in einem anderen (mit Metagesetz meine ich alle unausgesprochenen zwischenmenschlichen Abkommen, die auch tatsächlich viel bedeutender sind als geschriebene Gesetze – was anscheinend Deiner Definition von Kultur, zumindest in diesem Beitrag entspricht).
Metagesetze sind ja schön und gut, aber sobald man versucht diese zu artikulieren und festzuhalten (und ich tippe mal darauf, dass dies ganz oft der Anfang von Religionen war) wird daraus in Windeseile eine abstraktes Regelwerk, das so verabsolutiert wird, dass eben doch irgendwann lauter absurde Ergebnisse daraus hervorkommen. Und das ist nunmal auch ein Teil der Kultur (Metagesetze sind schließlich keine Kristallisation von Dummheit, da sie so ständig im Wandel sind, sobald sie festgeschrieben oder an Symbole gebunden werden, sind sie es aber – und ich bleibe bei dieser Definition von Corinne Maier, die vielleicht zynisch klingt, dennoch alle nötigen beschreibenden Elemente hat).

Ein Repressionsinstrument braucht eben keinen Unterdrücker, sondern kann sich aus sich selbst heraus bilden. Dass irgendwer da am Anfang stehen muss, ist ein kreationistischer Fehlschluss. :klugscheisser:
Das macht das aktuelle politische System auch so bedrohlich, denn es ist tatsächlich eine Politik, die ohne persönlichen Unterdrücker dennoch unterdrückt. Das Problem ist, dass man niemanden mehr hat, der dafür als Person verantwortlich ist und wenn da niemand mehr angreifbar wird, wird es auch nicht mehr hinterfragt, sondern als gegeben genommen. Womit ich aber nicht zurück zur Monarchie oder Diktatur will, sondern dafür plädiere, dass man sich das klar macht, dass Unterdrückung aus sich selbst heraus wirkt und man sich davon nur befreien kann, wenn man die Ursachen nicht mehr in Personen sucht (also Schuldzuweisung), sondern die Mechanismen selbst aufspürt und aufklärt.
Und das ist keine akademisch-philosophische Spielerei aus den 60er/70er-Jahren, die hier wieder aufgewärmt wird, sondern ein sehr akutes Problem gerade in Zeiten der jetzigen Krisen, das endlich mal ernst genommen werden sollte.

Mal eine Frage, hast Du Dich mal mit Autismus oder noch besser mit Autisten auseinandergesetzt? Da kann man wirklich eine Menge erstaunlicher Einsichten gewinnen, gerade in Bezug auf gesellschaftliches Zusammenleben und Metagesetze. Da funktioniert auch der ganze akademische Blödsinn, der einen in den Geisteswissenschaften gelehrt wird so auch nicht mehr (natürlich ist dies gerade eine übertreibende Polemik) und diese Menschen einfach aufgrund von „Krankheit“ als unbedeutende Messabweichungen abzutun, anstatt den Dialog zu suchen, ist ein fataler Fehler. Und falls man sich fragt, wie man da einen Dialog aufbauen soll: http://autismus.ra.unen.de/
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon stine » Mo 5. Dez 2011, 14:43

Teh Asphyx hat geschrieben:....es liegen Welten zwischen sich fügen oder sich aus pragmatischen Gründen gesellschaftliche Regeln einzuhalten. Bei letzterem besteht nämlich noch die Möglichkeit, kritisch zu sein.
Das empfinde ich jetzt als Wortklauberei. Auch beim "sich Fügen" dürfte man noch kritisch genug bleiben können.

:wink: stine
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Teh Asphyx » Mo 5. Dez 2011, 14:49

stine hat geschrieben:Das empfinde ich jetzt als Wortklauberei.


Da hast Du auch recht mit der Empfindung, aber ich finde Wortklauberei auch wichtig, damit man sich klar ist, worüber man spricht. Stell Dir vor, Du hast im Sinne, damit zu sagen, dass man sich auf eine vernünftige Weise anpassen sollte und der, der es hört, denkt aber man solle sich unterordnen bis zur totalen Selbstverleugnung (um es mal ins Extrem zu treiben), dann hat das irgendwie nicht mehr den Effekt, den Du eigentlich wolltest.
Ebenso deswegen fragt Nanna hier ja auch nach der Definition von Kultur, bevor man sich ins Gespräch stürzt und hat auch recht.

