Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon AAy » Mo 25. Feb 2008, 04:57

emporda hat geschrieben:Intelligenz ist die genetisch veranlagte Fähigkeit zu Verschaltung der Gehirnzellen durch Ausbildung von Verbindungen und Synapsen


Das sehe ich nicht so, derartiges wird bei IQ-Test nicht gemessen.

Viele Grüße

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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon AAy » Mo 25. Feb 2008, 05:00

stine hat geschrieben:Für religiöse Erfahrungen sind bestimmte Hirnareale verantwortlich, die die Welt anders wahrnehmen lassen. Wenn ein Mensch dieses entsprechende Sensorium nicht hat, kann er das nicht nachempfinden. Das wäre, als ob ein Blinder von der Farbe spräche.
Kapitel: "Mystische Erfahrungen im Temporallappen", aus Martin Urban´s "Warum der Mensch glaubt".


Hirnareale sind keine Sinnesorgane.

Gläubige haben demnach auch ein vernetzteres Denken und sind in der Lage Zusammenhänge zu erkennen, wo andere nichts "sehen".


Klingt wie lauter falsche Analogie-Schlüsse.

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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon stine » Mo 25. Feb 2008, 07:54

El Schwalmo hat geschrieben:Könnten die Tests nicht vielleicht vor allem Phantasie gemessen haben? Du kennst doch den klassischen Ausspruch:

Mit diesem Trank im Leibe
Sieht Helenen er in jedem Weibe.

Klar könnten sie das.
Der Spruch drückt aus, dass wir uns selbst das Bild machen, das wir gerne sehen wollen.
Wieviele Schriftsteller haben sich mit Absinth jene Fantasie angetrunken, die andere sowieso mitbringen? Wieso war die Joint-Generation plötzlich so Liebes- und Gotteshungrig?
Ist halt so. Das heißt aber nicht, dass sie deshalb weniger intelligent sein müssen, als andere. Vielleicht eröffnet es gerade deshalb einen ganz anderen Horizont, wenn man phantasiefähig ist und diese auch mit ins Spiel bringt.

AAy hat geschrieben:Hirnareale sind keine Sinnesorgane.
Aber sie steuern sie, nicht wahr?

AAy hat geschrieben:Klingt wie lauter falsche Analogie-Schlüsse.
Klingt wie lauter Analogie-Schlüsse.

Prinzipiell sind wir zu mehr fähig, als zu rationalem Denken und unsere Fähigkeiten zu erkennen sind erst zu einem ganz kleinen Teil ausgeschöpft. Es gibt Menschen, die in der Lage sind mehr wahrzunehmen als andere. Man nennt sie Highsensitive Personen (HSP). Und nur weil man diese Fähigkeiten nicht hat, heißt es nicht, dass es sie nicht gibt.

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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon emporda » Mo 25. Feb 2008, 10:06

stine hat geschrieben:Für religiöse Erfahrungen sind bestimmte Hirnareale verantwortlich, die die Welt anders wahrnehmen lassen. Wenn ein Mensch dieses entsprechende Sensorium nicht hat, kann er das nicht nachempfinden. Das wäre, als ob ein Blinder von der Farbe spräche.
Kapitel: "Mystische Erfahrungen im Temporallappen", aus Martin Urban´s "Warum der Mensch glaubt".

Gläubige haben demnach auch ein vernetzteres Denken und sind in der Lage Zusammenhänge zu erkennen, wo andere nichts "sehen". Anhand von verschiedenen Tests wurde dies festgestellt.

Das ist offenbar nicht ganz korrekt, es gibt keine Hirnarreale für Religion. Das kann man sich ohne Schwierigkeiten im Internet zusmamensuchen

Moderne Bild gebenden Tomographien ermöglichen es neuronale Prozesse zu studieren, das menschliche Gehirn ist in jeder Hinsicht täusch-, manipulier- und fehlbar – was dem Menschen selber als abwegig erscheint. Wenn man sich an etwas erinnert, dann scheint das sicher, absolut zuverlässig und genau so geschehen. Neurale Korrelate von richtigen und falschen Erinnerungen werden unterschiedlich verarbeitet und sind so eindeutig zu entlarven. Ist die mit Vertrautheit und Gefühl korrelierte frontparietale Region oberhalb der Stirn aktiviert, geht es um fabrizierte Erinnerungen und produzierte Erkenntnisse. Sind die mit tatsächlichem Wiedererkennen korrelierten medialen Temporallappen (MTL) unten seitlich bei den Ohren aktiviert, geht es um reale Erlebnisse und Bilder.

