Schulgebet

Schulgebet

Beitragvon Peter Janotta » Do 22. Jan 2009, 16:04

http://www.rp-online.de/public/article/ ... gebet.html
Zum Unterrichtsbeginn sprachen die Kinder einer Korschenbroicher Gemeinschaftsgrundschule bislang mit gefalteten Händen Verse eines Bonhoeffer-Gedichtes. Das erregte Anstoß in einem Elternhaus. Das Schulamt in Neuss schritt ein. Seither müssen die Schüler auf das Gebet verzichten.


http://www.rp-online.de/public/article/ ... beten.html
Schulministerin Barbara Sommer hat entschieden: Das Gebetsverbot an der Pescher Grundschule ist aufgehoben.


http://www.ngz-online.de/public/article ... enzen.html
Das hat ihnen einen festen Standpunkt im Leben gegeben.“ Für Waltraud Kunze (56) aus Jüchen ist es unverständlich, „dass über Beten in der Schule überhaupt öffentlich diskutiert wird“: „Kinder brauchen verlässliche Bindungen. Der Bonhoeffer-Text vermittelt großes Vertrauen, Geborgenheit und Zuversicht.“ Ihr Vorschlag: „Besagtes Kind kann für die Zeit des Gebetes den Raum verlassen und vor der Türe warten.“


Ich halte diesen Zustand für unverantwortbar. In meinen Augen stellt das ganz klar eine Diskriminierung von nicht christlichen Schülern dar. Ich rufe daher die Brights hier im Forum dazu auf, Briefe und Mails gegen das Schulgebet an das zuständige Schulministerium zu schreiben.

Anschrift:

Ministerium für
Schule und Weiterbildung
des Landes Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 49
40221 Düsseldorf

Postanschrift:

Ministerium für
Schule und Weiterbildung
des Landes Nordrhein-Westfalen
40190 Düsseldorf

Telefon:(0211) 58 67 - 40

Telefax:(0211) 58 67 - 32 20

E-Mail:poststelle@msw.nrw.de
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Re: Schulgebet

Beitragvon folgsam » Do 22. Jan 2009, 16:45

Sollte man sich als Mitglied des Bright Fördervereins "outen" (oder als bright wenn man nicht im Verein ist) oder nur mit dem Namen unterschreiben?
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Re: Schulgebet

Beitragvon Peter Janotta » Do 22. Jan 2009, 17:47

Das bleibt euch überlassen.
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Re: Schulgebet

Beitragvon stine » Do 22. Jan 2009, 21:39

Peter Janotta hat geschrieben:
„Besagtes Kind kann für die Zeit des Gebetes den Raum verlassen und vor der Türe warten.“
Ich halte diesen Zustand für unverantwortbar.
Ich halte es auch für unverantwortbar, das Kind vor die Türe zu schicken.
„Niemand darf zum Schulgebet gezwungen werden. Wer an einem Schulgebet nicht teilnehmen möchte, muss diesem in zumutbarer Weise ausweichen können, das heißt unter anderem, dass er nicht ausgegrenzt oder psychisch beeinträchtigt werden darf.“
Das Kind kann sich doch einfach schweigend dazu setzen? Oder darf es den Text auch nicht hören?
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Re: Schulgebet

Beitragvon Peter Janotta » Do 22. Jan 2009, 21:55

stine hat geschrieben:Das Kind kann sich doch einfach schweigend dazu setzen? Oder darf es den Text auch nicht hören?

Halte ich ansich auch für humaner. Allerdings finde ich auch das sollte man niemanden zumuten müssen. Gebete haben meiner Meinung nach, nichts in einer öffentlichen Schule verloren - höchstens im Religionsunterricht.
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Re: Schulgebet

Beitragvon folgsam » Do 22. Jan 2009, 23:03

Das ist eine krasse Missachtung des Gebotes der Trennung von Staat und Kirche!


Die laizistische task force ist bereits darauf angesetzt. =)
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Re: Schulgebet

Beitragvon stine » Do 22. Jan 2009, 23:04

Inwieweit kann man solches eigentlich demokratisch abstimmen?
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Re: Schulgebet

Beitragvon Myron » Fr 23. Jan 2009, 00:32

folgsam hat geschrieben:Das ist eine krasse Missachtung des Gebotes der Trennung von Staat und Kirche!