Für mich hat sich fügen nun mal etwas an sich von ich tue etwas, obwohl ich es für falsch halte, weil mein Gegenüber zu stark ist. Und damit ist sich fügen auch eine Möglichkeit, Willkür zuzulassen.
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon stine » Mo 5. Dez 2011, 14:54

Teh Asphyx hat geschrieben:Das macht das aktuelle politische System auch so bedrohlich, denn es ist tatsächlich eine Politik, die ohne persönlichen Unterdrücker dennoch unterdrückt. Das Problem ist, dass man niemanden mehr hat, der dafür als Person verantwortlich ist und wenn da niemand mehr angreifbar wird, wird es auch nicht mehr hinterfragt, sondern als gegeben genommen.
Interessant, dass du die Sachlage genau von der Kehrseite her betrachtest. Ich war immer der Meinung, dass gerade ein unanfechtbarer Gesetzgeber mehr Einfluß nehmen kann, als veränderbare, der Witterung und Windfähnlein ausgesetzte Vorschriften.
Und in was siehst du derzeit eine Unterdrückung?
Gibt es denn in deinen Augen dann überhaupt Gesetze und Verhaltensvorschriften die NICHT unterdrücken?

LG stine
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Teh Asphyx » Mo 5. Dez 2011, 16:38

stine hat geschrieben:Interessant, dass du die Sachlage genau von der Kehrseite her betrachtest. Ich war immer der Meinung, dass gerade ein unanfechtbarer Gesetzgeber mehr Einfluß nehmen kann, als veränderbare, der Witterung und Windfähnlein ausgesetzte Vorschriften.


Ja, aber was wenn sich bestimmte Vorstellungen verfestigen, die eben nicht „naturgegeben“ sind, aber als so wahrgenommen werden und diese Vorstellungen uns dann beherrschen, ohne dass da jemand ist, der uns sagen muss, dass wir uns das so und so vorzustellen haben?
Aus diesem Grund gebe ich Dir auch recht, wenn Du über Religion positiv als Regelwerk schreibst, denn solange das Regelwerk uns aus einem geschriebenen Buch heraus beherrscht, kennen wir auch die Ursache und können uns auch gegebenenfalls gegen die Regel auflehnen. Aber gegen was willst Du Dich auflehnen, wenn Du gar nicht mehr weißt, was es ist und woher es kommt?

stine hat geschrieben:Und in was siehst du derzeit eine Unterdrückung?


Zum Beispiel die kapitalistische Gesellschaftsordnung (hab mich die letzten Tage durch das Thema (Geld-)Systemkrise hier gekämpft), die Du und Gandalf zumindest auch in Frage stellen, da ist es auffällig, dass kaum jemand wirklich alle Ausmaße davon hinterfragt, sondern wesentliche Bestandteile davon als „natürliches“ oder „einzig mögliches“ Verhältnis angesehen werden. Das finde ich unheimlich.

stine hat geschrieben:Gibt es denn in deinen Augen dann überhaupt Gesetze und Verhaltensvorschriften die NICHT unterdrücken?


Ich bin mir bei diesem Punkt noch nicht so sicher, deswegen gebe ich Dir jetzt lieber keine Antwort als irgendeinen Mist zu schreiben. ;-)
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Nanna » Mo 5. Dez 2011, 16:52

Teh Asphyx hat geschrieben:Aber gegen was willst Du Dich auflehnen, wenn Du gar nicht mehr weißt, was es ist und woher es kommt?

Besorg dir mal "Wahrheit und Politik" von Hannah Arendt, da geht es unter anderem um genau dieses Problem.

Teh Asphyx hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Und in was siehst du derzeit eine Unterdrückung?

