Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon Mark » Fr 10. Apr 2009, 00:32

xander1 hat geschrieben:Demnach bestehen Christen aus einerseits solchen naiven Menschen, die daran glauben und andererseits aus Menschen die außen Schafe sind aber innen weiterhin böse sind. Und dazwischen dürfte zumindest in der Theorie nichts sein.


Wenn eine Gruppe von Menschen über eine Eigenschaft gruppiert wird, die von dem persönlichen Glauben an ein der Gruppe zuzuschreibendes Weltbild unabhängig ist, dann ist es tautologisch auszusagen, die Gruppe bestehe entweder aus solchen die "daran glauben" und solchen die das nicht tun. Denn jemand der nach Aussen hin nicht zeigt daß er "daran glaubt" aber es insgeheim doch tut sollte höchstens in einer dieser Weltanschauung feindlich eingestellten Gesellschaft anzutreffen sein, und dort gibt es widerrum keine Anderen "seiner Art" was die Betrachtung abermals tautologisch macht.
Der Zweck der Frage war ja aber wohl auch abstrakter Natur, oder ?
Und schon die Mengenmäßige Betrachtung ist eine solche.. wie viele Christen mögen wohl zu welcher Gruppe gehören ? Oder um sich die Mühe zu sparen : was nutzt uns diese Information denn eigentlich ?
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon ujmp » Fr 10. Apr 2009, 09:03

xander1 hat geschrieben:Nicht die Starken brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen (Jesus ist gemeint), die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.

Diesen Satz verstehe ich so, dass man Verbrecher allgemein durch den christlichen Glauben zu normalen Menschen machen kann. Wobei der Glaube als Medizin dienen solle.


Ich bin immer noch der Meinung, dass Jesus hier nicht davon spricht, Verbrechertum zu heilen. Es ist m.E. als Analogie zu verstehen und nicht als Aussage, dass Jesus "von Sünde heilen" will. Denn die Bibel spricht nirgends davon, dass Sünde eine Krankheit sei. Im Alten Testament musste jede Sünde (von "Verbrechen" in unserem heutigen Sinn mal abgesehen) "gesühnt" werden, dass heißt durch irgend ein Opfer wiedergutgemacht werden. Die Gnade bestand darin, dass man den berühmten Sündenbock statt sich selbst opfern konnte. Es ging nie um irgend eine seelische Veränderung im Sünder, das war sein eigenes Problem. (Für richtige Verbrechen waren auch zeitgemäße Strafen vorgesehen.) Es ging nur darum, die Schuld loszuwerden, also die Strafe abzuwenden. Genau dazu ist der Tot Jesu am Kreuz erfolgt, er war das Opferlamm, das die Schuld der ganzen Welt sühnen sollte. In diesem Sinne erwiderte Jesus auf die Kritik daran, dass er sich mit jedem Sünder abgab, dass diese ja der Zweck seines Kommens waren. Zumindest der protestantische Glaube geht davon aus, dass der Mensch immer ein Sünder ist und deshalb das Opfer Jesu täglich braucht.

Andererseits muss man auch sagen, dass die Bibel sogut wie nie irgendetwas klar und unwidersprüchlich ausdrückt. Es lohnt sich oft nicht, die Bibel zu kritisieren. Lieber konkrete Christen, die dies oder jenes aus ihr ableiten.
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon platon » Fr 10. Apr 2009, 23:36

Was mich am Christentum so erschüttert - wie übrigens auch an allen anderen Religionen - ist, dass irgend ein Mensch, der wenigstens ansatzweise selbst denken kann, dieses Sammelsurium von Halbwahrheiten, Phantasien und Widersprüchlichkeiten ERNST nimmt. Dass eine Religion die "Zitate" eines Menschen als authentisch verkaufen kann, obwohl sie erst Jahrhunderte nach seinem Tod schriftlich festgehalten wurden, sagt einiges über die Neigung der Meschheit aus, den eigenen Kopf auch einmal zum Denken zu benutzen.
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon ujmp » Sa 11. Apr 2009, 09:22

platon hat geschrieben:Was mich am Christentum so erschüttert ...

