smalonius hat geschrieben:Das Beispiel mit den Parallelen passt recht gut in diese Diskussion über "Wissen und Wahrheit". Die Leute sind 400 Jahre lang auf den Weltmeeren herumgesegelt, irgendwann wurde die Merkator-Projektion entwickelt, und trotzdem hat man nicht gesehen, daß sich Parallelen schneiden. Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen.
ich sehe Deinen Punkt immer noch nicht. Man hat eine Geometrie in der Ebene. Und nun betrachtet man eine Kugel. Das ist ein anderes System. 'Parallele' im einem System muss nicht die Eigenschaften von 'Parallele' im anderen haben.
Was ist denn in der Ebene falsch geworden, seit man weiß, was auf einer Kugel der Fall ist? Warum muss ich eigentlich eine Kugel nehmen? Klar, man nimmt auch Sättel, Kegel, Tori oder sonstwas, aber man könnte auch einen unregelmäßigen Körper nehmen. Wo willst Du die Grenze ziehen? Und, das ist eigentlich interessanter, kommt hier nicht ein wenig Platonismus ins Spiel? Hätte nicht jemand, der 'Kugel' realisierte, schon vor Urzeiten auf schneidende 'Parallelen' kommen können, bevor man erkannte, dass die Erde im Prinzip so beschrieben werden kann und darauf herumsegelte? Könnte es vielleicht sogar 'Urbilder' geben, die man nicht konstruiert, sondern entdeckt?
Nur nebenbei, ich bin gegen JTB im Bereich der Naturwissenschaften, also dort der Auffassung von Darwin Upheaval. Ich sehe aber ein, dass man als Philosoph noch einen Tick allgemeiner denken kann. Wenn Du Recht hast, müsste eigentlich Myron Recht haben, oder sehe ich das falsch? Er vertritt die allgemeinere Auffassung, die Naturwissenschaften wären dann ein Spezialfall innerhalb dieses Modells, Mathematik ein anderer, Geschichtswissenschaften wieder ein anderer.