Bei komplexen Gedächtnisleistungen werden beide Bereiche aktiv, Täuschung, Selbstbetrug, fabrizierte Erinnerungen und Fakten werden so zur Realität. Die Religion nutzt dies seit langer Zeit, um mittels Gefühlen und Emotionen falsche Fakten, nicht existente Ereignisse und irreale Abläufe in den Köpfen der Gläubigen zu verankern.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon stine » Mo 3. Mär 2008, 15:40

Das "Göttliche" ist so evolutionär, wie der Mensch selbst und das Gottesbild hat sich über die Jahrtausende immer dem Wissensstand der Menschen angepasst. Alle heiligen Schriften sind Auslegungssache und können getreu dem Motto, wer suchet der findet, frei interpretiert werden. So ist nicht die Gestalt eines Gottes, sein Gefühl oder sein Herrschen über uns der Glaubensinhalt, sondern einzig die Tatsache, dass Menschen heute noch nicht in der Lage sind, ohne ihn auszukommen.

Intelligente, gebildete Menschen glauben also, dass Menschen immer noch einen Gott brauchen und warten währenddessen auf den Beweis seiner Nichtexistenz.

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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Klaus » Mo 3. Mär 2008, 17:17

dass Menschen heute noch nicht in der Lage sind, ohne ihn auszukommen.
Ich komme seit über 50 Jahren ohne ihn aus und hatte diesebzüglich nie Probleme, deine Abstraktionen sind mir zu konkret.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon El Schwalmo » Mo 3. Mär 2008, 17:40

stine hat geschrieben:Das "Göttliche" ist so evolutionär, wie der Mensch selbst und das Gottesbild hat sich über die Jahrtausende immer dem Wissensstand der Menschen angepasst.

stimmt. Das ist eine sehr schöne Umschreibung der Erkenntnis 'der Mensch schafft sich Gott nach seinem Bilde'.

Eine weitere Erkenntnis frei nach Konrad Lorenz: Wo Rauch ist, muss kein Feuer sein (zur Not tut's auch ein Haufen frischer Mist).
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon stine » Mo 3. Mär 2008, 19:04

Ich überlege schon seit Tagen, ob ich diese Frage nicht in diesem Forum stellen sollte. Vielleicht mach ich das mal. Würde mich wirklich interessieren, was echte Glübige dazu sagen.

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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon trazy » Fr 21. Mär 2008, 04:47

Sorry für den Doppelpost, aber das Zitat ist aus dem anderen Thema hier: viewtopic.php?f=5&t=1976&p=32650#p32650

und ich finde meinen Beitrag ausnahmsweise mal wertvoll. +grins+ (sorry)

[C]Arrowman hat geschrieben:oder dem egoistischem Motiv mit den Punkten für das Jenseits.


Darin unterscheiden sich Christen, die Religion nur deshalb gut finden weil sie Werte verbreitet und Moral verbreitet (fragwürdige Moral für dumme Menschen). Die intelligenten Christen müssen das nicht glauben (göttliche Moral) und profitieren indirekt. Also diese Unterscheidung die ich meine ist der Glaube, bzw. die Behauptung, dass Menschen Pseudoaltruistisch handeln müssen durch den Gottesglauben (Punkten für das Jenseits.), weil sie sonst nicht moralisch wären.

Aber eigentlich, so denke ich, geht es nur um zwischenmenschlichen und sozialen und manchmal finanziellen Profit. Dazu gibt es Relgion. Deshalb gibt es intelligente und gebildete Menschen in den Religionen.

Ohne die intelligenten Pseudoreligiösen gibt es keine Religion. Ohne die nicht intelligenten gläubigen gibt es keine Religion. Beides sind die unbedingt notwendigen Standbeine. Bricht eines der beiden Standbeine, fällt die Religion. Das ist geistige Strategie. Man muss sich also überlegen, an welche Menschen von beiden Menschen man sich wendet. Aufklärung erweicht die Religionen. Fundamentalismus verhärtet sie. Harte Strukturen kann man zerschlagen und weiche verflüssigen. Geist, Verstand, das Denken lässt sich modellhaft auch als Materie erklären. (Wie in meinen Sätzen.)