Zum Beispiel die kapitalistische Gesellschaftsordnung (hab mich die letzten Tage durch das Thema (Geld-)Systemkrise hier gekämpft), die Du und Gandalf zumindest auch in Frage stellen, da ist es auffällig, dass kaum jemand wirklich alle Ausmaße davon hinterfragt, sondern wesentliche Bestandteile davon als „natürliches“ oder „einzig mögliches“ Verhältnis angesehen werden. Das finde ich unheimlich.

Interessanterweise ist es Gandalf, der immer wieder davon spricht, dass das jetzige Wirtschaftssystem zum Scheitern verdammt sei, weil es evolutionär gegen das (angeblich) bessere Marktsystem, wie es die Wiener Schule beschreibt, nicht durchsetzungsfähig sei. Das impliziert ja genau das, was du kritisierst, nämlich dass es ein "wahres", also quasi-natürliches Wirtschaftssystem gebe.

Klar, Kultur fördert auch Scheuklappen, keine Frage. Andererseits hat irgendein schlauer Mensch, dessen Name mir entfallen ist, mal trefflich angemerkt, dass das Rebellieren gegen ein System auch ein System voraussetzt. Ein System, selbst wenn es kritikwürdig ist, bietet nunmal einen Bezugspunkt und ein Fundament, von dem aus man Dinge kritisieren kann. Die Kritik eines Solipsisten an der Gesellschaft ist irgendwie wertlos, weil er ja nichtmal sicher sein kann, dass es überhaupt Menschen gibt. Was ich damit sagen will: Radikales Hinterfragen ist sicherlich gut, wichtig und richtig, aber man sollte nicht davon ausgehen, dass die Zuschreibungen, die z.B. gegenüber dem Wirtschaftssystem geäußert werden, allesamt falsch sind, nur weil sie niemand so recht kritisieren mag. Und selbst wenn man bessere Systeme, sei es nun kulturell oder wirtschaftlich, denken kann, man muss sich da nicht nur vor dem naturalistischen, sondern auch vor dem moralistischen Fehlschluss hüten. Im Zweifel ist es nicht das Schlechteste, sich erstmal an das zu halten, was man schon hat.

Teh Asphyx hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Gibt es denn in deinen Augen dann überhaupt Gesetze und Verhaltensvorschriften die NICHT unterdrücken?

Ich bin mir bei diesem Punkt noch nicht so sicher, deswegen gebe ich Dir jetzt lieber keine Antwort als irgendeinen Mist zu schreiben. ;-)

Schade, das wäre nämlich ein Punkt, der mich brennend interessieren würde.
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Teh Asphyx » Mo 5. Dez 2011, 17:53

@ Nanna

Hannah Arendt steht ohnehin auf meiner Liste der PhilosophInnen, die ich noch intensiver lesen möchte. ;-)

Interessanterweise ist das auch mein Hauptkritikpunkt an Gandalfs Argumentation, die ich auch noch dort ausführen werde, obwohl er im Grunde da äußerst viel Richtiges sagt. Genau da können Libertäre meines Erachtens noch von Marx lernen (während sozialistische Marxisten von den Libertären lernen könnten, dass es nicht besser ist, wenn die Produktionsmittel statt Privateigentum das Eigentum von Staatsfunktionären sind, was auch gar nicht mehr die Intention des späteren Marx war).
Ich glaube auch nicht, dass der aktuelle Kapitalismus zum Scheitern verurteilt ist. Wer das in seiner Kapitalismuskritik behauptet, unterschätzt seinen Gegner maßlos. Der Kapitalismus hat die 68er-Bewegung aufgesaugt, der Kapitalismus hat fast sämtliche Antikapitalistische Ideen von Deleuze wunderbar aufgegriffen und umgesetzt (funktionieren nicht die effizientesten neueren Firmen wie z.B. Google nach dem Rhizom-Prinzip als hierarchische Form?). Der Kapitalismus hat auch marktanarchistische Ideen längst aufgesaugt und zu seinem Vorteil genutzt, ohne dass die perfekte freie Gesellschaft dabei rauskam. Die Bedrohung ist viel ernster, weil der Kapitalismus eben nicht an sich selbst scheitert und es trotzdem immer offensichtlicher wird, welche destruktive Eigenschaften er gegenüber den Menschen besitzt. Aber dazu dann in dem entsprechenden Thread mehr, ich schweife ab.

