von Peter » Mo 7. Jan 2013, 14:21
Nach ziemlich genau einem Jahr heftiger Auseinandersetzungen sind ALLE drei Egelsbacher Kreuze inzwischen von den öffentlichen Plätzen entfernt worden und stehen neben der Kirche auf kirchlichem Grund und Boden. Die sogenannten Ersatzkreuze der 2. Generation sind komplett aus der Öffentlichkeit verschwunden.
Warum die Evangelische Kirche nun ALLE Kreuze - eines sollte ja stehenbleiben - entfernt hat, entzieht sich bisher meiner Kenntnis. (Im Gemeindevorstand hatten Anfang Mai beide Vertreter der Grünen und ein Vertreter der CDU für den kompletten Abbau der Kreuze votiert, die beiden SPDler, einer von der CDU und der damalige Bürgermeister hatten für die faule Kompromißlösung gestimmt, nach der ein Kreuz stehen bleiben sollte.)
Ich halte den Abbau der Kreuze für einen bemerkenswerten Erfolg - wenn man sich mal die Kräfteverhältnisse vor Ort (oder auch im Lande) so anschaut. Aus meiner Sicht könnten dafür drei Gründe ausschlaggebend gewesen sein:
1. Unsere Hartnäckigkeit, in der Sache nicht klein bei zu geben, nachdem Gemeinde und Kirche die Angelegenheit einfach aussitzen wollten und dies auch ein halbes Jahr lang versucht haben.
2. Der Gang an die lokalen Medien und die sachliche und teilweise sogar positive Berichterstattung dort (bezogen auf Print und Fernsehen - HR). Das Öffentlichmachen dieser arroganten, verschwurbelten und abgekarteten Amts- und Hinterzimmer-Politik. Es ist zumindest teilweise gelungen.
3. Die Entscheidung, die Angelegenheit auch publizistisch aus dem Ort herauszutragen und eure Einmischung (z.B. Online-Petition, Diskussion in Blogs). VIELEN DANK DAFÜR! Hier hat es zwar einige Kritik auch von wohlmeinenden Stimmen gegeben ("Was hat es Aussenstehende zu interessieren, was hier BEI UNS IM ORT passiert?!"). Trotzdem bin ich der Meinung, das dies sogar der ausschlaggebende Grund war. Denjenigen, die im Ort das Sagen haben, war die Sache gänzlich entglitten, sie war nicht mehr kontrollier- und steuerbar. Sowas waren sie bisher nicht gewohnt. Wie gehen Pfarrer und Bürgermeister damit um, dass Daniel Dennett aus den USA, Christophe Brass on Mar aus Frankreich und Michael Schmidt-Salomon aus Deutschland sowie noch ein paar hundert Andere gegen die Aufstellung von Kreuzen auf öffentlichen Plätzen in Egelsbach sind?
Abgesehen davon ist auch nicht wirklich erklärbar, wieso das Thema religiöse Symbole auf öffentlichen Plätzen gerade auf einen kleinen Ort in Südhessen begrenzt werden sollte.
Ziemlich übel waren die anonymen Anrufe, - Briefe und Blog-Pöbeleien. Die haben nicht gerade gut getan. Ich muß auch sagen, dass ich davon ziemlich überrascht war. Ich hatte einen freundlichen Brief an die Gemeinde geschrieben, ein halbes Jahr vergeblich immer wieder um Antwort nachgefragt und dann öffentlich kundgetan, dass sowas kein vernünftiger Umgang ist. Dann brach im wahrsten Sinne des Wortes die Meute los... Mich hat das teilweise eher an längst vergangen geglaubte mittelalterliche Szenarien erinnert als an Verhaltensweisen einer "reifen" Demokratie in Mitteleuropa im Jahe 2012... Aber auch in den Blogs gab es zum Glück tapfere Mitstreiter, die sich ebenfalls ziemlich Übles anhören mussten...
Allein, was wäre die Alternative gewesen? Aufgeben, den Kopf in den Sand stecken? Frustriert auf Gott und die Welt schimpfen?
Ich denke, wir haben das nicht schlecht gemacht.