Vielleicht ist es sinnvoller nur an einem der beiden Standbeinen zu arbeiten, (Aufwand-Kosten-Nutzen-Strategie)!

Liebe Grüße trazy
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon stine » Do 27. Mär 2008, 08:47

trazy hat geschrieben:Ohne die intelligenten Pseudoreligiösen gibt es keine Religion. Ohne die nicht intelligenten gläubigen gibt es keine Religion. Beides sind die unbedingt notwendigen Standbeine. Bricht eines der beiden Standbeine, fällt die Religion. Das ist geistige Strategie. Man muss sich also überlegen, an welche Menschen von beiden Menschen man sich wendet. Aufklärung erweicht die Religionen. Fundamentalismus verhärtet sie. Harte Strukturen kann man zerschlagen und weiche verflüssigen. Geist, Verstand, das Denken lässt sich modellhaft auch als Materie erklären. (Wie in meinen Sätzen.)


Ich denke nicht, dass all die religiösen Machthaber Pseudogläubige sind. Sie könnten sonst nicht so vehement für eine Sache stehen. Genauso wie umgekehrt nicht jeder unintelligente Mitläufer wahrhaft gläubig ist.

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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon trazy » Mi 2. Apr 2008, 08:56

Du hast Recht. Ich spreche bzw. schreibe aus eigener Erfahrung. Es gibt Menschen, die auch anders wirken als nur von oben.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Telos » Sa 5. Apr 2008, 17:18

Kerry hat geschrieben:Diese Frage habe ich mir bereits des öfteren gestellt.
Was bewegt inetelligente und gebildete Menschen, aus Überzeugung an eine Religion und /oder an einen Gott zu glauben?


Weil das Sein letztlich unverfügbar ist und ein persönlicher Gott einen absoluten Bezugspunkt bildet, auf den hin sich jeder, der es möchte, verorten kann. In dieser Ich-Du-Relation kann Sinn - auch in der Form einer Religion - erfahrbar werden.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Sa 5. Apr 2008, 18:15

Hat jetzt aber mit Intelligenz und Bildung rein garnichts zu tun, im Gegenteil. Deshalb ja wohl auch die Frage des TO
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Telos » Sa 5. Apr 2008, 18:53

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Hat jetzt aber mit Intelligenz und Bildung rein garnichts zu tun, im Gegenteil. Deshalb ja wohl auch die Frage des TO


Ja, hat es nicht. Es hat etwas mit Menschssein zu tun und höchstens mit der Fähigkeit, dies in Sätze zu fassen - oder auch nicht.

Mich wundert diese Frage sowieso. Sie impliziert, dass nur weniger intelligente oder gebildete Menschen glauben (können). Das ist eine künstliche Behauptung, bar jeder Erfahrung..
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon emporda » Sa 5. Apr 2008, 20:42

Telos hat geschrieben:
1von6,5Milliarden hat geschrieben:Hat jetzt aber mit Intelligenz und Bildung rein garnichts zu tun, im Gegenteil. Deshalb ja wohl auch die Frage des TO


Ja, hat es nicht. Es hat etwas mit Menschssein zu tun und höchstens mit der Fähigkeit, dies in Sätze zu fassen - oder auch nicht.

Mich wundert diese Frage sowieso. Sie impliziert, dass nur weniger intelligente oder gebildete Menschen glauben (können). Das ist eine künstliche Behauptung, bar jeder Erfahrung..

Das ist längst bewiesen, Glaube und Kirche ist etwas für Dumme und Einfältige

Der Soziologe Gregory Paul hat im Journal of Religion and Society eine vergleichende Studie über die gesellschaftlichen Auswirkungen der Bigotterie veröffentlicht. Dazu nutzte er Umfragen und Statistiken mit Zahlen von Mord, Abtreibung, Selbstmord, Schwangerschaft bei Minderjährigen usw. Das Material beschränkt sich auf Industrieländer mit etwa 800 Millionen Menschen, da nur hier ausreichende Zahlen vorliegen. Allgemein korrelieren höhere Werte für den Glauben an einen Schöpfer und religiöse Verehrung mit höheren Raten bei Mord, Sterblichkeit junger Menschen, Infektionen mit sex-spezifischen Krankheiten, 800.000 minderjährige Schwangerschaften pro Jahr (unter 18), Abtreibung und freie Partnerschaften.

