kontra radikaler Atheismus

Re: kontra radikaler Atheismus

Beitragvon Rolli Devise » Mo 11. Jun 2007, 18:20

hellgo hat geschrieben:Wie steht es aus der um das Göttliche, nicht als interventionistisches Etwas wie Gott,
sondern als allumfassendes Prinzip, im Sinne einer natürlichen allumfassenden Kraft und energie deren teil wir alle
sind und bleiben werden. Wichtig ist hierbei natürlich ein holistisches weltbild.
Nun warum nennen wir es nicht einfach Naturgesetze?


Ich bin Atheist und ich neige zu dem Glauben, dass die Natur von einer Art logos mathematikos, d.i. von einer Art Weltgesetz durchwaltet wird. Dieses mag aus mehreren grundlegenden Naturgesetzen bestehen.
Ich lehne es jedoch entschieden ab, die Naturgesetze als "göttlich" zu bezeichnen oder davon als "dem Göttlichen" zu sprechen, da dies nur zu unnötigen Verwirrungen führen würde.

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Beitragvon Rolli Devise » Mo 11. Jun 2007, 18:26

LinuxBug hat geschrieben:ich verstehe meinen Atheismus als Ablehnung personifizierter Götter.


Als Atheist sollte man die Anwendung der Begriffe <Gott> und <Gottheit> auf unpersönliche Dinge als missbräuchlich, missverständlich und letztlich unsinnig brandmarken.
Zur Klarstellung sollte man unter "Atheismus" allgemein die Ablehnung des Glaubens an persönliche oder unpersönliche Gottheiten verstehen.

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Beitragvon Kival » Mo 11. Jun 2007, 18:30

Rolli Devise hat geschrieben:
LinuxBug hat geschrieben:ich verstehe meinen Atheismus als Ablehnung personifizierter Götter.


Als Atheist sollte man die Anwendung der Begriffe <Gott> und <Gottheit> auf unpersönliche Dinge als missbräuchlich, missverständlich und letztlich unsinnig brandmarken.
Zur Klarstellung sollte man unter "Atheismus" allgemein die Ablehnung des Glaubens an persönliche oder unpersönliche Gottheiten verstehen.

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Warum sollte 'man'? =)
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Beitragvon Rolli Devise » Mo 11. Jun 2007, 18:47

Kival hat geschrieben:Warum sollte 'man'? =)


Weil die Anwendung des Begriffs <Gott> auf untheistische Entitäten oder Substanzen im Grunde eine Begriffsverdrehung darstellt, die überflüssige Sprachverwirrungen und damit allerlei kommunikative Missverständnisse hervorruft.
(Dabei entstehen dann Nonsens-Sätze wie "Gott ist die Liebe".)

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Beitragvon Kival » Mo 11. Jun 2007, 21:34

Ok. =) - Aber wenn jemand das tut, ist das dann schlimm? Er kann es ja einfach erklären und schon sind die Kommunikationsprobleme bereinigt. Eine sinnvolle Definition des Worts scheint es mir nicht zu sein, aber das bedeutet nicht, dass es sie nicht gibt.
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Beitragvon Rolli Devise » Mo 11. Jun 2007, 22:16

Kival hat geschrieben:Ok. =) - Aber wenn jemand das tut, ist das dann schlimm? Er kann es ja einfach erklären und schon sind die Kommunikationsprobleme bereinigt. Eine sinnvolle Definition des Worts scheint es mir nicht zu sein, aber das bedeutet nicht, dass es sie nicht gibt.


Die immer beliebigere Verwendung des Gottesbegriffs hat dazu geführt, dass man auch immer mehr erklären muss, bevor man überhaupt richtig ins Gespräch einsteigen kann.
Wenn man z.B. wie Tillich Gott als den "Grund des Seins" bezeichnet, dann ist damit noch nichts darüber ausgesagt, ob dieser Grund — falls es ihn überhaupt gibt — ein selbstbewusstes Lebewesen wie der jüdisch-christlich-islamische Gott oder irgendein bewusstseinsloses, unpersönliches Dingsbums ist.

