Brights und "Arroganz"

Brights und "Arroganz"

Beitragvon Rolli Devise » Mo 11. Jun 2007, 17:07

In der Power-Point-Präsentation ist Folgendes zu lesen:

"'Brights' ist ein positiver Begriff für Menschen mit naturalistischem Weltbild. Er dient nicht zur Abwertung anderer Weltbilder."

Mal Hand aufs Herz, als Naturalist erachte ich die supernaturalistischen Ideologien, d.h. hauptsächlich die religiösen Weltbilder, gegenüber dem Naturalismus doch nicht für gleichwertig. Als Naturalist denke ich, dass ich (wahrscheinlich) recht und die Supernaturalisten (wahrscheinlich) unrecht haben. (Dass beide Seiten recht haben, ist ja logisch ausgeschlossen.) In diesem Sinne werte ich deren Sicht der Dinge ausdrücklich ab, d.h. ich achte sie nicht und teilweise verachte ich sie sogar!
(Man beachte, dass theoretische Respektlosigkeit nicht mit genereller praktischer Intoleranz gegenüber den supernaturalistisch eingestellten Menschen gleichzusetzen ist.)

#RD

P.S.: Es gibt ja auch Ideologien wie den Nationalsozialismus, die vor nationalistisch-rassistischem Mystizismus nur so triefen. Es kann ja wohl kaum im Sinne der Brights-Bewegung sein, das wahnwitzige Nazitum als gleichwertig zu betrachten, oder?!
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Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 11. Jun 2007, 17:46

Der Begriff dient nicht dazu, was ist da so schwer den Begriff vom Rest zu trennen?
Du bist ein Bright / du bist kein Bright ist also per se keine Auf- oder Abwertung deiner Person.
Dies schließt nicht ein, dass Begriffe für andere Weltbilder (wenn man "Nazitum" als solches ansieht) in sich eine Abwertung haben (sollten).
Gelb, grün und blau sind neutrale Farb-Bezeichnungen, kackbraun eine abwertende. :^^:
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Beitragvon Rolli Devise » Mo 11. Jun 2007, 17:57

1von6,5Milliarden hat geschrieben:Der Begriff dient nicht dazu, was ist da so schwer den Begriff vom Rest zu trennen?
Du bist ein Bright / du bist kein Bright ist also per se keine Auf- oder Abwertung deiner Person.
Dies schließt nicht ein, dass Begriffe für andere Weltbilder (wenn man "Nazitum" als solches ansieht) in sich eine Abwertung haben (sollten).
Gelb, grün und blau sind neutrale Farb-Bezeichnungen, kackbraun eine abwertende. :^^:


Dass "bright" rein formal ein andere Sichtweisen abwertender Begriff ist, will ich nicht behaupten.

#RD
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Beitragvon 1von6,5Milliarden » Mo 11. Jun 2007, 18:12

Rolli Devise hat geschrieben:Dass "bright" rein formal ein andere Sichtweisen abwertender Begriff ist, will ich nicht behaupten.
Eben und es sollte also auch einfach nicht versucht werden, das Wort so einzusetzen, so zu prägen (denn dann wäre die Arroganz auch zu greifen )
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Beitragvon Rolli Devise » Mo 11. Jun 2007, 18:37

Rolli Devise hat geschrieben:Dass "bright" rein formal ein andere Sichtweisen abwertender Begriff ist, will ich nicht behaupten.


Wobei ich mir hier praktisch selbst widerspreche, da ich ja in einem anderen Beitrag gemeint habe, dass "bright" schon allein sprachlich einen Gegensatz à la "Wir sind die Schlauen (Hellen), und ihr seid die Doofen!" suggeriere.

#RD
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Beitragvon ostfriese » Mo 11. Jun 2007, 19:57

Vor allem droht im Deutschen die Assoziation von "Erleuchteten", und das wäre so ziemlich genau das Gegenteil von dem, was wir rüber bringen wollen. :/

Die Motivation, die in den USA ursprünglich hinter der Wortschöpfung stand, ist nachvollziehbar. Im deutschen Sprachraum ist "Atheist" allerdings lange nicht so negativ besetzt, als dass man hierfür unbedingt ein Neuwort hätte erfinden müssen. Hätte es zum "Bright" eine Alternative gegeben?

"Naturalist"? Klingt nach "Öko" und damit nach Minderheit. "Aufklärer"? Anmaßend und überheblich, so lange sein Widerpart nicht als Vernebler erkannt ist. "Rationalist"? Berechnend, gefühlskalt. "Humanist"? Zu indifferent, das Etikett kann sich jeder kostenlos anheften. "Freidenker"? Steht nicht unbedingt für eine bestimmte Weltanschauung. "Skeptiker"? Wird mehrheitlich als negativ empfunden.