Solange in Landesverfassungen wie der bayerischen die Ehrfurcht vor Gott, d.h. die Erziehung der Schüler zu Theisten, als oberstes Bildungsziel festgeschrieben ist (siehe LINK), herrscht de facto ein Staats-Theismus, der die Nichtreligiösen, die Atheisten zu Bürgern zweiter Klasse herabstuft.
Die Rede von einer religiösen Neutralität des deutschen Staates ist in der Praxis weitgehend ein Witz.
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Re: Schulgebet

Beitragvon Myron » Fr 23. Jan 2009, 00:34

stine hat geschrieben:Ich halte es auch für unverantwortbar, das Kind vor die Türe zu schicken.


Allein vor der Türe können sich die betroffenen Kinder aber viel besser für ihre gottlosen Eltern schämen. ;-)
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Re: Schulgebet

Beitragvon ganimed » Fr 23. Jan 2009, 02:49

Peter Janotta hat geschrieben:Gebete haben meiner Meinung nach, nichts in einer öffentlichen Schule verloren - höchstens im Religionsunterricht.

Ich finde sogar, dass Gebete auch im Religionsunterricht nichts verloren haben. Ich würde es jedenfalls so auffassen, dass im Religionsunterricht die Religion vermittelt, darüber informiert, sie aber nicht ausgeübt wird.

Aber die Religion ganz aus der Schule kriegen wird man sicher niemals können, genau wie die Kultur. Schule ist eben nicht neutral sondern Ausdruck der Gesellschaft drumrum. Vielleicht war der laute Protest der atheistischen Eltern auch ein Fehler. Wäre vielleicht besser gewesen, das Kind äußerlich mitmachen zu lassen, während man ihm die eigene Sicht auf das Gebet und den inhaltlichen Unsinn erklärt. Man kann ja nunmal Kinder nicht von allen schädlichen Einflüssen dieser Welt fernhalten, aber versuchen sie dagegen immun zu machen.
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Re: Schulgebet

Beitragvon Twilight » Fr 23. Jan 2009, 04:06

ganimed hat geschrieben:Wäre vielleicht besser gewesen, das Kind äußerlich mitmachen zu lassen, während man ihm die eigene Sicht auf das Gebet und den inhaltlichen Unsinn erklärt. Man kann ja nunmal Kinder nicht von allen schädlichen Einflüssen dieser Welt fernhalten, aber versuchen sie dagegen immun zu machen.

Ja. Eine Ausgrenzung durch Nicht-Mitbeten oder Verlassen des Raumes würde in den meisten, wenn nicht gar allen solcher Klassen dazu führen, dass das betroffene Kind vor einem Teil des Rests der Gruppe "Rechenschaft ablegen" müsste. Gruppenzwang kann sehr grausam sein und der einzig brauchbare Schild wäre eine andere Religion.
Um ein areligiöses Weltbild zu verteidigen, dazu fehlt Erst- bis Sechstklässlern einfach das Wissen und die Erfahrung.
Solange also ein generelles Gebetsverbot nicht besteht, ist Tarnen und Täuschen vermutlich die beste Strategie.

Andreas Weerth, Vorsitzender des Fördervereins der Schule, treibt eine andere Frage um. Für ihn und eine Gruppe von Eltern kommt das Gebetsverbot einem generellen Verbot von Texten Dietrich Bonhoeffers gleich. Was angesichts dessen Lebensleistung und dessen Widerstands gegen den Nationalsozialismus unerträglich sei.

Wie billig ist denn dieses Argument? Sind jetzt alle, die gegen solche Bräuche sind, Holocaustverleumder oder Nazis? :motz: Dass ein Vereinsvorsitzender so etwas ablässt, mag noch normal sein, aber das dann noch abzudrucken!

