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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon El Schwalmo » So 13. Jan 2008, 12:44

ostfriese hat geschrieben:Die Indizienlage spricht dafür, bestimmte Theorien vorläufig für wahr zu halten und die mit ihnen unvereinbaren Aussagen für falsch. Darüber hinaus gebieten Occams Razor und die Forderung nach Kritisierbarkeit, gewisse Hypothesen gar nicht erst in Betracht zu ziehen und sie aus dem rationalen Diskurs heraus zu halten.

die Indizienlage zeigt eindeutig, dass eine Evolution abgelaufen ist und abläuft. Die Mechanismen werden erforscht.

Und nun stellt sich die Frage, ob das rein naturalistisch verlief. Du glaubst daran, ich glaube daran, aber wenn jemand nicht daran glaubt, bist Du darauf angewiesen, so zu argumentieren, wie Du das machst, wenn Du mir den Atheismus schmackhaft machen möchtest. Intellektuelle Redlichkeit absprechen, anzudeuten, dass mir das Quäntchen Intelligenz fehle und so weiter.

Gibt Dir das nicht zu denken?

Nur für den Fall, dass es Dich interesssiert, wie man diese Diskurse konkret beurteilen kann, vielleicht mal den Artikel, den ich hier besprochen habe, lesen, und über die Punkte 1 bis 6 nachdenken.

Über Punkt 7 sind wir uns einig. Mit einem Christen und gegen ID-ler.

Die vernichtendste Argumentation gegen ID wäre, denen konkret zu zeigen, wie bestimmte Strukturen naturalistisch entstanden sein könnten, und zwar auf so konkrete Art und Weise, wie das bei den Strukturen, derer naturalistische Entstehung ID-ler anerkennen (zum Beispiel das Wirbeltier-Auge) der Fall ist. Sobald wir das können, werde ich meine Argumentation hinsichtlich Naturalismus in der Evolutionsdiskussion von leicht skeptisch in affirmativ ändern. Denn wenn das erfolgt ist, gibt es keinerlei rationale Möglichkeit, in einem rationalen Diskurs über naturwissenschaftliche Sachverhalte auf einem Designer zu bestehen. Das sieht Behe so, das sieht Reinhard Junker so, und das sind nun wirklich keine Leichtgewichte in der ID-Diskussion.

Zurzeit ist das zwar auch nicht mehr möglich, wenn man einen bestimmten Designer (beispielsweise einen, der alle Grundtypen innerhalb einer Schöpfungswoche, genauer an einem Tag, erschaffen hat) vertritt, aber wenn man hinreichend nebulös bleibt, kann man so einem Menschen nur noch methodologisch entgegnen, und das hat immer ein G'schmäckle. Denn in diesem Bereich schließt man aus den Regeln des rationalen Diskurses auf ontische Gegebenheiten. Bisher konnte noch niemand zeigen, dass das mehr als eine hervorragende Heuristik ist. Der Pferdefuß an der Geschichte ist, dass sich das Sein nach unseren Erkenntnismöglichkeiten richten würde. Die Evolutionäre Erkenntnistheorie versucht zwar, so etwas plausibel zu machen, aber aus 'Passen' auf 'Stimmen' (Beides tt) zu schließen machen selbst diese Menschen nicht.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon emporda » So 13. Jan 2008, 13:02

El Schwalmo hat geschrieben:Nur für den Fall, dass es Dich interesssiert, wie man diese Diskurse konkret beurteilen kann, vielleicht mal den Artikel, den ich hier besprochen habe, lesen, und über die Punkte 1 bis 6 nachdenken.

Zu diesem Artiekl wäre z.B. zu sagen:
“Evolution happens and obviously happened in the natural world, and natural selection plays a role in it. But we do not have adequate theories yet to explain completely how evolution works and worked at the biochemical level.”
natural world bedeutet im Sinne des Sprachgebrauchs soviel wie Umwelt, und hat mit Naturalismus außer einem Teil der Buchstaben nichts gemein. Das eine ist eine Sache vor der Haustür, das andere eine Überzeugung. Es gibt noch mehr davon, aber wozu das hier anführen ?

