Christliche Erziehung

Re: StefanK

Beitragvon Myron » Mi 6. Feb 2008, 16:42

stine hat geschrieben:Unter „Unitas“ verstehen Unitarier die Einheit von Gott, Natur und Mensch. Zentrale Grundsätze sind der Glaube an die Einheit allen Seins, welches vom Wesen des Göttlichen durchdrungen ist, und der Glaube an die orientierende und sinnstiftende Kraft der menschlichen Vernunft.
Gemeinsam ist den Unitariern ein Verzicht auf religiöse Dogmen.
Quelle Wikipedia


"Über unitarischen Glauben

Wir glauben, dass alles, was ist, eine Ganzheit bildet. Ihre vielfältigen Erscheinungsformen sind eingebunden in einen allumfassenden Zusammenhang. Wir erleben uns als Teil dieses Zusammenhangs, der uns trägt und auf den wir Einfluss nehmen.
In uns und um uns erfahren wir die gleichen schöpferischen Kräfte, die viele als göttlich erleben. Sie wirken im Großen wie im Kleinen und sind immer gegenwärtig, auch wenn wir sie nicht jederzeit wahrnehmen.

Unitarische Religion ist offen für neue Erkenntnisse und Erfahrungen."


"Woran glauben die Deutschen Unitarier?

Die Deutschen Unitarier stimmen in dem Glauben überein, dass in jedem Einzelnen ein Quell für seine religiöse Wahrheit ist. Dieses Vertrauen in das eigene Fühlen und Denken stützt sich auf die gemeinsame Überzeugung, dass alles, was ist, aus einem aus sich selbst wirkenden, unbegreiflichen Schöpferischen besteht, das mit Worten nicht angemessen benannt werden kann.

Die Deutschen Unitarier betrachten darum die gesamte Wirklichkeit als spannungsreiche Einheit, die alles umfasst und durchdringt, Sichtbares und Unsichtbares, Erforschliches und Unerforschliches, Bewirktes und Bewirkendes. Die Deutschen Unitarier bejahen das Leben in seiner Weite und Fülle, auch in seiner Härte und Unerbittlichkeit.

Die Deutschen Unitarier schließen in ihr Denken und Erleben wissenschaftliche Erkenntnisse ein, suchen jedoch darüber hinaus nach tieferer und umfassenderer Deutung.
Dabei haben gefühlsmäßiges Empfinden und kritisch eingesetzte Vernunft gleiches Recht. Ein umfassendes Lehrsystem mit verpflichtendem Geltungsanspruch oder ein verbindliches Glaubensbekenntnis lehnen sie ab und erstreben auch auf diesem Gebiet keine Gleichartigkeit mit den bestehenden Kirchen.

Glauben die Deutschen Unitarier nicht an Gott?

Das Wort 'Gott' ist ein alter Symbolbegriff für das unauflösliche Geheimnis des Seins.
Die Vorstellung einer überweltlichen Gott-Person, die man in menschenähnlichen Bildern wie „Herrscher“ oder „Vater“ begreifen könnte, wird von den Deutschen Unitariern nicht geteilt. Sie vermeiden das Wort Gott, weil es vieldeutig ist und meist in christlichem Sinne verstanden wird. Eine einheitliche Sprachregelung gibt es nicht. Die lebendige Erfahrung und persönliche Formulierung ist ihnen wichtig."


(Quelle: http://www.unitarier.de)

Die "Unitarische Religion" scheint eine homöopathisch verdünnte Form von Religion zu sein.
Mit anderen Worten: ein Witz!
"Gott" als nichts weiter als ein Name "des unauflöslichen Geheimnis des Seins".
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon StefanK » Mi 6. Feb 2008, 18:08

von Myron
Die "Unitarische Religion" scheint eine homöopathisch verdünnte Form von Religion zu sein.
Mit anderen Worten: ein Witz!


