Theologiestudium

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Beitragvon stine » Mi 1. Apr 2009, 18:22

lorenz hat geschrieben:Stimmt: Theologie "dürfte" es "normalerweise" auch nicht geben.

"Christliche Theologie versteht sich als wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Quellen des Glaubens (Biblische Theologie und Historische Theologie) und der Glaubenspraxis (Praktische Theologie) sowie als systematische Analyse und Darstellung des Glaubens (Systematische Theologie, unter anderem Fundamentaltheologie, Dogmatik und Ethik)."

Mich würde einmal allen Ernstes interessieren, WAS Theologiestudenten in der UNI hinter verschlossenen Türen erzählt bekommen.
Hat jemand hier einen als Mitbewohner in der Studentenbude?
Oder vielleicht sogar selbst Theologie studiert?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Quellen des Glaubens und das daraus resultierende Bild eines Gottes für wahr gelehrt wird. Wird es nicht vielmehr so sein, dass man sich auf die Historie des Glaubens beschränkt und eher den mentalen Vorteil eines Glaubens an Gott anerkennt? Dass man darauf eingeht, welche Kraft hinter religiöser Erziehung steckt und welchen Vorteil eine Parallelgesellschaft zur staatlichen Institution hat?
Mich würde auch einmal intressieren, welche Fügung jemand verspürt, der sich heute noch zum Priester weihen lässt. Die Gottesidee alleine? Oder ist es doch eher die Vision, Menschen etwas Gutes tun zu wollen? Oder vielleicht sogar die ganz andere Karriere in Zeiten wirtschaftlicher Arbeitsplatznot :hust: ?
Ich meine so rationalistisch wie die meisten hier, sind Theologiestudenten doch auch. Das sind doch keine psychisch Kranken, denen der liebe Gott noch überzeugend klar vor Augen ist.

LG stine
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Re: Theologiestudium

Beitragvon Twilight » Mi 1. Apr 2009, 18:55

Ich hab mal irgendwo gehört/gelesen, dass die RKK keine Theologien will, die sich kritisch mit Glaubensfragen auseinander setzen, altertümliche Texte und Bildkunst analysieren und sich ansonsten mit der Lösung weltlicher Probleme auf Religionsbasis beschäftigen. Stattdessen sollen sich die armen Tropfe doof studieren und das gelernte weitergeben.
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Re: Theologiestudium

Beitragvon Myron » Do 2. Apr 2009, 05:44

Die Theologie hat meinetwegen als Teil der philosophischen Fakultäten, d.h. als Religionsphilosophie, eine Daseinsberechtigung an den nichtkirchlichen Universitäten, aber nicht als eigenständiger Fakultätsbereich.
Ich bin für die Auflösung der theologischen Fakultäten und die Eingliederung der Theologie in die philosophischen Fakultäten durch Einrichtung von Lehrstühlen für christliche, jüdische oder islamische Religionsphilosophie.
Außerdem sollte die praktische Ausbildung von Pfarrern von den Kirchen selbst finanziert werden.
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Re: Theologiestudium

Beitragvon Myron » Do 2. Apr 2009, 05:50

stine hat geschrieben:Mich würde einmal allen Ernstes interessieren, WAS Theologiestudenten in der UNI hinter verschlossenen Türen erzählt bekommen.


Ich weiß nicht, wie weit die nächste theologische Fakultät von Deinem Wohnort entfernt ist, aber besuche doch einfach mal eine theologische Vorlesung, um Dir ein Live-Bild zu machen. Die Türen der Hörsäle werden nämlich selbst bei den Theologen nicht verschlossen!
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Re: Theologiestudium

Beitragvon stine » Do 2. Apr 2009, 16:22

Myron hat geschrieben:Ich bin für die Auflösung der theologischen Fakultäten und die Eingliederung der Theologie in die philosophischen Fakultäten durch Einrichtung von Lehrstühlen für christliche, jüdische oder islamische Religionsphilosophie.
Ich dachte, da wäre es bereits angesiedelt?
Wenn das Theologiestudium gleichwertig den Naturwissenschaften gelehrt wird, also Gott und die Bibel als Fakt auf den Tisch kommt, dann verstehe ich endlich, warum ihr euch so aufregt.

