Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Di 22. Mär 2011, 10:08

Wenn du lesen und verstehen könntest und auch dein eigenes von dir geschriebenes Zeug noch wüsstest oder verstehen würdest.
Eventuell bist du ein so beliebter Diskussionspartner, dass du nicht erwartest, dass man auf deine Argumente eingeht und sie fallweise wiederlegt
Du hattest behauptet, es hätte bei uns keinen Schaden gegeben und dies ist eben falsch -> siehe erhöhte Strahlenbelastung in Teilen Bayerns.
Dass irgendwo eventuell auch höhere natürliche Strahlenbelastungen existieren, sollte jedem mit ein bisserl Bildung klar sein, es hat aber mit "entstandenem Schaden" nichts zu tun. Wenn du nicht fähig bist deiner eigenen Diskussion zu folgen, dann haben wir ein Problem.
Beispiel für Schaden, obwohl Situation woanders schon existent: Nur weil es die Sahara oder die Namib-Wüste bereits gibt, ist die Versteppung von Spanien oder die Wüstenbildung in der Sahel-Zone doch plötzlich für die dort lebenden Menschen kein Schaden mehr. Nein, es bleibt ein Schaden.

platon hat geschrieben:Es ist albern, zu argumentieren, man kann es zwar nicht nachweisen, aber ...
Auch hier hast du nicht begriffen oder nichts begreifen wollen. Du solltest dich vielleicht mal tatsächlich mit dem Thema beschäftigen, anstatt da "Argumente" wie einen Vergleich zur Religion zu ziehen.
Nur mal ganz kurz und oberflächlich, damit du wenigstens mental einen Einstieg bekommen kannst.
Radioaktive Strahlung hat ganz sicher ein Schädigungspotential, dürftest selbst du nicht bestreiten. Oder?
Extrem hohe Strahlung hat eine sofort tödliche Wirkung, niedriger eine langsamere Wirkung. D’accord?
Schwächere Strahlung in "gewisser" hat - nachgewiesener Weise - eine (u.a.) langfristig krebserregende Wirkung oder zumindest das nachgewiesene Potential dazu.
Es ist aber nicht nachweisbar, ob und wenn ja, ab wann eine ganz schwache Verstrahlung auch langfristig sicher (!) keine Wirkung auf den Organismus ausmacht. Theoretisch sollte dies auch nie der Fall sein, da jede noch so kleine Strahlenexposition das Potential zu einer Wirkung hat, nur ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Wirkung in diesem getroffenen Organismus eintritt, immer kleiner werdend und u.U. könnte die Wirkung so schwach sein, dass entweder die Wirkung keine Schädigung ist oder die Selbstheilungskräfte (der Zelle z.B.) wahrscheinlich den Schaden ausmerzen oder die Schädigung erst so spät eintritt, dass der Organismus aus Altersgründen dies eigentlich gar nicht mehr erlebt. Ein mögliches Problem selbst minimaler Strahlenbelastungen stellt immer die Addition zu bestehenden Belastungen dar. Wo aber genau diese möglichen Grenzen Schädigung oder keine Schädigung beim Menschen stehen, dies ist aus vieleln Gründen nicht wirklich nachweisbar.
platon hat geschrieben:Es macht einen Unterschied, ob ein explodierender Reaktor 50 oder 500 oder 5000 km von mir entfernt steht.
Ja und? Das spielt doch keine Rolle bei der Frage ob es in diesem konkreten Fall einen möglichen Schaden oder sicher keinen Schaden gegeben hat.
platon hat geschrieben: Und 1986 war der Hype groß, so wie jetzt auch schon wieder Spinner in Freiburg Jodtabletten kaufen wollen, weil in Fukushima einige Reaktoren hochgehen.
Und? Wo ist der Zusammenhang zu deiner Behauptung "kein Schaden"
platon hat geschrieben:Übrigens: Im Schwarzwald ist die radioaktive Belastung von WIldpilzen seit tausenden von Jahren doppelt so hoch wie im Emsland.
Siehe oben, zusammenhangloses Selbstgespräch. Es gibt viele Gegenden, für die dies gilt.
Übrigens auch für Teile des Bayerwaldes - und trotzdem ist nach Tschernobyl auch heute noch die Strahlenbelastung dort höher als vorher dort.
platon hat geschrieben:Sollte einem zu denken geben ...
:up:
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon ganimed » Di 22. Mär 2011, 12:01

Ich bin bei diesem Thema vermutlich genau so unorganisiert wie bei jedem anderen. Vielleicht sogar noch mehr. Aber nach ein wenig Nachdenken erscheint mir meine Position in Ansätzen etwas klarer. Immerhin.

