Ich möchte das, was ich meine, dass nämlich Wahrheit Gott voraussetzt, an einem letzten Beispiel verdeutlichen, an einem Gottesbeweis, der sozusagen nietzsche-resistent ist, einem Gottesbeweis aus der Grammatik, genauer aus dem sogenannten Futurum exactum. Das Futurum exactum, das zweite Futur ist für uns denknotwendig mit dem Präsens verbunden. Von etwas sagen, es sei jetzt, ist gleichbedeutend damit, zu sagen, es sei in Zukunft gewesen. In diesem Sinne ist jede Wahrheit ewig. Dass am Abend des 12. Oktober 2006 zahlreiche Menschen in der Katholischen Akademie in München zu einem Vortrag über »Rationalität und Gottesglaube« versammelt waren, war nicht nur an jenem Abend wahr, das ist immer wahr. Wenn wir heute hier sind, werden wir morgen hier gewesen sein. Das Gegenwärtige bleibt als Vergangenheit des künftig Gegenwärtigen immer wirklich. Aber von welcher Art ist diese Wirklichkeit? Man könnte sagen: in den Spuren, die sie durch ihre kausale Einwirkung hinterlässt. Aber diese Spuren werden schwächer und schwächer. Und Spuren sind sie nur, solange das, was sie hinterlassen hat, als es selbst erinnert wird. [...]
Es erstaunt mich immer wieder, wie stark Religion verblenden kann. Sogar hochintelligente Leute schaffen es in ihrem religiösen Wahn, solchen hanebüchenen Unsinn zu produzieren. Durch Beweis lässt sich kein Gehalt gewinnnen. Das heißt: hat man eine Aussage über die Wirklichkeit und deduziert aus ihr neue Sätze, können diese nichts neues besagen, sondern nur das, was die Prämissenmenge auch schon sagt. Sagt man, dass es in einigen Sprachen dieser Welt das zweite Futur gibt, hat man nach der Konklusion genau das: Es gibt das zweite Futur in einigen menschlichen Sprachen. Steckt in den Aussagen nach der Konklusion mehr als dies, zeigt dies nur, dass die Konklusion logisch falsch war.