Was ich überdies durchaus schlimm finde, ist, dass viele Theisten vor lauter Beliebigkeit im Begriffsgebrauch selbst nicht mehr wissen, an wen oder was sie eigentlich glauben, wenn sie von Gott sprechen.

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Beitragvon Underachiever » Fr 20. Jul 2007, 21:59

Ich bin nur deshalb Atheist, weil´s auch Theisten gibt. In einer Welt ohne Gott ist der Begriff Atheist überflüssig.

Radikaler Atheismus, wie´s im Threadtitel steht, setzt radikalen Theismus voraus (in der einen oder anderen Form), oder?
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Beitragvon Myron » Fr 20. Jul 2007, 23:07

Underachiever hat geschrieben:Ich bin nur deshalb Atheist, weil´s auch Theisten gibt. In einer Welt ohne Gott ist der Begriff Atheist überflüssig.


Die Existenz von Atheisten hängt nicht von der Existenz von Theisten ab.
Sollten heute Nacht alle Theisten im Schlaf verscheiden, wäre ich morgen immer noch Atheist.
Und eine Gegenfrage: Ist der Begriff Einhorn in einer Welt ohne Einhörner überflüssig? Sollte er aus den Wörterbüchern gestrichen werden?
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Beitragvon Ajfax » Di 24. Jul 2007, 16:16

"Alle Religionensverterter sind geistig umnebelt"

Solche Dinge würd ein radikaler Atheist sagen.

Ich persönlich glaube nicht und habe nie an einen Gott geglaubt. Schon eher an Geister :lachtot:

Aber ich finde es faschistoide zu sagen, dass es keinen Gott gibt (denn dies wissen wir nicht).

Ich sage es auch umgekehrt zur Religion:
Lieber nicht an einen Gott glauben und frei sein als an eine Lüge zu glauben.
Mir ist es auch egal, wenn es einen Gott gäbe und dies bewiesen wäre. Dann habe ich mich eben geirrt?
Aber an die sture und faschistoide Sicht der Religionen (insbes. Christentum, islam und orthodoxes Judentum) möchte ich nicht teilhaben wollen.
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Beitragvon Klaus » Di 24. Jul 2007, 16:20

:2thumbs: Herzlich Willkommen im Forum Ajfax
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Beitragvon Andreas Müller » Di 24. Jul 2007, 16:27

Aber ich finde es faschistoide zu sagen, dass es keinen Gott gibt


Da ist nichts faschistoides dran. Wir wissen auch nicht, ob es einen Osterhasen gibt und sagen, dass es nicht so ist.
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Beitragvon Underachiever » Di 24. Jul 2007, 16:38

Myron hat geschrieben:
Underachiever hat geschrieben:Ich bin nur deshalb Atheist, weil´s auch Theisten gibt. In einer Welt ohne Gott ist der Begriff Atheist überflüssig.


Die Existenz von Atheisten hängt nicht von der Existenz von Theisten ab.
Sollten heute Nacht alle Theisten im Schlaf verscheiden, wäre ich morgen immer noch Atheist.
Und eine Gegenfrage: Ist der Begriff Einhorn in einer Welt ohne Einhörner überflüssig? Sollte er aus den Wörterbüchern gestrichen werden?


Ich denke der Begriff Atheist dient hauptsächlich der Unterscheidung.
Ich glaube auch nicht an das Spaghettimonster, bin ich deshalb Aspaghettimonsterist? Das läßt sich endlos weiterspinnen: Arusselsteekanneist, Aunsichtbarerosaroteelefantenist etc etc. Klar bin ich das alles, aber sind diese Begriffe notwendig?

Wenn es natürlich eine Gruppe gäbe, die das Spaghettimonster ernsthaft anbetet, tja dann...