Dein Vorschlag ID-lern oder Kreationisten etwas klar zu machen, ist ebenfalls absurd. Wenn jemand überzeugt zu einer Sache steht, ohne das es für die Sache logische oder funktionell natürliche Gründe gibt, dann handelt es sich um Glauben. Versuch mal einer Nonne, die vor einer Marienstatue auf den ihren Knien rumruscht zu erklären, dass es sich nur um einen bunt bemalten Lindenholzklotz handelt ohne sonstige Bedeutung. Der mit dem Klingelbeutel dahinter stehende Priest verklagt Dich wegen Kollektendiebstahl.

Genau so wird ein ID-ler reagieren, wenn man versucht ihm die Sinnlosigkeit seiner Argumente zu erklären. Der Behe hat deswegen im Kitzmiller-Fall sogar einen Meineid geschworen, er wollte nur nicht sagen "tut mir leid, ich habe mich geirrt". So oder so, seine Reputation ist futsch.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon ostfriese » So 13. Jan 2008, 13:17

El Schwalmo hat geschrieben:Du glaubst daran, ich glaube daran, aber wenn jemand nicht daran glaubt, bist Du darauf angewiesen, so zu argumentieren, wie Du das machst, wenn Du mir den Atheismus schmackhaft machen möchtest. Intellektuelle Redlichkeit absprechen, anzudeuten, dass mir das Quäntchen Intelligenz fehle und so weiter.

Ich kann nichts dafür, dass Du meine Argumente pro Atheismus nicht nachvollziehst. Dass die gesamte Evolution naturalistisch ablief, trifft mit exakt der gleichen Wahrscheinlichkeit zu wie die Annahme, dass unsere akzeptierten physikalischen Theorien den Kosmos korrekt beschreiben. Wenn es vernünftig wäre, an der Nichtexistenz eines Schöpfers zu zweifeln, dann wäre es nicht weniger vernünftig, an der universellen Brauchbarkeit der Relativitäts- oder der Quantentheorie zu zweifeln.* Womit wir uns ein Riesenproblem einhandelten. Gibt es Physiker, die pragmatisch mit den akzeptierten Theorien arbeiten, aber überzeugte Agnostiker hinsichtlich ihres Wahrheitsgehalts sind? Nein, die gibt es nicht. Wer als Betreiber in ein GPS-System investiert, ist überzeugt davon, dass die Physik seine Funktion hinreichend korrekt beschreibt.

Vielleicht sollten die Biologen bei ihrem Bemühen, Zweifel am Naturalismus einzelner evolutionärer Mechanismen zu zerstreuen, mal über den Tellerrand ihres Fachs hinaus schauen. Solche Zweifel wären nämlich immer auch Zweifel an der Richtigkeit physikalischer Theorien. Unser Universum ist kein "Gegenwartsuniversum", sondern eine Raumzeit. Entweder galten die Naturgesetze überall und zu allen Zeiten, oder sie gelten gar nicht. ID stürzt sich auf das vermeintlich schwächste Glied der Kette, aber sie stellt damit die gesamte Kette in Frage. Genau das ist angesichts der überwältigenden Belege für auf dem Boden des Naturalismus gediehene Theorien nicht ernst zu nehmen. Jedenfalls kein Anlass, deswegen Agnostiker statt Atheist zu sein. Lasst euch von den Physikern versichern: Sie haben nicht die geringste Chance!


*Edit: Man verzichte auf den Hinweis, dass die ART bei hohen Teilchendichten versagt; während der Evolution auf der Erde gab es keine Dichten jener Größenordnung.
Zuletzt geändert von ostfriese am So 13. Jan 2008, 14:10, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon El Schwalmo » So 13. Jan 2008, 13:32

Peter Janotta hat geschrieben:
es geht um die Reichweite der ET. Unstrittig ist, dass mit den bekannten Mechanismen bestimmte Systeme evolvieren können. Die Frage dreht sich darum, ob das alle sind.

@El Schwalmo: Ob es alle Systeme betrifft, es alle Mechanismen sind oder beides?

beides.

Peter Janotta hat geschrieben:Wenn es um zusätzliche Mechanismen geht, so denke ich, dass die hier keiner bestreitet.