Hätte ich auch vorher lesen können
Sorry
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Re: Theologiestudium

Beitragvon Myron » Do 2. Apr 2009, 22:13

Die Theologie als eine Wissenschaft zu bezeichnen, ist verfehlt: denn wo sie Theologie ist, ist sie keine Wissenschaft, sondern Religions- oder Moralphilosophie; und wo sie Wissenschaft ist, ist sie nicht Theologie, sondern Religionswissenschaft, d.h. Religionsgeschichte, -soziologie, -psychologie, oder Sprachwissenschaft (Philologie).
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Re: Theologiestudium

Beitragvon El Schwalmo » Fr 3. Apr 2009, 05:11

Myron hat geschrieben:Die Theologie als eine Wissenschaft zu bezeichnen, ist verfehlt: denn wo sie Theologie ist, ist sie keine Wissenschaft, sondern Religions- oder Moralphilosophie; und wo sie Wissenschaft ist, ist sie nicht Theologie, sondern Religionswissenschaft, d.h. Religionsgeschichte, -soziologie, -psychologie, oder Sprachwissenschaft (Philologie).

mhmmm, hängt es nicht ein wenig von der Definition ab, ob man Bindestrich-Philosophien als 'Wissenschaft' bezeichnet?
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Re: Theologiestudium

Beitragvon Myron » Fr 3. Apr 2009, 05:40

El Schwalmo hat geschrieben:mhmmm, hängt es nicht ein wenig von der Definition ab, ob man Bindestrich-Philosophien als 'Wissenschaft' bezeichnet?


Gut, man spricht im Deutschen ja auch von den "Geisteswissenschaften", zu denen die Philosophie üblicherweise gezählt wird.
Der englische Begriff "science" ist dagegen enger gefasst.
Nichtsdestoweniger ist es nicht der Fall, dass das von der Philosophie produzierte "Wissen" den gleichen Grad an epistemischer Objektivität besitzt wie die Erkenntnisse der Natur- und (empirischen) Sozialwissenschaften.
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Re: Theologiestudium

Beitragvon El Schwalmo » Fr 3. Apr 2009, 07:37

Myron hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:mhmmm, hängt es nicht ein wenig von der Definition ab, ob man Bindestrich-Philosophien als 'Wissenschaft' bezeichnet?

Gut, man spricht im Deutschen ja auch von den "Geisteswissenschaften", zu denen die Philosophie üblicherweise gezählt wird.

eben. Die Frage ist, warum 'humanities' nicht als 'Wissenschaft' gelten sollten.

Myron hat geschrieben:Der englische Begriff "science" ist dagegen enger gefasst.

Ist in etwa wie 'monkey' und 'ape'.

Myron hat geschrieben:Nichtsdestoweniger ist es nicht der Fall, dass das von der Philosophie produzierte "Wissen" den gleichen Grad an epistemischer Objektivität besitzt wie die Erkenntnisse der Natur- und (empirischen) Sozialwissenschaften.

Was ist dann mit Mathematik?

BTW, der Empirismus ist eine Heuristik. Wie 'objektiv' im Sinne einer 'adaequatio' das ist, ist eine spannende Frage. Ist natürlich genial, zu episteme via techne zu kommen. Vor allem wegen des spin-off.
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Re: Theologiestudium

Beitragvon Myron » Fr 3. Apr 2009, 21:00

El Schwalmo hat geschrieben:Die Frage ist, warum 'humanities' nicht als 'Wissenschaft' gelten sollten.