Deshalb ist der Begriff "Atheist" in einer Welt ohne Theisten überflüssig. (Man kann ihn natürlich benutzen wie den Begriff "Einhorn" auch, weil man Lust dazu hat oder meinetwegen auch poetisch...)
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Beitragvon HF******* » Di 24. Jul 2007, 16:50

@Myron: Der Vergleich hinkt.
„Einhorn“ wäre ebenso unsinnig, wenn alle Tiere ein Horn hätten.

Niemand erwähnt ausdrücklich, dass er nicht glaubt, dass der Mond aus Biberkäse besteht - weil es auch niemand behauptet.
Vergleichbar wäre das Wort Atheist überflüssig.

Das Wort ist übrigens auch so überflüssig, wenn die Menschen hinreichend bezeichnen können, wie denn ihr Weltbild aussieht (wie die Naturalisten z. B.).

Andererseits bedarf es noch zusätzlicher Differenzierungen in der Glaubensvorstellung der Christen: Es ist nämlich tatsächlich so - wie Myron erwähnt hat - dass „die Christen“ so alles mögliche glauben, nur nicht an einen persönlichen Gott: Daran glaubt auch innerhalb der Kirchenmitglieder nur ein jeweils relativ geringer Anteil (siehe fowid): Ein weiterer Anteil glaubt nur an eine abstrakte höhre Macht, wieder andere sind ansich Atheisten. Die christlichen Kirchen sind schließlich Gemeinschaften mit sehr uneinheitlichen verschiedenen Weltbildern, jeder hat seine ganz persönliche Vorstellung, insbesondere auch von der Gottheit (siehe Paul Schulz bei Maischberger).

Wie nennt man denn die Leute, die an eine höhere Macht glauben? Wie nennt man diejenigen, die an einen personifizierten Gott glauben, aber den Glauben an jüngstes Gericht, Himmel und Hölle ablehnen, wie diejenigen, die an den alten Mann mit langem Bart auf den Wolken glauben, wie die Gottheit in den norditalienischen Kirchen auf Gemälden dargestellt ist?

ajfax schrieb:
Aber ich finde es faschistoide zu sagen, dass es keinen Gott gibt (denn dies wissen wir nicht).

Was wissen wir dann überhaupt?
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Beitragvon Myron » Di 24. Jul 2007, 17:54

Underachiever hat geschrieben:Ich denke der Begriff Atheist dient hauptsächlich der Unterscheidung.


Das ist die logische Funktion aller Begriffe.

Underachiever hat geschrieben:Ich glaube auch nicht an das Spaghettimonster, bin ich deshalb Aspaghettimonsterist? Das läßt sich endlos weiterspinnen: Arusselsteekanneist, Aunsichtbarerosaroteelefantenist etc etc. Klar bin ich das alles, aber sind diese Begriffe notwendig?


Die theistische Gottesidee hat eine derart immense kulturhistorische Bedeutung, dass es mitnichten so trivial ist, sich als Atheist zu bezeichnen, wie sich als "Arusselsteekanneist" zu bezeichnen.
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Beitragvon Myron » Di 24. Jul 2007, 18:20

HFRudolph hat geschrieben:@Myron: Der Vergleich hinkt.
„Einhorn“ wäre ebenso unsinnig, wenn alle Tiere ein Horn hätten.


Dadurch würde der Begriff Einhorn doch nicht seinen Sinn verlieren.

HFRudolph hat geschrieben:Niemand erwähnt ausdrücklich, dass er nicht glaubt, dass der Mond aus Biberkäse besteht - weil es auch niemand behauptet.
Vergleichbar wäre das Wort Atheist überflüssig.


Kann ich nicht nachvollziehen.

HFRudolph hat geschrieben:Das Wort ist übrigens auch so überflüssig, wenn die Menschen hinreichend bezeichnen können, wie denn ihr Weltbild aussieht (wie die Naturalisten z. B.).


Der Atheist kann sagen, wie seine Welt aussieht: götterfrei!