Ganz so einfach ist es nicht. Die längste Zeit in der Kulturgeschichte gab es keine brauchbaren Alternativen (speziell Plato war ganz sicher keine). Die meisten Menschen, durchaus auch eher intelligentere, haben in ihrem Alltag etwas anderes zu tun, als philosophischen Grundfragen nachzugehen. Deshalb nehmen sie bestimmte kulturell etablierte Ansichten einfach hin, solange sie damit nicht in Widerspruch geraten. Erst die Entwicklung der modernen Naturwissenschaften hat ein Weltbild aufgebaut, dass recht drastisch religiösen Ansichten widerspricht. Allerdings muss man immer noch überdurchschnittlich philosophisch interessiert sein, um das zu erkennen. Für die breite Masse wird durch das moderne Weltbild nur der eine Glaube durch den anderen ersetzt.

Was die Authentizität der Bibel betrifft, wissen die meisten Christen nichts von diesen Schwachpunkten. Theologen lernen das zwar, aber sie sagen es natürlich nicht, das ist sozusagen ein Geschäftsgeheimnis, wer macht schon sein eigenes Produkt schlecht. Sie lernen eher mit Schwurbelei das gewollte Missverständnis zu begünstigen. Aber auch in diesem Punkt ist das Christentum in meinen Augen nicht schlimmer als jede andere Ideologie.
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon platon » Sa 11. Apr 2009, 18:40

ujmp hat geschrieben:.... Aber auch in diesem Punkt ist das Christentum in meinen Augen nicht schlimmer als jede andere Ideologie.


Das sagte ich ja - zumindest gilt das heutzutage, wo die christlich-geistigen Führer nicht mehr die Macht haben, jeden Unsinn für bare Münze durchzusetzen. Ich bin mir aber nicht so sicher, dass der Mensch schon immer Religionen gebraucht hat. Ich denke, das kam erst, als wir unseligerweise versucht haben, Dinge zu erklären, von deren Hintergründe wir keinen blassen Schimmer hatten. Und dann haben wir getan, was viele auch heute noch in dieser Situation tun: Wir haben angefangen, Märchen zu erzählen. Und so nahm das Unglück seinen Lauf...
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon ujmp » Sa 11. Apr 2009, 19:38

platon hat geschrieben: Ich denke, das kam erst, als wir unseligerweise versucht haben, Dinge zu erklären, von deren Hintergründe wir keinen blassen Schimmer hatten. Und dann haben wir getan, was viele auch heute noch in dieser Situation tun: Wir haben angefangen, Märchen zu erzählen. Und so nahm das Unglück seinen Lauf...


Wir versuchen immer Dinge zu erklären, von deren Hintergründen wir keinen blassen Schimmer haben. Z.B. "Kann ich das Essen", "Kann ich das immer noch Essen" usw. Das Problem fängt erst dann an, wenn wir Erklärungen nicht richtig prüfen. Lügen kann ein Selektionsvorteil sein, z.B. in Zeiten der Nahrungsknappheit gegenüber Artgenossen zu behaupten, dass eine Frucht giftig wäre. Und hat nicht ein von Gott eingesetzter König die besten Reproduktionsaussichten? Salomo soll Tausend Frauen gehabt haben...
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon platon » Sa 11. Apr 2009, 19:52

ujmp hat geschrieben:Wir versuchen immer Dinge zu erklären, von deren Hintergründen wir keinen blassen Schimmer haben. Z.B. "Kann ich das Essen", "Kann ich das immer noch Essen" usw. Das Problem fängt erst dann an, wenn wir Erklärungen nicht richtig prüfen. Lügen kann ein Selektionsvorteil sein, z.B. in Zeiten der Nahrungsknappheit gegenüber Artgenossen zu behaupten, dass eine Frucht giftig wäre. Und hat nicht ein von Gott eingesetzter König die besten Reproduktionsaussichten? Salomo soll Tausend Frauen gehabt haben...


Und das war jetzt eine Rechtfertigung für Religionen oder eine Erklärung für die menschliche Dämlichkeit oder was?
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon ujmp » Sa 11. Apr 2009, 20:07

platon hat geschrieben:Und das war jetzt eine Rechtfertigung für Religionen oder eine Erklärung für die menschliche Dämlichkeit oder was?


