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A. Generalkritik der Psychologie und ihrer Erklärungsmuster
1. Gegenstand der Psychologie
Albert Krölls hat geschrieben:Was nämlich Staaten, Selbstmörder, Liebesleute oder Ausländerfeinde so treiben, was die so denken, welche mehr oder weniger offenkundigen Absichten und Zwecke die Sozialcharaktere dieser höchst unterschiedlichen Tatbestände verfolgen, das spielt im Rahmen psychologischer Erklärungen nur eine höchst untergeordnete Rolle.
Nein.
Gerade was jemand denkt, was ihn motiviert, usw. ist der zentrale Inhalt der Psychologie.
2. Der Determinismus der Psychologie
Albert Krölls hat geschrieben:Wille und Bewußtsein fungieren, sofern ihre Existenz nicht überhaupt bestritten wird, lediglich als Vollzugsorgan dahinter liegender, verborgener Vorgänge. Und dieses Menschenbild der Bewirktheit oder der Bedingtheit aller menschlichen Werke pflegt die psychologische Betrachtungsweise die Totalität aller Gegenstände zu beugen und konstruiert sich dementsprechend umgekehrt die Welt als Belegmaterial für dieses theoretische Vorurteil ‚alles ist bedingt, alles ist bewirkt’ zurecht.
Es sind längst nicht alle Psychologen Deterministen, in dem Sinne, wie Kröll hier falsch zu glauben scheint.
Desweiteren unterliegt er dem inkompatibilistischen Vorurteil, wer determiniert sei, könne keinen freien Willen haben.
Albert Krölls hat geschrieben:Alle diese Deutungen der Psychologie, von Adam und Eva bis hinzu – ich ende mal bei – Holzkamp (seitdem gibt es glaube ich nichts groß neues mehr), so verschieden wie gegensätzlich sie sich auch immer zueinander verhalten mögen, fußen auf derselben Denkweise, und dieser Denkweise haben wir hier den Namen des psychologischen Determinismus gegeben.
Und ich dachte immer da gäbe es die Lehre von der Vererbung, der Konditionierung und der Ansicht, dass es eine Möglichkeit gibt, seine Einstellungen, Ansichten und sein Verhalten zu ändern. Würde man das nicht meinen, machte Therapie keinen Sinn. Es gibt aber Psychologen, die Pychotherapie machen.
Albert Krölls hat geschrieben:Auch alle möglichen Faktorenkombinationen kommen als Erklärung in betracht, wie uns die Standardkontroverse zu Verhältnis von „Anlage“ und „Umwelt“ als biologisch-psychologischen Wirkkräften nachhaltig demon-striert, aber Eines steht von vornherein fest: Das Denken und Handeln ist zwangsläufig – wie auch immer – determiniert. Wenn auch nicht vollständig, so doch mindestens teilweise.
Statt dessen ist der Mensch völlig frei von äußeren Ursachen?
Agent Provocateur wird es freuen, er hat immer nach einem waschechten Libertarier gesucht, hier scheint einer zu sein, warten wir auf seine Argumente.
3. Gibt es nicht-deterministische Psychologien?
Albert Krölls hat geschrieben:Und derartige Aussagen, daß im Krieg und der menschlichen Aggressivität ein unleugbarer Zusammenhang bestehen soll, die finden sich unter dem Stichwort ‚Aggressionstheorie’ noch in jedem namhaften anerkannten psychologischen Werk. Ebensowenig – ist mir jedenfalls nicht bekannt geworden – möchte sich die Medienforschung von der Behauptung distanzieren, daß sich die ausufernde Jugendgewalt zumindest teilweise auch der Wirkung von Gewaltdarstellungen in Film und Fernsehen verdanken soll. Und ein Kongreß zum Thema Ausländerfeindlichkeit oder Jugendgewalt oder Antisemitismus bei dem nicht von namhaften Sozialwissenschaftlern Frustations- oder Agressionstheorien als Erklärung dargeboten werden, den hat es meiner Kenntnis nach auch noch nicht gegeben. Und wie gerade das Beispiel der Antisemitismusforschung belegt, ist auch der Psychomarxismus der Frankfurter Schule keineswegs unmodern geworden und erfreut sich gerade in progressiven antideutschen Kreisen großen Zuspruches, wenn es darum geht mit Adorno- und Horkheimer-Zitaten nach dem angeblich sado-masochistischen Ursprung des deutschen Nationalcharakters zu forschen. Und selbst der ein wenig aus der Mode gekommene, von fortschrittlichen Psychologen als Manipu-lationswissenschaft verschrieener und geschmähter Behaviorismus, der lebt munter weiter, zumindest in seiner praktischen Form der Verhaltenstherapie, die bekanntlich nicht wegen Menschenfeindlichkeit aus dem Arsenal der anerkannten Therapieformen gestrichen worden ist.
Allein dieser kleine Durchgang durch die aktuelle Welt psychologischer Ansätze widerlegt den üblicherweise – von mir natürlich erwarteten – Einwand, der da immer, wenn ich meine Kritik gegen die Psychologie loslasse, erhoben wird, wir würden hier eine unzulässige Verallge-meinerung treiben, wenn wir sagen würden, der Determinismus ist das Erklärungsprinzip der Psychologie.
Also, alles Schlampen, außer Mutti.
Was genau ist jetzt am attackierten Determinismus so verwerflich und wie sieht die libertaristische Alternative aus? Der Autor schimpft erst mal in bekannter Manier weiter… und kommt dann am Ende zu dem inzwischen schon bekannten Schluss:
Albert Krölls hat geschrieben:Also, alle Psychologie, alle Denkrichtungen, alle Schulen, alle Repräsentanten argumentieren deterministisch, verfolgen diese Erklärungsweise, das Tun, Denken und Handeln als Resultante dahinterliegender Faktoren, Bestimmungskräfte zu würdigen, die dafür verantwortlich zeichnen, daß das Handeln als Resultat ihres Wirkens hervorgebracht werden. Abgekürzt: Alles Tun oder Denken ist bedingt oder bewirkt.