Letztlich möchten wir ja Menschen dafür gewinnen, ihren Verstand zu benutzen. Der Begriff, hinter dem wir uns sammeln, muss noch niemanden überzeugen. Mehr als neugierig machen kann er nicht. Und dazu eignet sich der leicht provozierende "Bright" bisher offenbar ganz gut... :up:
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Beitragvon Rolli Devise » Mo 11. Jun 2007, 20:13

ostfriese hat geschrieben:Hätte es zum "Bright" eine Alternative gegeben?


Eine Alternative ist die Popularisierung von "Atheist" als einem nicht negativ besetzten Begriff.

ostfriese hat geschrieben:"Naturalist"? Klingt nach "Öko" und damit nach Minderheit.


Na ja, das klingt nicht wirklich ökomäßig.
Es ist auf jeden Fall der sachlich passendste philosophische Begriff.

ostfriese hat geschrieben: "Aufklärer"? Anmaßend und überheblich.


Keinen Deut anmaßender oder überheblicher als "Bright".
Außerdem hat dieser Begriff Tradition.
Ich fände "die Aufklärer" als deutsche Bezeichnung sogar richtig gut, besser als "Freigeist".
Ein Aufklärer ist jemand who tries to make the world a brighter place.

#RD
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Beitragvon HF******* » Di 12. Jun 2007, 22:03

Rolli Devise schrieb:
Wobei ich mir hier praktisch selbst widerspreche, da ich ja in einem anderen Beitrag gemeint habe, dass "bright" schon allein sprachlich einen Gegensatz à la "Wir sind die Schlauen (Hellen), und ihr seid die Doofen!" suggeriere.


Nana, das ist vielleicht etwas unintellektuell ausgedrückt. Die Mehrheit dürfte Naturalismus im Sinne des kritischen Rationalismus verstehen, so dass ein einzelner Erkenntnispunkt nur so lange zum Weltbild gehören kann, als er nicht durch einen überzeugenderen oder besser beweisbaren ersetzt werden kann. Eine starre 2000 Jahre alte willkürliche dogmatische Festschreibung von irgendetwas muss natürlich einer solchen Methode bei der Messung an der Realität unterlegen sein:

Insofern kann natürlich jeder ankommen, und eine bessere - oder wenn Du so willst: intelligentere - Methode als den Naturalismus anbieten. Der Naturalismus misst sich insofern an seinen eigenen Grundsätzen.

Es ist insofern das Wissen, dass auf der einen Seite geschaffen wird und auf der anderen Seite das Unwissen, dass geglaubt werden muss, weil es mit der Realität nicht vereinbar ist.

Rolli Devise schrieb:
In diesem Sinne werte ich deren Sicht der Dinge ausdrücklich ab, d.h. ich achte sie nicht und teilweise verachte ich sie sogar!

Warum wertet man die Supernaturalistische Herangehensweise ab, wenn man sie als das bezeichnet, was sie ist? Als Herabwertung kann man das ansich nur verstehen, wenn man den Supernaturalismus vorher unbegründet aufgewertet hat. Als Erkenntnismethode ist der Supernaturalismus eben ungeeignet, der Naturalismus geeignet.

Wenn jemand einen Glauben hat, dann soll er ihn haben können: Die Religionsfreiheit taugt ja auch nur, wenn sie auch von jemandem wahrgenommen wird - sonst wissen wir irgendwann gar nicht mehr, ob es Religionsfreiheit noch gibt. Und Religionsfreiheit gewährleistet immerhin, dass man allen Quatsch und Blödsinn als wahr hinstellen darf - ohne Ansehen des Inhalts. Insofern ist es auch wenig sinnvoll, jemanden mit rationalen Argumenten überzeugen zu wollen, der etwas glaubt.
Meistens sind es aber die Religiösen, die einen Wahrheitsanspruch in die Welt pusten und sich dann wundern, dass sie damit hinfallen.

Das Recht der Religionsfreiheit und Religionsausübung sollte durchaus geachtet werden. Allerdings kann eine religiöse Aussage keine Achtung in der Weise verlangen, dass sie nicht kritisiert, widerlegt und als falsch dargestellt werden darf: Das wäre dann nämlich die Einschränkung der naturalistischen Weltanschauungsfreiheit. Die Religion, die diese Grundsätze selbst nicht achten will, sollte auch nicht unter den Schutz der Religionsfreiheit fallen: Insofern ist unser Grundgesetz möglicherweise sogar noch etwas zu weit ausgestaltet. Parteien, die die Demoktratie bekämpfen, werden auch verboten.