Weder noch, es sollte eine Erklärung für die Notwendigkeit des sich Erklärens = Hypothesenbildung sein und für die geniale Entdeckung, dass man etwas behaupten kann, was andere als Theorie annehmen ohne es zu prüfen. Prüfst du was dein Arzt sagt oder glaubst du es ihm? So ist Religion entstanden. Vielleicht .:mg:
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon platon » Sa 11. Apr 2009, 20:21

ujmp hat geschrieben: Prüfst du was dein Arzt sagt oder glaubst du es ihm? So ist Religion entstanden. Vielleicht .:mg:


Du kannst Dich felsenfest darauf verlassen, dass ich nicht unbesehen glaube, was mir mein Arzt sagt.
Das wäre ja geradezu fahrlässig. Da könnte ich ja genauso gut meinem Finanzberater glauben.
Wenn mein Arzt mir im Zusammenhang mit meinem Gesundheitszustand irgend etwas sagt, was meiner Lebenserfahrung widerspricht, dann verlass Dich darauf, dass er beweisen muss, dass er Recht hat.
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon ujmp » Sa 11. Apr 2009, 20:35

platon hat geschrieben:... was meiner Lebenserfahrung widerspricht...

Wenn du nichts glauben würdest, sondern alles erst nachprüfen wolltest bevor du handelst, wärst du längst tot. Oder hast du es immer erst geprüft, wenn dir deine Eltern sagten, dass man dieses essen kann und jenes nicht?
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon platon » Sa 11. Apr 2009, 20:47

ujmp hat geschrieben:Wenn du nichts glauben würdest, sondern alles erst nachprüfen wolltest bevor du handelst, wärst du längst tot. Oder hast du es immer erst geprüft, wenn dir deine Eltern sagten, dass man dieses essen kann und jenes nicht?


Du springst ein bisschen viel, erst warst Du beim Arzt, jetzt bist Du bei den Eltern. Das sind zwei ganz verschiedene Paar Stiefel.
Und damit bist du auch bei einem möglichen Grund angekommen, wieso es Religionen gibt:
Weil sie kleinen Kindern eingetrichtert werden
Denn Du hast völlig Recht, es ist und war evolutionsmäßig sinnvoll, ohne Lebenserfahrung auf das zu hören, was einem die Eltern sagen. Aber das entbindet niemanden davon, sein eigenes Hirn einzusetzen und Gehörtes mit der eigenen Lebenserfahrung abzugleichen, sobald das möglich ist.
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon ujmp » Sa 11. Apr 2009, 21:25

platon hat geschrieben: Du springst ein bisschen viel, erst warst Du beim Arzt, jetzt bist Du bei den Eltern. Das sind zwei ganz verschiedene Paar Stiefel.

Ob Arzt, ob Eltern, ob Lehrer, ob Wissenschaft, du kannst nie alles prüfen, was du gesagt bekommst, bevor du danach handelst. Ich will damit nur sagen das Glauben an sich nicht ganz so absurd ist.
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon platon » Sa 11. Apr 2009, 22:03

ujmp hat geschrieben:Ob Arzt, ob Eltern, ob Lehrer, ob Wissenschaft, du kannst nie alles prüfen, was du gesagt bekommst, bevor du danach handelst. Ich will damit nur sagen das Glauben an sich nicht ganz so absurd ist.


Aber glauben darf ich alles, was mir zu Ohren kommt?
Ich will Dir da keine Vorschriften machen, aber bei mir läuft das anders.
Du darfst Dir die Prüfung nicht als einen monatelangen Prozess vorstellen, aber alles, was man mir sagt, wird automatisch mit meiner Lebenserfahrung abgeglichen und auf Widersprüche überprüft.
Ich dachte, so machen das alle Leute, die selbständig denken. Mir wäre überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass jemand (kleine Kinder ausgenommen) unreflektiert Anordnungen befolgt, ohne auch nur einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden.
Danke, ich habe mal wieder etwas dazugelernt.
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon ujmp » So 12. Apr 2009, 08:55

platon hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Ob Arzt, ob Eltern, ob Lehrer, ob Wissenschaft, du kannst nie alles prüfen, was du gesagt bekommst, bevor du danach handelst. Ich will damit nur sagen das Glauben an sich nicht ganz so absurd ist.