Doch. Jahrzehntelang wurde exakt das behauptet: die bekannten Mechanismen sind vollständig.

Peter Janotta hat geschrieben:Trotzdem erscheint mir der Selektionsmechanismus (unter dem man manch andere Mechanismen subsummieren kann) besonders in der frühen Phase der Evolution von relativ einfachen Organismen plausibel als entscheidender Mechanismus.

Das ist, gelinde gesagt, extrem problematisch. Niemand kennt den Chemismus der Protobionten. Wie willst Du dann eine fundierte Meinung vertreten, welcher Mechanismus was konnte?

Berlinski hat das mit einem wunderschönen Beispiel veranschaulicht.

Angenommen, Du beginnst mit einer Zahl und inkrementierst diese beliebig oft mit einer anderen und willst wissen, ob Du eine andere Zahl damit erzeugen kannst.

Wenn Du beispielsweise mit '1' beginnst, und mit '2' inkrementierst, kannst Du sicher sein, niemals '18' zu erreichen, wenn Dir klar ist, warum, kannst Du auch begründen, warum Du nur ungerade Zahlen erzeugen kannst.

Wenn Du aber überlegst, ob Du durch das obige Verfahren 'irgendeine' Zahl erreichen kannst, kannst Du bestenfalls noch 'ich weiß das nicht' oder 'wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllt' sagen.

Peter Janotta hat geschrieben:Natürlich braucht es für ein komplettes Verständnis auch die Kenntnis über genaue Mechanismen der Mutations- und Vererbungsmechanismen sowie Mechanismen zum Aktivieren und Deaktivieren von Genen usw. Diese Mechanismen scheinen mir allerdings nicht nötig für das prinzipielle Verständnis, wie sich etwas Selbstorganisiert weiterentwickeln kann.

Dann bist Du dabei, zu überlegen, ob Du so, wie Du den Mount Improbable besteigen kannst ('gehe immer nach oben') auch den Mond erreichen kannst. Ich habe das mal, in Anlehnung an v. Ditfurth als das 'Apfelbaum im Garten'-Agument bezeichnet. Schnall Dir einen Rucksack mit Proviant um, steige auf den Apfelbaum im Garten und juble, dass Du den ersten Schritt zur bemannten Raumfahrt gemacht hast: es ist Dir nachweislich gelungen, von der Erdoberfläche aus in die richtige Richtung zu gelangen. Du kannst nun die gemachten Schritte genauer untersuchen.

Ein interessante Frage ist zudem, wie Du im Rahmen der Selektionstheorie das mit den Schaltern erklären willst. Etliche Menschen haben darauf hingewiesen, dass viele neue Befunde, die hervorragend eine naturalistische Evolution plausibel machen, die Selektionstheorie eher nicht stützen, um es seeeeehr euphemistisch auszudrücken.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon emporda » So 13. Jan 2008, 13:34

Max hat geschrieben:An solchen Anekdoten und deiner ständigen Hybris kann man gut erkennen,wie sehr du die Realität verkennst, indem du meinst, du könntest über dieses Forum und seine Benutzer bestimmen oder hättest hier irgendeinen Machtanspruch. Daher sollte man deine Aussage lieber mal umdrehen: Geh du doch in ein anderes Forum, wenn dir meine Aussagen nicht passen. Solange dieses Forum mein Eigentum ist, kann ich dein Benutzerkonto ohne weiteres löschen.

Max, gut durchatmen. Zu jedem Königstum gehört ein Haufen williger Hofschranzen und ein Hofnarr.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon Max » So 13. Jan 2008, 13:41

El Schwalmo hat geschrieben:Die vernichtendste Argumentation gegen ID wäre, denen konkret zu zeigen, wie bestimmte Strukturen naturalistisch entstanden sein könnten, und zwar auf so konkrete Art und Weise, wie das bei den Strukturen, derer naturalistische Entstehung ID-ler anerkennen (zum Beispiel das Wirbeltier-Auge) der Fall ist. Sobald wir das können, werde ich meine Argumentation hinsichtlich Naturalismus in der Evolutionsdiskussion von leicht skeptisch in affirmativ ändern. Denn wenn das erfolgt ist, gibt es keinerlei rationale Möglichkeit, in einem rationalen Diskurs über naturwissenschaftliche Sachverhalte auf einem Designer zu bestehen. Das sieht Behe so, das sieht Reinhard Junker so, und das sind nun wirklich keine Leichtgewichte in der ID-Diskussion.