Die USA als weltweit reichste Theistische Demokratie ist auf spektakuläre Weise die dysfunktionalste Demokratie und schneidet in fast allen Punkten schlecht ab. Die Diskrepanz eines irrealen religiösen Moraldiktats und der real möglichen Existenz in einer Wissens- und Leistungsgesellschaft führt zur Ausgrenzung, blindem Fanatismus, Psychosen, sozialen Spannungen und Gewalt mit erhöhter Kriminalität. Die USA haben mit 2,3 Millionen je 100.000 Einwohner 900% der Gefängnisinsassen im Vergleich zur EU. Nirgendwo sonst erhalten Farbige 40 Jahre Haft für einen gestohlenen Fernseher oder stellen bei durch DNA-Tests belegten Fehlurteilen 75% der Betroffen. Im forensichen Kriminallabor von Dallas fand man im Jahr 2007 bei einer Prüfung 19.500 Proben von unbearbeiteten Vergewaltigungsfällen, der Regen tropfte durch das Dach und die Ratten fraßen sich durch 280 Kisten mit Beweismaterial.

Weniger bigotte Gesellschaften wie Frankreich, Japan und skandinavische Länder haben die besten Werte. Dieselben Unterschiede lassen sich auch innerhalb der USA finden. So sind die sozialen Probleme in den Südstaaten und im Mittleren Westen im extrem religiösen Bibel Belt höher als in den nordöstlichen Staaten, die den europäischen Kulturen strukturell sehr ähnlich sind. Es ist grundfalsch zu behaupten, dass eine atheistische Gesellschaft soziale Missstände mit sich bringe oder gar zum Untergang verurteilt ist. Die USA als westliche Gesellschaft mit dem höchsten Reichtum pro Kopf schafft es am allerwenigsten den Reichtum in ein kulturelles und körperliches Wohlergehen der Gesamtgesellschaft umzusetzen.

Nach einer Schweizer Studie der Universität Genf von 2006 auf Basis von 3.000 Interviews gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen Religiosität und extremen rassistischen, sexistischen und homophoben Einstellungen. Nichtreligiöse sind toleranter und weniger fremdenfeindlich ohne antisemitsche Tendenz. Bei 26 % der Katholen, 24 % der Evangelen und 28% der Muslimen sind die Juden an ihrer Verfolgung selber schuld, die Gleichstellung der Frauen ist für 43 %, 43 % und 55 % der Befragten ausreichend.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Telos » Sa 5. Apr 2008, 23:08

emporda hat geschrieben:
Der Soziologe Gregory Paul hat im Journal of Religion and Society eine vergleichende Studie über die gesellschaftlichen Auswirkungen der Bigotterie veröffentlicht. Dazu nutzte er Umfragen und Statistiken mit Zahlen von Mord, Abtreibung, Selbstmord, Schwangerschaft bei Minderjährigen usw. Das Material beschränkt sich auf Industrieländer mit etwa 800 Millionen Menschen, da nur hier ausreichende Zahlen vorliegen. Allgemein korrelieren höhere Werte für den Glauben an einen Schöpfer und religiöse Verehrung mit höheren Raten bei Mord, Sterblichkeit junger Menschen, Infektionen mit sex-spezifischen Krankheiten, 800.000 minderjährige Schwangerschaften pro Jahr (unter 18), Abtreibung und freie Partnerschaften.