HFRudolph hat geschrieben:Andererseits bedarf es noch zusätzlicher Differenzierungen in der Glaubensvorstellung der Christen: Es ist nämlich tatsächlich so - wie Myron erwähnt hat - dass „die Christen“ so alles mögliche glauben, nur nicht an einen persönlichen Gott: Daran glaubt auch innerhalb der Kirchenmitglieder nur ein jeweils relativ geringer Anteil (siehe fowid): Ein weiterer Anteil glaubt nur an eine abstrakte höhre Macht, wieder andere sind ansich Atheisten.

Wie nennt man denn die Leute, die an eine höhere Macht glauben? Wie nennt man diejenigen, die an einen personifizierten Gott glauben, aber den Glauben an jüngstes Gericht, Himmel und Hölle ablehnen, wie diejenigen, die an den alten Mann mit langem Bart auf den Wolken glauben, wie die Gottheit in den norditalienischen Kirchen auf Gemälden dargestellt ist?


Der Kern des Theismus ist der Glaube, dass Gott ein persönliches unkörperliches Lebewesen, ein lebendiger Geist ist.
Wer irgendeine unpersönliche Macht "Gott" nennt, ist kein Theist, sondern bestenfalls irgendeine Art Pantheist.
Trotz des Namens ist der Pantheismus nontheistisch.
Als Christ muss man Theist sein, d.h. wenigstens an einen persönlichen, lebendigen Gott glauben.

"[T]heism is the belief that there is an all-powerful, all-knowing perfectly good immaterial person who has created the world, has created human beings 'in his own image,' and to whom we owe worship, obedience and allegiance."

(Alvin Plantinga: http://plato.stanford.edu/entries/religion-science)

(Da eine Person unmöglich ein Nichtlebewesen sein kann, ist der persönliche Gott nicht nur ein Wesen, sondern ein Lebewesen, wenn auch eines ohne Körper.)

Viele glauben irrigerweise, jeder, der irgendein Dingsbums als Gott oder als einen Gott bezeichnet, wäre deshalb ein Theist — weit gefehlt!

Ich suche selbst schon seit längerem nach einem passenden Oberbegriff für all diejenigen, die den Gottesbegriff auf irgendein unpersönliches Ding anwenden.
Dabei ist mir bislang noch nichts Besseres eingefallen als Pseudotheist und nomineller Theist (oder Nominaltheist versus Realtheist).

Im Übrigen sind Begriffe wie höhere Macht derart schwammig, dass es geradezu idiotisch ist, die Leute auf der Straße einfach nur zu fragen, ob sie an eine höhere Macht glaubten.
Damit subsumiert man grobschlächtig eine große Zahl von bloßen Nominaltheisten, d.i. eigentlichen Nichttheisten, unter die Realtheisten.
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Beitragvon Myron » Di 24. Jul 2007, 18:30

Ajfax hat geschrieben:Aber ich finde es faschistoide zu sagen, dass es keinen Gott gibt (denn dies wissen wir nicht).


"faschistoid" ...
:lachtot:
Zuletzt geändert von Myron am Di 24. Jul 2007, 21:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Underachiever » Di 24. Jul 2007, 18:32

Myron hat geschrieben:
Die theistische Gottesidee hat eine derart immense kulturhistorische Bedeutung, dass es mitnichten so trivial ist, sich als Atheist zu bezeichnen, wie sich als "Arusselsteekanneist" zu bezeichnen.


Hab nie das Gegenteil behauptet...da dem so ist, bezeichne ich mich als Atheist, wenn dem nicht so wäre, wäre diese Bezeichnung überflüssig (warum habe ich bloß das Gefühl, mich wiederholen zu müssen...)

Ich steig mal da aus und widme mich meinen Urlaubsvorbereitungen...
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Beitragvon Ajfax » Do 26. Jul 2007, 23:14

Myron hat geschrieben:
Ajfax hat geschrieben:Aber ich finde es faschistoide zu sagen, dass es keinen Gott gibt (denn dies wissen wir nicht).


"faschistoid" ...
:lachtot:


toll :irre:
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