Ich bin für den Atomausstieg. Ich finde es gemein, wenn Offizielle lügen, wenn Betreibergewinne als wichtiger erachtet werden als das Wohl der Vielen. Und ich sehe ein, dass der Atomunfall in Japan natürlich verheerende Folgen hat und haben wird. Das klein reden zu wollen nehme ich hiermit zurück. Und relativieren und der Tsunami-Katastrophe an sich gegenüber zu stellen bringt es irgendwie auch nicht. Mir geht es nicht um die Frage, wie gefährlich und risikoreich die Kernenergie ist.

Was mich nicht wundert oder aufregt: durch Japan kommen irrationale Ängste hoch, Hysterie entsteht und alle sind aufgeregt, ich auch.
Was mich aber wirklich aufregt: Japan ist ein Grund, unsere Atomkraftpolitik neu zu bewerten.
Gandalf hat geschrieben:In diesen Tagen liefen interessante Dokus auf ARTE, die auch für mich (neue und erschreckende) Erkenntnisse brachten

Was mich aufregt (oder zumindest besorgt stimmt): wieso kommen diese Dokus erst jetzt auf ARTE (oder, falls sie bereits liefen, wieso hat das niemand gemerkt)? Wieso hat uns das existierende Wisssen über Tschernobyl und Schweden und alle anderen Beinahekatastrophen nicht schon vor Japan nachdenklich gemacht?

Wieso entscheidet Merkel nach Japan anders als sie vorher entschieden hat? Haben die Politiker, haben wir, wirklich erst jetzt gemerkt, dass schlimme, unerwartete Dinge passieren können? Vorher wussten wir das noch gar nicht?

Ich will ja nicht übertreiben, aber ich kriege hier gerade so etwas wie eine Vertrauenskrise, so nach dem Motto: wo leben wir eigentlich? Ich scheine mir bisher etwas vorgemacht zu haben. Ich glaubte, dass so wichtige Entscheidungen wie "Atomkraftwerke ja oder nein" nicht ohne fundierte Risikoabschätzungen erfolgen. Und jetzt, durch Japan, wird das Risiko von Merkel und Co mal eben viel höher bewertet? Jetzt hält man abstürzende Flugzeuge plötzlich doch für möglich und vorher nicht? Dabei höre ich auf Podcasts von Wissenschaftlern immer wieder, dass der Mensch sehr dazu neigt, Risiken völlig falsch einzuschätzen, weil das Gehirn das nunmal nicht gut kann. Sollte man nicht also doch fundierte Studien durchführen und eine objektive Risikoabschätzung vornehmen und der dann glauben, statt einer hysterischen Bundeskanzlerin, die vermutlich gerade zwei schlaflose Nächte hindurch Fernsehberichte aus Japan angeschaut hat?

Ich bin erfreut darüber, dass jetzt alle aus der Atomenergie aussteigen wollen. Sagen wir innerhalb der nächsten 20 Jahre. Ich bin entsetzt darüber, wieso das jetzt alle wollen.
Benutzeravatar
ganimed
 
Beiträge: 1687
Registriert: Sa 23. Aug 2008, 22:35

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Arathas » Di 22. Mär 2011, 13:36

ganimed hat geschrieben:statt einer hysterischen Bundeskanzlerin, die vermutlich gerade zwei schlaflose Nächte hindurch Fernsehberichte aus Japan angeschaut hat?


Die hat wohl eher zwei schlaflose Nächte die Stimmungsbarometer in Deutschland angeschaut und gesehen, dass sie (scheinbar!) umschwenken muss, um noch fest im Sattel zu bleiben. Moratorium mit anschließender Wieder-Inbetriebnahme ist doch kein Atomausstieg, sondern ein Witz.

ganimed hat geschrieben:Ich bin erfreut darüber, dass jetzt alle aus der Atomenergie aussteigen wollen. Sagen wir innerhalb der nächsten 20 Jahre. Ich bin entsetzt darüber, wieso das jetzt alle wollen.