Die Sozial-, Geschichts- und Sprachwissenschaft sind sicher keine Scheinwissenschaften, aber zumindest die Philosophen und erst recht die Theologen sollten sich mit Wissensansprüchen zurückhalten.

El Schwalmo hat geschrieben:Was ist dann mit Mathematik?


Die Mathematik und die Logik sind die einzigen rein rationalen Wissenschaften.
Wenn es allerdings gar keine abstrakte mathematische Realität gibt, dann gibt es auch keine mathematischen Tatsachen und damit auch kein mathematisches Wissen.

"Mathematical fictionalism (or as I'll call it, fictionalism) is best thought of as a reaction to mathematical platonism. Platonism is the view that (a) there exist abstract mathematical objects (i.e., nonspatiotemporal mathematical objects), and (b) our mathematical sentences and theories provide true descriptions of such objects. (...)
Fictionalism, on the other hand, is the view that (a) our mathematical sentences and theories do purport to be about abstract mathematical objects, as platonism suggests, but (b) there are no such things as abstract objects, and so (c) our mathematical theories are not true."

(http://plato.stanford.edu/entries/ficti ... athematics)

Wenn die Fiktionalisten recht haben und die mathematischen Theorien unwahr sind, dann gibt es folglich kein mathematisches Wissen; denn nur die Kenntnis einer wahren Theorie stellt Wissen dar.
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Re: Theologiestudium

Beitragvon El Schwalmo » Fr 3. Apr 2009, 21:05

Myron hat geschrieben:Wenn die Fiktionalisten recht haben und die mathematischen Theorien unwahr sind, dann gibt es folglich kein mathematisches Wissen, denn nur die Kenntnis einer wahren Theorie stellt Wissen dar.

gilt das nur für die Mathematik oder auch für die Naturwissenschaften?
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Re: Theologiestudium

Beitragvon Myron » Fr 3. Apr 2009, 21:24

El Schwalmo hat geschrieben:
Myron hat geschrieben:Wenn die Fiktionalisten recht haben und die mathematischen Theorien unwahr sind, dann gibt es folglich kein mathematisches Wissen, denn nur die Kenntnis einer wahren Theorie stellt Wissen dar.

gilt das nur für die Mathematik oder auch für die Naturwissenschaften?


Das gilt für jede Wissenschaft, denn "Wissen" ist ja allgemein definiert als "wahrer, gerechtfertigter Glaube".
Ein falscher Glaube kann dementsprechend kein Wissen sein.
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Re: Theologiestudium

Beitragvon El Schwalmo » Fr 3. Apr 2009, 21:32

Myron hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:
Myron hat geschrieben:Wenn die Fiktionalisten recht haben und die mathematischen Theorien unwahr sind, dann gibt es folglich kein mathematisches Wissen, denn nur die Kenntnis einer wahren Theorie stellt Wissen dar.

gilt das nur für die Mathematik oder auch für die Naturwissenschaften?


Das gilt für jede Wissenschaft, denn "Wissen" ist ja allgemein definiert als "wahrer, gerechtfertigter Glaube".
Ein falscher Glaube kann dementsprechend kein Wissen sein.

über diese Definition von 'Wissen' musste ich immer schon schmunzeln. Liest sich hübsch, aber wie stelle ich eigentlich fest, ob ein Glaube 'wahr' oder 'falsch' ist? Wenn ich richtig informiert bin, 'passen' Theorien üblicherweise, zu 'stimmen' brauchen die nicht. Wenn ich es richtig sehe, wissen wir eigentlich nichts.

Ich bin schon ein wenig älter und habe im Laufe meines Lebens in Prüfungen diverse Male den selben Stoff behandelt. Mit den Antworten, die mir vor 30 Jahre beste Noten bescherten, würde ich heute durchfallen. Also habe ich 'damals' nichts gewusst, denn mein Glaube war zwar durch die damalige Fachliteratur gerechtfertigt, aber aus heutiger Sicht falsch. Nur wusste das damals offenbar niemand.