Aber glauben darf ich alles, was mir zu Ohren kommt?
Ich will Dir da keine Vorschriften machen, aber bei mir läuft das anders.
Du darfst Dir die Prüfung nicht als einen monatelangen Prozess vorstellen, aber alles, was man mir sagt, wird automatisch mit meiner Lebenserfahrung abgeglichen und auf Widersprüche überprüft.
Ich dachte, so machen das alle Leute, die selbständig denken. Mir wäre überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass jemand (kleine Kinder ausgenommen) unreflektiert Anordnungen befolgt, ohne auch nur einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden.
Danke, ich habe mal wieder etwas dazugelernt.


Das ist ein Strohmann-Argument, so einfach machen es sich Gläubige nicht, sie würden diese Kritik nicht ernst nehmen. Der totale Sekptizismus behütet dich außerdem nicht vor falschen Vorstellungen, also vor Irrglauben.

Ich bin jetzt aber ganz erleichtert, gestern Abend eine qualifiziertere Darstellung meiner Position bei einem ausgewiesenem Religionskritiker gefunden zu haben: Richard Dawkins, Gottes Wahn, Kapitel "Psychologisch für Relgion disponiert" (S.250). Hast du das zur Hand? Die Grundaussage ist, dass Religion eine Fehlfunktion einer nützlichen Veranlagung ist. Eben auf diese nützlichen Veranlagung kommt es mir an.
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon xander1 » So 12. Apr 2009, 09:51

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Du implizierst durch "heilen" dass das Vergehen eines Verbrechens eine Krankheit wäre. Beweise dies erst, dann reden wir weiter.

Ich weiß auch nicht ob es eine Krankheit ist, aber ich bin bisher nicht davon ausgegangen dass das wissenschaftlich ist. Jetzt weiß ich dass es wissenschaftlich umstritten ist. Ich bin davon ausgegangen, um durch Logik eine was wäre wenn Situation zu schaffen, zur Überprüfung der Thesen. Mitlerweile halte ich es für möglich, dass in ferner Zukunft Verbrechen durch Medikation weniger stattfinden können.
1von6,5Milliarden hat geschrieben:
xander1 hat geschrieben: Ich zweifle stark, dass du Literatur gelesen hast darüber,
Wie kommst du zu dieser unfreundlichen Einschätzung?

Das wäre schon ein großer Zufall. Es sei denn du hast das gelesen, nachdem ich das Thema erstellt habe.
platon hat geschrieben:...erschüttert... Sammelsurium von Halbwahrheiten, Phantasien und Widersprüchlichkeiten ERNST nimmt..... obwohl sie erst Jahrhunderte nach seinem Tod schriftlich festgehalten wurden

Naja ich denke nicht, dass das Jesus selbst gesagt hat, falls er jemals existiert hat. Es ist aber in der Lehre des Christentums vorhanden. Ich denke, dass dieses Zitat ziemlich zentral ist für das Christentum.
Mark hat geschrieben:Wenn eine Gruppe von Menschen über eine Eigenschaft gruppiert wird, die von dem persönlichen Glauben an ein der Gruppe zuzuschreibendes Weltbild unabhängig ist, dann ist es tautologisch auszusagen, die Gruppe bestehe entweder aus solchen die "daran glauben" und solchen die das nicht tun.

Erstens schreibe ich etwas ähnliches und nicht das was du meinst. Zweitens verstehe ich nicht wieso das auszuschließen ist und erst recht tautologisch nicht.
ujmp hat geschrieben:Ich bin immer noch der Meinung, dass Jesus hier nicht davon spricht, Verbrechertum zu heilen.

Ok, angenommen, aber wie kommst du darauf?
ujmp hat geschrieben:Genau dazu ist der Tot Jesu am Kreuz erfolgt, er war das Opferlamm, das die Schuld der ganzen Welt sühnen sollte.

So ergibt das Sinn. Aber warum soll das gut sein? Wenn Christen so etwas wiederholt rituell gestalten, sagt das doch einiges darüber aus, wie Christen denken. Nietzsche meint, dass Jesus ein Idiot war. Ich glaube das war seine Wortwahl.

ujmp hat geschrieben:Es lohnt sich oft nicht, die Bibel zu kritisieren. Lieber konkrete Christen, die dies oder jenes aus ihr ableiten.