Ist doch ganz normal, dass aktuelle Ereignisse den Leuten wieder ins Gedächtnis rufen, was Atomkraft anrichten kann. Die meisten Leute verdrängen halt sehr schnell, und wenn Fukushima jetzt doch noch irgendwie kontrolliert werden kann und das mit der ausgetretenen Strahlung gar nicht so schlimm ist, wie befürchtet, dann haben die Leute auch das in einem Jahr wieder vergessen und wählen fröhlich schwarz und gelb.
Benutzeravatar
Arathas
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 1177
Registriert: Do 19. Mär 2009, 11:58

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Kurt » Di 22. Mär 2011, 17:53

ganimed hat geschrieben:Was ist denn von Politikern zu halten, die ihre Meinung über ein solch wichtiges Thema (Atomausstieg ja oder nein) offenbar überhaupt nicht von Risikoabschätzuungen und realen Fakten abhängig machen (denn die haben sich ja angesichts der Japan-Ereignisse nicht im geringsten geändert) sondern von emotionalen Bewertungen und Befindlichkeiten (nur die mögen sich geändert haben).


Risikoabschätzungen basieren immer auch auf Statistiken, und da Atomunfälle sehr selten passieren, schlägt da ein Einzelfall wie Japan schon zu Buche. Außerdem leben wir in einer Demokratie, da ist auch nichts verwerfliches dran, wenn Politiker auf die Meinung des Volkes Rücksicht nehmen. Dass Politiker dabei gern überreagieren, ist wohl in unserem "System" eingabaut.
Kurt
 
Beiträge: 704
Registriert: Fr 19. Jan 2007, 16:55
Wohnort: Bayern

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Nanna » Di 22. Mär 2011, 19:01

Eine zuverlässige Statistik, mithilfe der man auf zukünftige Ereignisse extrapolieren kann, lässt sich natürlich schon mangels Datenmenge nicht aus den bisherigen Vorkommnissen erstellen. Trotzdem darf es wohl stutzig machen, dass Behauptungen seitens der Atomindustrie aufgestellt werden wie die, dass ein Super-GAU innerhalb von 20.000 Jahren sehr unwahrscheinlich sei (sinngemäß), und dann haben wir innerhalb von 25 Jahren einen Super-GAU und einen GAU mit Potential zum Super-GAU (wobei letzterer in den Risikoeinschätzungen eigentlich "ausgeschlossen" war).

Das zentrale Problem bei einem atomaren Unfall ist eben, dass der mögliche Schaden gigantisch sein kann. Wenn ein Kohlekraftwerk explodiert, ist die maximale Zerstörung immer noch weit unter denen einer Kernkraftwerksexplosion. Zudem scheinen Kohlkraftwerke (und noch weniger Solaranlagen) irgendwie keine natürliche Affinität zu besitzen, einfach mal in die Luft in die zu fliegen.

Insofern ist die Frage, was hier politischer Wahnsinn ist, das Abschalten oder Beibehalten.
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon platon » Di 22. Mär 2011, 19:36

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Es ist aber nicht nachweisbar, ob und wenn ja, ab wann eine ganz schwache Verstrahlung auch langfristig sicher (!) keine Wirkung auf den Organismus ausmacht. Theoretisch sollte dies auch nie der Fall sein, da jede noch so kleine Strahlenexposition das Potential zu einer Wirkung hat, nur ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Wirkung in diesem getroffenen Organismus eintritt, immer kleiner werdend und u.U. könnte die Wirkung so schwach sein, dass entweder die Wirkung keine Schädigung ist oder die Selbstheilungskräfte (der Zelle z.B.) wahrscheinlich den Schaden ausmerzen oder die Schädigung erst so spät eintritt, dass der Organismus aus Altersgründen dies eigentlich gar nicht mehr erlebt. Ein mögliches Problem selbst minimaler Strahlenbelastungen stellt immer die Addition zu bestehenden Belastungen dar. Wo aber genau diese möglichen Grenzen Schädigung oder keine Schädigung beim Menschen stehen, dies ist aus vieleln Gründen nicht wirklich nachweisbar.

