platon hat geschrieben:Das, lieber smalonius, ist der ohnmächtige Ansatz, der, wenn Du nichts hast, mit dem Du Dein Wasser filtern kannst, oder wenn Du nicht weißt, was die Trübung verursacht.
Die Psychoanalytiker zum Beispiel sind auch nicht viel besser dran mit ihrem Ansatz.
Dumme Frage, gibt es eigentlich inzwischen eine Form der Psychotherapie, die allgemein anerkannt ist, weil sie systematisch belegt wurde?
Nanna hat geschrieben:Zumal sich wasserlösliche Stoffe nunmal nicht wegmeditieren lassen.
Wegmeditieren läßt sich so manches nicht. Oben war von "changing one's mind" und von "commitment" die Rede. Kognitive Dissonanz wurde auch erwähnt. Dann packe ich Buddha drauf, weil's grad so schön passt.
Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen: Buddha wird von der Erleuchtung gepackt, verläßt Frau und Kinder und predigt dann fleißig, daß Empathie und Mitgefühl das höchste Gut seinen. Irgendwie paradox, findet ihr nicht?
Julia hat geschrieben:In der Not ist das eine Tugend. :)
Es mag schwere Fälle geben, in denen mein Zweifel an der Not nicht angebracht ist.
Es wird aber auch andere Fälle geben, in denen man aus geistigen Vermeidungsstrategien eine Tugend macht.
Gilbert spricht vom psychologischen Immunsystem. Man könnte sicher auch einen weniger euphemistischen Begriff finden. Es gibt Leute, die wollen/müssen immer sauber dastehen, deren Selbstgefühl verträgt kaum Kritik. Für solche wären die Gilbertschen Methoden ein gefundenes Fressen.
GILBERT: If you want to live in the moment, you should have been born a fruit fly.
Time flies like an arrow, fruit flies like banana.

Im Ernst: die Stunden und Tage, in denen ich die Zeit vergesse, und es nur noch das gibt, was ich in dem Moment mache, möchte ich nicht missen.
GILBERT: One of the human brain's most glorious and unique talents is its ability to look backward and forward across great swathes of time to examine its own history and to imagine its own future, to engage in mental time travel. The problems that are most likely to cause the extinction of our species are due to living in the moment and letting the future take care of itself. The problem is: It doesn't.
Wir werden ja sehen, was in Kopenhagen herauskommt. Man kann lang und weit in Zukunft und Vergangenheit stieren, umsetzen muß man's in der Gegenwart.
Eine andere Einschränkung hat Gilbert zwei Absätze davor geliefert:
But as it turns out, when we look forward we are prone to many of the same illusions that bedevil our attempts to look outward and backward and these illusions are explained by the same basic principles of human psychology.
Was gilt jetzt? Ich bild' mir immer noch ein, daß man ziemlich illusionsfrei leben kann.
Böse Zungen würden behaupten, das sei die schlimmste aller Illusionen.
Julia hat geschrieben:Ich meine man sieht sie doch überall, die Typen, die egal wo sie sind erst mal schauen ob ihre Freundin die tollste in der näheren Umgebung ist und falls nicht, ist sie auch gleich nur noch lästig.
Warst zu oft in der Suite 15?

Julia hat geschrieben:Erzähl mir niemand, dass die glücklich sind.
Wenn das halt nicht eine zutiefst subjektive Angelegenheit wäre.
Mit einem genügend ausgeprägtem psychischen Immunsystem läßt sich schon was ewerkstelligen.
Ich hab's schon mal erwähnt: man hat Versuchspersonen drei Weinsorten gereicht, billig, mittel und teuer. Die Versuchspersonen haben den teuersten Wein als am besten beschrieben. Dummerweise wurde tatsächlich nur eine Sorte ausgeschenkt. Soweit nicht allzu überraschend. Verblüffend war allerdings nach Untersuchung mit bildgebenden Verfahren, daß Versuchpersonen, die den vermeintlich teueren Wein tranken, stärkere Aktivierungsmuster in den Genußzentren des Hirn aufwiesen.