Woher weiß ich eigentlich, dass das, was heute in den Büchern steht, morgen noch gilt?
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Re: Theologiestudium

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 4. Apr 2009, 13:01

El Schwalmo hat geschrieben:Woher weiß ich eigentlich, dass das, was heute in den Büchern steht, morgen noch gilt?
Das steht in den Sternen. :-) Man frage einen Astrologen seiner Wahl.
Nein wirklich, diese Definition von Wissen ist schöner akademischer Schein, eine eigentlich sinnvolle Definition (die Absicht dahinter ist sinnvoll!), die aber nicht erfüllbar ist, mehr nicht.
Aus neurologischer Sicht (also wissenschaftlich gesehen) natürlich totaler Humbug, aus philosophischer Sicht (also unwissenschaftlich gesehen) eine gute aber wertende Definition, aber wie gesagt eigentlich nicht erfüllbar.
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Re: Theologiestudium

Beitragvon ostfriese » So 5. Apr 2009, 01:49

Myron hat geschrieben:Wenn die Fiktionalisten recht haben und die mathematischen Theorien unwahr sind, dann gibt es folglich kein mathematisches Wissen; denn nur die Kenntnis einer wahren Theorie stellt Wissen dar.

Möchte hier jemand den Fiktionalisten zustimmen? Ich jedenfalls nicht. Es gibt andere Auswege aus dem Platonismus als diesen. Nämlich:

Realität kommt mathematischen Konstrukten nur zu, wenn sich für sie natürliche Strukturen als Modelle finden lassen. Man unterscheide dabei zwischen Konstruktionsprinzip und eigentlicher Konstruktion. Die Zahl Pi ist nicht bereits dadurch real, dass sie das Verhältnis von Kreisumfang und Durchmesser darstellt (zumal es für exakte Kreise keine natürlichen Modelle gibt) oder dass wir sie theoretisch beliebig genau errechnen und notieren können. Ich halte z.B. 'unendliche Reihen' einfach deswegen für irreal, weil sie in keiner denkbaren Welt konstruierbar sind.

Dennoch können wir über die Beziehungen zwischen verschiedenen mathematischen Konstrukten nachdenken und sogar sicheres Wissen gewinnen. Unabhängig davon, ob wir für Konzepte wie 'Punkt', 'Raum', 'Metrik', 'Zahl', 'Verknüpfung' oder 'Körper' natürliche Modelle haben, reichen uns ihre Konstruktionsprinzipien (Definitionen, Axiome) hierfür aus. Freilich gilt dann, dass wir keine Erkenntnis heraus holen, die nicht bereits in den Prämissen steckt. Aber warum sollte man das tatsächlich durchgeführte logische Schließen nicht als Wissenserwerb ansehen? Wir lernen daraus schließlich auch etwas über Modelle, die wir irgendwann in der Natur entdecken könnten.

Wissen wir irgendetwas über die Natur? Ja, sofern es für die Strukturen, die wir beschreiben, (isomorphe) Modelle in der Natur gibt. Dann nämlich wird unser theoretisches Wissen anwendbar. Leider können wir die Angemessenheit unserer Beschreibung niemals sicher feststellen, sondern müssen uns mit technologischen Erfolgen als Indizien für hinreichende Strukturähnlichkeit zufrieden geben. Da wir aber wissen^^, dass wir kein besseres Wirklichkeitswissen haben können als das hypothetische, erübrigt sich die Formulierung eines anspruchsvolleren Wissensbegriffs.
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Re: Theologiestudium

Beitragvon Myron » So 5. Apr 2009, 03:36

El Schwalmo hat geschrieben:über diese Definition von 'Wissen' musste ich immer schon schmunzeln. Liest sich hübsch, aber wie stelle ich eigentlich fest, ob ein Glaube 'wahr' oder 'falsch' ist?