Genau das ist Geschwurbel! "Eine Schädigung, die erst so spät eintritt, dass der Organismus aus Altersgründen dies eigentlich gar nicht mehr erlebt" ist hart an der Grenze zur Comedy!
Strahlenbelastung verursacht Schäden im lebenden Gewebe. Wenn nun aber die Strahlendosis immer weiter zurückgeht, dann kommt irgendwo ein Punkt, wo Schäden nicht mehr nachweisbar sind. Jetzt kommt aber das interessante. Diese Strahlendosen sind viel höher als die natürliche Strahlenbelastung, der wir sowieso ausgesetzt sind. Deshalb gibt es im Schwarzwald nicht mehr "Strahlenopfer" als im Emsland. Was die Bayern durch den Regen abbekommen haben, war weit unterhalb der Mengen, die irgendeine Relevanz haben. Und ich bleibe dabei: Effekte, die ich nicht messen kann und deren Auswirkung ich nicht bestimmen kann, sind keine. Es hat eine ganze Reihe gesundheitliche Schäden wegen hochdosierter Jodtabletten gegeben, die diese Irren vor lauter Panik gefressen haben, von Strahlenopfern in Bayern habe ich nichts gehört.
Benutzeravatar
platon
 
Beiträge: 1634
Registriert: Fr 10. Apr 2009, 21:49

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon xander1 » Di 22. Mär 2011, 20:07

Nanna hat geschrieben:GAU mit Potential zum Super-GAU


Das klingt wie ein doppelter Superlativ. GAU ist schon der größte anzunehmende Unfall und Super GAU wäre dann wohl der größte der größten anzunehmenden Unfälle? Die Unterscheidung von GAU und Super-GAU mag vielleicht Sinn ergeben, aber dann sollte man es anders nennen.
Benutzeravatar
xander1
 
Beiträge: 2825
Registriert: Sa 12. Jul 2008, 07:52

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Gandalf » Di 22. Mär 2011, 20:23

platon hat geschrieben: Was die Bayern durch den Regen abbekommen haben, war weit unterhalb der Mengen, die irgendeine Relevanz haben. Und ich bleibe dabei: Effekte, die ich nicht messen kann und deren Auswirkung ich nicht bestimmen kann, sind keine.


Sehr (folge-)richtig: Was ich nicht weis macht mich (eben) nicht heiß! :schlafen:
Sollen doch die anderen mir nachweisen, dass es überhaupt etwas zu wissen gibt, wenn nichts untersucht wurde!

Es geht in unserer Gesellschaft oftmals (und nicht nur bei Unglücken) NICHT um das 'messen können', sondern um das 'messen wollen'!?

Beispiele:
http://www.leben-nach-tschernobyl-ev.de ... ernoby.pdf

Zitate daraus:
In Bayern erhielt die Studiengruppe keine Arbeitsgenehmigung.

Tschechien ist in vergleichbarer Weise vom Tschernobyl-Fallout betroffen wie Ostdeutschland und Bayern. Die Untersuchung
wurde in Tschechien durchgeführt, weil es dort – im Gegensatz zu Deutschland – ein Krebsregister auch für Erwachsene gibt
.




Auch genetische und teratogene Schäden (Fehlbildungen) haben in mehreren Ländern
Europas signifikant zugenommen. Allein in Bayern kam es nach Tschernobyl zu 1.000 bis
3.000 zusätzlichen Fehlbildungen.
Es ist zu befürchten, dass es in Europa strahlenbedingt zu
mehr als 10.000 schwerwiegenden Fehlbildungen kam. Die Dunkelziffer ist hoch, wenn man
berücksichtigt, dass sogar die IAEA zu der Einschätzung kam, dass es in Westeuropa
100.000 bis 200.000 Abtreibungen wegen der Tschernobylkatastrophe gab.


Im Süden der Bundesrepublik, vor allem in Bayern
und Baden-Württemberg, wo die höchsten Strahlenbelastungen nach Tschernobyl
festgestellt worden waren, wurden deutlich mehr Todesfälle bei Neugeborenen registriert als
in (nördlichen) Gebieten,
in denen der radioaktive Niederschlag geringer war. Diese Arbeit
hat jedoch die zurückliegenden Veränderungen der Säuglingssterblichkeit infolge des
Niederschlags von den atmosphärischen Atomwaffentests bei den Extrapolationen nicht
genügend berücksichtigt.
Eine 1997 veröffentlichte Arbeit von Alfred Körblein51 und Helmut Küchenhoff kam zu dem
Ergebnis, dass die Perinatalsterblichkeit in Gesamt-Deutschland nach Tschernobyl
signifikant angestiegen ist. Die Analyse der monatlichen Sterblichkeitsraten ergab einen
Anstieg der Perinatalsterblichkeit sieben Monate nach der kalkulierten höchsten Belastung
schwangerer Frauen mit radioaktivem Cäsium
.52 Die Autoren führen diesen Anstieg darauf
zurück, dass im Winter 1986/1987 landwirtschaftliche