Das heißt nicht, dass die Person, die etwas religiöses sagt, missachtet wird. Wenn eine Person sich allerding quasi mit dem Vorwand ihrer religiösen Gefühle vor Kritik schützen will und sich als „beleidigt“ hinstellt, dann verlangt diese Person eine Bevorzugung ihrer eigenen Werte über das zulässige Maß hinaus: Mit jeder Glaubensbehauptung diffamiert ein Gläubiger schließlich in eben der selben Art und Weise die Weltanschauung eines Naturalisten. Es sollte insofern keine rechtliche Bevorzugung der Religion geben.
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Beitragvon Rolli Devise » Mi 13. Jun 2007, 17:43

HFRudolph hat geschrieben:Warum wertet man die Supernaturalistische Herangehensweise ab, wenn man sie als das bezeichnet, was sie ist? Als Herabwertung kann man das ansich nur verstehen, wenn man den Supernaturalismus vorher unbegründet aufgewertet hat. Als Erkenntnismethode ist der Supernaturalismus eben ungeeignet, der Naturalismus geeignet.


Die Bewertung des Supernaturalismus als falsch stellt in meinen Augen durchaus eine Abwertung dar.

HFRudolph hat geschrieben:Das Recht der Religionsfreiheit und Religionsausübung sollte durchaus geachtet werden.


Gewiss.

HFRudolph hat geschrieben:Allerdings kann eine religiöse Aussage keine Achtung in der Weise verlangen, dass sie nicht kritisiert, widerlegt und als falsch dargestellt werden darf: Das wäre dann nämlich die Einschränkung der naturalistischen Weltanschauungsfreiheit.


Das ist der springende Punkt!
Viele Religiöse bilden sich ein, das Grundrecht auf Religionsfreiheit beinhalte ein Grundrecht darauf, frei von externer Kritik zu bleiben, d.h. damit verschont zu werden.

HFRudolph hat geschrieben:Die Religion, die diese Grundsätze selbst nicht achten will, sollte auch nicht unter den Schutz der Religionsfreiheit fallen: Insofern ist unser Grundgesetz möglicherweise sogar noch etwas zu weit ausgestaltet. Parteien, die die Demoktratie bekämpfen, werden auch verboten.

Das heißt nicht, dass die Person, die etwas religiöses sagt, missachtet wird. Wenn eine Person sich allerding quasi mit dem Vorwand ihrer religiösen Gefühle vor Kritik schützen will und sich als „beleidigt“ hinstellt, dann verlangt diese Person eine Bevorzugung ihrer eigenen Werte über das zulässige Maß hinaus: Mit jeder Glaubensbehauptung diffamiert ein Gläubiger schließlich in eben der selben Art und Weise die Weltanschauung eines Naturalisten. Es sollte insofern keine rechtliche Bevorzugung der Religion geben.


D'accord.
Jeder Mensch hat ein Grundrecht darauf, als menschliche Person in seiner Würde respektiert zu werden.
Als Humanist achte ich dieses voll und ganz.
Doch das bedeutet mitnichten, dass ich grundsätzlich dazu verpflichtet bin, die Glaubungen und Überzeugungen von Personen, insbesondere von religiösen, zu respektieren.

Man muss sich nur mal zum Vergleich vorstellen, was passierte, wenn ein Wissenschaftler sich öffentlich bei einem Kollegen mit den Worten "Sie haben meine Theorie beleidigt, Sie Schuft!" beschweren würde. Der würde zum Gespött seiner Kollegen und fortan nicht mehr ernst genommen!

Wir "Ungläubige" werden beispielsweise im Koran als Menschen aufs Übelste herabgewürdigt, ja wörtlich als die "schlimmsten Tiere" (Sure 8:55), als die "schlechtesten Geschöpfe" (Sure 98:6) verunglimpft.
Wie kann ein Muslim angesichts der systematischen koranischen Entwürdigung von uns "Ungläubigen", "Gottlosen" überhaupt auf die Idee kommen, dass wir seiner Ideologie irgendeinen Respekt schuldeten.
Die Muslime freuen sich darauf, dass Allah uns Atheisten im Höllen-KZ ewiglich aufs Sadistischste wegen unseres Unglaubens foltert. Und da entblöden sich jene Leute doch tatsächlich nicht, das Wort "Respekt" in den Mund zu nehmen!
Rolli Devise
 

Beitragvon HF******* » Mi 13. Jun 2007, 18:18

Rolli Devise schrieb:
Die Bewertung des Supernaturalismus als falsch stellt in meinen Augen durchaus eine Abwertung dar.


Abwertung hmm- da müsste ein Supernaturalist sagen: Da kann ich noch etwas lernen oder aber: der andere weiß es eben nicht besser. Angegriffen fühlen müssen sich die Supers, weil ihr Weltbild aufgrund seiner Unvereinbarkeit mit der Realität nur dann bestehen bleibt, wenn man es ansich als „wahr und gut“ hinstellt, und zwar unabhängig vom Inhalt …

Wenn einer sagt, der Naturalismus ist falsch, dann tangiert das einen Naturalisten doch gar nicht: Da kann man ansich nur sagen: Der Super kann eben nicht anders.
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