Diesem unbekannten schlauen Mensch möchte ich auch nicht widersprechen. Allerdings möchte ich dem Ganzen trotzdem auch ein Zitat eines anderen schlauen Menschen entgegenhalten, nämlich dass die einzige Utopie heutzutage die Vorstellung ist, dass man so weitermachen könnte wie bisher (frei nach Slavoj Žižek). Das Problem ist ja, dass man ein System eben nicht mehr hinterfragen kann, wenn man an die Existenz des Systems nicht mehr glaubt. Und das ist in der westlichen Welt irgendwie passiert. Viele glaub(t)en in einer ultratoleranten, ideologiefreien, den perfekten Marktgesetzen gehorchenden mit einer Spur Wohltätigkeit vermengten Idealgesellschaft namentlich „das kleinste Übel“ zu leben, selbst auf Seiten der Linken ist seit ’89 nur noch das Problem gesehen worden, dass es in dieser Gesellschaft als Randerscheinung so ein paar rechte Ideologen gibt, die man bekämpfen muss und dabei haben die Linken irgendwie zum Großteil den Anschluss an die Realität verpasst. Währenddessen haben rechte Populisten sich das komplette linke Vokabular angeeignet um Kapitalismus- und Globalisierungskritik vorzunehmen und jetzt wundert man sich, warum der „kleine Mann“ sich immer mehr zu solchen Populisten hingezogen fühlt …
So langsam bröckelt dieses Bild einer Idealgesellschaft allerdings und ich denke, dass es jetzt gerade wichtig ist, da weiterzumachen, bevor die ganzen Populisten diese Gelegenheit nutzen.
Und momentan ist es da viel zu früh für neue Lösungen, erstmal müssen wir richtig verstehen, was eigentlich passiert ist. Deswegen bin ich auch momentan eher in dem Sinne „negativ“ drauf. ;-)
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Darth Nefarius » Mo 5. Dez 2011, 20:30

Mann, da ist man kaum einen Tag nicht damit beschäftigt, den Quatsch zurechtzustutzen, schon wiederholt sich das gleiche Zeug. Ich sehe, dass man mir vorwirft, nicht pingelig zu definieren. Ist das alles? Ich habe wesentlich präziser formuliert, als die meisten hier, nur weil einem die Definition nicht passt, heisst das nicht, dass man gute Gründe dafür nennen kann. Dass man sich in einem Beispiel, wie gesagt wurde auch mal mit Kleidung definiert, zeigt mir, wie oberflächlich und symbolabhangig so mancher ist. In den Kulturen ist das auch so: Natürlich hat jede Kultur mehere andere kulturelle Wurzeln, die sind aber kaum jemandem bekannt. Wisst ihr, wie viel Mitras- und Isiskult im Christentum sind? Und was soll diese Disskussion mit Homeschooling? Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum man einen kulturellen Überbau zu einer konkreten Gesetzeslage braucht (man wollte da wohl nicht den Begriff Leitkultur benutzen). stine, ja, wir stimmen da überein, dass die Religion der Kern einer Kultur ist, ja der Ethikunterricht hat so seine religiösen Momente, aber die heisse ich nicht gut. Es wird einem verklickert, dass alles so einfach ist, wenn man nur "Gutes" tut, in sein "Herz" hört, oder "Gottvertrauen" hat. Was soll daran gut sein, dass man in solcher Weise pauschalisiert? Ich bin schon vielen begegnet, die meinten, dass es grundlegende moralische, allgemeingültige Werte gibt. Das ist eine Illusion, die Leute definieren ihre Regeln anhand von bestimmten Situationen, die in ihrem kleinen Weltbild dann auch meistens funktionieren, bis ein Störenfried auftaucht, und sie zwingt zu hinterfragen, was sie nicht hinterfragen wollen, weil er sie vor neue, unerwartete Situationen stellt, oder einfach mal deren Begründung für Regel xy hören will.
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon stine » Mo 5. Dez 2011, 21:22