Es stellt sich hier die Frage, wie es möglich sein soll, konkret und plausibel aufzuzeigen, dass etwas rein naturalistisch entstanden ist. Meiner Erachtens ist dies nicht möglich. Wenn man erklärt, wie etwas -- und dies begrenzt sich nicht auf Lebewesen -- natürlich entstanden ist, so ist dies sicher stets die einfachste, direkteste und schlichteste Erklärung. Die naturalistische Erklärung hat die meiste Eleganz, ist die plausibelste und liegt aufgrund ihrer Einfachheit nahe. Aber auch wenn dies so ist, dass die naturalistische Erklärung für etwas die plausibelste oder gar die einzig plausible ist -- so ist es stets möglich, eine kompliziertere Erklärung für den Sachverhalt zu finden, eine beliebige und diese mit seinen Lieblingshypothesen auszuschmücken. Für meine Beobachtung, dass Dinge zu Boden fallen, ist es sicherlich die einfachste und einzig plausible Erklärung, dass eine Erdanziehungskraft existiert, die alles zu Boden drückt. Aber zu dieser Erklärung gibt es unendlich viele Alternativen, die sich alle samt rechtfertigen und aufrecht erhalten lassen. Man muss diese nur so weit ausschmücken und mit Ad-hoc-Annahmen gegen kritische Einwände abschirmen. Man kann detailliert schildern, wie es nicht die Erdanziehungskraft ist, die Gegenstände auf die Erde sinken lässt, sondern kleine, für uns unsichtbare Monster, die für diesen Effekt sorgen. Wenn jemand diese Auffassung dahingehend kritisiert, dass es keine Belege dafür gibt oder diese Hypothese zahlreichen Erkenntnissen widerspricht, so kann der Verfechter dieses Unsinns stets in die Sicherheit flüchten, indem er Ad-hoc-Annahmen erfindet, die diese Widersprüche hinreichend erklären und dadurch seine Meinung am Leben erhalten.

Wenn man -- wie du, El Schwalmo, dies unternimmst -- eine Trennung zieht zwischen unserem rationalen Diskurs, der dazu gehörigen Heuristik und all den Regeln unseres Denkens auf der einen Seite und der Welt und unserem Bild von ihr auf der anderen Seite, so kann man nicht gegen das Unterfangen des oben geschilderten Irrationalisten Stellung beziehen. Wenn diese von dir postulierte Trennung tatsächlich existiert, so kann man die Hypothese von oben nich als widerlegt betrachten.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon Peter Janotta » So 13. Jan 2008, 13:45

Wenn Du beispielsweise mit '1' beginnst, und mit '2' inkrementierst, kannst Du sicher sein, niemals '18' zu erreichen, wenn Dir klar ist, warum, kannst Du auch begründen, warum Du nur ungerade Zahlen erzeugen kannst.

Wenn Du aber überlegst, ob Du durch das obige Verfahren 'irgendeine' Zahl erreichen kannst, kannst Du bestenfalls noch 'ich weiß das nicht' oder 'wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllt' sagen.


Das lässt sich alles durch den Satz von Peano und vollständige Induktion beweisen. Zwar braucht man dafür noch die (nicht mehr beweisbaren) Axiome für natürliche Zahlen, aber das ist ja nur die Definition dessen was wir überhaupt unter dem Begriff Zahl verstehen und damit die Festsetzung was wir überhaupt untersuchen wollen. Ich kann das Beispiel leider nicht nachvollziehen.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon emporda » So 13. Jan 2008, 13:58

El Schwalmo hat geschrieben:Ein interessante Frage ist zudem, wie Du im Rahmen der Selektionstheorie das mit den Schaltern erklären willst. Etliche Menschen haben darauf hingewiesen, dass viele neue Befunde, die hervorragend eine naturalistische Evolution plausibel machen, die Selektionstheorie eher nicht stützen, um es seeeeehr euphemistisch auszudrücken.