Glaube und Kirche oder Bigotterie als Zeichen von Dummheit und Einfalt? Kann es sein, dass allgemeine Charakterzüge, die sich mit Sicherheit quer durch alle Bildungsschichten ziehen, hier allein als Gradmesser genommen wurden (Frage: Wie ?) und in Korrelation zu Bildungsabschlüssen gesetzt wurden? Ansonsten, habe ich richtig verstanden, dass Atheismus (=kein Glauben an einen Schöpfer, keine religiösen Verehrungen) zu niedrigeren Mordraten, niedriger Sterblichkeit junger Menschen, weniger Infektionen von sex-spezifischen Krankheiten etc. führt? Das würde mich wundern, weil bei den Untersuchungen, die ich noch so im Gedächtnis habe, gerade eine starke Identitäts- und Gruppenbindung an eine Religion, zu intensiver normierten Verhalten im Sinne des Ideals führt. Und da sollte es mich doch wundern, wenn das religiöse Ideal des Christentums sich am Unethischen orientiert. Und vorsicht bei "korrelieren" - Korrelation sind noch keine Beweise. Aber interessant scheint die Studie ja zu sein. Gibt es einen Link drauf?


Die USA als weltweit reichste Theistische Demokratie ist auf spektakuläre Weise die dysfunktionalste Demokratie und schneidet in fast allen Punkten schlecht ab. Die Diskrepanz eines irrealen religiösen Moraldiktats und der real möglichen Existenz in einer Wissens- und Leistungsgesellschaft führt zur Ausgrenzung, blindem Fanatismus, Psychosen, sozialen Spannungen und Gewalt mit erhöhter Kriminalität. Die USA haben mit 2,3 Millionen je 100.000 Einwohner 900% der Gefängnisinsassen im Vergleich zur EU. Nirgendwo sonst erhalten Farbige 40 Jahre Haft für einen gestohlenen Fernseher oder stellen bei durch DNA-Tests belegten Fehlurteilen 75% der Betroffen. Im forensichen Kriminallabor von Dallas fand man im Jahr 2007 bei einer Prüfung 19.500 Proben von unbearbeiteten Vergewaltigungsfällen, der Regen tropfte durch das Dach und die Ratten fraßen sich durch 280 Kisten mit Beweismaterial.


Mir ist unbehaglich, wie Sie die USA deshalb eine Theistische Demokratie nennen, nur weil Präsidenten auf religiöse Wähler und deren Selbstverständnis Rücksicht nehmen bzw. dieses aktiv in ihre Politik einbauen. Da scheinen mir bei Ihrer Betrachtung aber doch ebenso wesentlichere Elemente der US-Demokratie wie Verfassung und Gewaltenteilung als auch ihr historisches Potential zur Abwendung antidemokratischer Entwicklungen (Nixon, McCarthy ...) zu fehlen. Die US-Demokratie scheint mir deshalb überhaupt keine dysfunktionale Demokratie zu sein, auch nicht angesichts ihrer 200 Jahre Bestand.

Auch kann ich nicht erkennen, dass sich die zugegeben hohe Gewaltrate aus Ihrer Begründung herleitet. Ich sehe nicht "die Diskrepanz eines irrealen Moraldiktats", das zur Ausgrenzung, Fanatismus und den von Ihnen genannten Faktoren führt, sondern ich sehe historisch begründete Verhaltensmuster am Werk. Amerika ist auf einer ungeheuren Dynamik von Einwanderungen gegründet, wo Gewalt ein wesentlicher Faktor war. The Frontier, der sich mit der Flinte in der Hand sein Land nimmt, ist nicht nur eine romantische Figur.
Und die daher rührende Waffenfreiheit dort gehört zum irrationalen "Volksbestand" wie bei uns die "Freie Fahrt für freie Bürger".

Weniger bigotte Gesellschaften wie Frankreich, Japan und skandinavische Länder haben die besten Werte.


Wie gesagt, mir ist unbehaglich, solche Aussagen, die Sie oben machen, von "bigott/nicht bigott" herzuleiten. Das scheint mir doch eine zu monokausal verengte Sichtweise zu sein. Da der "US-Volksgeist" radikaler der Prämisse "Jeder ist seines Glückes Schmied - und zwar allein" folgt, gibt es in den USA eine grundsätzliche Skepsis gegen den Staat, vor allem auch, wenn dieser mit jeder Art von Eingriff ins Privatleben, sogar mit einer Fürsorge kommt. Die Clintons versuchen ja nun im zweiten Anlauf, dies zB mit einer Krankenversicherung für alle zu ändern. Die beiden andren Kandidaten haben dies nicht mal im Wahlangebot - es scheint also nicht sehr wahlrelevant zu sein.