Darth Nefarius hat geschrieben:Es wird einem verklickert, dass alles so einfach ist, wenn man nur "Gutes" tut, in sein "Herz" hört, oder "Gottvertrauen" hat. Was soll daran gut sein, dass man in solcher Weise pauschalisiert? Ich bin schon vielen begegnet, die meinten, dass es grundlegende moralische, allgemeingültige Werte gibt. Das ist eine Illusion, die Leute definieren ihre Regeln anhand von bestimmten Situationen, die in ihrem kleinen Weltbild dann auch meistens funktionieren, bis ein Störenfried auftaucht, und sie zwingt zu hinterfragen, was sie nicht hinterfragen wollen, weil er sie vor neue, unerwartete Situationen stellt, oder einfach mal deren Begründung für Regel xy hören will.
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Darth Nefarius » Mo 5. Dez 2011, 21:54

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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon mat-in » Mo 5. Dez 2011, 22:49

Sensibles Thema wegen aktueller Lage? Hab ich was in meinem Volksempfänger verpaßt??? :handy:

Ich sag jetzt einfach mal: Wir können beides nicht gebrauchen!

Eine Monokultur ist nur bis zu dem Punkt wichtig und sogar nötig, an dem wir alle miteinander leben können. Wir müssen einander als menschen schätzen und uns gegenseitig freiheiten einräumen, nach den gleichen Gesetzen leben, usw. Das darf auch gerne mit Zwang behaftet sein, Grundregeln müssen sein! Alles was drüber hinausgeht an "Leitkultur" oder Mono-Kultur ist für mich schon ziemlich faschistisch, egal ob es jetzt drum geht, daß wir alle brav Freitags, Samstags oder Sonntags beten gehen sollen oder es drum geht, was denn angemessene Kleidung oder Musik oder sowas ist.

Multikulti nach deutschem Modell ist jedoch genauso sinnfrei. Statt einem sich gegenseitigen Bereichern der Kulturen haben wir kleine Parallelwelten geschaffen, wo sich Kinder auch in 3. Generation nicht als deutsche Fühlen und Deutsch in der Grundschule als Fremdsprache lernen müssen. Das ganze abgrenzen und erhalten ist der größte Blödsinn den man sich ausdenken kann! Natürlich soll niemand etwas weggenommen werden, aber wo bitte macht es Sinn, einen jüdischen Kindergarten (mit Stacheldrath drum rum) zu bauen, um sowohl den jüdischen Kindern als auch den übrigen Kindern beizubringen, daß die "anderen" irgend wie andere, schlechtere, abartige Menschen sind? Schmeißt unsere Kinder alle bunt zusammen, laßt sie eine Sprache sprechen, das sie einander verstehen und nach den gleichen Regeln leben. Der Rest wird sich schon sortieren... warum nicht auf dem Oktoberfest mal was klassisch indisches Spielen wenn den Leuten danach ist? Laßt sie doch, solange sie miteinander reden statt sich die Köpfe einzuhaun, weil die Kultur die jeder hat der "anderen, fremden" überlegen ist...
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon stine » Di 6. Dez 2011, 07:33

mat-in hat geschrieben:Statt einem sich gegenseitigen Bereichern der Kulturen haben wir kleine Parallelwelten geschaffen, wo sich Kinder auch in 3. Generation nicht als deutsche Fühlen und Deutsch in der Grundschule als Fremdsprache lernen müssen.
Parallelwelten sind Multikulti, @ mat-in. Vielerlei Kulturen können doch nur parallel stehen, sonst gäbe es eine Vermischung, ein Verwaschen der Eigenheiten. Das beste Beispiel für ein Verwaschen ist hier für mich die türkisch-deutsche Sprache, ala Erkan und Stefan, die besonders gerne von Deutschen gesprochen wird. Man soll türkisch sprechen ODER deutsch. Man kann Ramadan feiern oder Weihnachten, aber ein Fastenweihnachtsmonat wäre zuviel. Das gäbe auf Dauer die vielzitierte Monokultur in erweitertem Maßstab.

mat-in hat geschrieben:Schmeißt unsere Kinder alle bunt zusammen, laßt sie eine Sprache sprechen, das sie einander verstehen und nach den gleichen Regeln leben.
Sich innerhalb des Landes, in dem ich lebe unterhalten zu können ist wohl selbstverständlich. Ein Akzent ist charmanter, als die Aussage "nix verstehn". Die Landessprache sprechen zu lernen, bedeutet aber nicht, dass jemand seine Heimat verleugnen muss. Schau mal ganz nach Westen, wo sich die Schwaben in Kalifornien seit Jahrzehnten ihre Spätzle nach Originalrezept kochen und in Trachten ihre Feste feiern. Sollen sie das aufgeben?