Ich betrachte einfach den Kern der Lehre kritisch. Wieso soll sich das nicht lohnen?
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon platon » So 12. Apr 2009, 10:09

ujmp hat geschrieben:Ich bin jetzt aber ganz erleichtert, gestern Abend eine qualifiziertere Darstellung meiner Position bei einem ausgewiesenem Religionskritiker gefunden zu haben: Richard Dawkins, Gottes Wahn, Kapitel "Psychologisch für Relgion disponiert" (S.250). Hast du das zur Hand? Die Grundaussage ist, dass Religion eine Fehlfunktion einer nützlichen Veranlagung ist. Eben auf diese nützlichen Veranlagung kommt es mir an.


Die Idee stammt nicht von Dawkins (was er auch nicht behauptet), sondern aus der Evolutionspsychologie. Das Ganze macht die Religion aber um keinen Deut besser. Beispiel: Krebs ist eine Fehlfunktion einer sehr nützlichen Eigenschaft (Du hättest Veranlagung gesagt) von bestimmten Zellen, nämlich den Stammzellen.
Sie können sich unbegrenzt teilen. Irgendwann, wenn sie sich ausdifferenzieren, verlieren sie diese Fähigkeit. Ist Krebs deswegen etwas Tolles?
Fehlfunktionen sind fast immer schädlich.
Ich bin auch der Meinung, dass die Religionen dadurch entstanden sind, dass man die evolutionsbiologisch überaus wertvolle Eigenheit kleiner Kinder, das zu glauben, was ihnen ihre Eltern sagen, ausgenutzt hat, um sie zu indoktrinieren.
Anders ist es überhaupt nicht denkbar, dass Milliarden vernünftiger Leute einen derart grotesken Unsinn wie Jungfrauengeburten, Himmelfahrten, Viertelseelen, die Höherwertigkeit des Mannes gegenüber der Frau etc. völlig unreflektiert als richtig und gut akzeptieren.
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon ujmp » So 12. Apr 2009, 12:50

platon hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben:Ich bin jetzt aber ganz erleichtert, gestern Abend eine qualifiziertere Darstellung meiner Position bei einem ausgewiesenem Religionskritiker gefunden zu haben: Richard Dawkins, Gottes Wahn, Kapitel "Psychologisch für Relgion disponiert" (S.250). Hast du das zur Hand? Die Grundaussage ist, dass Religion eine Fehlfunktion einer nützlichen Veranlagung ist. Eben auf diese nützlichen Veranlagung kommt es mir an.


Die Idee stammt nicht von Dawkins (was er auch nicht behauptet), sondern aus der Evolutionspsychologie. Das Ganze macht die Religion aber um keinen Deut besser. Beispiel: Krebs ist eine Fehlfunktion einer sehr nützlichen Eigenschaft (Du hättest Veranlagung gesagt) von bestimmten Zellen, nämlich den Stammzellen.
Sie können sich unbegrenzt teilen. Irgendwann, wenn sie sich ausdifferenzieren, verlieren sie diese Fähigkeit. Ist Krebs deswegen etwas Tolles?
Fehlfunktionen sind fast immer schädlich.
Ich bin auch der Meinung, dass die Religionen dadurch entstanden sind, dass man die evolutionsbiologisch überaus wertvolle Eigenheit kleiner Kinder, das zu glauben, was ihnen ihre Eltern sagen, ausgenutzt hat, um sie zu indoktrinieren.
Anders ist es überhaupt nicht denkbar, dass Milliarden vernünftiger Leute einen derart grotesken Unsinn wie Jungfrauengeburten, Himmelfahrten, Viertelseelen, die Höherwertigkeit des Mannes gegenüber der Frau etc. völlig unreflektiert als richtig und gut akzeptieren.


Nein, Krebs ist nichts tolles, so etwas behauptet kein Mensch. Aber die Fähigkeit von Zellen sich zu teilen ist notwendig. Du unterschätzt Religiöse maßlos, wenn du meinst dass sie alles "völlig unreflektiert" akzeptieren. Das tun sie offensichtlich nicht, sie glauben z.B. nicht an Evolution und sie haben oft sehr kritische Ansichten, z.B. Wissenschaftskritik oder, mal was positives, Sozialkritik. Alle Christen, die ich kenne, machen sich z.B. über die Jungfrauengeburt sehr viele Gedanken, weil sie wissen, dass es nicht sein kann. Für mich war, wie bei anderen Glaubensinhalten, immer der Weg, es vorläufig trotzdem zu akzeptieren, in der Erwartung irgendwann eine Erklärung dafür zu finden, sei es die "eigentliche Bedeutung" oder eine "wissenschaftliche". Warum tut man das? Weil der Glaube etwas bot, was mir vorteilhaft erschien, und diese Fragen dies nicht berührten. Wenn wir den Glauben einfach als Blödsinn abstempeln, disqualifizieren wir uns als oberflächliche Kritiker.
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon xander1 » So 12. Apr 2009, 16:36