Ich finde, man sollte den Unitariern eine Chance geben. Sie versuchen ein wissenschaftliches Weltbild mit einem Gemeindewesen zu verbinden. Reine Philosophie ist eben nur die halbe Miete. Der Mensch braucht mehr als das - das ist die conditio humana! Die Unitarier entstammen aus einer freigeistigen Tradition, viele von ihnen bezeichnen sich als Atheisten. Pantheismus ist doch nur eine vornehme Form des Atheismus. Ich finde, dass dieses Experiment verdient hat, eine Weile weiter probieren zu dürfen. :/
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Re: StefanK

Beitragvon folgsam » Mi 6. Feb 2008, 19:30

Myron hat geschrieben:Die "Unitarische Religion" scheint eine homöopathisch verdünnte Form von Religion zu sein.
Mit anderen Worten: ein Witz!
"Gott" als nichts weiter als ein Name "des unauflöslichen Geheimnis des Seins".


Da frage ich mich ob du sie nicht als Witz bezeichnest, weil ihre Form der Gottesanbetung so viel schwerer anzugreifen ist als die des christenfundis um die ecke?

Solange sie ihre Moral nicht aus der Bibel oder sonst irgendeiner "göttlichen" Schrift nehmen, sollte man gut mit ihnen Leben können.
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon AAy » Fr 8. Feb 2008, 14:47

stine hat geschrieben:Ja, ich sehe, was du mir verdeutlichen möchtest.
Das große Problem wird sein, alles religiöse Geschreibsel als menschliche Erfindung zu enttarnen und auf einen gemeinsamen guten Kern hinzuarbeiten.
LG stine


Guten Tag!

Wenn alles religiöse Geschreibsel menschliche Erfindung ist, dann kannst du auch ethischer Universalist ohne Relgion werden; du brauchst dann keine aufgeklärte Religion.

Viele Grüße

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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon AAy » Fr 8. Feb 2008, 14:53

JustFrank hat geschrieben:Jede Form religiöser Erziehung stellt eine Verdummung dar, weil Kinder dadurch lernen(?) die Realität zu ignorieren und ihr Leben auf falschen Annahmen aufzubauen.

Menschen, die mit der unzutreffenden Annahme durch die Welt laufen, dass irgendwo, irgendwelche Götter sitzen, die sich um sie kümmern, nehmen ihr Leben selbst nicht in die Hand, bewegen nichts, verändern nichts und bringen die Menschheit nicht voran.


Das kommt auf den Inhalt der religiösen Thesen an.
Nach Epikur sind die Götter unendlich glücklich und daher auch total inaktiv.
Nach dem Hinduismus und Buddhismus muß man sich selbst um seine Erleuchtung bemühen, um aus dem Kreislauf der Reinkarnationen zu entkommen.
Nach dem Islam muß man am Jihad teilnehmen, d.h. sich für seinen Glauben aktiv einsetzen.
Nur nach Luther genügt, wenn man ab und zu "Ich bereue meine Sünden und glaube an Jesus." betet.

Ansonsten halte ich die These, daß religiöse Leute die Welt nicht verändern haben, für empirisch widerlegt. Ich würde sogar sagen, daß sie die menschliche Gesellschaft in vielfacher Hinsicht extrem geprägt haben.

Viele Grüße

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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon AAy » Fr 8. Feb 2008, 14:59

emporda hat geschrieben:
stine hat geschrieben:Naja, an dieser Stelle beginnt eben die unterschiedliche Denkweise. Jeder Mensch braucht eine Quelle aus der er Kraft schöpfen kann und das ist nun mal bei Gläubigen der göttliche und nicht der menschliche Mittelpunkt.

Wo ist der Beweis dafür, waren die Indianer in Nord- und Süamerika nicht auch glückiliche Menschen bevor die Missionare kamen und sie abschlachteten oder als Arbeitssklaven verheizten - ganz so wie es in der Bibel vorgegeben ist mit den Kriegsgefangenen Davids.