Das Bewahren der Heimatkultur und die Anpassung an das Land in dem ich lebe, muss kein Widerspruch sein. Multikulti ist besser, als globale Monokultur. Vorausgesetzt natürlich, dass die Kultur dem Gastland nicht schadet.

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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon mat-in » Di 6. Dez 2011, 09:19

Ich weiß, das parallelwelten der deutsche multikultiansatz sind und gerade das ist falsch, spaltet die Gesellschaft.
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Arathas » Di 6. Dez 2011, 09:42

stine hat geschrieben:Man soll türkisch sprechen ODER deutsch. Man kann Ramadan feiern oder Weihnachten, aber ein Fastenweihnachtsmonat wäre zuviel. Das gäbe auf Dauer die vielzitierte Monokultur in erweitertem Maßstab.


Dass sind alles Dinge, die wir gar nicht aktiv beeinflussen können und die sich so ganz von selbst ergeben (und an denen nichts schlimm ist). Es ist ganz normal, dass türkische Kinder, die in Deutschland zur Schule gehen, Weihnachten auch ins Elternhaus bringen und dort z.B. Weihnachtsbäume aufstellen, während sie gleichzeitig auch ihre Kultur beibehalten. Und an einer Vermischung dieser Kulturen ist nichts verkehrt und nichts zuviel. Du kannst zwar behaupten, ein Konglomerat wäre zuviel, aber die Realität schafft sich ihre eigenen Mischfeste, und es funktioniert. Irgendwie. So ist das mit der Realität.
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon stine » Di 6. Dez 2011, 09:59

O.K., dann sind wir also für Monokultur?
Im globalen Ausmaß?
Oder wie jetzt?

:o0: stine
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Arathas » Di 6. Dez 2011, 10:06

Irgendwie lässt sich die Realität nicht auf dieses Wort reduzieren, so scheint es mir. Wenn türkische Kinder ihre Eltern überreden, einen Weihnachtsbaum aufzustellen, dann würde ich das nicht mit dem Wort Monokultur umschreiben.
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Teh Asphyx » Di 6. Dez 2011, 10:22

Was genau ist eigentlich das Problem mit Parallelgesellschaften?
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Darth Nefarius » Di 6. Dez 2011, 11:34

mat-in hat geschrieben:Sensibles Thema wegen aktueller Lage? Hab ich was in meinem Volksempfänger verpaßt??? :handy:
(...)
Eine Monokultur ist nur bis zu dem Punkt wichtig und sogar nötig, an dem wir alle miteinander leben können. Wir müssen einander als menschen schätzen und uns gegenseitig freiheiten einräumen, nach den gleichen Gesetzen leben, usw. Das darf auch gerne mit Zwang behaftet sein, Grundregeln müssen sein! Alles was drüber hinausgeht an "Leitkultur" oder Mono-Kultur ist für mich schon ziemlich faschistisch, egal ob es jetzt drum geht, daß wir alle brav Freitags, Samstags oder Sonntags beten gehen sollen oder es drum geht, was denn angemessene Kleidung oder Musik oder sowas ist.