Es zeigte sich in Bayern ein
Unterschied in den Geburtenraten zwischen Südbayern und Nordbayern. In Südbayern, das
vom Tschernobyl-Fallout stärker betroffen war als Nordbayern, war die Geburtenrate im
Februar 1987 signifikant um 11 Prozent gegenüber dem Erwartungswert erniedrigt

(p=0,0043). Das Geburtendefizit beträgt 615 Geburten. In Nordbayern zeigte sich nur eine 4-
prozentige Abnahme, die nicht signifikant ist (p=0,184).

Bayern ist das einzige deutsche Bundesland, in dem Daten zu kindlichen
Fehlbildungen vor und nach Tschernobyl existieren. Sie wurden für die Jahre 1984 bis 1991
im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen
nachträglich erhoben.
88
H. Scherb et al. fanden einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Fehlbildungsrate
nach Tschernobyl und der Cäsium-Bodenkonzentration in den bayerischen Landkreisen. Für
die Fehlbildungsgruppe Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten ermittelten sie eine Erhöhung
der Fehlbildungshäufigkeit in den Jahren nach Tschernobyl (1987-1991) gegenüber den
Jahren zuvor (1984-1986).89
Der zweite Schwerpunkt der Arbeit von Scherb und Weigelt beinhaltet die Analyse von
Fehlbildungsdaten, die in Bayern im Auftrag des dortigen Umweltministeriums erhoben
wurden. Sie lassen die Abschätzung zu, dass es in Bayern nach Tschernobyl zu 1000 bis
3000 zusätzlichen Fehlbildungen zwischen Oktober 1986 und Dezember 1991 kam.90 Die
Autoren kommen zu einer Risikoabschätzung, die sich in ähnlicher Größenordnung bewegen
wie die Risiken für Totgeburten im Bereich von 0,5%-2.0%/(1 kBq/m2). In aller Vorsicht
übersetzt bedeutet das ein relatives Risiko von 1.6/(1mSv/a), wenn man nur die externe
Dosis aufgrund der beiden Cäsium-Isotope Cs134 und 137 berücksichtigt. Das widerspricht
der Meinung, dass es in Hinblick auf Reproduktionsstörungen einen (relativ hohen)
Schwellenwert gebe.91 92 93
Benutzeravatar
Gandalf
 
Beiträge: 925
Registriert: Mo 25. Feb 2008, 20:54

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Gandalf » Di 22. Mär 2011, 20:34

hier übrigens noch ein (weiteres plausibles) Szenario, dass KEINER der "bei uns gibt es doch kein Erdbeben-Tsunmai-Stromausfall"-Beschwichtiger auf der Rechnung haben wird, wenn es eintritt:

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2009/05/ ... urm?page=2
Benutzeravatar
Gandalf
 
Beiträge: 925
Registriert: Mo 25. Feb 2008, 20:54

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Gandalf » Di 22. Mär 2011, 20:37

Gandalf hat geschrieben:hier übrigens noch ein (weiteres plausibles) Szenario, dass KEINER der "bei uns gibt es doch kein Erdbeben-Tsunmai-Stromausfall"-Beschwichtiger auf der Rechnung haben wird, wenn es eintritt:

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2009/05/ ... urm?page=2


.. wenn das Eintritt haben wir Fukushima hoch 3 und das Ende der Menschheit wäre nicht unrealistisch.
Benutzeravatar
Gandalf
 
Beiträge: 925
Registriert: Mo 25. Feb 2008, 20:54

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon ganimed » Di 22. Mär 2011, 20:52

Ich dachte ein normaler Stromausfall kann einem Atomkraftwerk nichts anhaben, weil es zum Kühlen entweder den eigenen Strom nimmt oder auf Notstromaggregate umgeschaltet wird.

Gandalf hat geschrieben:Fukushima hoch 3 und das Ende der Menschheit wäre nicht unrealistisch.

Fukushima hoch 1 bedeutet ja noch nichtmal das Ende von Nordjapan. Und die Welt ist richtig groß. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine einzelne Ursache da zu einem Ende führen kann.
Benutzeravatar
ganimed
 
Beiträge: 1687
Registriert: Sa 23. Aug 2008, 22:35

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Gandalf » Di 22. Mär 2011, 21:01

ganimed hat geschrieben:Ich dachte ein normaler Stromausfall kann einem Atomkraftwerk nichts anhaben, weil es zum Kühlen entweder den eigenen Strom nimmt oder auf Notstromaggregate umgeschaltet wird.