„Bei dem Bonhoeffer-Text handelt es sich um ein Bekenntnis, das Menschen aller Glaubensrichtungen sprechen dürfen.“

Mit gefalteten Händen am Tisch zu sitzen wohl kaum überkonfessionell. Muslime und Juden zeigen da mehr Körpereinsatz.
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Re: Schulgebet

Beitragvon Myron » Fr 23. Jan 2009, 05:25

Twilight hat geschrieben:
Andreas Weerth, Vorsitzender des Fördervereins der Schule, treibt eine andere Frage um. Für ihn und eine Gruppe von Eltern kommt das Gebetsverbot einem generellen Verbot von Texten Dietrich Bonhoeffers gleich. Was angesichts dessen Lebensleistung und dessen Widerstands gegen den Nationalsozialismus unerträglich sei.

Wie billig ist denn dieses Argument?


Jene Leute begreifen nicht, dass es an sich gar nicht um das Vorlesen von Bonhoeffer-Texten geht, sondern darum, dass daraus eine gemeinschaftliche gottesdienstliche Handlung gemacht wird.
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Re: Schulgebet

Beitragvon stine » Fr 23. Jan 2009, 10:38

Also prinzipiell bin ich nicht gegen eine Besinnungssminute zum Unterrichtsbeginn, da es die Schüler zur Ruhe zwingt.
Gegen besinnliche Texte ist auch erstmal nichts einzuwenden, da sie die kleinen grauen Zellen im besten Falle zum Denken anregen.
Ob das nun ein Gebet sein muß, das den Kindern einen Gott suggeriert ist dagegen eine berechtigte Frage.
In unserem Kulturkreis ist nun mal der Glaube an einen Gott üblich, aber ich gebe euch recht, ein Zwang darf der Glaube nicht sein.

Es soll natürlich Kinder geben, die sich prinzipiell gegen eine geistige Führung sträuben und die aus dem Elternhaus dann auch noch gezielte Unterstützung erfahren. Ich denke jeder Lehrer kann nachvollziehen, wie unterschiedlich die Ansprüche der Eltern an Schule und Lehrkörper sind. Das Beste fürs Kind muß nun aber nicht genau das sein, was Eltern oft meinen. Da schließ ich mich voll mit ein, denn auch ich habe oft meine Zweifel an der Schule, aber ich unterstütze, was mir gut erklärt wird.

Da müßte einfach auch mal prinzipiell darüber nachgedacht werden, welches Ziel schulische Erziehung haben soll. Denn eigentlich sollen am Ende taugliche Mitmenschen rauskommen, d.H., dass eine bestimmte (gesellschaftlich akzeptierbare) Richtung immer gegeben sein wird. Erziehung ohne Erziehung gibt es halt eben nicht.
Und da sind mir Bonhoeffer Texte immer noch lieber als nationalsozialistische Parolen. (Soll es auch schon mal in der Schule gegeben haben :/ )


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Re: Schulgebet

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 23. Jan 2009, 12:54

stine hat geschrieben:Also prinzipiell bin ich nicht gegen eine Besinnungssminute zum Unterrichtsbeginn, da es die Schüler zur Ruhe zwingt.
Ja, viele Schüler brauchen eine Zäsur um zu erkennen, Schluss mit der Pause, jetzt fängt der Unterricht an.
Der Zweck heiligt aber nicht jedes Mittel und der Zweck ist ja nur übel vorgetäuscht. Ginge es um den Zweck, würde man ja nicht auf dieses einen(?) Text und auf dieses eine Ritual bestehen.
Ein Gebet ist ein mögliches, aber kein gutes Mittel.
stine hat geschrieben:Gegen besinnliche Texte ist auch erstmal nichts einzuwenden, da sie die kleinen grauen Zellen im besten Falle zum Denken anregen.
... und im schlechteren Fall abschalten und nach Unterrichtsende erst wieder angehen. Meine ich ganz ernst.
stine hat geschrieben:Es soll natürlich Kinder geben, die sich prinzipiell gegen eine geistige Führung sträuben und die aus dem Elternhaus dann auch noch gezielte Unterstützung erfahren. Ich denke jeder Lehrer kann nachvollziehen, wie unterschiedlich die Ansprüche der Eltern an Schule und Lehrkörper sind. Das Beste fürs Kind muß nun aber nicht genau das sein, was Eltern oft meinen. Da schließ ich mich voll mit ein, denn auch ich habe oft meine Zweifel an der Schule, aber ich unterstütze, was mir gut erklärt wird.
Ja, und deshalb sollte man was neutrales, dem demokratischen Rechtsstaat entsprechendes wählen.
Religiöse Texte widersprechen aber diesem.