ujmp hat geschrieben:Weil der Glaube etwas bot, was mir vorteilhaft erschien, und diese Fragen dies nicht berührten. Wenn wir den Glauben einfach als Blödsinn abstempeln, disqualifizieren wir uns als oberflächliche Kritiker.


Dem was du schreibst kann ich zustimmen. Was bot dir der Glaube? Glaube ist doch nur etwas, das im Kopf stattfindet und Veränderungen hervorrufen kann. Dachtest du, dass der Glaube dich im positiven Sinn verändert?

Ich kenne Christen, die reflektieren nicht kritisch mit dem Glauben, bzw. fühlen sich gestört wenn man das macht. Da ist es Tabu zu hinterfragen. Da gibt es einen Gruppendruck, dass alle das bestätigen was der Prediger erzählt. Man kann sich denken, dass trotzdem jeder dabei seine eigenen Gedanken hat. Aber was thematisiert wird beeinflusst der Prediger und das führt natürlich zu einer Beeinflussung,

genauso wie die Religionshetze die hier manchmal stattfindet. Ich ärgere mich jedes Mal wenn ich mich davon wieder anstecken lasse. Was habe ich davon auf Christen zu hetzen, wenn genug Christen in meiner Umgebung sind? Außerdem haben die nichts verbrochen. Ich finde dass das hier auch wie eine Manipulation wirkt, wenn es so einen Grundtenor gibt.
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon platon » So 12. Apr 2009, 16:45

ujmp hat geschrieben: Du unterschätzt Religiöse maßlos, wenn du meinst dass sie alles "völlig unreflektiert" akzeptieren. Das tun sie offensichtlich nicht, sie glauben z.B. nicht an Evolution und sie haben oft sehr kritische Ansichten, z.B. Wissenschaftskritik oder, mal was positives, Sozialkritik. Alle Christen, die ich kenne, machen sich z.B. über die Jungfrauengeburt sehr viele Gedanken, weil sie wissen, dass es nicht sein kann. Für mich war, wie bei anderen Glaubensinhalten, immer der Weg, es vorläufig trotzdem zu akzeptieren, in der Erwartung irgendwann eine Erklärung dafür zu finden, sei es die "eigentliche Bedeutung" oder eine "wissenschaftliche". Warum tut man das? Weil der Glaube etwas bot, was mir vorteilhaft erschien, und diese Fragen dies nicht berührten. Wenn wir den Glauben einfach als Blödsinn abstempeln, disqualifizieren wir uns als oberflächliche Kritiker.


Irgend wie hast Du ein Problem, Märchen (Religionen u.ä.) und wissenschaftliche Erkenntnisse von einander zu trennen. Man glaubt nicht an die Evolution, so wie man an die Jungfrauengeburt glaubt! Die Evolution ist beweisbar und nachvollziehbar. Die Jungfrauengeburt ist ein Märchen, das sich übrigens nicht nur die Christen für ihren Jesus ausgedacht haben, die geistert in den Erzählungen vieler Kulturen herum, um die damit die herausragende Stellung irgend eines Helden verdeutlichen wollten - indem sie ihm etwas völlig unmögliches angedichtet haben.
Wer den Glauben an einen jungfraugeborenen Jesus nicht als völlig hirnrissigen Unsinn ablehnt, läuft Gefahr, dass er sich zum Steigbügelhalter einer Truppe macht, die mit derlei hanebüchnenem Irrsinn weiterhin die Hirne kleiner Kinder verbiegt.
Ich habe es an anderer Stelle schon mal geschrieben:
Was ist von einem Gott zu halten, der ein derart komplexes Universum wie das unsere geschaffen haben will und nicht mal in der Lage ist, uns das zu verdeutlichen - und zwar egal ob wir das glauben wollen oder nicht?
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Re: Sind Verbrecher nur seelisch krank (Christentum)

