Nanna hat geschrieben:Die Erwartung, man müsse nur Demokratie schaffen, alles andere käme dann schon von alleine, übersieht völlig, dass auch in Europa zuerst die wirtschaftliche Entwicklung und die Bildung kam und zwar durchaus noch zu monarchischen Zeiten. Erst als eine breite gebildete Mittelschicht bestand, konnte diese auch ihre politische Teilhabe einfordern und eine entsprechende Infrastruktur dafür geschaffen werden.
Sicher ist Demokratie im westlichen Sinne für viele Länder derzeit weder möglich noch erstrebenswert, da es z.B. keine gefestigten Strukturen gibt um Machtkämpfe nach Wahlniederlagen abzufedern. Die Idee mit der "Demokratie" hat aber einen ernsten Hintergrund: Ohne einige demokratische Prinzipien wie Mächteteilung, Pressefreiheit und ohne einige politische Grundvorraussetzungen, wie z.B. die Tatsache, dass der Staat in ausreichendem Umfang Steuern einzutreiben vermag, versickern die Entwicklungsgelder allzu häufig im Militärhaushalt und bei den korrupten Eliten. Insofern ist der umgekehrte Weg: Erst Wohlstand schaffen, dann kommt die Demokratie oder etwas ähnliches, auch versperrt. Meist endet es dann doch in der Kleptokratie.
Ich denke man muss hier eine vernünftige Balance finden, zumindest muss das Nehmerland die Grundprinzipien (unabhängige Justiz und Presse, Meinungsfreiheit, Wahlfreiheit etc.) garantieren können oder zumindest glaubhaft anstreben wollen.
Deine Quelle würde mich aber schon interessieren, denn wichtig ist es in der Entwicklungshilfe vor allem auf der Basis valider Daten zu arbeiten. Da kommt oft erstaunliches zutage, so ist nach Paul Collier und anderen empirischen Ökonomen Ressourcenreichtum eines Staates in Kombinatin mit anderen Faktoren ein wesentlicher Risikofaktor für die Armut breiter Bevölkerungsschichten!