Ich finde, das ist zu pauschal gedacht. Es gab sicher sowohl glückliche wie auch unglückliche Menschen. Die Indianerkulturen waren oft von einer Kriegerethik bestimmt. Die Leute, die als Schlachtvieh oder Menschenopfer endeten, waren wahrscheinlich nicht so glücklich wie die jeweiligen Kriegshelden und Priester. Der Film Apokalypto gibt dir eine interessante Vorstellung.
Die katholische Kirche verfolgte auch immer das Ziel, entsprechende Gebräuche zu bekämpfen. Das war natürlich nicht der Ziel der Kolonisatoren.

Viele Grüße

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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon AAy » Fr 8. Feb 2008, 15:07

Klaus hat geschrieben:
Dass es nicht richtig ist, jemandem seine Sicht der Dinge mit Gewalt beizubringen, steht doch bei aufgeklärten Menschen heute außer Frage.

Der Papst, bei seinem Besuch in Brasielien, letzten Jahres hat da anders gesprochen. Er meinte, "der Katholizismus hat die indigenen Völker gereinigt".
Er ist doch auch aufgeklärt, oder?


Der Papst steht damit in der Tradition der Aufklärung. Nach einer bestimmten Interpretation derselben war es das Ziel der Aufklärer, inhumane Praktiken, Folter, Sklaverei und Kannibalismus abzuschaffen. Der Papst hat vielleicht die Story desjenigen französischen Missionars gelesen, der eine Sondergenehmigung zum Zelebrieren der Messer erhalten mußte, da ihm hungrige Irokesen die Finger abgeschnitten hatten. Andere Missionare wurden auch komplett gegessen und gelten als Märtyrer des Glaubens.
Selbst Cortez rechtfertigte sein Vorgehen in Mexiko damit, daß einigen seiner Leute auf den Opferaltären die Herzen herausgeschnitten wurden.
Die Skidi-Pawnee haben die gelegentlich Opferung eines jungen Sioux-Mädchens, das in kleine Stücke zerschnitten wurde, damit man ihm ihrem Blut die Felder tränken konnte, zwar eigenständig, aber erst nach dem Einfluß der Weißen beendet.
Im Prinzip hat der Papst also recht.

Viele Grüße

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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon AAy » Fr 8. Feb 2008, 15:15

JustFrank hat geschrieben:Aber wir sind uns jetzt durchweg einig, dass religiöse Differenzen immer in schönen Gemetzeln, ausgedehnten Völkermorden und randvollen Blutbädern ihren Ausdruck fanden.

Wenn wir uns also der Ursache für diese wundervollen Ereignisse bewusst sind, warum gibt es hier immer noch Teilnehmer, die Religion auch nur ansatzweise für gut befinden?


Ich sehe das anders. Viele Menschen haben das Bedürfnis, im Krieg mitzukämpfen und dabei allerlei Untaten zu begehen. Damit das geht, muß man irgendwelche Gründe finden, warum die jeweiligen Gegner anders oder böse sind. So muß man z.B. Namen finden wir die eigene und die feindliche Gruppe, die reale Eigenschaften bezeichnen. Solche Eigenschaften können nun alles mögliche sein, z.B. religiöse Bekenntnisse, aber auch ideologische Differenzen, Hautfarbe, Nationalität. Diese Eigenschaften sind aber nie die Ursache der Konflikte, sondern die Ausreden.
Die GIs in Vietnam konnten ihre Abmurksaktionen auch ohne religiöse Begründung durchführen.
Mit der Abschaffung von Religion gewinnst du also nichts für deinen Pazifismus.

Viele Grüße

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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon JustFrank » Fr 8. Feb 2008, 19:51

AAy hat geschrieben:Die GIs in Vietnam konnten ihre Abmurksaktionen auch ohne religiöse Begründung durchführen.
Mit der Abschaffung von Religion gewinnst du also nichts für deinen Pazifismus.