Das ist die klassische Umkehrung von Ursache und Wirkun als Beweis - ein oft angewandter Trick der Superfrommen und ID-ler - zu dnen Du offensichtlich mehr und mehr gehörst.
Die Tatsache, daß ein Teil der Menschheit (besonders in Asien) als Erwachsene keine Milch mehr vertragen, die ist hoffentlich unbestritten. Wir können den Gen-Marker (eine bestimmte Mutation der DNS), der das verusacht, nicht genau definieren.

Umgekehrt zu behaupten, die Leute vertragen nur deswegen keine Milch, weil wir nicht erklären können warum das so ist - das ist doch hochgradiger Schwachsinn.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon ostfriese » So 13. Jan 2008, 14:03

emporda, Dein letzter Beitrag hat mit dem, was El Schwalmo geschrieben hat, rein gar nichts zu tun.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon Peter Janotta » So 13. Jan 2008, 14:05

Ein interessante Frage ist zudem, wie Du im Rahmen der Selektionstheorie das mit den Schaltern erklären willst. Etliche Menschen haben darauf hingewiesen, dass viele neue Befunde, die hervorragend eine naturalistische Evolution plausibel machen, die Selektionstheorie eher nicht stützen, um es seeeeehr euphemistisch auszudrücken.


Dann führe bitte diese vielen neuen Befunde in einer allgemeinverständlichen Form auf.

@Max: Bitte splite dieses Thema. Das meiste hier gesagte hat nichts mehr mit Atheismusunterricht zu tun.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon Max » So 13. Jan 2008, 14:13

Oben wurde geschrieben, dass Ockhams Rasiermesser gegen ID als Erklärung für die Evolution der Lebewesen spricht. Dies ist sicherlich wahr. Angenommen ID und naturalistische Evolution sind gleichsam plausibel und gibt für beide gleich viele Belege, so ist die naturalistische Evolution ID vorzuziehen, weil sie die Geschehnisse in der Wirklichkeit besser erklärt und weniger postuliert, um die Sachverhalte zu verstehen. Von beiden ist sie die rationalere, weil sie aufgrund ihrer Einfachheit besser zu kritisieren ist und es mehr hypothetische Ereignisse, die ihr widersprechen und dadurch als Widerlegungsinstanz dienen können.

Aber ich denke nicht, dass hier Ockhams Rasiermesser zu Hilfe ziehen muss. Die Evolution an sich ist bereits ein sehr starkes Argument gegen die Idee eines Schöpfers. Mit der sich bewährenden Evolutionstheorie kann man die metaphysische Idee eines Schöpfers kritisieren und indirekt widerlegen. Die Evolutionstheorie schließt einen Schöpfer aus, da dieser nicht evolutionär entstehen kann. Solange sich die Evolutionstheorie bewahrheitet, muss man davon ausgehen, dass nur solche Wesen existieren, die evolutionär entstanden sind. Man kann daher a priori die Existenz aller Wesen ausschließen, die nicht evolutionär entstehen können; wie: Fliegende Einhörner, Elfen, Osterhasen, Zeus, Christengott.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon ostfriese » So 13. Jan 2008, 14:22

Max hat geschrieben:Mit der sich bewährenden Evolutionstheorie kann man die metaphysische Idee eines Schöpfers kritisieren und indirekt widerlegen.

Dann hätte aber El Schwalmo mit dem umgekehrten Argument recht: So lange Zweifel an eben jener Bewährung der Evolutionstheorie bestehen, wäre es nicht allzu unvernünftig, an ID zu glauben -- und am vernünftigsten, Agnostiker zu sein.

Nee, ohne metatheoretische Kritik kommt man derzeit nicht aus, wenn man zeigen will, dass ID eine sehr viel schlechtere Idee ist als die Evolution. ID würde eben nicht bloß die ET in Frage stellen, sondern sich noch mit ganz anderen naturwissenschaftlichen Schwergewichten anlegen. Und es spricht so gut wie alles dagegen, dass diese zu Fall zu bringen sind.
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Re: Intelligent Design

Beitragvon Max » So 13. Jan 2008, 14:29

ostfriese hat geschrieben:o lange Zweifel an eben jener Bewährung der Evolutionstheorie bestehen, wäre es nicht unvernünftig, an ID zu glauben.