Dieselben Unterschiede lassen sich auch innerhalb der USA finden. So sind die sozialen Probleme in den Südstaaten und im Mittleren Westen im extrem religiösen Bibel Belt höher als in den nordöstlichen Staaten, die den europäischen Kulturen strukturell sehr ähnlich sind. Es ist grundfalsch zu behaupten, dass eine atheistische Gesellschaft soziale Missstände mit sich bringe oder gar zum Untergang verurteilt ist. Die USA als westliche Gesellschaft mit dem höchsten Reichtum pro Kopf schafft es am allerwenigsten den Reichtum in ein kulturelles und körperliches Wohlergehen der Gesamtgesellschaft umzusetzen.


Es ging vor einiger Zeit eine Untersuchung durch die Presse, wonach in (noch) religiös bestimmten Ländern der Wohlstand höher sei. Manche sehen darin eine erneute Bestätigung der These Max Webers, dass religiöse (speziell die protestantische) Arbeitsethik den Kapitalismus entfaltet(e). Wäre interessant zu wissen, wie dieses Ergebnis mit Ihren obigen Aussagen zusammengeht.

Eine rein atheistische Gesellschaft (in Abgrenzung zu einer Gesellschaft, die sich zB als marxistisch versteht und in der damit der Atheismus eine Säule der Legitimation darstellt und in Abgrenzung zur säkularen Gesellschaft der Postmoderne, die sich nicht primär als atheistisch versteht) gibt es nicht und wird es wohl auch nicht geben. Auch die These vom Absterben der Religion in der Moderne wird nicht mehr aufrechterhalten.

Nach einer Schweizer Studie der Universität Genf von 2006 auf Basis von 3.000 Interviews gibt es einen klaren Zusammenhang zwischen Religiosität und extremen rassistischen, sexistischen und homophoben Einstellungen. Nichtreligiöse sind toleranter und weniger fremdenfeindlich ohne antisemitsche Tendenz. Bei 26 % der Katholen, 24 % der Evangelen und 28% der Muslimen sind die Juden an ihrer Verfolgung selber schuld, die Gleichstellung der Frauen ist für 43 %, 43 % und 55 % der Befragten ausreichend.


Auch hier Vorsicht. Dass die Juden "an sich selbst" schuld sind - an allem andren noch dazu - ist ein uraltes Element des Antisemitismus. Dass aus Binnensichten zB des Katholizismus zur Homosexualität eine ablehnende Einstellung eingenommen werden könnte, ist richtig. Homosexualität zählt aus dieser Sicht nicht zu einer erfüllten Sexualität, die nur in der Ehe ihren Platz hat. Diese Einstellung ist legitim; nicht legitim ist, diese Einstellung auf Homosexuelle zu übertragen und diese zu diskriminieren.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon emporda » So 6. Apr 2008, 03:48

Telos hat geschrieben:Der Soziologe Gregory Paul hat im Journal of Religion and Society....... .

http://moses.creighton.edu/JRS/pdf/2005-11.pdf

Was in den USA passiert, das hat mit Demokratie nichts zu tun, das ist Theokratur

In den USA resultiert religiöser Fanatismus in Absurditäten wie 1925 der „Affenprozess“ gegen den Lehrer Scopes, der wegen Unterrichtung von Darwins Evolutionslehre verurteilt wird. Im hinterwäldlerischen Kansas verliert der Lehrer Stan Roth nach 40 Jahren Schuldienst seinen Job, nachdem Anna Harvey legal Front gegen ihn macht. Er weigert sich die unwissenschaftliche Genesis in Biologie zu unterrichten. In den USA wird 1963 mit dem Fall Murray vers. Curlett das Beten und Lesen aus der Bibel an Schulen verboten, 1986 erfolgt die Trennung von Kirche und Staat. Daraufhin propagieren die Kreationisten ID unter dem Deckmantel einer Wissenschaft ohne Reizworte wie Gott oder Schöpfer. Ziel ist es den ersten Zusatzartikel der US-Verfassung zu unterlaufen und Religion in Biologie durch die Hintertür zu unterrichten.