Das Problem liegt bisher nur darin, dass der Autor meint, Determinismus hieße, keinerlei (oder weitgehend keine) Entscheidungsfreiheit zu haben, ein Irrtum.
Dennoch könnte es sein, dass er gute Argumente für eine libertaristischen Position hat.
4. Gegenargumente zum Determinismus der Psychologie und die Dialektik von Kraft und Äußerung
Albert Krölls hat geschrieben:Jetzt fange ich an darzulegen, was all diese Schulen für Argumente ins Feld führen für die Berechtigung dieser Denkweise, die anscheinend so in Fleisch und Blut übergegangen ist, daß schon der geringste Zweifel an ihr Kopfschütteln oder Fragen auslöst der Art, ja, wie soll man denn überhaupt anders denken.
Sie haben im wesentlichen zwei Argumente. Das erste Argument ist ziemlich simpel, sie machen nämlich einen Schluß vom Subjekt des Denkens und Handelns auf den tieferen Grund des Denkens und Handelns in dessen psychisches Innenleben. Da sag ich drauf: Es ist ja wirklich nicht zu bestreiten, daß der Mensch, ja wer auch sonst, das Subjekt aller Aktivitäten bildet, die den Erklärungsgegenstand der Psychologie bilden.
Ja, eben, es ist nicht zu bestreiten.
Aber?
Albert Krölls hat geschrieben:Diese ungemein erhellende Erkenntnis, bei allem, was der Mensch so treibt, ist der Mensch dabei, die gibt freilich überhaupt keinen guten Grund dafür ab, Abstand zu nehmen von der Betrachtung dessen, was die Menschen da so tun, was sie da so denken, und stattdessen sein Augenmerk darauf zu richten, daß Menschen es tun und deshalb die eigentlichen Bestimmungsgründe für das bestimmte Tun eben jenseits des bestimmten Tuns in der psychischen Natur des Menschen ausfindig machen zu wollen. Also eine Sudellogik mit dem gedanklichen Schluß: Aus dem Subjekt des Handelns zu schließen, deswegen muß ich in sein Innenleben, weil der Mensch das Subjekt ist, liegt im Innenleben der Menschen der Erklärungsschlüssel seiner Werke und seines Denkens. Nein, sage ich, das ist überhaupt kein naheliegender Schluß.
Das sagt er so und begründet es erst mal nicht.
Wenn ich es richtig sehe, dieser Schluss, der „überhaupt kein naheliegender“ ist, zwar der, der oben noch nicht zu bestreiten war, aber gut.
Albert Krölls hat geschrieben:Oder mal andersherum gefragt: Aus welchen Gründen sollte es denn von vornherein ausgeschlossen sein, daß ein unsinniger Gedanke das gedankliche Eigenwerk desjenigen bildet, der eben diesen Gedanken hegt?
Frage ich mich auch, vor allem frage ich mich, wer das eigentlich bestreitet, dass wir der Urheber unserer Gedanken sind? Kein Psychologe den ich kenne, würde das besteiten.
Aus dem Kapitel 4 entnehme ich noch, dass der Autor kritisiert man könne das Auftreten einer Eigenschaft, wie Ausländerfeindlichkeit oder Aggression nicht mit dem Trieb dazu begründen, das sei eine „tautologischen Schaukel“. Das ist wohl wahr, aber das selbst die Sorte Psychologie, die ich selbst nicht so schätze, hier stehen bliebe, ist mir neu.
5. Krieg und menschliche Aggression
Zur Aggression zitiert der Autor Mitscherlich, um anzufügen, das was er sagt, sei nicht zu bestreiten „Das will überhaupt keiner bestreiten.“ und es im Folgenden dann doch zu tun, bzw., sich noch mal über das auszulassen, was in 4. Schon erwähnt wurde.
[/quote]Albert Krölls hat geschrieben:Wer Aggressivität behauptet, der macht einen Menschen ganz jenseits seiner Bestimmungsgründe und jenseits aller Zwecke von Gewaltausübung, definiert er den Menschen prinzipiell als gewalttätiges Wesen auf der Suche nach Grund und Gegnern eben seines generalabstrakten Triebes zur Ausübung von Gewaltsamkeit.
Was eben noch niemand bestreiten wollte, wird hier bestritten.
Ich kann leider nicht sagen, dass ich so ein ekletizistisches Durcheinander selten gelesen habe, ich habe so etwas schon öfter gelesen. Es wundert mich etwas, wie man mit einer solchen argumentativen Verworrenheit, selbst wenn sie bewusst polemisch sein sollte, Professor werden kann, geht aber anscheinend.
Für mich ist das bisher ohne jede Zielrichtung, Klarheit und Struktur.
Den Teil B. habe ich dann nicht mehr gelesen, der Text ist zu schwach, dass ich mich überhaupt ansatzweise dazu motiviert fühle.
Sollte das irgend einer getan haben und Argumente für den libertaristischen Standpunkt, den der Autor ganz offenbar vertritt ohne ihn in den ersten 3600 Wörtern oder 26.000 Zeichen, die ich gelesen habe, aufzuführen, bitte ich diese kurz nachzureichen, oder die Stelle zu zitieren.
Am Ende wollte ich dann noch wissen, wer Albert Krölls ist. Bei wiki habe ich keinen eigenen Eintrag gefunden, jedenfalls scheint er ein Jurisitik Professor zu sein:
http://www.taz.de/1/archiv/print-archiv ... 1a4139376b