Zweifeln kann man an allem. Die subjektiven Gedanken und Unterstellungen von Leuten, deren Gedanken Väter ihre Wünsche und emotionalen Prägungen und Bedürnisse sind, sind von keinem erkenntnistheoretischem Interesse. Wichtig sind Argumente und empirische Befunde. Man muss substanzielle Kritik an etwas hervorbringen, wenn man gegen es ist. Das ist das einzig rationale: Argumente zu finden, Inkonsistenzen aufzudecken und empirische Beweise anzustellen, die für den eigenen Standpunkt sprechen und gegnerische Tehsen ausschließen. Bloß aus purer Willkür an etwas zu zweifeln, sagt nichts über die Wahrheit von Hypothesen und Theorien aus. Solange die IDler nichts weiter als Zweifel hervorbringen, aber nicht zu Argumenten und Belegen fähig sind, gibt es keinen Grund, sie ernst zu nehmen. Im Gegenteil: Man hat allen Grund ihr Versagen, Stützpunkte für ihre Meinung zu finden und kritische Einwände strengen Charakters, damit zu erklären, dass sie sich im Unrecht befinden.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon Max » So 13. Jan 2008, 14:31

Peter Janotta hat geschrieben:@Max: Bitte splite dieses Thema. Das meiste hier gesagte hat nichts mehr mit Atheismusunterricht zu tun.

Gemacht.

Hier ist die alte Diskussion: viewtopic.php?f=13&t=1793&p=27620#p27620
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon El Schwalmo » So 13. Jan 2008, 14:35

Peter Janotta hat geschrieben:
Wenn Du beispielsweise mit '1' beginnst, und mit '2' inkrementierst, kannst Du sicher sein, niemals '18' zu erreichen, wenn Dir klar ist, warum, kannst Du auch begründen, warum Du nur ungerade Zahlen erzeugen kannst.

Wenn Du aber überlegst, ob Du durch das obige Verfahren 'irgendeine' Zahl erreichen kannst, kannst Du bestenfalls noch 'ich weiß das nicht' oder 'wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllt' sagen.


Das lässt sich alles durch den Satz von Peano und vollständige Induktion beweisen. Zwar braucht man dafür noch die (nicht mehr beweisbaren) Axiome für natürliche Zahlen, aber das ist ja nur die Definition dessen was wir überhaupt unter dem Begriff Zahl verstehen und damit die Festsetzung was wir überhaupt untersuchen wollen. Ich kann das Beispiel leider nicht nachvollziehen.

dann lasse mal alle Fachbegriffe in Deinem Absatz weg und überlege Dir, was es bedeutet, aufgrund eines Algorithmus eine Zahl, die Du gar nicht kennst, zu erzeugen.

Das ist analog dazu, zu überlegen, ob ein Mechanimus ('Selektion') ein System ('Protobiont'), das Du gar nicht kennst, erzeugen kann.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon El Schwalmo » So 13. Jan 2008, 14:37

Peter Janotta hat geschrieben:
Ein interessante Frage ist zudem, wie Du im Rahmen der Selektionstheorie das mit den Schaltern erklären willst. Etliche Menschen haben darauf hingewiesen, dass viele neue Befunde, die hervorragend eine naturalistische Evolution plausibel machen, die Selektionstheorie eher nicht stützen, um es seeeeehr euphemistisch auszudrücken.

Dann führe bitte diese vielen neuen Befunde in einer allgemeinverständlichen Form auf.

in einem Wort: EvoDevo.

Wenn durch das Umlegen eines Schalters eine neue Struktur entsteht, dann ist die 'einfach so' entstanden, und die Selektion kriegt nur das Produkt vorgezeigt. Das ist dann ein Sprung, der dem Gradualismus widerspricht. Die Selektionstheorie kann nur funktionieren, wenn die Schritte klein sind.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon El Schwalmo » So 13. Jan 2008, 14:41

ostfriese hat geschrieben:
El Schwalmo hat geschrieben:Du glaubst daran, ich glaube daran, aber wenn jemand nicht daran glaubt, bist Du darauf angewiesen, so zu argumentieren, wie Du das machst, wenn Du mir den Atheismus schmackhaft machen möchtest. Intellektuelle Redlichkeit absprechen, anzudeuten, dass mir das Quäntchen Intelligenz fehle und so weiter.