Kaliforniens Schulbehörde wird um 1990 zu 225,000 US$ Strafe verurteilt, sie spricht dem ICR die Wissenschaftlichkeit. 1995 werden Schulbücher in Alabama mit Aufklebern versehen, dass die Evolution eine umstrittene Theorie ist, die nicht als Tatsache angesehen werden darf. Der Georgia-Education-Board streicht 2004 Evolution, Erdalter, natürliche Auslese und Big-Bang aus allem Unterrichtsmaterial. In Arkansas dürfen die Lehrer die Worte Evolution und natürliche Auslese nicht im Unterricht verwenden und Altersangaben dürfen niemals in Zahlen gemacht werden. In Kansas werden 1999 Begriffe wie Makroevolution und Big-Bang gestrichen und dürfen nicht mehr in Leistungsprüfungen abgefragt werden.

Einige Schulbehörden weigern sich den gesetzlichen Bildungsstandards von 2005 zu Folgen, in dem übernatürliche Erscheinungen eine annehmbare wissenschaftliche Erklärung darstellen. In Maryland verbannt das Education Board alle Literatur, die positiv zur Evolution steht. In Missouri müssen Evolution und ID gleichwertig unterrichtet und Lehrer gefeuert werden, die sich nicht daran halten. Das Cobb County Board of Education lässt 2002 bei Kosten von ¼ Million US$ Biologiebücher mit dem Aufkleber versehen, die Evolution ist lediglich eine Theorie und kein Fakt. In Ohio verfügt das School Board 2004 ID zu Lasten des falschen Evolutionsunterrichts zu fördern, so wie Präsident Bush es fordert. Im Dover County wird 2005 Biologie mit dem Hinweis verabreicht, die Evolutionslehre ist eine mit Lücken und Problemen behaftete Theorie und das kreationistische Biologiebuch Of Pandas and People muss im Unterricht verwendet werden.

2005 ändert die Schulbehörde von Georgia im letzten Moment einen Beschluss, wonach Begriffe wie Evolution und Fakten wie Erdalter, Big-Bang und Plattentektonik aus der Unterrichtssprache gestrichen werden, ein Vorgehen bestens bekannt von 1935 aus der NAZI-Zeit der antijüdischen Gesetze und der deutschen Physik ganz ohne Einsteins Erkenntnisse. 2005 verbietet Richter Cooper die Aufkleber des Cobb-County als verfassungswidrig. Dem Dover-Area-School-District wird im Kitzmiller Fall der Unterricht von ID gerichtlich als Verstoß gegen die US-Verfassung untersagt. Das Ohio-Board-of-Education setzt das Urteil um nachdem 8 Befürworter des Gesetzes aus dem Board entfernt wurden. Professor M.J. Behe (Discovery Institute) als Kronzeuge der Schulbehörde wird als Lügner unter Eid manifestiert. Für ihn ist auch Astrologie eine Wissenschaft und die Kriterien einer Wissenschaft müssen, um plausibel zu sein, auf den Glauben an einen Gott und Schöpfer erweitert werden. Das Gericht befindet CR und ID nutzen nur eine wissenschaftlich klingende Sprache ohne eine Wissenschaft zu sein. 2007 rudert das Kansas-state-board-of-education zurück und erlaubt Unterricht über die Evolution.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon Telos » So 6. Apr 2008, 13:51

Ich will ja gar nicht abstreiten, dass dieser Liste, die sie anführen, substantielle Fakten zugrunde liegen. Man muss jedoch in einer offenen Gesellschaft wie der amerikanischen akzeptieren, dass deren beteiligte Gruppen versuchen, im Wettbewerb der divergierenden Auffassungen eigene Vorstellungen durchzusetzen.

Es geht im gesellschaftlichen Prozess, der in offenen Gesellschaften ein Kommunikationsprozess ist, nicht um Wahrheit, sondern um ein Selbstverständnis der Demokratie und ihrer Institutionen, inwieweit sie Sonderinteressen wie zB Kreationismus, Rassismus etc. nachgibt, sie zB in Schulen und Rechtssystem institutionalisiert.

Und da bin ich sehr optimistisch, weil ich davon überzeugt bin, dass sich diese Positionen in den USA NICHT durchsetzen werden.