stine hat geschrieben:Und da sind mir Bonhoeffer Texte immer noch lieber als nationalsozialistische Parolen. (Soll es auch schon mal in der Schule gegeben haben :/ )
aber sicher (gilt für dieses ganze Zitat)
Aber besser muss noch lange nicht gut sein.
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Re: Schulgebet

Beitragvon Twilight » Fr 23. Jan 2009, 22:08

Was wäre eigentlich eine gute Alternative zu einem Gebet/religiösen Gedicht/linker, rechter, sonstiger Propaganda?
Kinder in dem Alter mögen, was sie kennen und richten ihre Aufmerksamkeit leicht darauf aus. Ein lyrisches Werk ist gut. Es schult fließendes Reden, Atemtechniken, Stimmenmodulation und vielleicht noch ein paar andere Dinge ganz automatisch. Außerdem ist es nach zwei, drei Wiederholungen weitestgehend bekannt.
Zudem sollte es etwas tieferes vermitteln, sei es nun ein Gefühl oder eine Perspektive. Hauptsache kein Banalwerk á la "Es war einmal eine Zitrone...".
Was wäre nun also ein brauchbarer Ersatz, bei dem den Fürsprechern des Gebets bis auf Gott nichts verloren geht?
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Re: Schulgebet

Beitragvon 1von6,5Milliarden » Fr 23. Jan 2009, 23:27

Was war denn mit der Zitrone?
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Re: Schulgebet

Beitragvon ganimed » Sa 24. Jan 2009, 01:54

Wie wäre es mit einem Gebet für alle?

Lieber Gott mach mich fromm,
dass ich in den Himmel komm'.
Und für den Fall, es gibt dich nich',
dann 'tschuldigung, ich meint' nicht dich.
Und gibt's den Himmel auch nicht? Hey,
dann bleib ich hier, ist auch okay.
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Re: Schulgebet

Beitragvon Twilight » Sa 24. Jan 2009, 10:58

Die Zitrone ist ein Gedicht von Joachim Ringelnatz.
Nichts gegen Ringelnatz. Aber seine Unterhaltungsgedichte dürften kaum als gleichwertiger Ersatz respektiert werden.
Vielleicht habe ich doch noch was passendes gefunden
Ich meine das erste auf der Seite. "Hoffnung". Es ist sogar FAST ein bisschen religiös. xD
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Re: Schulgebet

Beitragvon Peter Janotta » Sa 24. Jan 2009, 21:48

Der Verein wird auch zu dem Vorfall Stellung nehmen:

die Brights-FG e.V. hat geschrieben:Sehr geehrte Frau Sommer,

als Vertreter einer Gruppe von Personen mit einer Weltanschauung frei von übernatürlichen und mystischen Elementen, sieht der Verein "die Brights-FG e.V." die Aufhebung der Entscheidung des Schulamtes Kreis Neuss bezüglich des Morgengebets in Pesch mit großem Bedenken. Zwar sehen wir die grundsätzlich Intention des Morgengebets den Schülern die Möglichkeit zu geben gemeinsam inne zu halten, um ihren Schultag mit Besonnenheit und Ruhe zu beginnen als löblich an, die Ausgrenzung konfessionsfreier Schüler durch die Wahl eines Gebets, gebietet es jedoch hier nach Alternativen zu suchen.