Ich kann nichts dafür, dass Du meine Argumente pro Atheismus nicht nachvollziehst.

das könnte mehrere Gründe habe. Ich könnte dumm oder bösartig sein. Es könnte aber auch sein, dass man Deine Argumente nachvollziehen, verstehen und doch anderer Meinung sein kann.

Lange Rede, kurzer Sinn: letztendlich geht es um epistemische Fragen hinsichtlich Ontologie. Immer, wenn es hart auf hart kommt, sind Deine Argumente heuristisch. Und das ist etwas insuffizient, wenn man genauer hinschaut.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon El Schwalmo » So 13. Jan 2008, 14:44

emporda hat geschrieben:Genau so wird ein ID-ler reagieren, wenn man versucht ihm die Sinnlosigkeit seiner Argumente zu erklären. Der Behe hat deswegen im Kitzmiller-Fall sogar einen Meineid geschworen

erzähl doch mal. Das interessiert mich.
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Re: Intelligent Design

Beitragvon Peter Janotta » So 13. Jan 2008, 14:51

El Schwalmo hat geschrieben:dann lasse mal alle Fachbegriffe in Deinem Absatz weg und überlege Dir, was es bedeutet, aufgrund eines Algorithmus eine Zahl, die Du gar nicht kennst, zu erzeugen.

Sinnvolle Algorithmen erzeugen immer Zahlen, die ich noch nicht kenne. Ansonsten bräuchte ich den Algorithmus ja nicht.

El Schwalmo hat geschrieben:Das ist analog dazu, zu überlegen, ob ein Mechanimus ('Selektion') ein System ('Protobiont'), das Du gar nicht kennst, erzeugen kann.

Man muss nur zeigen, das der Mechanismus prinzipiell in der Lage ist jedes System, das von Belang sein könnte, zu erzeugen. Dann ist auch gezeigt, dass ein spezielles System so erzeugt werden kann.
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Re: Atheismus-Unterricht in Schulen?

Beitragvon ostfriese » So 13. Jan 2008, 15:07

El Schwalmo hat geschrieben:Ich könnte dumm oder bösartig sein. Es könnte aber auch sein, dass man Deine Argumente nachvollziehen, verstehen und doch anderer Meinung sein kann.

Aber dann sollte man das begründen können, anstatt so zu tun, als hätte ich gar keine Argumente genannt.

El Schwalmo hat geschrieben:Lange Rede, kurzer Sinn: letztendlich geht es um epistemische Fragen hinsichtlich Ontologie. Immer, wenn es hart auf hart kommt, sind Deine Argumente heuristisch.

Unsinn. Man muss sich als Kritiker der naturalistischen Ontologie darüber bewusst sein, dass bestimmte Alternativen keine Aussicht auf Erfolg haben, weil sie nicht bloß einzelne Mechanismen in Frage stellen, sondern das gesamte Gebäude naturwissenschaftlicher Erkenntnis zum Einsturz bringen müssten. Es entscheidet sich mitnichten auf einem hergesuchten ontologischen Stellvertreter-Schlachtfeld, ob der Naturalismus scheitert. Mit Verlaub, so wichtig sind die Evolutionsbiologen und ihr Krieg gegen ID denn doch nicht.

Um wenigstens eine Irritation zwischen uns auszuräumen: An Deiner Intelligenz zweifele ich nicht ernsthaft, das wäre ein Eigentor. Aber an Deiner Bereitschaft, auf meine entscheidenden Argumente auch nur ansatzweise einzugehen, zweifele ich mehr und mehr. Ich gebe zu, dass man daraus einen Mangel an intellektueller Redlichkeit nicht zwingend ableiten kann. Es wäre auch in Betracht zu ziehen, dass Du schlicht keine Lust hast, mit mir zu diskutieren. Dann jedoch wäre es ehrlicher, dies einfach zu äußern oder meine Beiträge gänzlich (statt selektiv) zu ignorieren. Keine Sorge, ich könnte damit leben.
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