Das sehe ich völlig anders, denn nichts eignet sich so gut zur Ausgrenzung und Diffamierung anderer, wie Religion. Da kann dein Gegner ruhig deine Hautfarbe haben, da darf er auch geographisch direkt von nebenan kommen, darf die gleichen Dingen essen, wie du und die gleiche Sprache sprechen.

Wehe nur, er glaubt etwas geringfügig anderes, als du.......

Schau dir die Balkankriege aus den 90ern oder Nordirland an.
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon AAy » Fr 8. Feb 2008, 20:19

JustFrank hat geschrieben:
AAy hat geschrieben:Die GIs in Vietnam konnten ihre Abmurksaktionen auch ohne religiöse Begründung durchführen.
Mit der Abschaffung von Religion gewinnst du also nichts für deinen Pazifismus.


Das sehe ich völlig anders, denn nichts eignet sich so gut zur Ausgrenzung und Diffamierung anderer, wie Religion. Da kann dein Gegner ruhig deine Hautfarbe haben, da darf er auch geographisch direkt von nebenan kommen, darf die gleichen Dingen essen, wie du und die gleiche Sprache sprechen.

Wehe nur, er glaubt etwas geringfügig anderes, als du.......

Schau dir die Balkankriege aus den 90ern oder Nordirland an.


Da geht es aber auch um nationale Unterschiede, z.B. eingeborene Iren gegen Nachkommen von angelsächsischen Zuwanderern. Außerdem gibt es viele ähnliche Konflikte ohne Religion, z.B. zwischen Hutu und Tutsi, den Krieg in Darfur. Die Ausgrenzung der Juden durch Hitler basierte auf der Leugnung der These, daß die Juden eine Religionsgemeinschaft statt eine Rasse seien. Natürlich gibt es auch noch ein paar Konflikte, wo sich Leute auf Religion berufen, aber das beweist nicht, daß Religion hier eine besondere Rolle bei den Konfliktursachen spielt.

Viele Grüße

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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon folgsam » Fr 8. Feb 2008, 20:29

Es gibt angeborene, evolutive Verhaltensweisen, dazu gehört auch die Religion, aber nicht nur, die es dem Menschen sehr schwer machen sich vom "Tier" zu unterscheiden. Primitives Territorialverhalten (wozu auch Landbesitz zu tun hat), Ablehnung des Fremden, Autoratirismen.

Die letzten 200 Jahre (2500 ca wenn man die antiken Griechen hinzunimmt) sind leider ein büsserl wenig für eine evolutive Verschiebung angeborener Verhaltensparameter.

Es gibt (natürlich verfehmte und verleumdete) Methoden auch diese Grundlegende, genetische Prägung zu löschen. Leider sind bisher die wenigsten in der Lage aufgrund ihrer Vernunft und Empathie auf diese archaischen Strukturen zu verzichten.

Und in wem brodelt nicht ab und zu, und häufiger und intensiver als ihm Lieb ist, dieser archaische, unmenschliche Urabgrund?
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon JustFrank » Fr 8. Feb 2008, 20:33

AAy hat geschrieben:
JustFrank hat geschrieben:Die Ausgrenzung der Juden durch Hitler basierte auf der Leugnung der These, daß die Juden eine Religionsgemeinschaft statt eine Rasse seien


Und darauf, dass Hitler von seiner Prägung und Taufe her katholisch war, aber das nur am Rande.

Wenn wir jetzt tatsächlich hergingen, und statistisch auswerten würden, wie viele Kriege religiös begründet waren, oder in wie vielen Religion ein wesentliches Hilfsmittel war, würdest du dich wundern. Allein die Endlosgemetzel im Alten Testament würden jede Statistik sprengen. Wobei es sich dabei glücklicherweise meist um Erfindungen der Bibelschreiber handelt.