Da steht schon der gesamte Wissenschaftsbetrieb, eng verzahnt mit der Indsutrie, dagegen, und zwar unüberwindbar. Denn diese Institutionen werden schon aus ökonomischen Gründen das gültige Wissenschaftsparadigma nicht aufgeben.
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon [C]Arrowman » Mo 7. Apr 2008, 08:46

Trazy hat geschrieben:Darin unterscheiden sich Christen, die Religion nur deshalb gut finden weil sie Werte verbreitet und Moral verbreitet (fragwürdige Moral für dumme Menschen). Die intelligenten Christen müssen das nicht glauben (göttliche Moral) und profitieren indirekt. Also diese Unterscheidung die ich meine ist der Glaube, bzw. die Behauptung, dass Menschen Pseudoaltruistisch handeln müssen durch den Gottesglauben (Punkten für das Jenseits.), weil sie sonst nicht moralisch wären.


DAnn sind diese intelligenten CHristen, keine Christen, sondern gehören in die Kategorie "Glauben an den Glauben" wie es Dennet so treffend formulierte. Es ist die weichspülchristenvariante die an ausgesuchte stellen der Bibel glauben, welche wie auch ich finde von hoher Qulität sind, ethisch gesehen. Leider sind diese Stellen viel seltener als die üblichen "tötet die ungläubigen" Passagen (Eliah der ein MAssaker an den Baals-Priester anordnet [ironischer weise lernte ich die Stelle in der 2, Klasse Reliunterricht kennen. Das Massaker wurd geflissentlich veschwiegen ...]). Ein echter Christ, so ist die allgemeine Lehrer der Kirch muss an die ganze hl. Schrift glauben und nicht auszugsweise. Sicher, die Bibel ist für interpretation offen, aber wie weit kann und darf man interpretieren? Wie soll man sehr eindeutige Stellen weg inerpretieren?

Halten diese "Christen" nur deshalb am Glauben fest, weil man ihnen gelehrt hat das es ohne Gott nur Anarchie gäbe?
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Re: Warum glauben intelligente und gebildete Menschen?

Beitragvon emporda » Mo 7. Apr 2008, 09:45

[C]Arrowman hat geschrieben:Ein echter Christ, so ist die allgemeine Lehrer der Kirch muss an die ganze hl. Schrift glauben und nicht auszugsweise. Sicher, die Bibel ist für interpretation offen, aber wie weit kann und darf man interpretieren? Wie soll man sehr eindeutige Stellen weg inerpretieren?

Halten diese "Christen" nur deshalb am Glauben fest, weil man ihnen gelehrt hat das es ohne Gott nur Anarchie gäbe?
Nicht weil ich recht haben will, nur gibt noch eine winizige aber wichtige Ergänzung gemäß dem Ratzfatz

Wer nicht die unfehlbaren Inhalte des christlichen Glaubens ohne Zweifel, ohne Kritik und Vorbehalte annimt, der hat einen persönlichen Defekt, ein ungenügend gebildetes Gewissen, eine sündige Verfaßtheit und huldigt der Untreue gegen den Heiligen Geist“. Zu diesen christlichen Inhalten gehören so Dinge wie

Jesus Christus hat die Kirche beauftragt Ablässe bzw. Rabattmarken für das Paradies zu verkaufen (Dogma)
Ein furztrockener Keks wird im Mund zu Menschenfleisch (Dogma)
Ein pädpophiler moralisch verkommener Priester kann weiter Kinder als Seelsorger betreuen (Dogma) usw. usw.

Wenn sich jemand herausnehmen wollte, dieser unserer (päpstlichen) endgültigen Entscheidung zu widersprechen, so sei er ausgeschlossen.“ (er landet auf ewig in der Hölle)

Ich habe keine denkbare Erklärung gefunden, wieso intelligente Menschen mit diesem Unsinn klarkommen und sich trotzdem als Christen bezeichnen. Wenn mir ein Laden wie REAL oder MEDIA-Markt Schrott und Ausschuß für teures Geld verkauft, dann reklamiere ich und/oder gehe nie wieder hin. Wenn aber ein Kirche als moralische Instanz kriminell und geradezu pervers handelt, dann ist das alles nicht so schlimm und der gute Popanz im Vatikan ist ja so ein toller und intelligenter Mann.

Selbst Stine, die zu den Weichgespülten gehört, bleibt die Antwort dazu schuldig. Deswegen sind für mich gläubige Christen total bescheuert, weil sie genau so etwas gutheißen und damit erst möglich machen.
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