... auch die Notstormaggregate benötigen Transformatoren, Kondenstoren und Transistoren um anzuspringen und zu funktionieren. Sind diese EMP sicher verbaut?
Benutzeravatar
Gandalf
 
Beiträge: 925
Registriert: Mo 25. Feb 2008, 20:54

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon mat-in » Di 22. Mär 2011, 22:33

ganimed hat geschrieben:Fukushima hoch 1 bedeutet ja noch nichtmal das Ende von Nordjapan. Und die Welt ist richtig groß. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine einzelne Ursache da zu einem Ende führen kann.

Na, wenn man das dort gelagerte Plutonium fein genug verteilt wäre es sicher ausreichend, aber das wird genauso sicher nicht passieren.
Benutzeravatar
mat-in
 
Beiträge: 1953
Registriert: Di 14. Sep 2010, 12:39

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Lumen » Di 22. Mär 2011, 23:05

Eine andere Betrachtungsweise.

Angenommen es gäbe eine Kiste mit einem Knopf darauf. Einmal im Monat darfst du diesen Knopf drücken. Dann wird 5000€ auf dein Konto überwiesen. Leider gibt es einen sehr kleinen Haken. Jedes Mal, wenn du den Knopf drückst, besteht die verschwindend geringe Möglichkeit, dass entweder ein Freund oder ein Familienmitglied eines grausamen Todes stirbt. Das passiert praktisch nie, versichern die Konstrukteure und sie haben absolut recht.

Die erste Frage die wir uns jetzt stellen: Würden wir selbst den Knopf Monat für Monat drücken? Wie gesagt, es passiert ja wirklich fast nie etwas. Nachdem wir das für uns beantwortet haben, stellen wir uns die Frage, ob wir einverstanden sind, wenn ein Familienmitglied oder Freund diesen Knopf Monat für Monat betätigt. Es könnte sein, dass wir eines grausigen Todes sterben, passiert aber tatsächlich sogut wie nie. Also keine Sorge, oder? Wenn wir das beides beantwortet haben, fragen wir weiter: Wie sicher sind wir uns jeweils damit? Sind wir absolut sicher, oder stark unsicher mit unserer Entscheidung?

Wir wissen von der Statistik, dass wir solche Unsicherheiten sozusagen hochrechnen können. Sind wir selbst sehr unsicher und halbwegs normal, dann wird sich diese Unsicherheit bei großen Zahlen statistisch niederschlagen, dass viele Leute eben dagegen sind. Können wir jetzt einfach fortfahren und den Knopf drücken?

Mir geht es darum, einmal verschiedene Sichtweisen zu verstehen, auch wenn man selbst andere Ansichten hat. Ich denke zum Beispiel, dass die möglichen, wenn auch extrem geringen Wahrscheinlichkeiten mit einzurechnen sind. Wenn die Risiken zu hoch sind, auch wenn sie so gut wie nie eintreffen, wird irgendwann auch die Entscheidung untragbar, diese Risiken zu tragen. Letztlich ist es nicht mein Problem, woher die Konzerne den Strom nehmen, den sie an mich verkaufen wollen. Ich sehe nicht ein, weshalb jemand überhaupt Betriebsrisiken von Konzernen tragen soll. Solange die Atomkraft die Netze beliefert, wird die Suche und der Ausbau an besseren Energiequellen nicht mit höchster Dringlichkeit vorangetrieben, was ein nicht tragbar Zustand ist.
Benutzeravatar
Lumen
 
Beiträge: 1133
Registriert: Sa 30. Okt 2010, 01:53

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Nanna » Mi 23. Mär 2011, 00:37

Lumen hat geschrieben:Wir wissen von der Statistik, dass wir solche Unsicherheiten sozusagen hochrechnen können.