Beitragvon ujmp » So 12. Apr 2009, 18:47

platon hat geschrieben:
ujmp hat geschrieben: Du unterschätzt Religiöse maßlos, wenn du meinst dass sie alles "völlig unreflektiert" akzeptieren. Das tun sie offensichtlich nicht, sie glauben z.B. nicht an Evolution und sie haben oft sehr kritische Ansichten, z.B. Wissenschaftskritik oder, mal was positives, Sozialkritik. Alle Christen, die ich kenne, machen sich z.B. über die Jungfrauengeburt sehr viele Gedanken, weil sie wissen, dass es nicht sein kann. Für mich war, wie bei anderen Glaubensinhalten, immer der Weg, es vorläufig trotzdem zu akzeptieren, in der Erwartung irgendwann eine Erklärung dafür zu finden, sei es die "eigentliche Bedeutung" oder eine "wissenschaftliche". Warum tut man das? Weil der Glaube etwas bot, was mir vorteilhaft erschien, und diese Fragen dies nicht berührten. Wenn wir den Glauben einfach als Blödsinn abstempeln, disqualifizieren wir uns als oberflächliche Kritiker.


Irgend wie hast Du ein Problem, Märchen (Religionen u.ä.) und wissenschaftliche Erkenntnisse von einander zu trennen. Man glaubt nicht an die Evolution, so wie man an die Jungfrauengeburt glaubt! Die Evolution ist beweisbar und nachvollziehbar. Die Jungfrauengeburt ist ein Märchen, das sich übrigens nicht nur die Christen für ihren Jesus ausgedacht haben, die geistert in den Erzählungen vieler Kulturen herum, um die damit die herausragende Stellung irgend eines Helden verdeutlichen wollten - indem sie ihm etwas völlig unmögliches angedichtet haben.
Wer den Glauben an einen jungfraugeborenen Jesus nicht als völlig hirnrissigen Unsinn ablehnt, läuft Gefahr, dass er sich zum Steigbügelhalter einer Truppe macht, die mit derlei hanebüchnenem Irrsinn weiterhin die Hirne kleiner Kinder verbiegt.
Ich habe es an anderer Stelle schon mal geschrieben:
Was ist von einem Gott zu halten, der ein derart komplexes Universum wie das unsere geschaffen haben will und nicht mal in der Lage ist, uns das zu verdeutlichen - und zwar egal ob wir das glauben wollen oder nicht?


Nicht so laut, ich hör ja zu!
Es lohnt sich nicht über ein Gottesbild nachzudenken, das deiner Fantasie ensprungen ist, nur um es abzulehnen.

Ich versuch nocheinmal deutlich zu machen, dass ich keineswegs den Glauben an die Jungfrauengeburt rechtfertigen will. Aber Glaube, im ganz abstrakten und allgemeinsten Sinn ist ganz natürlich. Du hast recht, und ich habe es hier auch schon irgendwo gesagt, es ist ein Unterschied, ob man sein Weltbild (seinen Glauben) auf Erfahrungen oder auf "Offenbarungen" (Einfälle) gründet. Dies voneinander zu unterscheiden ist aber oft nicht so einfach, wie in den Sandkastenspielen, die du dier hier vorstellst. Der Glaube an die Jungfrauengeburt und andere Wunder ist ausgesprochen rational und folgerichtig, wenn man an einen übernatürlichen Gott glaubt, der diese Welt geschaffen hat und nach belieben in sie eingreifen kann. Jetzt stellt sich also die Frage: Wie kommt jemand zu einem solchen Glauben? Oder: Wie widerlegt man einen übernatürlichen Gott? Und hier verlassen wir schon den Sandkasten. Denker von ganz anderem Kaliber als wir haben sich darüber den Kopf zerbrochen. Wer sich hinstellt und behauptet, ihm wäre das sowieso alles ganz klar, der hat einfach nur vergessen, von wem er gelernt hat - oder er hat es noch gar nicht richtig durchdrungen, was er redet.

Der andere Punkt ist der, dass man eine wissenschaftliche Theorie niemals beweisen kann, sie kann sich höchstens bewehren (siehe Popper). Die Evolutions-Theorie hat sich hervorragend bewehrt, und nichtmal der Papst bestreitet sie.
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