Die Presse: „Man soll sich ja kein Bild machen!“

Re: Die Presse: „Man soll sich ja kein Bild machen!“

Beitragvon Myron » Fr 21. Sep 2007, 15:47

a.stefan hat geschrieben:ps.: danke fuer die goedel-anekdoten, auch wenn goedel seltsam war, irgendwie mag ich ihm (vielleicht auch deswegen) ... ;-)


Bei Äußerungen wie der folgenden fällt mir das Mögen allerdings schwer:

"I like Islam: it is a consistent [or consequential] idea of religion and open-minded."

(Kurt Gödel—zitiert in: Wang, Hao. A Logical Journey: From Gödel to Philosophy. Cambridge, MA: The MIT Press, 1996. S. 148)
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Re: Die Presse: „Man soll sich ja kein Bild machen!“

Beitragvon a.stefan » Fr 21. Sep 2007, 19:35

Myron hat geschrieben:
a.stefan hat geschrieben:ps.: danke fuer die goedel-anekdoten, auch wenn goedel seltsam war, irgendwie mag ich ihm (vielleicht auch deswegen) ... ;-)


Bei Äußerungen wie der folgenden fällt mir das Mögen allerdings schwer:

"I like Islam: it is a consistent [or consequential] idea of religion and open-minded."

(Kurt Gödel—zitiert in: Wang, Hao. A Logical Journey: From Gödel to Philosophy. Cambridge, MA: The MIT Press, 1996. S. 148)


Prinzipiell hast du Recht, allerdings hat er da meines Wissens den historischen Islam gemeint, der ja, im Gegensatz zum Christentum, ja tatsaechlich schon paradisische Zustaende hatte und wo die Menschen, die in diesen System lebten, bei weitem mehr Freiheitsrechte hatten, als im Christentum, noch im vorigen Jahrhundert - da vorallem die Frauenrechte im alten Islam, um die war es bei weitem besser gestellt, als um die Frauenrechte am Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa!
Es gab einen Grund warum die Juden und Juedinnen aus Spanien, gemeinsam mit den Moslems fluechteten.

Der Islam, war eine Religion, die es als einer der groessten Tugenden ansah, Wissenschaft zu betreiben und Andersglaeubige zu schuetzen, bis die Kreuzfahrer kamen (sie sie schlicht babarisch nannten) und vorallem, das war das groessere Problem, die Mongolen. Mit der Hinrichtung des letzten Kalifen und dem Massaker in Bagdhad, aenderte sich die sehr liberale Einstellung radikal (siehe: nineelven ;-) ).

Und selbst wenn er nicht den Islam im 11., 12. Jahrhundert gemeint hat, sondern den Islam in den 50ern Jahren, auch der Islam in den 50ern war in vielen Stroemungen bei weitem liberaler, als viele Staaten, in denen das Christentum herrschte - auch das aenderte sich leider sehr schnell.

Prinzipiell ist er nicht deswegen zu Verachten, nur weil er eine Religion gut findet, wenn er mir aber seine Religion aufzwingen will, dann ist das etwas anderes.

Aber was weiss ich schon ueber Goedel, der war so meschugge, das ihm wahrscheinlich nicht einmal seine Freunde wussten, was er eigentlich meint ... ;-)
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Re: Die Presse: „Man soll sich ja kein Bild machen!“

Beitragvon Myron » Fr 21. Sep 2007, 19:59

a.stefan hat geschrieben:Prinzipiell hast du Recht, allerdings hat er da meines Wissens den historischen Islam gemeint, der ja, im Gegensatz zum Christentum, ja tatsaechlich schon paradisische Zustaende hatte und wo die Menschen, die in diesen System lebten, bei weitem mehr Freiheitsrechte hatten, als im Christentum, noch im vorigen Jahrhundert - da vorallem die Frauenrechte im alten Islam, um die war es bei weitem besser gestellt, als um die Frauenrechte am Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa!
Es gab einen Grund warum die Juden und Juedinnen aus Spanien, gemeinsam mit den Moslems fluechteten.


"Das Christenthum hat uns um die Ernte der antiken Cultur gebracht, es hat uns später wieder um die Ernte der Islam-Cultur gebracht. Die wunderbare maurische Cultur-Welt Spaniens, uns im Grunde verwandter, zu Sinn und Geschmack redender als Rom und Griechenland, wurde niedergetreten - ich sage nicht von was für Füssen - warum? weil sie vornehmen, weil sie Männer-Instinkten ihre Entstehung verdankte, weil sie zum Leben Ja sagte auch noch mit den seltnen und raffinirten Kostbarkeiten des maurischen Lebens!"
(Nietzsche, "Der Antichrist", §60)

a.stefan hat geschrieben:Prinzipiell ist er nicht deswegen zu Verachten, nur weil er eine Religion gut findet, wenn er mir aber seine Religion aufzwingen will, dann ist das etwas anderes.


Natürlich verachte ich Gödel nicht wegen dieser einen Äußerung.
Zu seiner religiösen Einstellung äußert er sich wie folgt:

"[Einstein's] religion is much more abstract, like that of Spinoza and Indian philosophy. Mine is more similar to church religion. Spinoza's God is less than a person. Mine is more than a person, because God can't be less than a person. He can play the role of a person."