Richtig. Und wir wissen außerdem, dass "Restrisiko" nichts anderes bedeutet als "p > 0". Das heißt, dass es mit mathematischer Gewissheit irgendwann irgendwo den, nennen wir ihn GMU, den Größten Möglichen Unfall, geben wird ("möglich" = "physikalisch möglich", also Folgen einbeziehend, die zwar kaum "anzunehmen" sind (GAU), aber eben geschehen können).
Während in einer Solaranlage, das möchte ich nochmal betonen, weil es meiner Meinung nach DAS essentielle Kriterium für die Bewertung ist, der GMU in einem Stromausfall bestehen dürfte und ein paar Arbeiter eines unangenehmen Todes neben einem explodierten Trafohaus sterben werden, ist der GMU im Falle von nuklearen Super-GAUs nahe an ziemlich apokalyptischen Szenarien. Wenn man es mal so formuliert, dass also für das Auftreten einer mörderischen Katastrophe mit Folgen für mehrere Jahrhunderte "p > 0" ist, klingt das ganze schon nicht mehr so angenehm, zumal wenn man versteht, dass es lediglich genügend Versuche bedarf, damit der nukleare GMU eintritt. Jede Laufzeitverlängerung, insbesondere bei alter Kraftwerkstechnik, jedes neue Kraftwerk stellt also eine Steigerung des Wertes von p dar.

Die ZEIT schrieb neulich auf ihrer Titelseite: "Das elfte Gebot lautet: Du sollst nicht pokern". Auch wenn ich es ansonsten mit den Zehn Geboten halte wie George Carlin, in dem Punkt hat der Autor (Bernd Ulrich) recht.

Lumen hat geschrieben:Ich sehe nicht ein, weshalb jemand überhaupt Betriebsrisiken von Konzernen tragen soll.

Naja, so pauschal möchte ich dir da nicht zustimmen. Wenn wir als Gesellschaft nicht bereit wären, Betriebsrisiken mitzutragen, könnten wir Deutschland zusperren, weil es Produkte oder Dienstleistungen, deren Herstellungsprozess für die Gemeinschaft völlig risikofrei ist, einfach nicht gibt und das bedeutet nunmal, dass Katastrophenfolgen einkalkuliert werden müssen und zur Not eben auch von der Gesellschaft mitgetragen werden müssen. Ansonsten dürfte man konsequenterweise nichtmal Aspirin nehmen, weil man das Betriebsrisiko von Bayer mittragen würde, dass irgendwas an dem Zeug schädlich sein könnte.
Entscheided ist, das betone ich hier einfach nochmal, welche Auswirkungen der eingetretene Schadensfall auf die Gesellschaft tatsächlich hat. Im Falle einer AKW-Explosion werden ganze Landstriche verseucht, die Menschen sind dann tot, verletzt, krank, traumatisiert, das richtet kein Geld der Welt mehr. Betriebsrisiken muss die Gesellschaft schon tragen, um eine funktionierende Wirtschaft zu haben, von der ja auch (fast) alle profitieren, aber hier reden wir über Größenordnungen, die die Gesellschaft und die Wirtschaft an sich gefährden und DIESES Betriebsrisiko ist tatsächlich niemanden aufzubürden. Wenn die Stromkonzerne einen sicheren Ort irgendwo 10km tief in der Erdkruste finden, dann können sie da von mir aus ihre AKWs betreiben, ansonsten bin ich für einen zeitnahen Ausstieg aus dieser potentiell großindustriellen Sargschmiede.
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon stine » Mi 23. Mär 2011, 07:39

Der Protest gegen Stromerzeugung dürfte mit dem Einstellen der AKWs nicht abgetan sein. Es wird derzeit fast gegen alles protestiert, gegen Wasserkraft und Windkraft (von Braunkohle ganz zu schweigen!!!) und Solarfreiflächen auf dem Acker und auf der grünen Wiese will auch niemand wirklich gerne haben, jedenfalls nicht beim Blick aus dem eigenen Fenster.
Wir werden wohl künftig auf Strom verzichten müssen.
Ade, du schönes Internet...

:computer: stine
Benutzeravatar
stine
 
Beiträge: 8022
Registriert: Do 27. Sep 2007, 08:47

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Arathas » Mi 23. Mär 2011, 09:07

Gandalf hat geschrieben:hier übrigens noch ein (weiteres plausibles) Szenario

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2009/05/ ... urm?page=2


Einen möglichen Sonnensturm hatte ich weiter oben ja schon erwähnt, allerdings weiß ich nicht (und wohl auch sonst niemand), welche Situation tatsächlich aus einem gewaltigen Sonnensturm entstehen kann.