Die Uni Tübingen bietet dazu zwar keine Zahlen, aber doch einige Erkenntnisse an: http://www.uni-tuebingen.de/SFB437/phase2/p2_TG1b.htm
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon StefanK » Mo 11. Feb 2008, 10:04

Obwohl wir das Thema Christliche Erziehung längst verlassen haben, stelle ich eine weitere These zu Religion und Krieg auf. Ist ein Land nicht im Vorteil, wenn es im Falle eines Krieges etwas hat, dass die Nation im Krieg zusammen hält und kampfbereit macht? Rein evolutionär müsste sich das Volk am besten behaupten können, welche in der Truppe die höchste Moral, d.h. auch Fanatismus, freisetzen kann. Besteht damit nicht ein Zwangsläufigkeit hin zur Religion oder ähnlich autoritären Systemen? :nosmile:
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon emporda » Mo 11. Feb 2008, 11:09

StefanK hat geschrieben:Obwohl wir das Thema Christliche Erziehung längst verlassen haben, stelle ich eine weitere These zu Religion und Krieg auf. Ist ein Land nicht im Vorteil, wenn es im Falle eines Krieges etwas hat, dass die Nation im Krieg zusammen hält und kampfbereit macht? Rein evolutionär müsste sich das Volk am besten behaupten können, welche in der Truppe die höchste Moral, d.h. auch Fanatismus, freisetzen kann. Besteht damit nicht ein Zwangsläufigkeit hin zur Religion oder ähnlich autoritären Systemen? :nosmile:

Der alte Fritz, König von Preußen, hat die Einführung der Schulpflicht in seiner Zeit verhindert. Er soll gesagt haben "Meine Kerls sollen, gehorchen, marschieren und schießen könnnen, auf keinen Fall aber selbstständig denken"

Was ist daran anders geworden. Nur der Spruch wurde geändert
"Wer nichts wird wird Wirt, wer dann immer noch nichts wird, wird Soldat"
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon Jakob » Mo 11. Feb 2008, 15:26

Das gleiche gilt für Nationalismus. Andererseits neigen diese Weltbilder auch dazu, Kriege überhaupt erst auszulösen bzw. zu ermöglichen. Vor allem die Sorte Kriege, bei denen man nicht schon vorher weiß, daß man sie gewinnt. Zum Beispiel Weltkriege etc. (im Gegensatz zu hübschen, kleinen Kolonialkriegen mit fetter Beute und geringen Verlusten).
Was ist also evolutionär der größere Vorteil? Ein gewonnener Krieg oder ein verhinderter Krieg? Ein Krieg, den man nur aufgrund des Fanatismus und der Opferbereitschaft (!) der eigenen Leute gewonnen hat oder ein einvernehmilches Miteinander wie heute in der EU? Da sollte man im Zeitalter der Atombombe gar nicht erst auf die Ruinen Europas vor 60 Jahren zurückblicken müssen.
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon Ari » Mo 11. Feb 2008, 15:54

emporda hat geschrieben:Was ist daran anders geworden. Nur der Spruch wurde geändert
"Wer nichts wird wird Wirt, wer dann immer noch nichts wird, wird Soldat"

Du hast mal im Forum erwähnt das du in Sonthofen gedient hast (schön da, ich durfte vor ein Paar Jahren in Kempten meine Zeit absitzen) und ich muss dir zustimmen das es schon einige gibt, die nach diesem Schema zur BW gehen. Gerade in den Unteroffiziersrängen tumelten sich jede Menge Soldaten die auf dem Arbeitsmarkt keine Perspektive sahen und sich dann (mehr notgedrungen und ohne wirkliches Interesse) verpflichtet haben. Dank der zivilen Vorausbildung haben sie dann als Uffz einen ordentlichen Sold bekommen. Aber glaub wir weichen vom Thema ab (auch wenn das ebenfalls ein interessantes Thema ist).

