Jetzt sind wir wirklich verdammt weit weg von der Menschennatur... Die Soziologie, auf die sich ja hier so oft berufen wird, hat ihre ganz eigenen Prämissen bezüglich der Anthropoplogie; es gibt natürlich immer abweichler, aber der Konsens, aufden Wissenschaften zurückzugreifen gewungen sind um in irgendeiner Weise zuträglich forschen zu können, ist ungefähr jener, den Prof. Dr. Bernhard Nauck von der TU Chemnitz in der vierten seiner Vorlesungen zur Erklärenden Soziologie darstellte. Ich weiß nicht, ob es legal ist, auf seine Folien im Internet hinzuweisen; ich bitte die Moderatoren, mich möglicherweise zu zensieren, falls es fraglich sein sollte:
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hxxp://www.tu-chemnitz.de/phil/soziologie/institut/Lehrveranstaltungen-169.html
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link entfernt -folgsam)
Will man also soziologisch, rückgreifend auf die Wissenschaften ( und demnach nicht philosophisch) die Menschennatur betrachten, sind die Richtlinien, welche die soziologische Forschung weithin als gegeben und wahr annimmt, doch eine nicht zu verachtende Grundlage.
Ein jeder, der redlich philosophieren möchte - und Redlichkeit muss nicht für jeden als Tugend gelten! genauso wenig wie Gerechtigkeit - kann aber ein einseitiges Bild des Menschen und einer damit für möglich gehaltenen verbundenen Natur des Menschen, nicht vorherrschen. "Mensch als soziales Wesen" ist nun hier im Schwerpunkt betrachtet worden; dazu dann noch die immer sehr spekulativ ausfallenden Hypothesen zu Erbanlage und Merkmalsausprägung unter Umwelteinflüssen. (Es git da ein ein unverschämt kluges Mädel namens Jule Konrad, die eine Charakterbldungstheorie sich erdachte, welche nicht auf Grundlage wissenschafltich-empirischer Data erstellt wurde, aber hervorragend von der Biologie gestützt werden kann.) Dann gab es noch einen sehr unwissenschafltichen Exkurs in die Pädagogik. Schließlich noch das immer wieder auftauchende Gerede vom "Prinzip der Evolution", "Darwinismus" und lauter solchen Sachen; ich weise gern noch einmal daraufhin: evolutionäres Denken ist eine sehr erfolgreiche Methode um herauszufinden, weswegen viele Dinge heute so sind, wie sie nun eben einmal sind; dass wir Arme und Beine und ein riesiges Gehrin haben - n i c h t aber gibt evolutionäres Denken eine Richtlinie dafür, wie der Mensch sich verhalten sollte! Der Mensch ist nun eben nicht mehr ausschließlich zweckmäßig "handelnd", wie dessen Ogane es tuen, sondern zweck t ä t i g handelnd; wozu der Mensch seine evolutionär "erlangten" Gegebenheiten gebraucht, liegt ganz in dessen ermessen, und nicht im Ermessen einer über dem Menschen wirkenden, ordnenden Kraft oder Macht. Auch kann die Lehre von der Evolution uns Aufschluss darüber geben, wie der Mensch sich entwickeln wird, wenn er dies oder jenes beschließt zu verfolgen und ist insofern bei einer weitreichenden Zielsetzung mit einzuberechnen; doch bedeutet dies n i c h t , dass der Mensch sich an der Evolution zu messen habe.
Alles in allem habe ich nicht das Gefühl, dass es hier einen Vorschritt im Denken gab. Vielleicht sind wir jetzt alle ein wenig mehr informiert über dies und jenes; doch mit informiert sein ist noch nichts getan (wer die Nachrichten täglich konsumiert, ist selber schuld wenn er hinterher eines klaren Gedankens über etwas außerhalb der konkreten Zeitlichkeit nicht mehr fähig ist; nein wirklich, Lärm tötet Gedanken - wer mir nicht glaubt, der vage das Experiment.)