Wir unterstützen in diesem Zusammenhang den Vorschlag von Schulleiter Wolfgang Grüe:
"Mit der Lehrerin der Klasse habe er nach Alternativen zum Bonhoeffer-Text gesucht – Lieder oder Texte, die geeignet seien, die Kinder in einer Ruhephase auf den Unterricht einzustimmen, aber keine Gebete seien." Quelle: Streit um "Bonhoeffer-Schulgebet", RP-Online, 12.01.2009

Auch andere Vorschläge wie den des Vorsitzenden des Fördervereins der Pescher Schule Andreas Weerth die Wahl einer anderen Strophe in der das Wort "Gott" vorkommt haben wir geprüft. Nach Studium des betreffenden Bonhoeffer-Textes "Von guten Mächten..." kamen wir zu dem Ergebnis, dass in diesem Text leider jeder Strophe der Charakter eines konfessionellen Bekenntnisses zukommt. Besonders heikel scheint uns jedoch die bisher verwendete Textstelle:
"Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag."
Da hier von Gewissheit die Rede ist und damit einem Tatsachenbericht gleich kommt, der von öffentlicher Stelle vorgetragen mit dem Recht auf negative Religionsfreiheit nicht zu vereinen ist.

Natürlich bezieht sich unser Vorbehalt gegenüber des Bonhoeffer-Textes nur auf die Verwendung des Textes als gemeinsames Gebet. Als Teil des kulturellen Erbes ist sonstige Verwendung des Textes im Unterricht natürlich sinnvoll und unbedenklich. Gerade die Behandlung im Unterricht, bietet ja die Möglichkeit über das Werk zu diskutieren und verschiedene Standpunkte zu beleuchten.

Große Besorgnis besteht unsererseits vor allem an den Vorschlägen einiger Bürger das Kind zur Zeit des Gebets aus dem Klassenzimmer zu verbannen. Es besteht eine große Gefahr, dass so ein Vorgehen dem Empfinden des betroffenen Kindes als Bestrafung vorkommt. Das Kind darf wegen seiner Gesinnung aber keine Nachteile erfahren. Wir bitten Sie mit Nachdruck dafür Sorge zu tragen, dass es durch Schulgebete zu keinen Ausgrenzungen kommt.

Wir fordern Sie daher auf von Seiten des Ministerium generelle Klarheit über die Handhabung von Schulgebeten in öffentlichen Schulen in NRW zu schaffen und Alternativen, wie die von Schuldirektor Grüe vorgeschlagene, für den allgemeinen Schulbetrieb zu empfehlen.




Mit freundlichen Grüßen

Peter Janotta
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Re: Schulgebet

Beitragvon Peter Janotta » Mi 11. Mär 2009, 18:38

Heute kam die Antwort in zweierlei Beziehung. Erstens vom Ministerium:

Brief hat geschrieben:Sehr geehrter Herr Janotta,

haben Sie Dank für Ihr Schreiben an Frau Ministerin Sommer, in dem
Sie sich zur Frage des Schulgebets äußern. Sie hat mich gebeten, lh-
nen zu antworten.

Nach einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahre
1979 sind in Gemeinschaftsschulen freiwillige, überkonfessionelle
Schulgebete außerhalb des Religionsunterrichts zulässig. Dies gilt auch
dann wenn ein Schüler an diesem Gebet nicht teilnehmen will, sofern
er in zumutbarer Form dem Gebet ausweichen kann. Die jeweilige Ein-
zelschule entscheidet im Rahmen ihrer Selbstverwaltung über die
Durchführung eines Schulgebets.

Ein Kind darf nicht zum Schulgebet gezwungen werden. Wenn es nicht
teilnimmt, darf es nicht ausgegrenzt oder psychisch beeinträchtigt wer-
den.

Allerdings ist ein generelles Verbot von Schulgebeten nicht zulässig.
Denn sowohl die Landesverfassung als auch das Schulgesetz betonen
als vornehmstes Ziel schulischer Erziehung u.a. die Ehrfurcht vor Gott,
was konkret durch ein gemeinsames Gebet umgesetzt werden kann.

Frau Ministerin Sommer hat die Frage des Schulgebets gegenüber der
Presse öffentlich dargestellt. Weitergehende Klarstellungen, wie Sie sie
fordern, sind daher nicht erforderlich.


Mit freundlichen Grüßen

Im Auftrag

Prof. Dr. Poelchau


Zum anderen habe ich heute aus der Presse erfahren, dass das betreffende Mädchen aus der Grundschule in Pesch herausgenommen wurde und nun wieder der Schultag mit dem Schulgebet begonnen wird:
http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/grundschueler-beten-wieder/
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