Also ,so habe ich ja auch zuerst reagiert (du bist wohl irgendwie auf einem Auge blind :anonym: ). Ich denke nicht, dass Mono- oder Multikultur nötig sind, man kann sich über anderes definieren, oder erweitert ihr den Begriff Kultur auf Gesetz und Gedanken? Im Realfall bin ich für Multikulti, dann ist es einfacher zu erkennen, wenn man mit den eigenen Vorstellungen zu weit geht. Ich hatte beispielsweise in der Grundschule das Problem, dass man mir eine 6 für Religion geben wollte- es gab da noch keinen Ersatz, weil ich auf dem Papier katholisch war und mich in Schleswig Holstein befand. Ich und meine Eltern hatten keine Ahnung, dass hier der Laizismus nicht besteht. Aus der Sowjetunion rausgekommen wurden wir automatisch zu Katholiken ernannt, weil wir aus dem Osten kamen und am ehesten orthodox sein müssten. Und weil hier die gr. orthodoxe Kirche nicht vertreten ist, wurden wir zu Katholiken erklärt, weil das wohl religionsevolutionell eher zusammenpasst. So ging es auch mit den Namen mancher: Aus Wladimir wird Waldemar, weil der Deutsche zu faul ist, um fremde Namen zu lernen. Aber ich will hier die Gesellschaft mal loben, dass sich das gebessert hat (und ich wenigstens in der Oberstufe mir aussuchen konnte, was ich mache). Aus meiner Erfahrung kann ich von großer (gesellschaftlicher!) Schikane sprechen, weil der Kopf nicht so weit war, da das Gesetz ihn nicht gezwungen hat (das auch nicht so weit war). Ich habe mich deswegen weder mit einer russischen noch mit einer deutschen Kultur assoziieren können. Ich finde dieses Problem extrem befremdlich, da ich und meine Familie kaum dieses Priblem hatten, bevor wir nach Deutschland kamen. Wie konnte es in diesem Punkt die Sowjetunion weiter gebracht haben (die aus verschiedensten Kulturen bestand) als das westliche, aufgeklärte Deutschland? trotzdem will ich nicht als Sowjet darstehen, nach dem Zusammenbruch wurden die Beziehungen untereinander fast schlagartig schlecht; ich weiss nicht, woran das lag und wie sich diese Gesellschaft so extrem zurückentwickelt haben konnte (zurück zur Religiösität, dem Nazionalismus) und sich andere Ketten auferlegt haben, nachdem sie die alten verloren hatten. Speziell die wahlen zuletzt in Russland zeigen ihr widerwertigstes Gesicht. Es wird nicht einmal richtig versucht, die Wahlen als frei erscheinen zu lassen. Einer der freien Journalisten erklärte diese Strategie so: "Die lassen ein Paar von den Kritikern am leben, damit sie ausenpolitisch besser dastehen und sich offiziell als Demokratie mit freier Presse bezeichnen können." Vielleicht ging das gerad über das Thema hinaus, aber mich sprechen sie persönlich an, und es gibt zumindest am Anfang einen Zusammenhang zum Thema.
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon mat-in » Di 6. Dez 2011, 12:43

Teh Asphyx hat geschrieben:Was genau ist eigentlich das Problem mit Parallelgesellschaften?

Das es eben zur abkapselung führt und dann später zu Konflikten. Es ist eine Sache, ob ich jetzt die Feiertage aus meiner heimat oder meiner religion feire, spezielles Essen koche oder zu Hause noch den Kindern die Sprache meiner Heimat beibringe, und eine andere, ob ich für mich beanspruche das die Regeln meiner Kultur auch dort gelten wo ich gerade wohne, und am besten nicht nur für mich sondern auch für alle anderen. So kommt es dann zu ehrenmorden, rassistisch motivieren übergriffen und ggf. auch radikalisierung auf der Suche nach "identität", weil man ja eigentlich in einem ganz anderen Land ist, aber nicht "dazu gehört". Das muß aufhören. Leute müssen gemeinsam aufwachsen, gemeinsame Grundregeln des Zusammenlebens akzeptieren und auf dieser Grundlage kann man dann gerne einen Kulturmix haben, den finde ich sogar sehr positiv.
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Re: Monokultur / Multikulti

Beitragvon Darth Nefarius » Di 6. Dez 2011, 12:48

Grundsätzlich stimme ich dem zu, aber manchmal führen ben Parallelgesellschaften auch zu einem harmonischen und effizienten Miteinander. Ich denke da an die vielen in den USA, wo die Amisch, oder die Chinesen durchaus ihre eigenen Gesellschaften haben, trotzdem verhalten sie sich friedlich.
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