PoppersFan hat geschrieben:Was ich nun befürchte ist, dass dies keine Bewegung von wahrheitsliebenden Menschenfreunden ist (wie ich dachte), sondern das ich mich hier auch mit materialistisch motivierten Wertnihilisten in einen Topf werfe, die den Menschen nur als komplexen Chemiebaukasten verstehen wollen und ethische Fragen naserümpfend in den Bereich der Mystik oder sonstigen Unsinns verweisen. Wäre so was auch bright? Naturalistisch wäre es schon...
Meine Antwort: Die naturalistische Realitätsannahme ist eine (metaphysische) Prämisse, ein methodologischer Grundsatz - der Glaube an eine objektiv existierende Wirklichkeit außerhalb unserer subjektiven inneren Wahrnehmungswelt. Wo entsteht aber diese Prämisse, wo wird sie geprüft und für gut befunden? In der Innenwelt, daher der "hypothetische" Realismus. Diese unmittelbar erlebte Innenwelt ist, im Gegensatz zu deiner Aussage, die wahre Realität! Alles andere sind Konstruktionen zum Zweck der Welterklärung und -bewältigung.
Wikipedia hat geschrieben:Als Realität (lat. realitas, von res „Ding“) oder Wirklichkeit wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Gesamtheit des Realen bezeichnet. Real ist dabei das, was auch außerhalb des Denkens existiert, d.h. unabhängig vom nur Gedacht-Sein: Inhalte von Vorstellungen, Gefühlen, Wünschen, Wahrnehmungen u.ä. gelten im Alltagsverständnis zunächst einmal als nicht der Realität zugehörig.
PoppersFan hat geschrieben:Meine Antwort: Die naturalistische Realitätsannahme ist eine (metaphysische) Prämisse, ein methodologischer Grundsatz - der Glaube an eine objektiv existierende Wirklichkeit außerhalb unserer subjektiven inneren Wahrnehmungswelt.
LinuxBug hat geschrieben:PoppersFan hat geschrieben:Was ich nun befürchte ist, dass dies keine Bewegung von wahrheitsliebenden Menschenfreunden ist (wie ich dachte), sondern das ich mich hier auch mit materialistisch motivierten Wertnihilisten in einen Topf werfe, die den Menschen nur als komplexen Chemiebaukasten verstehen wollen und ethische Fragen naserümpfend in den Bereich der Mystik oder sonstigen Unsinns verweisen. Wäre so was auch bright? Naturalistisch wäre es schon...
Wahrheitsliebend? ja natürlich, aber auch Zweifel an (einer absoluten) Wahrheit hat bei uns Platz.
Menschenfreund? soweit es halt notwendig ist. (Also bevor ich Naturalist war, war ich schlimmer)
Wertnihilisten? Werte sind zwar nur von uns Menschen und auch nicht unabhängig vom Zeitgeist, trotzdem ist das kein Grund sich nicht an diese zu halten.
komplexer Chemiebaukasten? Wir sind zwar komplex, aber als Chemiebaukasten würd ich uns nicht bezeichnen, eher wie Dawkins: survival machines
wie gesagt sind wir keine Wertnihilisten. Ethische Fragen müssen beantwortet werden, wenn man mit anderen Menschen in einer Gesellschaft zusammenleben will.
naturalistisch? Wieso? Wissenschaft beschreibt nur was ist, nicht aber was sein soll. Sonst würden wir einen naturalistischen Fehlschluss machen (Bsp: Tiere töten sich gegenseitig, also sollten wir das auch)
eine Ethik des Naturalismus kann halt nicht letztbegründet werden, d.h. es reicht wenn sie sich bewährt, um gültig zu sein
LinuxBug hat geschrieben:Deine wahre Realität trifft also nicht wirklich den Kern der Sache (fragt sich auch, woher du weißt, dass sie wahr sein soll)
Myron hat geschrieben:gibt es eigentlich menschen in Bayer die wirklich Bayern sind, ich mein es gibt Oberfranken unterfranken tiroler usw usf...
PoppersFan hat geschrieben:Mir scheint, ich habe hier das komplette Spektrum naturalistischer Ansichten zu erwarten, zu denen ich auch Materialismus und Reduktionismus zähle und von denen mir einige nun mal quer im Magen liegen. Humanismus ist wohl kein ausdrücklich erklärter Programmpunkt der Brights? Schade. Jetzt muss ich nämlich darüber nachdenken, was sich so alles für moralische Positionen mit dem Naturalismus vereinigen lassen - ich fürchte es sind viele und darunter auch sehr üble, denn über Moral sagt der Naturalismus ja nicht viel...