(Kurt Gödel—zitiert in: Wang, Hao. A Logical Journey: From Gödel to Philosophy. Cambridge, MA: The MIT Press, 1996. S. 88)

Gödel war also offenkundig ein Theist, der an ein höchstes Vernunftwesen glaubte.
Er sagte aber auch:

"Religions are, for the most part, bad—but religion is not." (in Wang S. 316)
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Re: Die Presse: „Man soll sich ja kein Bild machen!“

Beitragvon a.stefan » Fr 21. Sep 2007, 20:31

Myron hat geschrieben:
a.stefan hat geschrieben:Prinzipiell ist er nicht deswegen zu Verachten, nur weil er eine Religion gut findet, wenn er mir aber seine Religion aufzwingen will, dann ist das etwas anderes.


Natürlich verachte ich Gödel nicht wegen dieser einen Äußerung.


Ja, "verachten" war etwas zu scharf formuliert, das war mir schon klar, das du das nicht gemeint hast.

Myron hat geschrieben:"[Einstein's] religion is much more abstract, like that of Spinoza and Indian philosophy. Mine is more similar to church religion. Spinoza's God is less than a person. Mine is more than a person, because God can't be less than a person. He can play the role of a person."

(Kurt Gödel—zitiert in: Wang, Hao. A Logical Journey: From Gödel to Philosophy. Cambridge, MA: The MIT Press, 1996. S. 88)

Gödel war also offenkundig ein Theist, der an ein höchstes Vernunftwesen glaubte.
Er sagte aber auch:

"Religions are, for the most part, bad—but religion is not." (in Wang S. 316)


seltsam war er ... ohne Zweifel ... :irre: vielleicht liegts an der Anwendung seines Unvollstaenigkeitssatzes, das ihm Widerspruechliches lieber war, als Unvollstaendigkeit ... ;-)
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Re: Die Presse: „Man soll sich ja kein Bild machen!“

Beitragvon Peter Janotta » So 23. Sep 2007, 19:54

Meines Wissens gibt es auch einen Vollständigkeitssatz von Gödel, der beweist dass gewisse Theorien der Mathematik vollständig sind.

So kurzer Blick auf Wikipedia bringt:
http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6delscher_Vollst%C3%A4ndigkeitssatz
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Re: Die Presse: „Man soll sich ja kein Bild machen!“

Beitragvon a.stefan » So 23. Sep 2007, 20:26

Peter Janotta hat geschrieben:Meines Wissens gibt es auch einen Vollständigkeitssatz von Gödel, der beweist dass gewisse Theorien der Mathematik vollständig sind.

So kurzer Blick auf Wikipedia bringt:
http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6delscher_Vollst%C3%A4ndigkeitssatz


leider nur fuer:
Er zeigt für ein formales System der Prädikatenlogik erster Stufe die Korrektheit und Vollständigkeit
(Wiki)

siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4di ... iter_Stufe
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Gödels Vollständigkeitssatz

Beitragvon Myron » So 23. Sep 2007, 20:32

Peter Janotta hat geschrieben:Meines Wissens gibt es auch einen Vollständigkeitssatz von Gödel, der beweist dass gewisse Theorien der Mathematik vollständig sind.

So kurzer Blick auf Wikipedia bringt:
http://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%B6delscher_Vollst%C3%A4ndigkeitssatz


Gödels Vollständigkeitssatz bezieht sich auf den logischen Prädikatenkalkül 1. Ordnung.

Wichtig: Es ist zu berücksichtigen, dass der logisch-mathematische Vollständigkeitsbegriff mehrdeutig ist:

http://groups.google.com/group/sci.logi ... 7c522f7ff7

http://www.sm.luth.se/~torkel/eget/gode ... eness.html

"complete:
1. (as applied to formal systems, or formalized theories)
(a) A formal system S is simply complete (or decidable) iff, for every sentence A of the language of S, either A or its negation is provable in S.
(b) S is complete with respect to an interpretation I iff all sentences of the language of S which are true in I are provable in S.
(...)
(a) is a notion that is syntactically defined and thus the methods of proof theory can be employed to determine whether any given system is complete in this sense. Using such methods, Gödel showed that no formal system of arithmetic, if it is consistent, could be complete in this sense. No system that is incomplete in sense (a) can be complete in sense (b), since for any sentence A of the language of S, either A or its negation must be true in I, and hence if S were complete in sense (b), either A or its negation would be provable in S. This means that by showing that a system is incomplete in sense (a) one in effect shows that S cannot be regarded as a complete formalization of any informally developed theory concerning some domain D of entities, in the sense that it will not capture all the features of that domain—there will be things true of entities in D which are not provable in S.
(...)
2. (as applied for formal systems of logic)
A formal system L of logic is complete (with respect to interpretations in the class C) iff, for every sentence (closed well-formed formula) A of the language of L, if A is true in all interpretations in C, then A is a theorem of L, that is, there is a proof of A in L."


(Flew, Antony. A Dictionary of Philosophy. Rev. 2nd ed. New York: Gramercy, 1999.)
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