Ich denke nicht das man alle religös motivierten kriege nur auf die Religion "schieben" kann und das es im Nachhinein schwer bis unmachbar ist zusaegn ob jemand (in seinem Kopf) nun die Religion wirklich ernst genommen oder als vorwand genommen hat.
Was aber festzustellen bleibt ist, das z.b. im christlichen GLauben von klerikaler Seite kaum etwas zur Kriegsverhinderung getan wurde. Meist wurde den herschenden beigepflichtet und manchmal sogar aufgehetzt. Und diese historische Schuld gestehen die sonst doch so auf Moral und Gutmenschentum fixizerten christlichen Kirchen ja bis heute nicht ein. Und wenn doch, dann immer abgemildert und mit dem VOrwand von nichts gewussst zu haben.
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon Vompf » Mi 27. Feb 2008, 17:15

Liebe Diskutanten und Diskuonkels,
Um mal wieder auf das Thema zurückzukommen:
Heisst 'Christliche Erziehung' nur die christliche Wertevermittlung oder gleich Lehren der Religion?
Ich kann es mit meinem Gewissen vereinbaren, meinen Kindern eine 'Christliche Erziehung' nach der ersten Definition angedeihen zu lassen.
Ich selbst kann den Lehren, die Jesus Christus damals vermitteln wollte, durchaus zustimmen. Vielleicht könnte man Jesus sogar im übertragenen Sinn als Bright bezeichnen. Warum? Er hat versucht, eine alte Religion zu reformieren und mit 'christlichen' Werten vereinbar zu machen. Dazu musste er natürlich sich innerhalb dieser Religion bewegen, ohne sie generell in Frage zu stellen. Sonst wäre er sofort gesteinigt worden. Er musste auch so sprechen, dass ihn seine Mitmenschen verstehen. Und damals haben sie halt nur verstanden, wenn er von 'Gott' als Vater sprach.
Dass sein Vorhaben für ihn am Kreuz endete und er nicht eine Religion reformierte, sondern eine neue hervorbrachte, ist m. E. dem Umstand zuzuschreiben, dass viele seiner religiösen Zeitgenossen damals einfach zu konservativ eingestellt waren. (Um dem potentiellen Vorwurf des Antisemitismus gleich entgegenzutreten: Welcher Gläubige lässt sich schon leicht von etwas anderem überzeugen?)
Ich habe kein Problem damit, Jesus Christus als persönliches Vorbild zu nehmen. Ich lasse natürlich mal sämtliche Märchen wie Jungfrauengeburt, Himmelfahrt u. ä. weg und beschränke mich auf das, was er der Überlieferung nach gesagt hat. Und ersetzt man, wenn Jesus sagte 'Gott Vater' durch 'Mutter Natur', dann gibt es kaum noch etwas, was wir als Brights heute ablehnen müssten.
Sollte ich etwa unrecht haben?
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon StefanK » Mi 27. Feb 2008, 17:53

Vompf hat geschrieben: Ich lasse natürlich mal sämtliche Märchen wie Jungfrauengeburt, Himmelfahrt u. ä. weg und beschränke mich auf das, was er der Überlieferung nach gesagt hat. Und ersetzt man, wenn Jesus sagte 'Gott Vater' durch 'Mutter Natur', dann gibt es kaum noch etwas, was wir als Brights heute ablehnen müssten.
Sollte ich etwa unrecht haben?


Das Problem ist, dass das ganze und nicht nur Teile ein Märchen sind. Jesus hat nie gelebt! Er wurde nie ans Kreuz genagelt! Hier haben eine Gruppe von Reformern eine neue Religion aus Judentum, Mysterienkulten und griechischer Philosophie zusammengebastelt. Es gibt also diesen Reformer nicht. Es gibt höchstens so etwas wie einen idealen Menschen und Gottessohn, den diese Reformer definiert haben.