Wenn wir aber mal davon ausgehen, dass dabei wirklich ein Großteil des weltweiten Stromnetzes zerstört wird, sind Kernschmelzen in Folge von fehlender Kühlung vorprogrammiert. Wenn dann nur bei 20 % der AKW eine solche eintritt, sind das immerhin 80 - 100 Anlagen, viele davon mit mehreren Reaktoren ausgestattet wie in Fukushima. Die Radioaktivität würde sich über den Globus verteilen und wohl keinen Menschen, egal wo er wohnt, verschonen.

Das wäre nicht das Ende der Menschheit, weil ja nicht alle Leute direkt sterben, wenn sie verstrahlt sind. Aber es wäre das Ende der Zivilisation, wie wir sie kennen, und es würden ein paar Jahre nach dem Sonnensturm nur noch wenige Menschen am Leben sein. Aus welchem Grund auch immer gibt es Liquidatoren, die haben bei Tschernobyl direkt am Reaktor gearbeitet und leben noch immer, während andere damals innerhalb von Wochen gestorben sind. Es wird also mit ziemlicher Sicherheit nicht das Ende der Menschheit sein, weil ein paar Glückliche entgegen aller Wahrscheinlichkeit mit dem Leben davonkommen. Ein langsames Aussterben wäre dann eher wahrscheinlich, weil selbst die Kinder und Kindeskinder (und so weiter und so fort) der Überlebenden durch die weiterhin vorhandene Radioaktivität belastet sind.

Für die Welt und das Leben an sich würde das Ereignis allerdings nicht ganz so verheerend sein, denke ich. Vor allem recht strahlungsresistente Tiere wie Insekten wären dann die neuen Herrscher der Erde.

Ich glaub da sollte ich nen Roman draus machen, der Stoff ist gut und das Szenario gar nicht mal sooo unwahrscheinlich. =)
Benutzeravatar
Arathas
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 1177
Registriert: Do 19. Mär 2009, 11:58

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon Nanna » Mi 23. Mär 2011, 10:44

Interessant finde ich die heute in der FAZ vorgestellten Kraftwerke der vierten Generation. Diese sollen so konstruiert sein, dass eine Kernschmelze erst gar nicht möglich ist und ebenso auf externe Notkühlsysteme verzichtet werden kann, außerdem fällt teilweise deutlich weniger Atommüll an. Sollte die Technik in 20 - 30 Jahren so weit und dann auch bezahlbar sein, könnte ich mich mit einem Neubau von AKWs in Deutschland wahrscheinlich anfreunden.

http://www.faz.net/s/RubB08CD9E6B087466 ... ntent.html
Benutzeravatar
Nanna
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 3338
Registriert: Mi 8. Jul 2009, 19:06

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon musicman » Mi 23. Mär 2011, 12:03

stine hat geschrieben:Es wird derzeit fast gegen alles protestiert, gegen Wasserkraft und Windkraft (von Braunkohle ganz zu schweigen!!!) und Solarfreiflächen auf dem Acker und auf der grünen Wiese will auch niemand wirklich gerne haben, stine


Und viele der Protestierer kaufen wahrscheinlich noch Bio-Strom, irgendwas stimmt hier nicht, man sollte solchen Leuten mal übers Wochenende den Strom abdrehen.

musicman
musicman
 
Beiträge: 738
Registriert: Mi 16. Sep 2009, 21:56

Re: Politischer Wahnsinn beim Atomausstieg

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mi 23. Mär 2011, 12:22

@ Platon: Es ist eben auch schon ein Unterschied, ob du auf einem leicht über dem Durchschnitt strahlendem Boden lebst oder ob du leicht strahlenden Staub einatmest, per Regen auf die Haut bekommst, per Essen oder Trinken dir oral verabreichst. Ob und ab wann dieser Unterschied signifikant nachweisbar ist, ist eine andere Sache. Und ob diese Exposition dank Tschernobyl irgendwann als Krebs erkennbar zu Tage tritt, ist selbstverständlich nicht sicher. Als medizin-averser Mensch kannst du natürlich darüber hinaus auch nicht ahnen, dass ein Krebs nicht sofort entsteht und sofort erkannt wird.
Benutzeravatar
1von6,5Milliarden
Mitglied des Forenteams
Mitglied des Forenteams
 
Beiträge: 5236
Registriert: Sa 25. Nov 2006, 15:47
Wohnort: Paranoia

VorherigeNächste

Zurück zu Gesellschaft & Politik

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste

cron