Eine Wissens- bzw. Wahrheits-Definition ist eine Sache und ein Wissens- bzw. Wahrheits-Kriterium eine andere.
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Re: Theologiestudium

Beitragvon El Schwalmo » So 5. Apr 2009, 05:39

Myron hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:über diese Definition von 'Wissen' musste ich immer schon schmunzeln. Liest sich hübsch, aber wie stelle ich eigentlich fest, ob ein Glaube 'wahr' oder 'falsch' ist?

Eine Wissens- bzw. Wahrheits-Definition ist eine Sache und ein Wissens- bzw. Wahrheits-Kriterium eine andere.

das ist der Grund, warum ich schon immer schmunzeln musste.
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Re: Theologiestudium

Beitragvon lorenz » So 5. Apr 2009, 15:15

El Schwalmo hat geschrieben:wie stelle ich eigentlich fest, ob ein Glaube 'wahr' oder 'falsch' ist?

Wenn man ihn schon nicht in Wissen umwandeln kann, dann doch wenigstens anhand der Frage, mit welchen Methoden dieser Glaube erzeugt wurde? Wenn man dabei eindeutig blödsinnige Methoden entdeckt (z. B. "Offenbarung" als Quelle), dann darf man ruhig davon ausgehen, dass der entspr. Glaube falsch ist. Jedenfalls so lange, bis gute Gegengründe nachgeliefert werden.
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Re: Theologiestudium

Beitragvon Julia » Mi 8. Apr 2009, 08:19

Mal zurück zum Thema, ich glaube der Fall Lüdemann zeigt wie an den theologischen Fakultäten "Wissenschaft" betrieben wird.
Siehe zum Beispiel bei Wikipedia:
Im März 1998 veröffentliche Gerd Lüdemann einen „Brief an Jesus“, ein Kapitel seines Buches Der große Betrug, in dem er unter Verweis auf den Konsens der Forschung u.a. die Historizität der meisten Worte Jesu anzweifelte. Der historische Jesus von Nazareth wird von Lüdemann zwar hinsichtlich seiner ethischen Lehre als positive historische Figur verstanden, christliche Lehren wie etwa den Glauben an die Historizität der Auferstehung Jesu Christi, das Abendmahl, das Jüngste Gericht und überhaupt jeglichen Offenbarungsglauben verwarf Lüdemann jedoch darin als unhistorische Projektionen.

Und jetzt das aberwitzige:
Daraufhin verlangte die Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen beim niedersächsischen Wissenschaftsministerium anfangs seine Entlassung aus dem Staatsdienst und dann seine Entfernung aus der Theologischen Fakultät. Als die philosophische Fakultät seine Aufnahme ablehnte, verblieb Lüdemann mit einem Sonderstatus an der Theologischen Fakultät, wobei jedoch Fördermittel gestrichen und ihm die auf Dauer schriftlich zugesagte C1-Assistentenstelle entzogen wurde. Zuvor war sein konfessionsgebundener Lehrstuhl für „Neues Testament“ umbenannt worden in den nicht konfessionsgebundenen Lehrstuhl für „Geschichte und Literatur des frühen Christentums“. Das hatte zur Folge, dass Lüdemann fortan an keinerlei Prüfung der Theologischen Fakultät teilnehmen durfte und seine Lehrveranstaltungen mit dem Zusatz angekündigt wurden, sie seien für die Ausbildung theologischen Nachwuchses irrelevant.

http://de.wikipedia.org/wiki/Gerd_L%C3%BCdemann
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Re: Theologiestudium

Beitragvon Myron » Mi 8. Apr 2009, 08:49

Was Aktuelles zum Lüdemann-Fall: http://hpd.de/node/6770

Die Theologie versteht sich bekanntlich nicht als objektiv-neutrale Religionswissenschaft, sondern als konfessionell und damit dogmatisch gebundene Disziplin, getreu dem guten alten Ideologen-Motto: "Es gibt kein Wahrsein jenseits unseres Fürwahrhaltens!"
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