Davon abgesehen kann man als echter Christ kein Bright sein. Unmöglich! Sicherlich gibt es im Christentum Werte, die nicht schlecht sind. Diese werden aber von einem Gott hergeleitet und dadurch erst gut. Eine Tugend ist im Christentum nicht deshalb gut, weil sie an sich gut ist, sondern weil sie Gott als gut erklärt hat. Das ist das Gegenteil von naturalistischer Philosophie.
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon Vompf » Fr 29. Feb 2008, 11:21

StefanK hat geschrieben:Das Problem ist, dass das ganze und nicht nur Teile ein Märchen sind. Jesus hat nie gelebt! Er wurde nie ans Kreuz genagelt! Hier haben eine Gruppe von Reformern eine neue Religion aus Judentum, Mysterienkulten und griechischer Philosophie zusammengebastelt. Es gibt also diesen Reformer nicht. Es gibt höchstens so etwas wie einen idealen Menschen und Gottessohn, den diese Reformer definiert haben.

Davon abgesehen kann man als echter Christ kein Bright sein. Unmöglich! Sicherlich gibt es im Christentum Werte, die nicht schlecht sind. Diese werden aber von einem Gott hergeleitet und dadurch erst gut. Eine Tugend ist im Christentum nicht deshalb gut, weil sie an sich gut ist, sondern weil sie Gott als gut erklärt hat. Das ist das Gegenteil von naturalistischer Philosophie.

Na, toll! Du versuchst zu widersprechen, indem Du eine Behauptung aufstellst, die Du nicht beweisen kannst.
Dass Gott nicht existiert und nie existiert hat, das glaube ich Dir, weil ich das ebenso als Fakt anerkenne. Dass jedoch Jesus nie gelebt hat, dass ist schon eine gewagte Behauptung. Sie kann wahr sein, ich finde die Wahrscheinlichkeit hierfür jedoch sehr gering.
Ich glaube, dass es sehr viele Menschen gibt, die nicht Christen sind im Sinne des amtskirchlichen Dogmas, sondern Christen in dem Sinn, dass sie den Menschen Jesus Christus als Vorbild haben, ohne an eine transzendente Instanz zu glauben. Also 'naturalistische Christen' oder 'christliche Naturalisten'. Und es ist nicht auszuschliessen, dass sie 'bessere Christen' (echte Christen) sind, als die, die jeden Sonntag in die Kirche rennen. Weil man auch durch Gebrauch des Verstandes nachvollziehen kann, was und warum Jesus seinen Mitmenschen gewisse Verhaltensregeln näher bringen wollte, ohne dafür an einen 'Gott' glauben zu müssen.
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Re: Christliche Erziehung

Beitragvon Klaus » Fr 29. Feb 2008, 11:39

Ich glaube, dass es sehr viele Menschen gibt, die nicht Christen sind im Sinne des amtskirchlichen Dogmas, sondern Christen in dem Sinn, dass sie den Menschen Jesus Christus als Vorbild haben, ohne an eine transzendente Instanz zu glauben. Also 'naturalistische Christen' oder 'christliche Naturalisten'. Und es ist nicht auszuschliessen, dass sie 'bessere Christen' (echte Christen) sind, als die, die jeden Sonntag in die Kirche rennen. Weil man auch durch Gebrauch des Verstandes nachvollziehen kann, was und warum Jesus seinen Mitmenschen gewisse Verhaltensregeln näher bringen wollte, ohne dafür an einen 'Gott' glauben zu müssen.

Das von dir hier geschilderte Drama spielt sich ja meistens in den Freikirchen ab, die einen überbetonen die Rolle Jesus, die anderen interpretieren Maria zur Ur-Mutter, bis hin zur Erde. Es bleibt ein langer Weg bis zum natürlichen Christen(Pantheisten?) Was du machst ist ein "big leap". Die Wahrscheinlichkeit, dass Jesus nicht gelebt hat, wird von den meisten Theologen bestätigt, also, es gibt keinen Grund anders zu argumentieren als StefanK. Mit deiner Argumentation kannst du auch sagen, der Weihnachtsmann existiert mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht, ich weiß, dass er nicht existiert, aber ich glaube an ihn. Das ist sowas wie weichgespülter Atheismus.
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