Den Denker scheidet - unter anderem - vom Gelehrten, dass er mit seinem Blick nicht nur Ein Ding auf einmal scharf zu fassen vermag; des Gelehrten Auffassung von Wahrheit ist eine metaphysische.
Hat jemand Lust von seinen Überzeugungen abzusehen?
Es ist einmal das Wort davon gefallen, das es der Kern der Erziehung sei, ein der Gesellschaft angepasstes Individuum zu erzeugen.
Hier tritt der unter anderem ein vermutbarer Widerspruch auf: der Widerspruch einer "zweiten Natur", welche kulturell überformt ist, zu einer "ersten Natur", welche das roh natürliche ausmacht, den "Stoff aus dem man besteht". Doch es gehört unzweifelhaft zur "ersten Natur" das eine solche "zweite Natur" überhaupt möglich werden kann. Oft viel hier auch das Wort eines sich selbst bewussten Charakters, der in einem verträglichen Maße mit seiner Umwelt interagiert. Das ist es eben im allgemeinen, was heute als gutes Leben bezeichnet wird, was aber nicht bedeutet, dass es das beste Leben auch wirklich ist. Die antiken Philosophen meinten, dass die Menschen so unglücklich seien, weil sie sich so wenige Gedanken machen - so ist die Dummheit zu einem schlechten Ruf gelangt, über Jahrhunderte der Predigt jenes Satzes; war einmal der Zeifel gesät, musste er nur noch wachsen. Ebenso das christliche Vorurteil, welches die Menschen an ihrem Handeln zweifeln machte, indem es besagte, dass man deswegen so unglücklich sei, weil man so egoistisch ist. So ist eben jeder Grad von Selbtsucht mehr und mehr in Verruf geraten, bis man das schlechte Gewissen bei egoistischen Handlungen hatte. Wahrheit ist, das beide Lehren den Menschen unglücklicher gemacht haben, indem sie verschiedenen Arten zu handeln das schelchte Gewissen beilegten, welches eine nicht zu vernachlässigende Form des Leidens darstellt!
Insofern ist jedes hier gefallene Wort von "guter Erziehung" ein beliebiger Dünkel. Es sind Gesellschaften denkbar, in denen man unter Erziehung das Gegenteil von dem heutigen Begriff versteht - es ist eben nur ein Begriff; in den wissenschaften wird er, wie von Frege einst gefordert, festgelegt. In der Philosophie kann man ihn fast beliebig füllen, so wie auch im naiven Denken und kategorisieren. Nicht zu leugnen ist wohl, dass es ein entsprechendes Realium gibt, welches irgendetwas mit kultureller Ausprägung zu tun hat. Man kann ja z.B. untersuchen, inwiefern sich die Auftucht des Nachwuchses bei Tieren von der Erziehung der Kinder beim Menschen unterscheidet; sehr klar tritt hier, für mich im ersten Moment, wieder die Zwecktätigkeit hervor - man erzieht Kinder nicht einfach so, sondern auf ein Ziel hin; man bringt ihnen mit gesetzten Zwecken etwas bei, was in jeder Kultur unterschiedlich sein kann. Was würde denn unsere Erziehung im Urwald bei den primitiven (nicht wertend gemeint, ihr politischen Denunzianten!) Kulturen im Urwald nützen! Da gibt es ganz andere Sitten! Ja, die Sitte - dahin kommt es wieder! Moral - in der Erziehung! Moral, die nun einmal nicht beliebig, aber sehr wohl keine von den unzähligen absolut, kategorisch ist!
Vom Standpunkt einer Moral aus nun die Natur des Menschen erklären zu wollen, um vorzfinden, was man vorzufinden hofft - das hat weder mit Wissenschaft, noch mit vernünfitgem Denken etwas zu tun! Also - ersteinmal sich von unserer Zeit entfernen!