Ich komme mal zum Thema des Threads zurück.
Wenn ich das richtig überblicke, gehen fast alle Fragestellungen (zumindest irgendwie und unter anderem) vom Allmachtsbegriff aus.
Von einem ziemlich mickrigen, "ratzingerschen" Allmachtsbegriff.
Über den wirklichen Allmachtsbegriff; also wenn man "wirklich, wirklich
allmächtig!" meint, lässt sich gar nicht rational diskutieren.
Denn Allmacht umfasst, wie der Name schon sagt, alles, dh die ontischen
und die epistemologischen Dinge wie Logik, Anschauung, usf. Diese Überlegung wird hier meistens nicht berücksichtigt, obwohl sie schon ziemlich alt ist und aus der mittelalterlichen Scholastik (Duns Scotus) stammt. Man sprach damals von der potentia absoluta, für die es zB kein Problem ist, dreieckige Vierecke und einen aus einer Geraden zusammengesetzten Kreis herzustellen.
Angesichts eines solchen Allmachtsbegriffes löst sich ein Rätsel wie
"
Kann ein allmächtiges Wesen einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass es ihn nicht heben kann?"
(Ich habe absichtlich den Ausdruck 'Gott' vermieden, weil es sich hier nicht um ein theologisches, sondern um ein terminologisches Problem handelt)
Es gilt:
1. Ein allmächtiges Wesen kann Steine erschaffen, die niemand heben kann (auch es selbst nicht).
2. Ein allmächtiges Wesen kann auch die Steine heben, die es nicht heben kann.
(Duns Scotus schrieb zwar, dass in Bezug auf Gott der Satz vom Widerspruch gelten bleiben müsse, weil Gott nicht gleichzeitig etwas wollen und nicht wollen kann, aber er sah nicht, dass er dadurch seinen Allmachtsbegriff durch den Willensbegriff (Wie kann man den "Willen" einer "Allmacht" überordnen?) eingeschränkt und damit ad absurdum geführt hat.)
Kurzum: Allmacht ist durch nichts eingeschränkt. In ihr lösen sich alle widersprüchliche, widersinnige, das menschliche Gerechtigkeitsempfinden verletzende Erscheinungen usf auf: Alles ist "ok", weil es keine Regeln gibt, die man der Allmacht überordnen kann.
Wer den Mittelteil und das Ende des Buches
Hiob aufmerksam liest, wird genau das finden: Nachdem Hiob alle üblichen Gottes-Verteidigungsreden seiner Freunde abgeschmettert hat und er Gott mit seinem Leiden und der Frage nach seiner Gerechtigkeit konfrontiert, erhält er (sinngemäß) zur Antwort: "Junge, ich spiele in einer ganz anderen Liga als du. Ich setze die Regeln und die Grenzen der Erkenntnis überhaupt erst fest." Und die größte Annäherung an Gott, zu der Hiob dann noch fähig ist, besteht nicht in einer rationalen Erkenntnis oder Erleuchtung, sondern er erzittert in seinem ganzen Wesen - hier fängt der Glaube an.
Grüßle,
FF