Oben meinte ich aber die Art von Naturalisten, die mir einreden wollen, ich und sie selbst auch (und Du) wären so ja gar nicht da - und ich habe nun mal keine Lust, mich mit einem Haufen Neuronen zu unterhalten, Personen sind mir deutlich lieber.
Es könnte sein, das die "survival machines" von Dawkins genau mein Problem sind.
Ich fürchte nämlich, dass ein Humanismus ohne die Menschen darin nicht viel Spaß macht, und für das Tier in uns gibt es ja schon die Tierschutzbewegung.
Mit prinzipiellen Zweifeln an der "Realität" meiner Innenwelt beschäftige ich mich lieber nicht mehr so stark, denn ab einem gewissen Punkt fürchte ich immer um meine geistige Gesundheit...
LinuxBug hat geschrieben:Darf ich dich fragen, was du dir von den Brights erwartet hast? Wenn der Naturalismus eine bestimmte moralische Position vorgeben würde, könnte man ihn von einer Religion nicht mehr unterscheiden. Aber ich kann dich beruhigen, die meisten hier sind Anhänger oder stehen den Ideen des evolutionären Humanismus nahe (falls dir das was sagt). (Als ich mich hier angemeldet habe, war das noch deutlicher)
Verliert der Mensch seine "unantastbare" Menschenwürde, wenn man Naturalist ist. Ich denke schon. Ersetzt wird diese meiner Meinung nach mit einem Gefühl des Respekts für das Leben überhaupt. Daraus kann man aber noch nicht schließen wie wir zu moralischen Fragen stehen. (Wobei ich hier mit "wir" jeden einzelnen von uns meine)
LinuxBug hat geschrieben:Bist du ein Speziist? Glaubst du, dass der Mensch von Natur aus besser als Tiere ist?
PoppersFan hat geschrieben:Man kann vielleicht einwenden, der Naturalismus sei doch zumindest atheistisch. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass viele dies hier so sehen und darüber für sich persönlich sogar das Aktionsprogramm der Brights definieren. Ich glaube aber, dass der Naturalismus (bzw. die Naturwissenschaft) nicht einmal solche Aussagen machen kann, wenn er (sie) methodologisch korrekt bleiben will (sorry).
Klaus hat geschrieben:@poppersfan, die brights-Bewegung ist primär nicht politisch definiert, das ist richtig. Der Naturalismus bietet ein breites Spektrum von ethischen und moralischen, politischen und kulturellen Interpretationsmöglichkeiten.
PoppersFan hat geschrieben:Die Frage für mich ist aber, in welchen Kontext ich mich dabei stelle, um a) nicht im falschen Lager zu landen und b) etwas zu bewirken.
Man kann vielleicht einwenden, der Naturalismus sei doch zumindest atheistisch. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass viele dies hier so sehen und darüber für sich persönlich sogar das Aktionsprogramm der Brights definieren. Ich glaube aber, dass der Naturalismus (bzw. die Naturwissenschaft) nicht einmal solche Aussagen machen kann, wenn er (sie) methodologisch korrekt bleiben will (sorry)
Verschärft wird die Sache dadurch, dass viele Naturalisten sich in "radikalmaterialistischen" oder "-reduktionistischen" Posen gefallen - ich will das mal so nennen. Da wird der menschliche Geist dann durch elektrochemische Reaktionen wegerklärt, menschliche Gefühle sind rein hormonelle Erscheinungen usw. Die großen Aufdecker des Aberglaubens! Für einen humanistischen Ansatz finde ich das wenig hilfreich, da braucht man Respekt und Mitgefühl auf nichtchemischer Basis, sonst wird einem das irgendwie nicht abgekauft. Ich glaube, grade viele von den Unentschlossenen kann man mit solchem Zeug gründlich verschrecken...
Weiß nicht, zumindest esse ich sie (die Tiere).
Ist das "von Natur aus" 'ne Fangfrage, so als Naturalistenprüfstein?
enbey hat geschrieben:mal ehrlich, findet ihr sowas auch nicht zu kitschig und lächerlich. ich meine wer braucht denn sowas? ich weiß die zehn gebote zwar nicht auswendig, finde aber sowas völlig albern.
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